Ohne mich hier an vorangegangenen Posts zu verhaken, was man leicht könnte, versuche ich mal eine grobe Zusammenfassung und Schnelleinschätzung zu ein paar Dingen:
Zusammenfassung:
Der TE kennt sich mit Bikes und auch Schrauben allgemein aus aufgrund eines breiten Rennradhintergrunds.
Der TE ist sehr fit und hat auch eine Basis-Erfahrung Trail/MTB hinsichtlich Fahren, außerdem ist er Berg-affin. Er kommt also an alpine Trails und weiß sich in der Umgebung grundsätzlich zu verhalten. Außerdem kann er einige Zeit am Stück in passender Umgebung verbringen. Er wird also recht schnell auf ein solides S2 Niveau (nach originaler Intention der Singletrack Skala) kommen mit Potential in Richtung S3. (S3 ist aber auch was, das man in alpiner Umgebung vielleicht nicht alleine fahren sollte, wenn man nicht gerade viel Erfahrung und sehr solide Fahrtechnik hat.)
Die Hauptintention des TE sind alpine Touren mit alpinen Trails im Bereich 2000 Hm pro Tag. Gerne auch mal mit Bike-Tragen, aber nicht exzessiv. Das Bike soll aber auch mal mit Liftunterstützung bzw. Shuttle bewegt werden mit entsprechend angelegten Trails. Ich schätze mal, dass dann aber eher so Sachen wie Vinschgau oder Reschen interessant sind als klassische Jump Tracks a la Whistler A Line (das ist jetzt meine Einschätzung). Bike Park Tracks mit Jumps auch mal, aber keine 10 m Tables.
Der TE ist auch kein junger Wilder mehr, aber sportlich ambitioniert, der sich gerne in eine neue Richtung ausprobieren bzw. erweitern möchte (etwas Basis ist auf jeden Fall da). Naturerlebnis ist aber genauso wichtig wie sportliches Erlebnis, deshalb eher natürliches Gelände als Hauptbetätigungsfeld und weniger Bike Park.
Zur Disposition steht im Moment ein Propain Hugene und ein paar andere Kandidaten.
Meine Einschätzung: Propain Hugene trifft es sehr gut. Insgesamt eher ein potentes Trailbike als ein Enduro, aber auch nicht weniger als 130 mm hinten, weil sonst vielleicht zu speziell weg vom Allrounder, der auch gebaute Strecken gut kann.
Auch sollte das Bike leicht sein, daher tendenziell eher Carbon, aber insgesamt auch nicht zu teuer, sprich Boutique-Marken mit Carbon-Frames zum selber aufbauen sind eher raus. Budgetrahmen: 5000 €
Dann noch ein paar Bemerkungen von mir:
Zum Thema Lenkwinkel/Reach möchte ich einwerfen, dass im Steilen es wichtig ist, das Vorderrad weit genug vor sich zu haben, um trotzdem noch eine recht zentrale Position beim Fahren beibehalten zu können. Das lässt sich sowohl durch größeren Reach als auch durch flacheren Lenkwinkel erreichen. Ein größerer Reach macht das Rad tendenziell insgesamt länger und damit auch behäbiger, ein flacherer Lenkwinkel macht ein Rad stabiler vom Lenkverhalten und damit ebenso behäbiger. Es geht also beides in eine ähnliche Richtung, es gibt aber auch Unterschiede im Fahrverhalten, die aber gar nicht so leicht zu erklären sind, wenn man den Unterschied selbst nicht erfahren hat. Ich würde allgemein raten, beides nicht zu extrem zu wählen, zusammen funktioniert beides wahrscheinlich am besten. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass ich im Moment eher einen kurzen Reach ( also nicht absolut kurz, aber vielleicht etwas kürzer als aktuell trendy) und dafür einen recht flachen Lenkwinkel (63,5 Grad) fahre, was für mich ein sehr gut beherrschbares Bike ergibt, das aber gerade auf eher winkligen Trails nicht zu sperrig ist. Für das gesuchte Trailbike würde ich aber als Hausnummer einen HA von 64-65 Grad empfehlen. Anpassungen durch Angle Sets sind eventuell gut machbar (hängt vom Steuersatz-Standard des Bikes ab).
Zum Thema Größe insgesamt, würde ich dem TE vielleicht empfehlen, sich mal das RAD Maß von Lee Likes Bikes anzuschauen. Für mich ein recht plausibles Argument hinsichtlich Größe, das zwar mMn nicht völlig auf Trailsbikes zu übertragen ist (da müsste man die Ausgangshaltung ggf vielleicht ein bisschen adaptieren), aber das doch sehr gut erklärt, warum der Longer-Slacker-Trend gerade von vielen EWS Profis nicht geteilt wird. Andererseits gilt zu bedenken, dass weniger Länge mehr Fahrkönnen erfordert, da ein weniger an Schwerpunktsverlagerung ein mehr an Auswirkungen bedeutet, und Fahrkönnen hat eben auch viel mit sehr präzisen und sehr wenig ungewollten Bewegungen zu tun. Mit anderen Worten: längere Bikes bieten mehr Room for Error!
Andererseits will man auf alpinen Trails, die gerne mal eng und winklig sind (anders als die meisten gebauten Trails) auch keinen Langholzlaster. Entscheidender ist aber mMn das Verhältnis vorne-hinten. Insbesondere will man für ein ausgewogenes Handling keine zu kurze Kettenstrebe. Eine kurze KS mag zwar für Bike Park ein agiles Verhalten für Drifts, Flicks etc. bieten, das spielt aber auf natürlichen Trails eher eine untergeordnete Rolle. Dafür ist es mit einer kurzen KS oft schwieriger, ausreichend Druck aufs Vorderrad für offene Kurven zu bekommen.
Zusammengefasst könnte man etwas phrasenhaft sagen: Die goldene Mitte macht’s, solange man sich im Bereich der modernen Geometrien bewegt (wo aber noch nicht alle Hersteller angekommen sind, die bisher genannten aber schon).
Zu den geposteten Kinematik-Kurven von Carbonda:
Sieht für mich nicht so gut aus. Erstens ist die trogartige Leverage-Curve erfahrungsgemäß schwer abzustimmen und bräuchte einen Luftdämpfer mit extremer Progression am Ende des Federwegs. Gerade moderne Dämpfer sind aber von dieser Eigenheit eher weg, da sich ja glücklicherweise die meisten Hinterbau-Konzepte der wichtigen Hersteller in den letzten Jahren sich da erheblich verbessert haben. Zweitens ist der Anti-Squat so niedrig, dass man wahrscheinlich einen Dämpfer mit guter Plattform will und die dann auch regelmäßig anwenden würde. Also es ließe sich sicher eine zumindest akzeptable Lösung hinsichtlich Dämpfer finden und dann so anpassen, dass es gut funktioniert, aber einfach wird das nicht. Deshalb würde ich eher zu Bikes mit erwiesenermaßen deutlich besseren Kinematiken greifen, was im Prinzip fast alle hier bisher genannten Bikes sind. Bei weiteren Fragen:
https://linkagedesign.blogspot.com/
Abschließend werfe ich nochmals ein Bike in die Runde, das ich sehr interessant finde und das vom Ansehen her sehr gut hierher passt, das ich aber persönlich nicht kenne und das ich jetzt auch noch nicht soviel gehört habe. Kann da jemand ggf mehr dazu sagen?
https://www.arc8bicycles.com/bikes/mountain/essential