Ich hätte lust auf einen Thread um über leverage ratio kurven zu diskutieren. schon ein sehr interessantes thema.
@foreigner Ich habe an meinenem dreadnought eine kurve, die ca 75% des federwegs eine gleichmässige, leichte progression hat, und dann steil abfällt. Das Yeti SB160 hat eine sehr ähnliche kurve.
Was denkst du dazu? ich interpretiere es so das das rad gut über wurzeln ect ballert weil es nicht so sehr verhärtet in der mitte. gleichzeitig gibt es aber guten durchschlagsschutz am ende womit ein Coil dämpfer top funktioniert.
Der hinterbau hat allerdings ehr weniger pop.
Kommt das hin oder siehst du das anders?
Solche Diskussionen kranken gerne mal an der Sprache. Für den einen hat ein Hinterbau Gegenhalt, für den anderen verhärtet er. Das ist dann einmal positiv und einmal negativ, dabei ist es grundsätzlich keines von beiden per se, sondern es kommt darauf an, was man will.
Grundsätzlich macht es eigentlich am meisten Sinn, sich die auftretenden Kräfte anzusehen und das wäre dann immer eine Kombination aus Federelement und Übersetzung (wenn man mal von praktischen Dingen wie Reibung absieht).
Lässt man Dämpfung erst mal weg und betrachtet nur die Feder, dann gibt es bei der schön einfachen Stahlfeder eine lineare Zunahme der Kraft mit der Auslenkung. Nimmt das Übersetzungsverhältnis konstant zu, dann hat das eine vergleichbare Wirkung, dass nämlich die Kraft linear zunimmt, nur dass wir hier nicht im Nullpunkt starten. Für die konstante Zunahme im Übersetzungsverhältnis ist übrigens weniger die Steilheit der Kurve an sich interessant, sondern das Verhältnis aus Anfangs- und Endpunkt (um auf dieselbe Kraft zu kommen, braucht man dabei dann natürlich unterschiedlich starke Federn). Eine Übersetzung, die von 3 auf 2,4 fällt, bewirkt dieselbe Kraftzunahme im Verhältnis wie eine Kurve, die von 2,5 auf 2 fällt, hat in den Diagrammen aber eine andere Steilheit. Davon darf man sich dann nicht täuschen lassen.
Kombiniert man nun die Kraftverläufe aufgrund der Federauslenkung sowie aufgrund des Verlaufs des Übersetzungsverhältnisses, kommt man auf eine quadratische Kurve (lineare Kurve mal lineare Kurve). Es ist allerdings keine Parabel (Edit: gemeint ist hier keine x-Quadrat-Parabel, allgemein natürlich schon) weil das Übersetzungsverhältnis nicht im Nullpunkt beginnt (betrachtet man die Feder im Sag, tut sie das übrigens auch nicht mehr). Dass die Kraft, welche das Fahrrad mit dem Federweg aufnehmen kann, quadratisch zunimmt, macht insofern Sinn, dass die Energie beim Fahren mit der Geschwindigkeit quadratisch zunimmt. Wenn man mal ganz vereinfacht annimmt, man trifft mit der doppelten Geschwindigkeit auf ein Hindernis, dann muss im Prinzip die vierfache Energie verarbeitet werden. Würde eine Feder ohne die Hilfe eines entsprechenden Übersetzungsverhältnisses das übernehmen, hätte sie auch die vierfache Auslenkung.
Dieses Beispiel ist natürlich eine sehr grobe Vereinfachung, alleine schon weil die Dämpfung vernachlässigt wird, die bei realen Federelementen aber bei zunehmenden Geschwindigkeiten (im Beispiel korrelieren Geschwindigkeit von Bike und resultierenden Kolbengeschwindigkeiten in der Dämpfung gut, weil schneller ausgewichen werden muss; ist nicht immer so) immer mehr Anteil an der Kraftaufnahme hat.
Was ich damit auch nur sagen will: Die Realität, die sich aus einem Übersetzungsverhältnis ergibt, ist weniger einfach, als dies auf den ersten Blick erscheint (insbesondere, wenn man noch Luftfedern dazunimmt). Deshalb würde ich solche Interpretationen von Leverage Curves mit ein wenig Vorsicht genießen. Ja, man kann da bestimmte Schlüsse ziehen und es gibt sicherlich Verläufe, die ergeben mechanisch-dynamisch einfach keinen Sinn. Aber ich würde sie auch keinesfalls überbewerten. Wer meint, nur aufgrund von einer Leverage Curve durch schnelles Hinschauen zwei Bikes gegenseitig einordnen zu können, der vereinfacht wahrscheinlich ein bisschen viel. Zumal dann ja auch immer noch die Frage im Raum steht, wo man wirklich hin will. In dem Zusammenhang ist es zum Beispiel etwas anderes, ob ich ein Fahrwerk für einen Renneinsatz mit einigen Testfahrten auf eine spezielle Strecke abstimme oder ob ich ein Setup will, das für eine breite Bandbreite an Anforderungen funktionieren soll, weil ich nicht immer vor der Fahrt weiß, was da genau auf mich zukommt.