Altern Titanrahmen schneller als Stahl oder Alurahmen?

DickHard

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Ich habe in einer alten Tour gelesen das einer der Nachteile
von Titanrahmen darin liegt , daß diese schneller altern. (?)
Ich denke der Redakteur meint damit das das Titan an den Belastungsstellen schneller spröde wird und irgendwann bricht....
Ist das so? und warum ist das so?
Sind Titanrahmen i.d.R. unterbemessen oder spinnt der Redakteur?
Hier gibts doch Titanspezialisten...eine Antwort wäre nett...

:bier:
DickHard
 
hier ein ansatz...

STAHL KANN NICHT BESSER SEIN TITAN BEI GLEICHEM GEWICHT!
Titan, das 22. Element im Periodensystem der chemischen Elemente, ist kein seltener Bestandteil der Erdkruste (mit einem Vorkommen von 0,6% liegt es an 9. Stelle).
Seit der Einführung eines wirtschaftlichen und qualitativ zuverlässigen Verfahrens zur Gewinnung von Titan aus Erz in den frühen 50er Jahren wurden verschiedene Titan- Basiswerkstoffe entwickelt, um den speziellen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Diese kann man grob in zwei Kategorien unterteilen:
Reintitan (c.p. Ti = commercial pure Ti) zusammengesetzt aus > 99,2% Titan, zuzüglich der Begleitelemente wie Sauerstoff, Kohlenstoff, Eisen.
Titanlegierungen, d.h. Titan mit 2 - 20% oder mehr an Legierungselementen wie Aluminium, Vanadium, Zinn, Chrom, Zirkonium.
Titan- der Werkstoff mit den einzigartigen Eigenschaften. Wo andere Werkstoffe am Anforderungsprofil versagen, bietet Titan die Lösung.
Ob man in die Tiefen des Weltraums, der Meere, atomarer Strukturen oder des menschlichen Körpers eindringen will, ohne den Werkstoff Titan ist eine Realisation dieser Vorhaben undenkbar geworden.Gute Korrosionsbeständigkeit, hohe Festigkeit bei niedriger Dichte, extreme mechanische und thermische Belastbarkeit und Körperverträglichkeit sind die wichtigsten Gründe für die vielseitige Anwendung von Titan.
Titanwerkstoffe können aber auch auf anderen als den angestammten Gebieten eine interessante Alternative sein. In einer ganzen Reihe von Grenzfällen ist deshalb eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Stahl/Titan empfehlenswert, zumal mit den oben erwähnten titan-typischen Eigenschaften gegenüber Stahl oft genug eine erhebliche Reduzierung der Materialkosten verbunden ist. Bei gleicher Festigkeit ist Titan immerhin 42 % leichter als Stahl. Und weil der Konstrukteur Volumen benötigt, aber Gewicht bezahlt, sind gegenüber Stahl auch die Kosten um 42 % geringer. Wirtschaftlich wiegt das schwer.
Die Anwendungen von Titanlegierungen können grob in drei Kategorien unterteilt werden:
Anwendungen, bei denen gute Struktur- und / oder Temperatureigenschaften von Titanlegierungen im Verhältnis zu ihrer geringen Dichte erforderlich sind. Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen den Festigkeitseigenschaften und der Dichte das höchste bei den metallischen Bauteilen.
Anwendungen, bei denen ein sehr hoher Korrosionswiderstand gegen bestimmte aggressive Medien, wie in der chemischen Industrie, verlangt wird.
Spezielle Anwendungen, die auf den einzigartigen Eigenschaften von Reintitan und Titanlegierungen basieren
Die Herstellung von Titan- Halbfertigfabrikaten läuft während der Verarbeitung vom Erz zum gewalzten Produkt in drei wesentlichen Verfahrensschritten ab:
Reduktion von Titanerz (Rutil, Ilmenit) zu einer "Schwamm" genannten porösen Form von Titanmetall.
Schmelzen des Schwamms, bei Legierungen natürlich zuzüglich der Legierungselemente, zur Herstellung eines Blocks.
Umformung der Blöcke über Brammen zu allgemeinen Walzprodukten oder über Zwischenabmessungen zu Stäben oder Freiformschmiedestücken.
Die für Titan typischen Eigenschaften entstehen in den beiden ersten Phasen; die Blöcke werden durch Schmiede- und Walzvorgänge zu Halbzeugen umgeformt, ähnlich wie bei Stahl.

Zum Vergleich:

c.p. Ti Ti - Legierungen Stähle RSH-Stähle CFK
Dichte:
[g/cm3] 4,51 4,1 ÷ 4,8 7,8 7,9 ~ 1,3

Dehngrenze 170 ÷ 500/400 ÷ 1.400/200 ÷ 2.000/250 ÷ 600/600
0,2% [MPa]

Elastizitäts-
modul [GPa] 110 80 ÷ 115 210 195 70 ÷ 120

Wärmeaus-
dehnungsko-
effizient
[10-6/°C] 9 7,5 ÷ 10 11,7 17,3 - 0,4 *
20 **

Wärmeleit-
fähigkeit 22 6 ÷ 13 65 14 k.A.
[W / (m K)]


* in Faserrichtung
 
Allerdings schreibt der von allen hier hoch geachtete ;) Herr Christian Smolik:"Obwohl gerade die Titanlegierungen viel Boden gutgemacht haben, hapert es bei diesem edlen Werkstoff (unterhalb von 882°C besitzt Titan eine hexagonale Gitterstruktur mit vielen Gleit-und Zwillingsebenen) immer noch an der DAUERSCHWINGFESTIGKEIT. Außerdem beträgt der Elastizitätsmodul von Titan nur etwa die Hälfte von Stahl. Damit biegt sich ein Titanrohr gleicher geometrischer Abmessung bei einer Belastung doppelt so weit durch wie ein entsprechendes Stahlrohr.
Aus diesem Grund sind Titanrahmen gleicher Seitensteifigkeit schon wegen der Bruchbelastung gegenüber Stahlrahmen immer überdimensioniert. Das wiederum gleicht die schlechtere Dauerhaltbarkeit (zumindest bei den hochfesten Titanlegierungen) FAST ganz aus." (Quelle:Fahrrad Rahmenbau 1997)
 
wir halten fest:

ein Ti-Rahmen mit gleicher Festigkeit/Steifigkeit wie ein Stahlrahmen ist auch genauso schwer. Leider muß man einen St-Rahmen lackieren, damit er nicht rostet. Hier kommen also die 100-150gr Mehrgewicht zusammen.
Vom technischen sind beim Stahl die Grenzen vor allem in der Beulgefahr zu sehen (Coladose). Diese liegt bei Ti insofern nicht vor, weil bei gleichem Rahmengewicht die Wandung fast doppelt so hoch sein kann. (Dichte von St: 7,8; Ti: 4,5).
Demnach kann ich einen Ti-Rahmen leichter bauen, jedoch ist er dann weniger dauerschwingfest und kann leichter brechen.
 
...also wenn man go-dirts und Yetis Beiträge liest und vorsichtig zusammensetzt kann man nur zu j.ö.r.g.'s Resumee´ kommen.
d.h. der Redakteur hatte recht wenn es um den Koeffizenten aus Gewicht und Dauerschwingfestigkeit im Vergleich mit Stahl geht.
Dieses Problem haben aber im Besonderen auch Alurahmen die dem mit Extremoversizing entgegentreten.....
wie ist denn jetzt die Praxis, oder ist die Qualität und Bemessung der einzelnen Titanschmieden so unterschiedlich, daß man darüber nix sagen kann. Gibt es vieleicht soetwas wie eine Markenübergreifende Statistik über Rahmenbrüche?
Ich kann selber leider nicht auf eigene Erfahrung zurückgreifen da ich in meiner Händlerzeit nur 2 oder 3Titanbikes verkauft hab, wenn überhaupt.
@andy2 -> Cannondale gibt auch lebenslange Garantie;) und die brechen ab und an
 
das mit der lebenslangen garantie ist eh ein witz, denn welches leben nimmt man?

das des fahrers: im schnitt so etwa 75 jahre, kann durch einen rahmenbruch jedoch drastisch reduziert werden

das des rahmen: endet mit dem bruch (für den hersteller die eleganteste lösung:cool: )

das der firma: meist in der bike industrie auch zu kurz um wirklich die rahmen zum brechen zu bringen:( und nach zwei drei brüchen endet das vielfach im konkurs...

frohes biken auf den versicherten stühlen!

luki
aus der überversicherten schweiz
 
Nach allem was ich bisher erfahren habe, wäre ein Titanrahmen im Vergleich zu einem gleich dimensionierten Stahlrahmen weicher und weniger dauerschwingfest. Aus diesem Grund verwenden seriöse Hersteller größere Rohrdurchmesser, um die Schwingung des Rahmens einzuschränken und so einen fahrbaren und haltbaren Rahmen herzustellen. Häufig werden die Dimensionen auch an die Rahmenhöhe angepaßt. In den Anfängen des Titanrahmenbaus sah das noch anders aus, sodaß es häufig zu Rahmenbrüchen kam. Obwohl mir keine Statistiken bekannt sind (die wären vermutlich auch geschönt), ist ein moderner Titanrahmen einer tauglichen Firma meiner Meinung nach sehr haltbar. Zum einen rostet er nicht, nachdem sich bei Sauerstoffkontakt eine dünne Oxidationsschicht über das Material gezogen hat, zum anderen erfolgt die Fertigung unter strengen Qualitätskontrollen. Das ist auch entscheident, da die Verarbeitung von Titan sehr schwierig ist. Von "Billiganbietern" sollte man auf jeden Fall die Finger lassen! Aufgrund dieser nötigen Kontrollen kann man auch von geringsten Fertigungsschwankungen ausgehen. Es gibt allerdings auch Nachteile: Ein beschädigter Rahmen ist meist nicht reparabel (im Gegensatz zu einem gelöteten Stahlrahmen) und bei der Montage von Teilen verbraucht man jede Menge Kupferpaste, sonst hat man schnell Passungskorrosion. Kurzum: Wenn man nicht schon einen Titanrahmen besitzt, sollte man sich mal Stahlrahmen der obersten Preisliga anschauen. Viele der dort verwendeten
Legierungen (z.B. Columbus FOCO oder Reynolds 853) sind so hart, das die befürchtete Beulgefahr geringst ist, leicht zu verarbeiten, dauerschwingfest und setzen maximal Flugrost an, wenn der Lack mal was abbekommt.
 
Hi,

hab ma' versucht rauszukriegen, ob es tatsächlich so etwas wie "Alterung" bei Metallen im allgemeinen und bei Stahl, Alu und Titan im speziellen gibt.
Also ob die Materialien belastungslos einer Verminderung Ihrer Festigkeit unterliegen. Gehört wohl zur Festkörperphysik.

Nachweise darüber gibt es aber nicht. Stahl müsste man dann wohl so fuffzig Jahre beobachten.

Mit Alterung ist eher Festigkeitsverlust unter Dauerschwingung oder Spitzenbelastung gemeint.

Und da wird inner Fachliteratur die Ansicht vertreten, dass Alu die geringste Dauerschwingfestigkeit hat, Titan ist besser, Stahl noch besser, wenn man jeweils gleiche Voraussetzungen hat, also Gewicht und Dimensionierung usw. und dass auch in entsprechendem Verhältnis zueinander.

Da es ja bei der ganzen Sache aber darum geht Gewicht zu sparen, wirds ein bisken komplizierter. Und dann trifft die Aussage möglicherweise wieder zu.

Und nach dem mir jetzt mehrere Aluteile einfach so brechen, Spannungsbelastung ja, aber keine Schwingungen, glaube ich fast wieder, dass an der Alterung was dran sein könnte.


Tschö
Daxi
 
Titan ist Müll (aus der russischen Rüstungsindustrie)
und zum Bau von hochbelasteten Fahrradrahmen auf Grund seiner Materialeigenschaften denkbar ungeeignet....und kommen Sie mir bitte nicht damit das es durch den Weltraum fliegen kann,
das kann ein Weissbrot:confused: auch( ein bek. Rahmenbauer der unerk. bleiben will)

Nach Grundlegenden Recherchen meinerseits halte ich Titan für genauso geeignet/ungeeignet wie Aluminium. Es kommt jedoch maßgeblich auf die Legierung an.........
Kult ist es allemal so ein Merlin oder Litespeed u.a.

Das Material welches bei geeigneter Legierung und geeignetem Rohrsatz (Antikorrosionsbehandlung und hochwertige Schweissnähte vorrausgesetzt) die sinnigste und haltbarste Variante darstellt ist Stahl. da kann man machen was man will........sogar Cannondale fahren;) .
Das ist allerdings sehr theoretisch. Sehr gut verarbeitete Alurahmen wie Yeti, Cannondale, Klein u.a. halten ,wenn man von "Montagsrädern" absieht auch sehr sehr lange.
Titan kommt dabei schlechter weg als Stahl
nixweiss.gif

DickHard
 
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