Ein paar Beobachtungen meinerseits dazu.
Zum einen habe ich vor einigen Monaten angefangen regelmäßig Liegestütze zu machen und fand den Punkt im Video bezüglich der Position recht interessant. Tatsächlich mache ich meine Liegestütze sogar tendenziell mit den Armen recht nah am Körper, was glaube ich eher den Trizeps belastet. Würde bei mir passen, der ist nämlich deutlicher ausgeprägt. Insgesamt spricht das für mich aber recht deutlich für eine Armhaltung näher am Körper und sei es nur um den Trizeps effektiver in die Bewegungen einbinden zu können.
Zweitens beobachte ich schon lange die Haltung der Profi DH Fahrer und mir fällt auf, dass insbesondere mit Ankunft der deutlich geräumigeren Cockpits deren Haltung auf dem Bike extrem entspannt ist. Soll heißen, Ellbogen sind deutlich NICHT aggressiv nach außen gestreckt, sondern die Arme befinden sich in einer entspannten Haltung nach vorne zum Lenker wie von Marc im Video beschrieben.
In diesem Zusammenhang stieß ich vor einiger Zeit auf die Beschreibung die "Brust offen" zu halten, was ich einen interessanten Ansatz fand und so eben auch bei besagten Pros zu erkennen glaubte. Wie
@Marc B im Video beschreibt, verdreht der "Ellenbogen raus" Ansatz die Schultern recht unnatürlich, etwas was bei den Worldcup Pros eben nicht zu sehen ist. Im Gegenteil sind deren Schultern relaxt und somit die "Brust offen". Wie Marc auch im Video erwähnt, sollten die angewinkelten Ellbogen vermeiden, dass man zu weit hinten hängt. Insofern macht es für mich absolut Sinn, dass auf modernen Bikes diese "Vermeidungshaltung" eher kontraproduktiv ist, denn idealerweise stehen wir bedingt durch die Geo ohnehin sehr zentral im Bike.
Ich habe aufgrund dessen für mich also einmal probiert meinen Fokus beim DH fahren auf Brust und (geraden) Rücken zu lenken um die korrekte Haltung zu erzeugen und das Ergebnis war tatsächlich recht spektakulär. Die Blickführung ging wie von selbst wahrnehmbar weiter nach vorne, die Bereitschaft auf den Untergrund zu reagieren war deutlich erhöht und der Kraftaufwand extrem reduziert. Außerdem konnte ich so die hängenden Fersen wesentlich konsequenter beibehalten. Das ist etwas was sich, bedingt durch den Umstieg auf Klickpedale vor einigen Jahren, bei mir immer wieder einschleicht, die Tendenz auf den Zehenspitzen zu balancieren wenn der Untergrund zu ruppig wird. Etwas, was ich ebenfalls auf angewinkelte Ellenbogen zurückführe, da diese dazu verleiten den Oberkörper nach vorne zu bringen und somit zu viel Gewicht weg von den Beinen auf die Arme verlagern.
Kurzum, plötzlich ging es deutlich rasanter durch die Kurven und ich bin, ohne prahlen zu wollen, kein Anfänger bei dem deutlich Luft nach oben wäre. Bisher bin ich meine Kurven schnell und smooth, meist mit recht konstanter Geschwindigkeit und möglichst konstantem Radius gefahren. Damit war ich in Kurven oft schneller als andere versierte Fahrer, aber das aggressive Kurvenfahren der wirklich schnellen Fahrer war mir nicht möglich. Mit der "neuen" Haltung konnte ich plötzlich am Kurvenausgang Schwung generieren und auch einmal eine Kurve im spitzen Winkel anfahren ohne dabei alle Geschwindigkeit zu verlieren, im englischen glaube ich gerne "shralping" oder "berm slaying" genannt
Lange Rede kurzer Sinn, mit dem Fokus auf die "offene Brust" zeigte sich auch, dass ich meine Ellbogen dabei recht nah am Körper führe und alle Impulse wesentlich stärker aus Oberschenkeln und Hüfte kommen.
Im Endeffekt will ich damit sagen, dass man evtl. den Fokus gänzlich weg von den Ellbogen mehr hin zu Schultern und Brustbereich bringen sollte.
Ein weiterer Vorteil der mir in diesem Zusammenhang auffiel ist, dass man hierbei recht intuitiv spürt ob man richtig steht, etwas was mir bezüglich Ellenbogen immer recht schwer fiel. Die hängen immer irgendwo im peripheren Sichtfeld herum und sind beim Fahren schnell vergessen. Achtet man dagegen auf entspannte, geöffnete Schultern, fällt einem sehr schnell und sehr deutlich auf, wenn man diese verkrampft oder verdreht.
Zu guter Letzt bleibt evtl. zu erwähnen, dass ich mich im Zusammenhang meines Versuchs die WC Fahrer zu imitieren ebenfalls bemüht habe mein Cockpit so anzupassen, dass es eben diese Haltung unterstützt bzw. ermöglicht. Im Zuge dessen bin ich eine Federhärte in der Gabel nach oben gegangen, auf eine Härte welche laut Hersteller zu hart für mich wäre. Außerdem habe ich meine Lenkerhöhe angepasst (höher). Beides sollte es mir ermöglichen, eben jene aufrechte, offene Oberkörperhaltung einnehmen zu können indem die Front auch im steilen, ruppigen Gelände und bei hartem Anbremsen hoch genug bleibt um keine deutliche Bewegung des Oberkörpers zu erfordern bzw. zu provozieren. Das Zusammenspiel habe ich insofern deutlich bemerkt, als dass ich die angestrebte Körperhaltung wirklich dauerhaft halten konnte ohne, bedingt durch Erschöpfung oder unerwartete Schläge vom Untergrund, in die alte Ellenbogen raus Haltung zu verfallen.
Sorry für den vielen Text, aber evtl. hilft es ja jemandem oder bringt die Diskussion vorwärts