Der 9. April wurde schon vor ein paar Wochen im Kalender in dicken Lettern mit P.N. gekennzeichnet. P.N. für
Pagus Neletizi - Die Hölle des Ostens. Eine schöne familiäre Radveranstaltung bei der es rund im Halle (Saale) geht. Knapp 180KM, die unter dem Motto stehen "
Das Pavé wird nicht gemieden, sondern gesucht." Genau das Richtige, um später den Enkelkindern ein paar Heldengeschichten zu erzählen. Der ESK ist dort eigentlich immer mit einer Formation vertreten und so fanden sich auch dieses Jahr wieder vier Eisenschweine, die gegen 5 Uhr die Reise von Berlin nach Halle antraten.
28mm
Reifen, 3 Ersatzschläuche und einen bombproof
Flaschenhalter - Vorkehrungen für das Pavé.
Nach knapp 2 Stunden erreichen wir unser Ziel in Halle. Der Parkplatz füllt sich langsam mit anderen Teilnehmern und wir bereiten uns und unser Gerät auf den Höllenritt vor.
Nur noch wenige Minuten bis zum Start. Schnell noch die Fahrradschuhe an.......
Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!
Wo sind denn die Schuhe? Fassungslos blicke ich in meine Tasche. Neben Wechselklamotten finde ich nur noch eine Banane und einen Powerriegel. Schnell wird Rücksprache mit dem Organisator gehalten. Die Lautsprecherdurchsage nach einen Paar Ersatzsschuhe in Größe 47 mit MTB Cleats geht im Gelächter der RR Fahrer unter. Muss ich jetzt tatsächlich die nächsten 9 Stunden auf dem trostlosen Parkplatz verbringen!? Dann die Rettung - einer der Organisatoren hat noch ein paar Plattform Pedale zu Hause und könnte diese zum ersten Verpflegungspunkt bringen. Ich muss also die erste Etappe im Werkstattwagen mitfahren. Kein Problem denke ich, aber da weiß ich noch nicht, was mich erwartet. Die Zeit drängt und der Start steht an. Ich laufe zum Werkstattwagen und schmeiße mein Rad in den Laderaum. "Tja, vorne ist kein Platz und du musst im Laderaum mitfahren" - Ich klettere in den Laderaum und die Tür wird zugeschlagen. Darkroom, the next Level. Der Laderaum ist fensterlos und das Licht funktioniert auch nicht. Ich sitze auf einem kleinen Schemel.
Aber auch diese knapp 2 Stunden gehen vorbei......
Am ersten Verpflegungspunkt angekommen, wartet der restliche Kader und meine Pedale auf mich. Schnell wird alles umgebaut und ich ziehe die Überschuhe über meine Sneaker. Alles wird gut.
Die Pause ist vorbei und jetzt kann es endlich losgehen. Aber halt, schon am ersten Anstieg mit Kopfsteinpflaster kommen mir erste Zweifel, ob das mit den Schuhen so eine gute Idee war. Der
Flaschenhalter bekommt auch Muffensausen und ich muss erstmal die Schrauben nachziehen. Alle Fahrer sind schon durch und ich stehe alleine am Straßenrand. Zum Glück habe ich den Track auf dem
Garmin. Die Strecke ist wirklich schön.
Die Routenführung verdient die Bezeichnung "Hölle des Ostens" zu Recht.
40 Minuten später. Die Sonne verabschiedet sich und es zieht sich zu. Dann kommt ganz dicke - Hagel.
Es prasselt auf mich ein und ich suche einen Unterstand.
So schnell wie der Hagelschauer gekommen ist, ist er auch wieder weg. Ich rolle weiter. Irgendwann finde ich wieder Anschluss an die Gruppe. Es geht noch mal auf den Petersberg und wir rollen gemeinsam zum Mittagessen.
"
Das Pavé wird nicht gemieden, sondern gesucht."
Die Strecke fordert ihren Tribut. Abgerissene Schaltwerke, Schürwunden und Platten. Auch der ESK wird nicht verschont.
Erst auf dem letzen 40KM geht es um die Wurst und bis dahin wird versucht, dass das Fahrerfeld zusammenbleibt.
Nach einer Kaffeepause geht es auf die letzten 40KM bis zum Ziel in Halle. Nach der ersten Kurbelumdrehung setzen Wind und Regen ein. Durch den Seitenwind kommt man in Schräglage, Regen peitscht einem ins Gesicht und die Tachonadel kratzt an den 10km/h. Nach 20 Minuten ist alles vorbei. Wir rollen auf das letzte und längste Stück Pave zu. Ca. 6 KM schönstes Kopfsteinpflaster, das am Ende ca. 500m abschüssig ist und an einem Stoppschild endet. Halleluja!
Das Ziel - am Turm - ist in Sicht. Ich habe jetzt ca. 130KM/900HM auf der Uhr und freue mich schon auf das Abschlussbier und die Bratwurst.
Die 10. Hölle des Ostens ist Geschichte. Was für eine tolle Veranstaltung! AmTreffpunkt an der Saale gibt es Bier, Bratwurst, Siegerehrung und die Zusage für die 11. Hölle.