Doping in der EWS: Jared Graves und Richie Rude geben positive Doping-Tests bekannt

Elf Tage nachdem Chris Ball die Gerüchte über positive Doping-Tests während der EWS bestätigt hat, wurden nun erste Namen genannt: Die beiden EWS-Champions Richie Rude und Jared Graves sind nach eigenen Angaben positiv auf verbotene Substanzen getestet worden. Hier gibt's erste Infos.


→ Den vollständigen Artikel „Doping in der EWS: Jared Graves und Richie Rude geben positive Doping-Tests bekannt“ im Newsbereich lesen


 
Also nachdem man die Interviews auf pinkbike gelesen hat, ist die Sache schon viel klarer
https://www.pinkbike.com/news/interview-richie-rude-comments-on-failed-drug-test.html
https://www.pinkbike.com/news/interview-jared-graves-comments-on-failed-drug-test.html

- Higenamine und Oxilofrine (ohne hier näher auf die Unterschiede einzugehen) sind auf der WADA Liste seit 2017, als "Specified Substances" weil sie im Endeffekt wie das schon seit 2004 verbotene Ephedrin leistungssteigernde Wirkung haben können
- vermutlich ist die Dopingwirkung nicht mit EPO, Testosteron oder Blutdoping zu vergleichen, aber im Endeffekt ist davon auszugehen, dass ein leistungssteigernder Effekt durch bessere Sauerstoffaufnahme, Vigilanz und Steigerung der Herzleistung erzielbar ist. In der EWS gibts sehr knapp zur Sache, manchmal haben schon 2 Sekunden auf oder ab zwischen 1. und 5. Platz entschieden. Und das nach 30min Fahrzeit!
- was macht die Substanz für Sportler besonders attraktiv:
- sie ist problemlos und günstig zu beziehen (ich denke, dass sich zB für Eigenblutdoping allein schon der Aufwand als zu groß erweist), da sie als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen ist. Hier gibts eine spannende Studie wo bei 14 von 27 Proben von Nahrungsergänzungsmitteln die Oxilofrine (=Methylsynephrine) als Inhaltsstoff angeben in 14 (52%) der Fälle die Substanz auch drinnen war, unterhaltsamerweise zwischen 0.0003 bis 75 mg per Gabe, wobei letzteres eigentlich deutlich über pharmakologisch empfohlenen Dosen liegt https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/dta.1976
- als Konsument (=Sportler) geht man daher von einem niedrigen gesundheitlichen Gefahrenpotential aus, was vermutlich auch weitgehend stimmt
- wird man damit erwischt, kann man sich darauf berufen, dass das Zeug als Verunreinigung bzw ohne Angabe wo drinnen war, dass man den Inhaltsstoff überlesen hat, oder, so wie es Graves im Interview ja schon erwähnt - dass man einfach vergessen hat, sich auf den neuesten Stand zu bringen hinsichtlich verbotener Mitteln. Wirklich dirty ist die dort auch in den Raum gestellte Ausrede, dass sie einen Schluck von einem Kollegen getrunken haben könnten, und dort das Zeug drinnen war....
- beide Sportler haben bis dahin noch nie eine Dopingkontrolle bei der EWS erlebt, das Risiko erwischt zu werden erscheint damit entsprechend gering
- sollte man eben doch erwischt werden, darf man bei so einem kleinen Helferlein auf entsprechende Nachsicht hoffen

Das wirklich Depperte an der Sache für die beiden (abgesehen davon, dass jemand auf die blöde Idee kam Dopingtests durchzuführen) ist die Beziehung zum Sponsor Ryno. Die haben schon klar gemacht, dass das in ihren Produkten sicher nicht vorkommt (sie brauchen ja auch das Vertrauen von Profis und Amateuren hinsichtlich der Inhaltsstoffe). Also können Jared und Richie nur entweder gegen ihren Sponsor behaupten, dass sie es doch von dort hätten. Oder sie sagen, dass sie zwar von Ryno gesponsort werden, aber ein anderes Präparat zusätzlich eingenommen haben. Das ist aber auch besonders blöd, weil dann der Verdacht schon sehr nahe liegt, eben bewusst auf ein bewährtes - aber verbotenes - Helferlein gesetzt zu haben. Es könnte sogar sein, dass sie laut Vertrag mit Ryno nur deren Nahrungsergänzungsmittel einnehmen sollen. Das ist natürlich sehr deppert...Möglicherweise wird Richie Rude behaupten es irgendwann unbewusst mit irgendeinem ungeplant spontan eingenommenen unbekannten Drink zugeführt zu haben - so wie es Topsportler ja immer vorm Wettkampf machen... Und Jared Graves erwägt anscheinend zu behaupten, dass er in 20 Jahren als Topsportler auf ein paar Produkte vertraut hat, diese nie als verbotenes Doping eingeschätzt hat (was sie ja früher auch nicht waren), die Änderungen 2017 nicht mitbekommen zu haben (vielleicht hätte mal deren persönlicher Coach nachschaun sollen...), und es deshalb versehentlich genutzt zu haben.

Und jetzt kommt das Interview mit Richie Rude ins Spiel. Ein kluger Jurist hat mal einen Vortrag gehalten, warum er auf keinen Fall je einem Verhör durch die Polizei zustimmen würde -
- dem schließe ich mich an und ergänze: auch Interviews mit wohlgesonnenen Journalisten können einen ordentlich in Erklärungsnot bringen, denn:
Richie Rude behauptet allen ernstes, dass er seit Juli vom positiven Test weiß, auf eine B Probe verzichtet hat, vermutet dass Verunreinigungen in Nahrungsergänzungsmitteln ursächlich waren, damit die kommende Saison gefährdet ist und vieles mehr und er deswegen schon mit seinen Sponsoren RedBull und Yeti gesprochen hat, aber noch keinen Kontakt zu seinem Sponsor Ryno aufgenommen hat, der für ihn die Nahrungsergänzungsmittel bereitstellt.

Sorry, aber diese Verteidigungsmasche "wir waren ja alle so naiv in der EWS, gottseidank gibt es jetzt unseren ganz harmlosen Fall und ab nächstem Jahr passen wir dann alle viel besser auf" find ich zum Kotzen. Jeder versucht das letzte Quäntchen am Rad zu optimieren, das perfekte Training durchzuziehen, die perfekte Linie zu entdecken. Ich zitiere mal die NADA (https://www.nada.at/de/boxnewsshow31-achtung-bei-higenamin-in-nahrungsergaenzungsmitteln) "Die Australische Anti-Doping Agentur (ASADA) hat ersten Halbjahr 2017 13 australische Sportler in neun verschiedenen Sportarten aufgrund dieser Substanz positiv getestet,..." Ich will einfach nicht glauben, dass man als Profisportler diese Fälle - umso mehr im eigenen Land! - nicht mitbekommt. Ein Schelm, werr meint jemand hat einfach nur darauf gehofft, dass es eh nicht getestet wird und man - wenn doch - mit einem blauen Auge davon kommt. Dieser Jemand hätte ein mildes Urteil mMn nicht verdient. Vor allem darf es sich die EWS da nicht zu leicht machen und die Sache unauffällig vom Tisch schieben. Das ist Chris Ball all jenen Fahrern schuldig, die nicht mit solchen verbotenen Mitteln noch die ein oder andere Sekunde gegenüber den Kontrahenten rauszuholen versuchen!

Das muss man so klar sagen, auch wenn es mir gerade bei Jared Graves natürlich sehr leid tut, wenn zu der unvorstellbaren Belastung einer so schweren Krebserkrankung auch noch dieser Vorwurf dazukommt. Man muss die Dinge dennoch getrennt voneinander sehen (und ihm das allerbeste für seine Krebsbehandlung wünschen!).
 
Zitat:" Während des Enduro World Series-Rennen in Orlagues, Frankfreich, hat die französische Doping-Agentur, ALF, nach dem Rennen seltene Doping-Tests durchgeführt." Seltene Doping Tests ist eine hübsche Formulierung, da die EWS Rennen nicht Teil der UCI Rennserien sind, liegen eventuelle Dopingtests beim Verband des gastgebenen Landes. Ich nehme mal an, das seltene Dopingtests bei der EWS bedeutet, dass die Fahrer nur eine minimale Chance gesehen haben, je getetstet zu werden. Und dann wird mal "selten" getestet und es sind gleich 2 Fahrer positiv und die Ergebnisse werden seltsamerweise erst ein halbes Jahr nach dem Rennen nach Ende der Serie bekannt gegeben. Wohl gemerkt haben beide Fahrer (wohl aus gutem Grund ) auf die Öffnung der B-Probe verzichtet. Dopingtests mögen ja ein wenig Zeit benötigen, aber wohl kaum Monate. Bei einer rechtzeitigen Information hätten Ritchie Rude Jared Gravis wohl kaum die weiteren EWS Rennen fahren dürfen, wäre interessant wie sich das EWS ranking verändert hätte.
Es ist offensichtlich zu viel Geld bei der EWS Rennserie im Spiel, als dass man die Bombe während der Rennserie hätte hochgehen lassen wollen. Schon allein die verzögerte Bekanntgabe hinterlässt (bei mir) einen faden Geschmack mal ganz abgesehen von dem Wissen, dass es jetzt bewiesen dopende Rennfahrer gibt.
 
Boah man, so was kommt jetzt zum tausendsten Mal! Vielleicht informierst du dich erstmal über den allgemeinen Prozess bzgl. Dopingkontrollen in Frankreich. Dann könntest du dir nämlich den Blödsinn sparen und wüsstest, dass die Philosophie der EWS diesbzgl. gar keine Rolle spielt.

Super fundierte Antwort! Auf Mtbnews wie auch auf Pinkbike wird darauf nicht eingegangen.
Die EWS hat in ihrer Satzung stehen, dass sie gegen Doping ist, führt aber keine regelmäßigen Dopingtests aus, der Fall wurde jetzt nur aufgrund französischer Praxis aufgedeckt.
Auf Seiten der EWS sehe ich da keinerlei Problembewusstsein und formal ist mir das ganze Konstrukt nicht klar. Die EWS ist nur der Name, die jeweiligen Rennen, obliegen sie gänzlich den lokalen Organisatoren?
Schaut man sich die Rennradfahrer mit ihren vielen Dopingvergehen dagegen an, hat sich mittlerweile nach einer erstaunlich ignoranten Phase, ein strengeres und möglichst transparentes Vorgehen gegen Doping etabliert. Selbst bei Hobbyrennen wie dem Ötztaler gibt es Dopingproben.
 
offtopic: ich finde es viel erschreckender wie kultiviert man auf pinkbike in den kommentaren schreibt/diskutiert. Währenddessen "hier" in deutschland die sportler, deren Unschuldsvermutung gilt, schon mit Mistgabeln und fackeln über die trails getrieben werden.
 
Währenddessen "hier" in deutschland die sportler, deren Unschuldsvermutung gilt, schon mit Mistgabeln und fackeln über die trails getrieben werden.

Irgendwie tut man sich schwer mit der Argumentation nicht gewusst zu haben, dass man gedopt sei, wenn man gleichzeitig auf die B-Probe verzichtet. Oder anders gesagt: es geht jetzt nur noch darum, wie sie sich formell aus der ganzen Sache herauswinden (irgendwie halbwegs plausibel zu behaupten, dass die Einnahme ein Versehen war).
 
offtopic: ich finde es viel erschreckender wie kultiviert man auf pinkbike in den kommentaren schreibt/diskutiert. Währenddessen "hier" in deutschland die sportler, deren Unschuldsvermutung gilt, schon mit Mistgabeln und fackeln über die trails getrieben werden.
Die Unschuldsvermutung gilt eben nur bis zur positiven A-Probe. Ab dann bist du eben vorbelastet!
 
Das traurige ist ja, dass wenn wie im Fußball den Sportlern das Geld einfach so hinterher geschmissen werden würde, die Anzahl der Dopingsünder sicher auch runter gehen würde. Wenn aber wie z.B. in Deutschland nur Fußball in den ÖR eine daseinsberechtigung erhält wird sich das bei der Tour de France nie ändern. Wie natürlich die finanzielle Situation in der EWS grad bei größen wie Rude aussieht kann ich nicht sagen.
Da im Sport aber immer nur der auch nur ansatzweise davon leben kann, wenn er gewinnt, wundert mich das Doping nicht wirklich. Schon traurig wie andere Sportarten somit einfach durch Nichtübertragung kaputt gemacht werden.
 
Unschuldig gibts einfach nicht mehr wenn man positiv getestet wurde.

Und Fakt ist, das es naiv ist bei einem Profisportler von Zufall und Unwissenheit auszugehen
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein positiver Dopingtest beweist, dass gedopt wurde. Die mehr oder weniger phantasievollen Ausreden, wie das Dopingmittel in den Körper gekommen sein soll, dienen doch nur noch zur Belustigung der Leser ( weiter vorne gibt es eine sehr informative Liste der absurden Ausreden) oder aber bietet den Strohhalm für den Fan, der sich einfach nicht mit den Taten seines Idols abfinden will.
 
So ist es. Rude und Graves waren gedopt, da gibt es nichts mehr zu diskutieren, dies ist ein bewiesener Fakt.
Jetzt geht es einzig und alleine darum, ob sie einer Strafe entkommen können.
Die Beweislast liegt nun bei den gedopten Athleten.
Bis diese nicht zu 100% beweisen können, dass sie nichts dafür können, wie die Stoffe in ihren Körper gelangt sind, gelten diese als Doper.
 
offtopic: ich finde es viel erschreckender wie kultiviert man auf pinkbike in den kommentaren schreibt/diskutiert.

Diesen Eindruck habe ich nicht.
Auf Pinkbike schreibt jemand, dass viele die Füße still halten, weil sie an Strava Sucht leiden und daher selbst sehr tief in die Trickkiste greifen.

Dass es Graves und Rude trifft, ist ein relevanter Punkt, denke ich. Die verbringen viel Zeit miteinander.

Die Verteidigungsstrategie ist nicht unbekannt.

https://www.theguardian.com/sport/2013/jul/15/tyson-gay-asafa-powell-oxilofrine

https://www.thedailybeast.com/banned-stimulant-oxilofrine-hiding-in-at-least-14-supplements


Jetzt müssen sie nur mehr ein Produkt finden. wo's drin ist/war.
 
Diesen Eindruck habe ich nicht.
Auf Pinkbike schreibt jemand, dass viele die Füße still halten, weil sie an Strava Sucht leiden und daher selbst sehr tief in die Trickkiste greifen.

Dass es Graves und Rude trifft, ist ein relevanter Punkt, denke ich. Die verbringen viel Zeit miteinander.

Die Verteidigungsstrategie ist nicht unbekannt.

https://www.theguardian.com/sport/2013/jul/15/tyson-gay-asafa-powell-oxilofrine

https://www.thedailybeast.com/banned-stimulant-oxilofrine-hiding-in-at-least-14-supplements


Jetzt müssen sie nur mehr ein Produkt finden. wo's drin ist/war.
Zahnpasta?
 
:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:wut:
Der war gut.

Du meinst das hoffentlich nicht ernst. Bei Voulloiz oder Chausson hät ich vielleicht noch zugehört, aber doch nicht bei Hill :D.
Voullioz ist ein ganz großer definitiv und hat für damalige Verhältnisse den Sport im absoluten Perfektionismus betrieben.
Hill hat im Weltcup alles gewonnen, hat für mich den schönsten Fahrstil, hat Rennen einfach überlegen gewonnen und dominiert nun die EWS, mit Flatpedals. Aber darum gehts hier nicht und da diskutiere ich sicher mit dem falschen wenn du meinst das Schurter der beste Mountainbiker aller Zeiten ist ;-)
 
Aber darum gehts hier nicht und da diskutiere ich sicher mit dem falschen wenn du meinst das Schurter der beste Mountainbiker aller Zeiten ist ;-)
Da gibt's nix zu diskutieren. Nino Schurter ist der beste Mountainbiker aller Zeiten und das ist nun einmal so.

Um wieder den Bogen zu den Dopern zu bekommen:
Was Erfolge in der EWS wert sind, hat man heute mal wieder eindrucksvoll sehen können. Nämlich einfach überhaupt nichts. Die EWS war bis jetzt eine Witzveranstaltung schlechthin. Betrügern wurde Tür und Tor geöffnet, da spielt es am Ende auch keine Rolle mehr, ob mit Clicks oder Flat Pedals gefahren wird.
 
Zum Thema stravasucht, das System schwankt auf einer 2 min strecke auf 10sec und 30m genau. Du kannst also durch abkürzen den Körper schonen und nur den Weg erweitern. Das geht im Wettbewerb nicht.
 
Zum Thema stravasucht, das System schwankt auf einer 2 min strecke auf 10sec und 30m genau. Du kannst also durch abkürzen den Körper schonen und nur den Weg erweitern. Das geht im Wettbewerb nicht.

ja eben das zeigt, wie irrational das Thema ist. Die kippen sich eine Überdosis Hardcore Booster rein um ihrem Moby-Dick hinterher zu jagen.
 
Das traurige ist ja, dass wenn wie im Fußball den Sportlern das Geld einfach so hinterher geschmissen werden würde, die Anzahl der Dopingsünder sicher auch runter gehen würde. Wenn aber wie z.B. in Deutschland nur Fußball in den ÖR eine daseinsberechtigung erhält wird sich das bei der Tour de France nie ändern.
1. Wird die Tour de France bei euch von der ARD übertragen, wie kommst du drauf daß die ÖR nicht übertragen?
2. Kannst du doch nicht ernsthaft davon ausgehen, daß im Fußball weniger gedopt wird als beim Radfahren? Bei dem Geld das da drin steckt?

Ziemlich respektloses Geschwätz gegenüber dem besten Mountainbiker aller Zeiten.
Nino hat schon ein paar mehr Dopingkontrollen hinter sich als die beiden "coolen" Enduristen...
Genau, sicher alles supersauber bei den Konditionsbolzen. So einer wie Schurter hat vermutlich einfach die besseren Ärzte zur Verfügung und weiß ganz genau, wieviel er wann und wie nehmen darf.
 
Zurück
Oben Unten