Hi!
Die Fahrradfederung an sich dürfte es schon so seit etwa 1890 geben (kein Tippfeler!).
Lesenswert zum Thema Geschichte der MTB-Federgabeln ist die
"Mombat Suspension Timeline"
Erste, frühe Fullys waren natürlich anfällig, nicht so wirklich ausgegoren und meist auch noch schwer. Trotzdem gab's den ein oder anderen einäugigen unter den Blinden.
Als die ersten ernsthaften Fully-Rahmen im MTB-Bereich halte ich folgende für erwähnenswert:
(Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Korrektheit. Ausserdem habe ich das mal nach '96 stark eingegrenzt, da ich einen leichten Wunsch nach einem "Kalssiker nach Forenstandard" (sprich bis '96) herauslese und danach die Auswahl schlicht unüberschaubar wird.)
1984:
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Descender Kein "Fully", sondern "nur" hinten gefedert. Bisschen eigen, weil 24" Hinterrad, damit der Radstand nicht all zu lang wird. - Serienproduktion mir nicht bekannt.
1987:
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Bushido (Nee nicht der komsiche Typ aus der Hauptstadt...) Ähnlich dem Descender, dafür auch vorne gefedert. - Serienproduktion mir nicht bekannt.
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Hanebrink SE Shocker Ähnlich Descender bzw- Bushido. Ebenfalls 24er Hinterrad. - Serienproduktion mir nicht bekannt.
1991:
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Gary Fischer RS-1 Ein "echter" 4-gelenker mit Scheibenbremsen! Praktisch nicht dran zu kommen. Reiner Prototyp für den Rennbereich.
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Boulder Shock Eingelenker mit recht hohem Schwingendrehpunkt. Selten.
Nach '91 kommen die ersten Fullys im "Massenmarkt" an.Es sind zwar erstmal nur Exoten und im High-End-Bereich, viele haben ihre Macken (Pedalrückschlag, nicht seitensteif, anfällig, seekrank...) ein paar halte ich aber durchaus schon für tauglich.
Willst Du ein Fully aus der "Frühgeschichte" wären da folgende die ich in Betracht ziehen würde:
1992:
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Cannondale Delta V1000 Durchaus noch zu finden. Der Hinterbau hat systembedingt nen mords Pedalrückschlag, soll aber recht tauglich und haltbar sein. Die Gabel fahre ich an meinem '93er Hardtail DeltaV auch, über jeden Zweifel erhaben!
Wenn ein wirklich ALTES Fully gesucht ist, das würde ich als eines der ersten "Geländetauglichen" bezeichnen. Wenn auch mit Eigenheiten.
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GT RTS Ebenfalls hoher Schwingendrehpunkt, man sagte dem Teil eine recht gute Seitensteifigkeit (für seine Zeit) und, trotz der vielen Lager, eine ganz gute Lebensdauer nach. Durchaus noch einige am Markt. Klassischer Aufbau z.B. mit XT(R) und Rock Shox Mag20 noch im bezahlbaren Rahmen, trotzdem gut fahrbar.
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MountainCycle San Andreas Ähnliche Konstruktion wie das CT Sonoma. Sehr bekannt, über viele Jahre produziert. Gilt als reichlich robust. Durchaus noch zu bekommen, frühe Modelle mit Elasto-Dämpfer und hauseigener Gabel aber selten.
Wenn auch mega kultig und sehr begehrt, folgende beiden eher nicht:
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Manitou FS Statt Sitzstreben eine Manitou II verbaut. Leider nur noch wenige fahrbare Modelle, da sehr empfindlich für Risse im Rahmen. Fahrbereite Modelle (ohne Riss oder geschweisst) schier unbezahlbar.
1993:
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AMP B2 Bildschön, dank "Horst-Link" als 3-Gelenker noch immer auf aktuellem Stand der Technik, was Ansprechverhalten, Raderhebungskurve und Antriebsneutralität anbelangt. Dazu ausgesprochen leicht. Leider aber sehr fragile Lager (Gleitlager und sehr dünn). Die Hinterbauten wurden Mitte der 90er dann von verschiedenen Herstellern verbaut (u.A. Fat Chance, Litespeed, Rocky Mountain)
um '94/'95 macht die Entwicklung einen großen Sprung, wie ich finde. Der Weg geht weg von hohen Schwingendrehpunkten. Horst Leitner's 4-Gelenk-System findet Lizensnehmer, Lager werden größer dimensioniert...
Ab hier gibt's Bikes, die ich als "voll Alltagstauglich" bezeichnen würde. Zwar ist der Wartungsaufwand größer, als bei heutigen Fullys, dafür gehört der Pedalrückschlag der Vergangenheit an.
1994:
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Specialized Stumpjumper FSR Auch aus Heutiger Sicht noch voll auf dem aktuellen Stand. "Echter 4-Gelenker mit Horst Link, Luftfederung. Dank Stahlrahmen unanfällig für Risse. Müssten noch Gleitlager gewesen, sein, daher recht wartungsintensiv, wenn's wirklich im Modder bewegt wird, bei guter Pflege aber kein Problem. Nicht übermäßig teuer und selten, klare Empfehlung.
- Cannnondale Super-V (Ohne Bild) Erste (seltene) Modelle mit riesiger Carbon-Banane und hohem Schwingendrehpunkt, später "klassicher" Eingelenker und Vorbild für 100erte Rahmendesigns. Frühe Modelle ohne die Carbon-Banane rissen gern mal an den Stützstreben vom Sitzdom. Sonst top und gar nicht so teuer.
1995:
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Klein Mantra Antriebsschwinge extrem, mit allen (wenigen) Vor- und allen (vielen) Nachteilen. Eigenwillig, selten, gesucht, teuer. Dafür
100% Exotenbonus.
- GT LTS (Ohne Link) Wie das Spezi FSR, nur aus Alu. Voll tauglich bei guter Pflege der Lager. Noch einige am Markt und nicht teuer. (Für spätere Modelle Umrüstkits auf Industrielager zu bekommen.)
- Juchem FS (Ohne Link) Wie das LTS, Alu 4-Gelenker. Gar nicht soo selten, aber wer eins hat gibt's nicht her... Ziemlich gute Teile. Müssten Industrielager ab Werk gehabt haben.
1996:
- Centurion No Pogo (Ohne Link) Made in Germany. Erste Modelle noch Antriebsschwinge?
- Trek Y: Fetter Plastebomber mit Antriebsschwinge. Auffällig, haltbar, nicht teuer.
Ab '97 werden die Federwege mehr, auch über 100mm werden nutzbar, Spezialisierung in unterschiedliche Einsatzbereiche nimmt Formen an. Fullys sind inzwischen voll akzeptiert und keine exotsiche Erscheinung mehr.
1997:
- Cyclecraft CSP (Ohne Link) 4-Gelenker mit intelligenter Anlenkung. Sonst siehe FSR/LTS
- Specialized Ground Control FSR (Ohne Link) Logische Weiterentwicklung des FSR. Gab viel Zubehör von 3.Herstellern (Umrüstkit auf Industrielager, Tuning-Wippe für mehr Federweg...) Inzwischen recht selten geworden (für die riesen Produktionszahlen).
Darf's etwas mehr Federweg sein? Eigentlich für den Abfahrts oder FR-Betrieb gedacht, trotzdem aber Umwerfer tauglich und ohne Seekrank zu werden:
- Dynamics Alien (Ohne Link) Eingelenker mit damals wahnsinnigen (70 bis)200mm Federweg. Schwer aber stabil. "Rusitkale" Optik.
- Nicolai Trombone (Ohne Link) Abfahrtshobel mit 130mm. Recht schwer aber stabil. Ab und zu taucht mal wieder eins auf. Häufig aber im Rennbetrieb übel runtergeritten. (Gern von Privatfahrern im DH eingesetzt, trotzdem tourentauglich.)
1998:
- Alutech Wildsau (Ohne Link) Die erste der legendären Wildsäue. Schon damals 'ne Ansage.
- GT LTS/STS LOBO (Ohne link) Inzwischen wieder selten geworden. 150mm Federweg, genialer Hintebau, tourentaugliche Aufbauten geistern hier im Forum rum.
- Intense Uzzi DH (Ohne Link) Wie das LOBO 150mm, trotzdem noch so grade Bergauf zu bekommen. Prototyp des modernen Freeriders.
Wieder mehr im Tourenbereich angesiedelt:
- Cannondale Super-V FR (Ohne Link) Nen Tacken mehr Federweg, dafür statt mit Fatty mit der genialen MOTO FR ausgestattet. Würde die Gabel als die stabilste MTB-Federgabel der Welt bezeichnen. (Eher was für's Tandem...)
- Scott Octane (Ohne Link) Tauglicher Eingelenker. Sehr günstig zu bekommen. (Sozusagen ein Low-Budget Super-V ohne Option auf Headshok...)
Finger weg:
- Cannondale Super-V Raven (Ohne Link) Titan-Skelett mit Carbon-Halbschalen verklebt. Inzwischen recht günstig zu bekommen, aber Probleme mit der Verklebung.
Nach '98 kommen Scheibenbremse und Platformdämpfung auf den Markt. Das halte ich persönlich für nicht besonders "youngtimer"-tauglich, geschweige denn "klassisch".
Doch auch da gab's einige erwähnenswerte Modelle, die mir in Erinnerung geblieben sind:
1999-2002:
- Cannondale mit ersten Modellen mit Lefty. Optsich arg gewöhnungsbedürftig, aber schlicht genial.
- Nicolai Helius (CC). 130mm bei unter 2,7kg dazu seitensteif und hübsch.
- GT i-Drive. Kein Kommentar, ich find's grauslig, andere finden's toll.
- Giant NRS. Klasse Touren/Marathon Fullymit ziemlich ausgefuchstem Hinterbau. Fahre ich selber, und das sehr sehr gerne.
Willkommen in der Moderne. Zwischen '03 und '06 halten langsam die Innovationen, die wir Heute kennen Einzug. Paltformdämpfer, Float-Link, VPP, LRS-Dämpfer, Maestro...
Da sind die Youngtimer aber endgültig vorbei.