Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (1/8): Auf der Suche nach dem perfekten Bike

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (1/8): Auf der Suche nach dem perfekten Bike

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Seit Jahren stelle ich mir die Frage, wohin die Reise bei Rahmengrößen, Rahmenform und Dämpfer-Setup gehen wird. Ende 2013 beschloss ich, die Realisierung eines Konzept-Bikes auf eigene Faust anzugehen … viel Spaß beim Start der großen Serie „Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie"!

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (1/8): Auf der Suche nach dem perfekten Bike
 
So zu fahren ist vergleichbar mit Skiabfahrt. Sobald du nach hinten gehst auf den Brettern, entlastest du die Front und hast keinerlei Kontrolle mehr.
Das ist aber genau das, was ich an den sehr langen Rädern kritisiere. Wenn du einmal einen Tag hast, wo du vielleicht nicht so klar bist im Kopf, kann es dir schon einmal passieren dass du instinktiv den Schwerpunkt nach hinten legst. Dann wird's aber erst richtig blöd. Um die Konsequenzen dafür in Grenzen zu halten, habe ich von meinem Radl den Hinterbau verlängert. Das macht das schon deutlich besser.
Ich bin mir deswegen nicht mehr ganz so sicher, ob eine sehr lange Front hier so toll ist. Ich glaub fast, dass man den lenkwinkel ruhig wieder steiler machen kann. Ein langer Hauptrahmen und 29 Zoll spielen hier sowieso positiv mit und man kann die Nachteile der flachen Winkel wieder entschärfen..... So zumindest mein Verdacht. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Vorteil an ich sag mal nicht "langen", sondern "zur Körpergröße passenden" Bikes ist ja gerade, dass man nicht nach hinten muss.
Das mit der Position am Rad ist mir ja klar.
Mir ist nur nicht klar, wie in steileren Passagen der Sattel mit dem Hintern kollidieren kann.
Letztlich kippt das Rad unter einem nach vorne und der Satteln ist »weg«.
Wenn es noch steiler wird und/oder man weiter in die Knie geht, dann streift der Hintern am Reifen oder der Bauch liegt am Sattel auf …

Die Fahrpositionen auf den Bildern sehen für mich recht ordentlich aus. :)
Das sehe ich die Knie am Sattel, aber doch niemals den Hintern?!



 
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Wenn man davon ausgeht, dass die Beine auf den Pedalen das Gewicht des Fahrers tragen, dann kann man davon ausgehen, dass bei steilen Abfahrten >30 Grad Gefälle, die Pedale nicht mehr in der Stellung 3Uhr/9Uhr sind, somdern in einer Stellung 4 Uhr/10 Uhr. Um auf den Pedalen einen sicheren Stand zu haben wird der Körper etwas nach hinten gekippt. Man sieht das schön bei Loic Bruni. Sein Reach ist 42,5cm bei Stack 630....aber im steilen Gelände wird

1. die Pedalstellung sich ändern (wie oben beschrieben)
2. die Federelemente durch die Verlegung der Gewichtskraft nach vorne zu einem absinken der Gabel und einem entlasten des Hinterbaues (trotz leichtem nach hinten kippen des Körpers) führen

Beides vergrößert den Reach. Darum sind DH Räder immer kürzer. Darum fahren auch viele EWS Spitzenfahrer ihre Räder kürzer...dieEWS Strecken sind eher steil.

Somit ist jede generelle Reach Diskussion, ohne zu sagen, wo und wie man fährt eher sinnlos.

Meine Grenze liegt bei 178cm bei 45cm Reach bei Stack 630 mit 3,5cm Vorbau und hohem Lenker. Am besten fahren tue ich aber mit 44cm Reach bei 630 Stack. Lenkerhöhe 109.BB Höhe 33cm.
 
Eigentlich kannst immer vorne bleiben. Ist aber mental eine ordentliche Herausforderung.
Wohl dem der Halfpipe-Erfahrung hat. Speziell, wenn man es mit Skateboard oder Inline-Skates versucht, wird klar, wichtig elementar die zentrale Position ist. Und vor allem, dass sie funktioniert.
beispiele für hecklastige fahrweise bei einem meiner meinung nach eher harmosen track.

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Ich glaube, so würde es bei mir auch aussehen. Speziell der Kicker am Ende. Sobald bei mir die Nase runter geht bekomme ich Schiss und arbeite dagegen.
 
Photos helfen wenig. Man braucht schon Serienaufnahmen oder besser gleich Video Slowmo.

Zentrale Position jedenfalls:



Und so sieht bei mir der Trails durchgehend aus.
 
Ich hab mir im Frühjahr mit Hilfe des abgesenkten Sattels 1 Rippe gebrochen, als die steile Abfahrt abrupt doch steiler war als gedacht (Schneeabfahrt mit Schneeloch).
Bei "zentraler Körperposition" hätte ich einen Köpper gemacht. Bei Trails, die man kennt, oder auf Sicht einschätzen kann, mag das alles richtig sein - aber einen unbekannten steilen Trail wird man immer so fahren, dass man zur Not nach hinten absteigen kann.

Das macht es an schlüsselstelligen steilen Rumpeltrails dann eben oft nicht einfach, sich zu entscheiden - will man Grip am Vorderrad, oder lieber den Notausgang nach hinten nehmen? Oder lieber doch schieben?
 
Hatte heuer auch einen Köpfler in den Schnee gemacht, aber da war das Schneeloch so tief, dass das Vorderrad danach bis zur Gabelkrone im Schnee steckte.
Aus meiner Erfahrung ist es bei den ganz langen und flachen Bikes unmöglich, unter normalen Bedingungen über den Lenker zu gehen. Jedenfalls bei meiner Körpergröße. Bei 2 m Menschen kann das natürlich anders sein. Gewicht auf dem Vorderrad ist trotzdem auch im Steilen wichtig, damit dir das Vorderrad nicht einklappt. Meine bösesten Stürze waren bisher immer mit einklappenden Vorderrädern und Abgang über den Lenker.
 
beispiele für hecklastige fahrweise bei einem meiner meinung nach eher harmosen track.
Hatte ich ja schon im Originalthread angesprochen, für mich ist das schlicht sehr (sorry :) schlechte Fahr-(Sprungtechnik). Ich würde das was man auf den Fotos sieht auch klar dem Rad ankreiden, gerade wenn man solche Megaschiffe nicht gewöhnt ist. Anderseits gibt so ein Teil wohl auch solche Sicherheit, daß man trotz solch extremer, kontraproduktiver Verreckungen nicht sofort chrashed. Ob man das positiv wertet, kann man sicher kontrovers diskutieren. Nach Spaß auf dem Rad sieht das aber für mich definitiv nicht aus, eher nach Überlebenskampf... ;)

Mit Hinterrad-lastiger Fahrweise hat das für mich aber nix zu tun; damit verstehe ich eher Entlastung des VR mit Druck aufs HR, also quasi bestimmte Passagen an/weg manualen.
Auf den Fotos sieht man doch eher den berühmten Affen auf dem Schleifstein.

Zur Sattelhöhe: ich mag den auf Höhe meiner Unterschenlel max und fahr den max niedrig (Sattel schleift an Reifen auch bei minimalem FW). Ich beweg mich gerne sehr niedrig über dem Rad, gerade auch in der Luft, da ist der Sattel bei einem Fully quasi immer im Weg und kann gar nicht niedrig genug sein. Auch ein Grund warum mir ein DH nicht so richtig Spaß macht, man kann den Sattel nicht niedrig genug fahren.
 
Hatte heuer auch einen Köpfler in den Schnee gemacht, aber da war das Schneeloch so tief, dass das Vorderrad danach bis zur Gabelkrone im Schnee steckte.
Aus meiner Erfahrung ist es bei den ganz langen und flachen Bikes unmöglich, unter normalen Bedingungen über den Lenker zu gehen. Jedenfalls bei meiner Körpergröße. Bei 2 m Menschen kann das natürlich anders sein. Gewicht auf dem Vorderrad ist trotzdem auch im Steilen wichtig, damit dir das Vorderrad nicht einklappt. Meine bösesten Stürze waren bisher immer mit einklappenden Vorderrädern und Abgang über den Lenker.
Und genau da sehe ich ehrlich gesagt wieder einen Vorteil, wenn die Lenkwinkel nicht zu flach sind, wenn das Radl eh so einen langen Reach hat. Ich empfinde im steilen anspruchsvollen Gelände (sehr langsam) die Lenkkräfte je länger und flacher das Rad ist eher störend. Lang ist gut gegen High Sider Gefahr, aber wenn es zu flach wird, spüre ich die hohen Lenkkräfte sehr negativ. Man schlägt halt auh oft sehr sehr weit ein, wenn es technisch schwer ist. Da wird das Rad für mich dann. Zu anstrengend zu fahren und dieser Punkt wo man sehr kräftig gegen das Kippen der Lenkung arbeiten muss ist für mich bzgl Balance sehr störend. Daher, lieber wieder nur moderat flach (ich vergleiche hier Rune mit Winkelsteuersatz, Phantom und Trailfox. Das Trailfox ist das sehr sehr ausgewogen und einfach zu fahren). Mit 63 Grad und langem Reach könnte ich mit 180cm keine schweren Balance Sachen mehr fahren.
 
Ich fahre einen 780er Lenker mit 30 mm Vorbau.
Auch wenn es langsam und eng wird, hilft es, das Bike in die Kurve zu legen.

Bikebergsteigen usw. ist natürlich noch mal was ganz anderes.
 
Ich würd für die Theorie gern das neue Banshee Titan hernehmen. Das Radl ist ziemlich lang. 445mm Reach klingen für einen Menschen mit 180cm (Sitzriese statt Langbeiner) schon kurz. Auf der anderen Seite ist die L Fuhre dann echt ein Schiff. Bin gespannt wann ich das einmal testen kann.
 
Das Titan könnte ich nicht mal in der kleinsten Größe M fahren, weil schon da der Stack zu hoch ist.
Das seh ich weniger kritisch, weil die Geo Tabelle mit 170er Gabel ist. Da kann man ja eine 160er nehmen (Lenkwinkel ist ja trotzdem noch gut) und dann kann man mit Vorbau und Lenker ja viel tun.
 
Da bin ich hin und hergerissen. Beides hat Vor- und Nachteile. Aufsetzen ist nur einer davon. Wer sich da tiefer reinwagen möchte, dem empfehle ich den Bereich MotoGP. Hier geht – wie beim Radeln natürlich auch – um den schnellen Wechsel von einer Schräglage auf die andere. Da ist Timing extrem wichtig und wie die Geometrie das beeinflusst.
Ob es sinnvoll ist Motorrad und Fahrrad dabei miteinander zu vergleichen weiß ich nicht.
Ich denke halt das gerade die intensive Kombination aus Geo-technischen Extremen problematisch sein kann. Also zB ein extrem auf Laufruhe gezüchtetes Schiff mitviel Reach UND langem Hinterbau noch zusätzlich mit sehr tiefen Tretlager auszustatten, kann sicher Probleme verursachen, weil dadurch (nochmal) deutlich träger in schnellen Kurvenwechseln. Bei einer eher kompakten Geo ist das vermutlich deutlich unkritischer bzw kann deutlich effektiver als Vorteil mitgenommen werden.

Aber im Endeffekt, bei dieser Art der Herangehensweise läuft das alles doch eh auf komplette Custom-Fertigung hinaus, wenn der Hersteller zu verschiedenen Reach-Werten idealerweise nicht nur angepasste Kettenstreben, Lenkwinkel, Sitzwinkel sondern auch BB-Highs liefern sollen...
Jeder andere Art der Produktion ist also immer ein Kompromiss, mal ist der eine glücklich mit dem Ergebnis mal ein anderer.
Ich finds eh faszinierend; die talentiertesten Fahrer lassen einen eh immer stehen, egal mit welchem Rad. Je nerdiger der Fahrer in Bezug auf Geo, Fahrwerk, Reifen whatever, desto wenig talentiert ist er schlicht oft auch (die WC Elite lass ich aussen vor, deren Sekundenjagd hat ja keinerlei Relevanz für uns Hobby-Fahrer).
 
Ich denke, dass sich viele die falsche Frage stellen.

Die Frage ist nicht, was die beste Geo ist.
Die Frage ist, ob jeder, der sich für die Thematik interessiert, die für ihn beste Geo finden kann.

Und man sollte sich ehrlich sein: Von tausend Käufern wird sich einer dafür interessieren.
 
Vielen Dank - bis hierhin super Interessant.

Ich habe unterschiedliche Perspektiven zu dem Thema.

Für mich ist es zum einen so, dass ich durch den Einstieg über klassische Stahl-Mountainbikes und Rennrad Geometrien, dazu gekommen bin,
mich an eine sehr gestreckte Position zu gewöhnen und diese als "normal" zu empfinden. Als vergleich: Auf einem Scott Gambler oder Ransom fühle ich mich immer wie auf einem Träcker oder als würde ich einen LKW von oben lenken ;-)

Trotz "durchhalten und versuchen" bin ich damit nie glücklich geworden.
Ich empfinde und verstehe dass Gefühl von Kontrolle, dass einem das Bike dann geben kann
aber es fühlt sich für mich nie "richtig" an.

Und so schätze ich, gibt es viele wie mich, die sich einfach daran gewöhnt haben,
sogar in der "falschen" Position oder mit einer "schlechten" Geometrie zu fahren aber den Unterschied gar nicht kennen.
Anders betrachtet, können dass dann aber auch Leute sein, die ihre Position oder ihren Körper einfach an das Bike und die Gegebenheiten anpassen. Hier im Forum liest man in diesem Zusammenhang dann oft von "viel auf dem Rad arbeiten müssen".
Ist das denn schlecht, dass arbeiten mit der "Körperverlagerung" oder vielleicht sogar ein essentieller Bestandteil unserer Passion?

Stichwort Profi: Denen kannst du wahrscheinlich jedes Bike geben und die haben Speed, Style und jede Menge Spaß.

Und dann finde ich zutreffend was @Akai schreibt - Talent setzt sich immer durch.
Das habe ich selber so erfahren und beobachtet. Und kenne sogar Studien die das unterstreichen.
In der Sportwissenschaft konnten wir beobachten, dass nicht primär der Mensch sich weiter entwickelt hat,
sondern die Technologien im jeweiligen Sport, haben dazu geführt, dass ein "höher, schneller, weiter" zum Tragen kommt.

Ein paar nice to know facts:

Jesse Owen und Usein Bolt würden mit den selben Schuhen und dem selben Boden, annähernd die gleiche Zeit laufen (!)
(Gemessen am letzten Welt Rekord)

Die Zeiten im Schwimmen, konnten drastisch durch Verwendung neuer Textilien verbessert werden, die weniger Widerstand bieten.

Basketball ist eine Sportart in der ganz offensichtlich ein genetischer Freak gebraucht wird, um umfassend erfolgreich zu sein.
(Passend zum Thema ;-)

Und um mit einem Beispiel aus unserem Sport zu schließen:

Eddy Merckx ist 1972 in 60 Minuten - 30 Meilen, 3774 Fuß gefahren (Weltrekord)

Dieser Rekord wurde mit aerodynamischen und immer leichteren Fahrrädern bis 1996 auf 35 Meilen, 1531 Fuß erweitert.
Die ICU hat dann im Jahr 2000 einen "Bann" auf diesen Weltrekord gelegt und folgende Regel eingebracht:
Wer den Ur-Rekord brechen will, muss dass selbe Material wie Eddy Merckx nutzen.
Jetzt kommt's: Der aktuelle Rekord liegt bei 30 Meilen, 4657 Fuß.

Während also moderne Bikes einen Vorsprung von 5 Meilen (10 Kilometer) eingebracht haben
war der beste, leistungsfähigste, moderne Athlet nur noch 269 Meter schneller (!)
Die Technologie ist also dem Talent untergeordnet bzw. das Talent bestimmt die Technologie
und nicht das fehlen von Talent oder dem Sport entsprechenden Merkmalen.

Differenziert betrachtet, können wir also viele Fragen stellen
und aus der Ego Perspektive Anforderungen an das Fahrrad oder die Marken stellen.
Letztlich wird aber eine wie auch immer aussehende Geometrie,
aus einem schlechten Fahrer oder einem unpassenden Phänotyp
,keinen drastisch besseren Fahrer machen.

Und da ist das "Hobby Fahrrad" nun wirklich besonders:

Einem 2 Meter+ Menschen mit langen Hebeln, würde jeder Turnverein nahelegen,
sich ein anderes Hobby zu suchen oder damit zu leben, wenig erfolgreich zu sein
und körperliche Probleme zu provozieren. (Stichwort Rücken)
"Turnen" wird sich nicht an den falschen Phänotyp anpassen lassen.
Ein Fahrrad bis zu einem gewissen Grad schon.
Muss aber allgemein deshalb das Fahrrad fahren als Sport, dem genetischen Exoten untergeordnet werden?

Martin Maes hat dazu mal etwas interessantes gesagt, als er gefragt wurde,
warum er immer so übertrieben "straff gestimmte" Bikes fährt. Ähnlich wie im Rennrad Sport,
wo die Fahrer bewusst viel zu kleine Rahmen fahren.

Seine Antwort (in etwa): "Es muss sich nicht plush anfühlen oder angenehm sein.
Es geht um Leistung. Das hier ist mein Job."

Passend dazu dass im YT erwähnte Interview, mit dem GF von Propain
und seiner Antwort auf die Frage "Wo kommt denn der Name Propain eigentlich her."
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, dass sich viele die falsche Frage stellen.

Die Frage ist nicht, was die beste Geo ist.
Die Frage ist, ob jeder, der sich für die Thematik interessiert, die für ihn beste Geo finden kann.

Und man sollte sich ehrlich sein: Von tausend Käufern wird sich einer dafür interessieren.
Das ist wohl sicher so. Außerdem sind wir sehr anpassbar. Je älter man wird, desto schwieriger wird es. Hihi
 
Vielen Dank - bis hierhin super Interessant.

Ich habe unterschiedliche Perspektiven zu dem Thema.

Für mich ist es zum einen so, dass ich durch den Einstieg über klassische Stahl-Mountainbikes und Rennrad Geometrien, dazu gekommen bin,
mich an eine sehr gestreckte Position zu gewöhnen und diese als "normal" zu empfinden. Als vergleich: Auf einem Scott Gambler oder Ransom fühle ich mich immer wie auf einem Träcker oder als würde ich einen LKW von oben lenken ;-)

Trotz "durchhalten und versuchen" bin ich damit nie glücklich geworden.
Ich empfinde und verstehe dass Gefühl von Kontrolle, dass einem das Bike dann geben kann
aber es fühlt sich für mich nie "richtig" an.

Und so schätze ich, gibt es viele wie mich, die sich einfach daran gewöhnt haben,
sogar in der "falschen" Position oder mit einer "schlechten" Geometrie zu fahren aber den Unterschied gar nicht kennen.
Anders betrachtet, können dass dann aber auch Leute sein, die ihre Position oder ihren Körper einfach an das Bike und die Gegebenheiten anpassen. Hier im Forum liest man in diesem Zusammenhang dann oft von "viel auf dem Rad arbeiten müssen".
Ist das denn schlecht, dass arbeiten mit der "Körperverlagerung" oder vielleicht sogar ein essentieller Bestandteil unserer Passion?

Stichwort Profi: Denen kannst du wahrscheinlich jedes Bike geben und die haben Speed, Style und jede Menge Spaß.

Und dann finde ich zutreffend was @Akai schreibt - Talent setzt sich immer durch.
Das habe ich selber so erfahren und beobachtet. Und kenne sogar Studien die das unterstreichen.
In der Sportwissenschaft konnten wir beobachten, dass nicht primär der Mensch sich weiter entwickelt hat,
sondern die Technologien im jeweiligen Sport, haben dazu geführt, dass ein "höher, schneller, weiter" zum Tragen kommt.

Ein paar nice to know facts:

Jesse Owen und Usein Bolt würden mit den selben Schuhen und dem selben Boden, annähernd die gleiche Zeit laufen (!)
(Gemessen am letzten Welt Rekord)

Die Zeiten im Schwimmen, konnten drastisch durch Verwendung neuer Textilien verbessert werden, die weniger Widerstand bieten.

Basketball ist eine Sportart in der ganz offensichtlich ein genetischer Freak gebraucht wird, um umfassend erfolgreich zu sein.
(Passend zum Thema ;-)

Und um mit einem Beispiel aus unserem Sport zu schließen:

Eddy Merckx ist 1972 in 60 Minuten - 30 Meilen, 3774 Fuß gefahren (Weltrekord)

Dieser Rekord wurde mit aerodynamischen und immer leichteren Fahrrädern bis 1996 auf 35 Meilen, 1531 Fuß erweitert.
Die ICU hat dann im Jahr 2000 einen "Bann" auf diesen Weltrekord gelegt und folgende Regel eingebracht:
Wer den Ur-Rekord brechen will, muss dass selbe Material wie Eddy Merckx nutzen.
Jetzt kommt's: Der aktuelle Rekord liegt bei 30 Meilen, 4657 Fuß.

Während also moderne Bikes einen Vorsprung von 5 Meilen (10 Kilometer) eingebracht haben
war der beste, leistungsfähigste, moderne Athlet nur noch 269 Meter schneller (!)
Die Technologie ist also dem Talent untergeordnet bzw. das Talent bestimmt die Technologie
und nicht das fehlen von Talent oder dem Sport entsprechenden Merkmalen.

Differenziert betrachtet, können wir also viele Fragen stellen
und aus der Ego Perspektive Anforderungen an das Fahrrad oder die Marken stellen.
Letztlich wird aber eine wie auch immer aussehende Geometrie,
aus einem schlechten Fahrer oder einem unpassenden Phänotyp
,keinen drastisch besseren Fahrer machen.

Und da ist das "Hobby Fahrrad" nun wirklich besonders:

Einem 2 Meter+ Menschen mit langen Hebeln, würde jeder Turnverein nahelegen,
sich ein anderes Hobby zu suchen oder damit zu leben, wenig erfolgreich zu sein
und körperliche Probleme zu provozieren. (Stichwort Rücken)
"Turnen" wird sich nicht an den falschen Phänotyp anpassen lassen.
Ein Fahrrad bis zu einem gewissen Grad schon.
Muss aber allgemein deshalb das Fahrrad fahren als Sport, dem genetischen Exoten untergeordnet werden?

Martin Maes hat dazu mal etwas interessantes gesagt, als er gefragt wurde,
warum er immer so übertrieben "straff gestimmte" Bikes fährt. Ähnlich wie im Rennrad Sport,
wo die Fahrer bewusst viel zu kleine Rahmen fahren.

Seine Antwort (in etwa): "Es muss sich nicht plush anfühlen oder angenehm sein.
Es geht um Leistung. Das hier ist mein Job."

Passend dazu dass im YT erwähnte Interview, mit dem GF von Propain
und seiner Antwort auf die Frage "Wo kommt denn der Name Propain eigentlich her."
Manches davon kann man unterschreiben. Beim Schwimmen zB sind sie aber von den Anzügen ja wieder weg....

Wenn es beim Sport nicht nur um die Leistungsfähigkeit geht, dann hilft besseres Material zwar die Grenzen zu verschieben, aber die Sportart ansich ändert sich dadurch ziemlich. Der Mensch lernt mehr dazu und wird besser. Das Material leistet also einen wesentlich Beitrag dazu selbst besser zu werden. Das spielt alles zusammen. Beim Rennrad geht's eigtl nur um Fitness, Kraft... Der Anspruch ans Hirn bzgl Reaktionsfähigkeit, Balance, schneller Entscheidungen zu treffen usw ist eigtl nicht da.
 
Zuletzt bearbeitet:
Beim Rennrad geht's eigtl nur um Fitness, Kraft... Der Anspruch ans Hirn bzgl Reaktionsfähigkeit, Balance, schneller Entscheidungen zu treffen usw ist eigtl nicht da.
:confused:
Schon lang kein Radrennen mehr gesehen oder mal selbst bei einer RTF in einer größeren Gruppe mitgefahren?
Paris–Roubaix oder Flandern-Rundfahrt seien mal als extremere Beispiele genannt.
 
@christ deine Techniktheorie ist bei vielen Sportarten überzeugend.
Aber warum sollte die Radindustrie alles nur auf den Fahrer mit deiner vermeintlichen Idealkörpergröße entwickeln?
Gerade wenn die Profis von minimalen Geometrieänderungen profitieren warum sollten das nicht große Hobbyfahrer auch?
Wer weiß vielleicht sind in 10 Jahren alle Ews Fahrer 2 Meter groß und fahren mit 36er Laufrädern?
 
...

Eddy Merckx ist 1972 in 60 Minuten - 30 Meilen, 3774 Fuß gefahren (Weltrekord)

Dieser Rekord wurde mit aerodynamischen und immer leichteren Fahrrädern bis 1996 auf 35 Meilen, 1531 Fuß erweitert.
Die ICU hat dann im Jahr 2000 einen "Bann" auf diesen Weltrekord gelegt und folgende Regel eingebracht:
Wer den Ur-Rekord brechen will, muss dass selbe Material wie Eddy Merckx nutzen.
Jetzt kommt's: Der aktuelle Rekord liegt bei 30 Meilen, 4657 Fuß.

Während also moderne Bikes einen Vorsprung von 5 Meilen (10 Kilometer) eingebracht haben
war der beste, leistungsfähigste, moderne Athlet nur noch 269 Meter schneller (!)
..
Aber, wie jeder weiss, sind die "Rekorde" der 60er und 70er eigentlich alle auf chemischer Basis erzielt. Eddy Merckx hatte eigentlich immer alles eingeworfen, was zur Hand war. Oder?
...Einem 2 Meter+ Menschen mit langen Hebeln, würde jeder Turnverein nahelegen,
sich ein anderes Hobby zu suchen oder damit zu leben, wenig erfolgreich zu sein
und körperliche Probleme zu provozieren. (Stichwort Rücken)
"Turnen" wird sich nicht an den falschen Phänotyp anpassen lassen.
Ein Fahrrad bis zu einem gewissen Grad schon.
Muss aber allgemein deshalb das Fahrrad fahren als Sport, dem genetischen Exoten untergeordnet werden?
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Zum Einen: für jeden Sport gibt es sicherlich einen "idealen" Körper. Mit 2m Dirttricks hinlegen ist möglich, aber für Gold wirds nicht reichen. Und Rückenprobleme und Radfahren haben nichts mit der Größe zu tun.

Davon aber abzuleiten, daß es Menschen mit einem "nicht-idealen" Körper nicht möglich ist, zu den Besten zu gehören, ist schlichtweg chauvinistisch wenn nicht gar rassistisch. Es trifft auch überhaupt nicht zu!
Außerdem: wo du von "genetischen Freaks" sprichst (was ja an sich schon abwertend ist), gibt es im evolutoniären Spektrum (selbst bei Mutationen, nicht nur in der normalen Varianz) immer die Möglichkeit (ich spreche nicht von Sinn), daß gerade diese sich als für den Moment in der Zeit als optimal erweisen. Egal bei was.
Ich sage nur: Caster Semenyah - auch wenn sie damit sicher nicht wirklich glücklich sein wird, man musste für sie ja extra Regeln ändern.

Wer vom Rennradfahren kommt, hat da vielleicht nicht den Blick für, was mit einem Mountainbike - egal ob zu groß zu klein zu lang zu kurz - unter welchen Bedingungen auch immer möglich ist. Weil es eben nicht in erster Linie um Tempobolzen und taktische Spielchen geht. Weil auf einem Trail so viele unterschiedliche Situationen auftreten können, daß die Idealform eines Bikes für die eine Situation am nächsten Felsen schon nicht mehr passt.
Das gerade macht Enduro ja so interessant!
 
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