Mein Kollege
@Gregor hat sich bereits zu der Thematik geäußert, ich möchte es an dieser Stelle aber auch noch tun.
Wir hatten im Vorfeld intern die Diskussion, ob es sinnvoll ist, gezeitete Abfahrten zu machen und haben uns letztlich dagegen entschieden. Ich war relativ entschieden dagegen, muss meine Meinung inzwischen zumindest etwas revidieren – finde es aber trotzdem eine schwierige Thematik.
Es braucht pro Bike und Tester nicht nur einen, sondern mindestens mal zwei bis drei gezeitete Abfahrten, damit man überhaupt eine halbwegs vernünftige Aussage treffen kann. Ein Trail mit einer Länge von 1:30 bis 2 Minuten ist einigermaßen schnell gefunden, besser sind aber zwei Trails mit unterschiedlichen Charakteristiken. Dann bleibt unterm Strich aus meiner Sicht ein Minimum von 5 oder 6 Abfahrten pro Person pro Bike. Bei sieben Bikes im Testfeld verbringen wir dann einen Großteil der Testwoche mit den gezeiteten Abfahrten, bei denen man natürlich auch Testeindrücke sammelt, sich aber vor allem darauf konzentriert, möglichst schnell zu fahren. Das ist logistisch eine absolute Mammutaufgabe, zumal dann eben doch noch Aspekte wie sich verändernde Streckenbedingungen und so weiter eine Rolle spielen. Das sind zu viele Faktoren, die wir zumindest bei unserer Testwoche in Spanien (bei der wir zwischendurch heftigen Regen und Schneefall hatten, ein Tester krank ausgefallen ist und wir noch diverse andere Artikel produziert haben, und alles während wir spätabends dann noch die Website ganz regulär am laufen halten mussten …) nicht kontrollieren konnten. Und am Ende kommt dann pro Bike eine Zahl raus, auf die der gesamte Test reduziert wird – davon hat absolut niemand was. Eine Firma wirbt aktuell damit, dass der Vorgänger ihres neuen Modells in einem Test, bei dem die Zeiten verglichen wurden, eines der schnellsten Modelle gewesen sei, der Nachfolger nun noch schneller als der Vorgänger wäre und das neue Bike folglich das schnellste Bike überhaupt ist …
Ich hab mir den Test auch angeschaut und fand ihn von der Aufmachung her super. Generell gefallen mir die Tests von Vital sehr gut. Aber: Jedes Bike wird pro Tester genau einmal auf Zeit gefahren. Dazu pedaliert einer der beiden Tester alles andere als motiviert los und hat Probleme, ins Pedal einzuklicken. Das ist locker eine Sekunde, die dem Bike dann fehlt – und am Ende landet es auf Platz 4 und nicht auf Platz 2. Natürlich werden auch die subjektiven Eindrücke beschrieben, aber wenn man schon einen objektiven Test durchführen will, dann muss das Testdesign auch von vorne bis hinten durchdacht sein.
Zu den Linkage-Daten: Es würde mich sehr überraschen, wenn der Analyst jedes Rad zu Hause bei sich rumstehen hat und die für die Analyse relevanten Punkte auf den Millimeter genau ausgemessen hat. Ich will mich nicht aus dem Fenster lehnen, weil ich den genauen Ansatz nicht kenne. Aber ein paar Millimeter hier und da machen einen nicht zu verachtenden Unterschied.
Die Grafik finde ich auch cool, da bin ich an sich bei dir. Wir haben uns aktuell noch dagegen entschieden, weil so eine Darstellung dann auch wieder ein paar negative Aspekte mit sich bringen kann. Generell diskutieren wir solche Sachen aber fortlaufend.
Über Verbesserungspotenziale denken wir definitiv nach, von daher find ich's auch super, dass wir hier ein direktes Feedback auf unsere Tests bekommen.