The Snake - von La Palma zum Gardasee

23.07. 08:50 Col de la Lose, 3000m

Specki ist heute noch besser ausbalanciert als gestern, die 700 verbleibenden Höhenmeter zum Col de la Lose flutschen am frühen morgen nur so dahin.


Die ersten Sonnenstrahlen aus Italien streifen die französischen Gletscher.


Blick zurück ins Tal von Val d'Isere. Der Weg ist mit dicken Steinmännern markiert, verlaufen unmöglich.


Wanderer sind hier oben keine mehr unterwegs. Nur ein einsamer Mountainbiker und ein verwunderter Steinbock.

Am Ende wird der Aufstieg doch noch ein bisserl kompliziert, ein paar glatte Altschneefelder wollen auf brösligem Geröll umgangen werden. Alles in allem gibt's bergauf aber keinen nennenswerten Probleme, Specki auf Zorro funktioniert genau so gut wie Zorro auf Specki. Freilich, mit knapp 20 Kilo auf dem Rücken durch die Gegend zu stapfen ist kein besonderes Vergnügen. Aber wer 200 Meter Seil und Haufenweise Kletterzeug durch die Dschungel Neuseelands trägt, nur um irgendwelche Höhlen zu erforschen, der kann auch mal sein Radl durch die französichen Nationalparks schleppen. Das Tragesystem eines Bikerucksack ist bei diesem Gewicht nicht mehr besonders komfortabel, aber was solls.


Geschafft! Um kurz vor neun steh ich auf dem Col de la Lose und sehe das erste mal den Gran Paradiso vor mir.


War gar nicht so schlimm. Insgesamt auch nicht weiter wie das Eisjöchl, nur wesentlich alpiner.


Das erste Mountainbike überhaupt auf dem Col de la Lose? Wär schon möglich, den Weg über diesen Pass gibt's noch nicht so besonders lange.

Eigentlich sollte ich Specki ja hier oben entfesseln, aber der Blick auf die andere Seite hinunter lässt mich an der Fahrbarkeit bzw. auch nur an der Schiebbarkeit dann doch etwas zweifeln.


Buon Giorno Italia, aber muss es unbedingt senkrecht sein??
 
23.07. 11:45 Lago Serru, 2275m

Also los jetzt... Steil oder nicht, Italien wartet! Und so bleibt Specki zunächst zum handlichen Paket verschnürt und reitet auf Zorro die steile Felswand hinunter.


"Singletrail" am Col de La Lose: Schwierigkeit S5++ :-)


Wie befürchtet verschwindet das freundliche Seil teils unter Altschneefeldern. Der Schnee ist zum Glück schon recht weich und größtenteils griffig, so klappts auch mit den Radlschuhen.


Nach etwa 150 Höhenmetern Nervenkitzel ists's dann soweit. Am Fuße der Steilstufe wird aus dem Paket wieder ein Bike. Zeit wird's!








"To boldly bike where noone has biked before?"

Vielleicht passt das Startrek-Zitat ja diesmal wirklich. Reifenspuren gibt's jedenfalls keine, dafür einen wunderbar schwierigen, gerölligen S3-S4-Trail mit Tiefblicken zum Lago Serru und Weitblicken zum Paradiso. Ich wähne mich schon auf der sicheren Seite und bin schwer am Grinsen, da wird der Flow jäh unterbrochen von einer...


..zweiten Steilstufe.

Da geht mal wieder nix mit fahren oder schieben, also wird Specki nochmal schnell provisorisch auf dem Rucksack verzurrt und ich hangle weitere 50m fast senkrecht bergab. Ist aber nimmer so schwer wie oben am Col und Schnee gibt's hier auch keinen mehr.

Nachdem auch dieses Hindernis überwunden ist, können die letzten Meter unbeschwert genossen werden.


Querung oberhalb des Lago Serru.


Einfach laufen lassen! Im Hintergrund der Col de la Lose und die zweite Steilstufe.


Weit is nimmer!


Geschafft!

Das war er also, der Missing-Link vom Tal der Isere hinüber zum Gran Paradiso. Teilweise ganz schön heftig, aber eigentlich kein besonderes Problem, wenn das Bike in den Kletterstellen gut und sicher auf dem Rücken verzurrt ist. Und wenn die Felsen mal überwunden sind, ist der Trail zwar schwer aber trotzdem mit großem Spaß fahrbar.

Bin trotzdem froh, das Abenteuer überstanden zu haben. Kann einem ja immer irgendwie am Drahtseil ein Stein auf die Pfoten fallen oder ein wütender Steinbock die Hose aufschlitzen. Nichts dergleichen ist passiert, Zorro ist unverletzt und Specki hat noch nicht mal neue Kratzer abbekommen. Ein voller Erfolg sozusagen :).
 
13:00 Rifugio Citta di Civasso am Colle Nivolet, 2604m


In ein paar angenehmen Kehren geht's bei wunderbarer Aussicht kurze 400hm hinauf zum Colle Nivolet und dem gleich dahinter liegenden...


Rifugio Citta di Civasso.

Pasta ist angesagt... und Bericht schreiben!
 
23.07. 17:00 Eau-Roussex, Valsavarenche, 1670m

Nach der Mittagspasta im gemütlichen Alpenvereinshüttchen am Col Nivolet fühl ich mich fit für weitere Abenteuer. Eigentlich wär der Col Lauson heute schon noch drin! Allerdings vertue ich viel Zeit damit, oben am Col eine Stelle mit genügend starkem Handynetz zu finden, um den Bericht der gelungenen Col de la Lose - Überschreitung abzusetzen. Kann meine Leser doch nicht mit dem einzelnen Klettersteigbildchen allein lassen, als ob ich hinterher abgestürzt wäre. Alles suchen hilft leider nichts, ich finde keine Stelle an der mehr als nur ein paar Bytes durch die virtuelle Leitung flutschen wollen. Na dann eben erst mal runter ins Valsavarenche. Den Umweg und flowigen Singletrail über die Alta Via Aosta kenn ich bereits, also nehm ich diesmal die direkte Route hinunter nach Pont.

Da hab ich mir was eingebrockt... irgendwie dachte ich bisher, die Standard-Paradisorunde würde den Umweg über die Alta Via nehmen, weil der direkte Weg ins Valsavarenche eine langweilige Forstpiste wäre. Weiter daneben hätte ich nicht liegen können...


Zunächst haufenweise Slickrock auf der Nivolet-Hochfläche, mit Paradiso im Rücken.

Und dann wird's ernst. Ein extrem steiler, felsiger, verblockter Singletrail stürzt sich vom Pian de Nivolet hinunter nach Pont. Wanderer warnen mich dringend vor dem weiter fahren, aber jetzt gibt's kein zurück mehr.


Genial!

Insgesamt 500 Höhenmeter harter S4-Trail, wo ich eine leichte Piste vermutet hatte. Sowas nennt man eine nette Überraschung. Und weil ich heut gut drauf bin, fahr ich eigentlich fast alles von diesem Monster. In ein paar Kurven versetz ich sogar mein Hinterrad, obwohl ich noch gar keine Zeit zum üben hatte. Wenn's mal läuft, dann läuft's!


Pont im Valsavarenche.

Der Trail bleibt durchgängig schwierig bis zum Talboden bei Pont. Für den Col Lauson ist's nun aber wirklich viel zu spät, erst die Netzsuche, dann der schwere Trail, heut geht zeitlich nicht mehr viel. Also rolle ich die Talstraße hinab auf der Suche nach einer Unterkunft. Wie der Zufall so spielt, genau am Abzweig zum Col Lauson, bei Eau-Roussex, befindet sich das Hotel Paradis, auch für Tagesgäste als Gite d'Etape eingerichtet. Hier bleib ich!

Fazit: Mal wieder ein Topten-Tag. Werden in letzter Zeit erstaunlich viele, vielleicht sollte ich statt dessen auf Toptwenty umschwenkeN. Aber die Berge hier sind halt einfach der Hammer, kein Wunder wenn's einem da gefällt :).
 
Dein Track hat heute aber mächtig Zacken...und vom Nivolet runter hatteste auch keinen Satelliten :-)
Egal. Pass ist in der Datenbank, inkl. Nennung des Erstbefahrers!
Den Rest mußt Du mir übrigens denn mal wieder liefern...Du hast ja noch mal mächtig gesammelt
 

Ja, das ist es was Du dort/hier machst. :daumen::daumen::daumen: *THANX*THANX*THANX*kurze Zitate sind erlaubt, oder?! :D :lol::lol::lol:*

twittermäßiger Kommentar: Jetzt war ich so gefesselt von dem tollen Bericht und den neuen Bildern, das mir meine pizzaartigen Baguettes doch glatt im Ofen verbrannt sind. :mad: :wut: :heul: *o.k. selbst schuld, aber das Opfer war es wert :D *Hunger hab ich trotzdem*
 
Zuletzt bearbeitet:
@stuntzi
Ok, jetzt reichts.

Bitte keine Bilder mehr. Erst die Übertragung von der TdF, dann das hier.
Jetzt wirds wirklich Zeit das ich in die Alpen komm! :heul:

Was hast Du eigentlich so für ne Zielmarke für die Ankunft am Lago? 3 Wochen? 4 Wochen?

Vielleicht sollte man dann mal eine Finisher-Party organisieren! :D
 
ah wiedermal feinste Fotos kurz vor der Heia!
Da bewährt sich aber das handliche leichte Carbonbike zusammengesurrt am Rücken, das spricht ganz extrem gegen ein vorgeschlagenes Stahlbike! Ich denke mein Kohlebike wird nächste Woche auch den Jungfernstart erleben *drauf freu*
 
@MiketheBikeWW, ich denke du liegst mit 3-4 Wochen (+/-4 Wochen) nicht schlecht ;)
Das weis man bei stuntzi nie, manchmal bleibt er hängen und kreiselt, manchmal gibt er Gas und fährt hunderte Kilometer Strasse.
(Denke da an das schnelle Ende vom EUROMAX)

Ob er den Rummel einer Finisher-Party mag und angegafft zu werden wie ein bikender Marsianer? :ka:

Ray
 
@carsten, tja die zacken im track... loox-gps und senkrechte felswände vertragen sich nicht so gut. und unterwegs korrigieren ist mühsam. was am pian de nivolet los war, keine ahnung. bestimmt ein ufo.

@enrgy, fahren die gebirgsjäger nicht noch mit 20-kilo-stahl-rahmen von 1960 durch die gegend? aber immerhin gibt's eine angeschweisste halterung fürs G3 :-).

@fitzcarraldo, ein bisserl schnee gabs doch, die touri-info hat gelogen!

@commblanc, je extrööömer desto schöööner.

@spectres, zu futtern gabs nix am joch. konnt beim frühstück auf dem rifugio nix einsacken weil mich ständig der nepalesische hüttenboy bequatscht hat. dafür hab ich jetzt einen träger für die anapurna-runde.

@ray, "bikesteigen" find ich gut. aber auf dauer hab ich mein rad doch lieber unter mir als auf mir. das mit dem bestrafen des mitführens eines bikes hatte ich auch gehört. mir ist nur nicht ganz klar, auf welcher rechtsgrundlage sowas basieren sollte. wer kann mir vorschreiben, was ich in meinen rucksack packe?! ich hätte jedenfalls keinen cent bezahlt und war auf konfrontation vorbereitet. aber schlussendlich waren ja alle ranger ganz nett :-).

@kritimani, deftig wars, aber guad hats gschmeckt!
 
24.07. 07:05 Eau-Roussex, Valsavarenche, 1670m

Heut steht also der Col Lauson am Gran Paradiso auf dem Programm, mit 3295m einer der höchsten beradlbaren Pässe der Alpen überhaupt. Wobei "beradlbar" nicht ganz stimmt, die letzte halbe Stunde ist auch hier Tragen angesagt. Dafür ist der Trail nach Cogne ein Traum. Dann wieder möglichst weit rauf ins Val Cogne und irgendwo kurz unterhalb des Col Pontonnet übernachten. Tips?

Morgen weiter über besagten Col Pontonnet hinunter ins Aostatal, kurz links nach Aosta und hinauf auf´s Fenetre de Durand. Sollte von Süden ebenfalls mit ca. 600hm schieben zu erledigen sein. Die nächsten Tage wird dann ein bisserl im Wallis gespielt... der Brazilian ist bestimmt dabei, vielleicht auch les Diablerets im Saaneland.

Und wenn ich schon am planen bin, Ankunft am Lago könnte so Mitte August sein, eher ein bisserl später. In der Schweiz steht noch so einiges auf dem Programm, ein kleines Land mit großer Singletraildichte :-).

Schlafen macht übrigens hungrig... wo bleibt mein Frühstück??
 
@stunzi
mal eine frage: wenn rucksack auf specki zorrocarry ist, was ist dann specki auf rucksack? speckicarry? :D
@blacksurf:
annapurnarunde waer jetzt so neu nicht. ist der marco vor einer guten weile mal gefahren.
ausserdem moecht ich den traeger sehen, der mit dem stuntzi mitrennen muss. armes schwein....
 
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