Der Pedalrückschlag ist ein höchst unglücklicher Begriff. Ebenso verhält es sich mit dem Begriff Squat und Antisquat.
Aber der Reihe nach.
Zum Pedalrückschlag:
Bei einem fahrenden Bike mit drehender Kurbel und Zug auf der Kette, findet im Falle einer Einfederung des Hinterbaus (mit Längenänderung der Kettenstrebe/ Zugtrums der Kette) lediglich eine kurzzeitige Winkelgeschwindigkeitsänderung der Kurbel satt.
Das heißt die Kurbelumdrehungs- Geschwindigkeit wird theoretisch kurzfristig verlangsamt und anschließend wieder beschleunigt. (
https://de.wikipedia.org/wiki/Superposition_(Physik)
Von Pedalrückschlag kann also nur im Stand die Rede sein.
In der Realität haben wir es also nur mit einer Drehgeschwindigkeits- Variation zu tun und in gar keinem Fall um einen Pedalrückschlag- und auch diese Variation ist weitaus geringer wie üblicherweise angenommen.
Analog dazu verhält es sich mit der verzerrten Vorstellung vom Squat und Antisquat:
Die Antriebsenergie des Menschens (selbst bei einen EMTB) sind im Verhältnis zur Gesamtmasse (Fahrer+Bike) viel zu schwach um nennenswerte Drehzahlschwankungen des Laufrades beim Pedalieren zu induzieren.
Nur im allersten Moment des Anfahrens herrscht eine verhältnismäßig kleine momentane Radlaständerung statt. Sobald das System in fahrt ist sind die periodischen Drehzahlschwankungen am Hinterrad marginal und praktisch nicht mehr messbar.
In den gängigen MTB- Kinematik- Modellen geht man bisher immer davon aus, das eine Drehmomentveränderung am Pedal ein Veränderung des Haftreibungsvektor am Hinterrad bewirkt, die fälschlicherweise eine 1:1 Radlaständerung verursachen soll.
Je höher der Schwerpunkt und je geringer der Radstand desto größer diese Radlaständerung- soweit die gängige Theorie.
Diese vermeidliche Radlaständerung, auf welche die Radaufhängung durch Einfedern reagiert, soll über Antisquat-Maßnamen am Bike verhindert werden.
Diese Vorstellung ist aber grundlegend falsch, da durch die translatorischen und rotatorischen Masseträgheiten im Verhältnis zur geringen Antriebsenergie nur eine extrem kleines Geschwindigkeit- Delta beim pedalieren auftritt.
Die kinematischen Antisquatmaßnahmen dienen lediglich dazu das die Federung beim Pedalieren rhythmisch versteift wird um die Einflüsse auf die Federung aufgrund des auf dem Bike zappelnden Fahrers zu minimieren.
Die Radlaständerungen spielt dabei praktisch keine Rolle.
Fazit: die gängigen Drehpunktlagen bei modernen MTBs (real oder virtuell) mit einer entsprechenden Kettenstreblängung ( Kettenzugtrum-Längung) sind sinnvoll um beim pedalieren aufgrund des sich bewegenden Fahrers die Federung zu beruhigen. Wie hoch diese Kompensation ausfällt ist von Firma zu Firma /entsprechend der Philosophie unterschiedlich hoch aber in ähnlicher Größenordnung.
Der vermeidlich nachteilige Effekt des "Pedalrückschlages" ist in Wirklichkeit nur eine leichte, objektiv weniger störende Drehzahlschwankung im Pedal sobald die Federung arbeitet. In jedem Fall überwiegt aus biomechanischer Sicht der positive Effekt der Federung gegenüber der Drehzahlschwankungen am Pedal.
Beim Bergabfahren findet eine unzweifelhaft wissenschaftlich bewiesene Auskoppelung des Antriebs auf die Federung statt der bereits bei 5 bis 7km/h eintritt. Bei blockiertem Hinterrad und gestraffter Kette wird Arbeit der Federung beeinflusst. Bei einem gebremsten aber nicht blockiertem Hinterrad wird die Federung nicht beeinflusst. High Pivot Bikes mit Idler haben genauso wie klassische Bikes einen Bedarf an Federungs- Ruhigstellung im Falle des Pedalierens, der aber vorwiegend über ein Pro Pedal (oder ähnliches System mit verstärkter Druckstufendämpfung) realisiert werden kann. Hight Pivot Bikes differenzieren zwischen horizontaler und vertikaler Stoßrichtungskomponente. Schläge von vorne /Untergrund werden etwas besser absorbiert/ vertikale Stöße (Sprung etc) etwas schlechter.