Angeregt durch die Touren von @
konaspeed Tourenberichte aus Sachsen und Vogtland und @
Raumfahrer Tourenberichte aus Sachsen und Vogtland hab ich mal eine Tour zwischen Liebstadt und dem "Bäderzweieck" geplant.
Motto:
Kettenklemmer und Knie kaputt am Kuckuckstein
Die S-Bahn bringt mich nach Heidenau Süd und dann geht es Richtung Wasserturm ...
... welchen wir hier in voller Pracht erblicken:
Leider ist es heute diesig, trotz schönsten Sonnenscheins, so dass der Ausblick übers Elbtal zu Bors- und Triebenberg kaum das Foto wert ist:
Verträumte Landstraßen und Wege führen mich via Großsedlitz, Krebs und Meusegast Richtung Wilde Kirche. Der Zimmertiger chillt am Wegesrand:
Auch ich bin über den plötzlichen Ausblick ins Gesteinsloch überrascht, wenn man an der Wilden Kirche die letzten Steinstufen überwunden hat:
Ein Trail lockt zunächst bergab, aber auf einer Wiese verliert sich die Spur. Da ich keine Lust auf Abenteuer Marke "Spargrund" habe (vgl. Raumfahrers Bericht)
, schiebe ich wieder hoch und radle zur Kanitzhöhe, welche durch Heimatfreunde reichhaltig möbliert wurde:
Dahinter ist noch eine Feuestelle, eine Gedenktafel und eine Beschreibung der Rundum-Fernsicht, zum Beispiel Richtung Hoher Schneeberg:
Tatsächlich ist in anderer Richtung zumindest der Wilisch auszumachen:
Ich verlasse diesen einladenden Ort und strebe dem Kanitztal entgegen. Es geht über den "Diebssteig" kurz unterhalb der Hangkante entlang, anschließend am Abzweig zur Sonnenbank vorbei über weitere Holzstufen in den Dürrleitengrund.
Netter Trail, das
Jetzt rolle ich gemütlich im Sonnenschein durch das Tal der Seidewitz, wo mich ein geologischer Aufschluß anhalten läßt. Nach meinen Recherchen ist dies Tonschiefer, welcher sich hier recht interessant aufgestellt und gefaltet hat:
Ein Schotterweg führt mich aus dem Tal heraus und über Laurich und die Autobahn querend zur Alten Poststraße, wo ich an einem Aussichtspunkt mit Bänken und einem Gedenkstein anläßlich einer Befreiungsschlacht Anno 1813 kurz verweile:
Leider hüllt sich die fernere Gegend in grauen Dunst, also geht es weiter über Herbergen in Richtung Kleine Bastei.
Am Ortsende will ich zuerst über das Franzosengrab fahren, entscheide mich dann jedoch für eine Variante ohne Gegenanstieg. Diese entpuppt sich als gedachter "Weg", also fahrbarer Untergrund am Waldrand.
Ganz ohne Gegenanstieg geht es auch hier nicht, und da macht es bei meinen Schaltmanövern plötzlich "Krack!" und die Kette klemmt unverrückbar zwischen Speichen und größtem Ritzel
Unter Anwendung roher Gewalt gelingt es mir dann doch, die Kette wieder flott zu machen, unter neugierigen Blicken des Runden auf der Wiese drehenden Agrikulturexperten, welcher mit Lärm und Staub eine riesige Eisenwalze über die Wiese zieht. Entspannend, so eine Mountainbiketour in ländlicher Idylle
Schließlich erreiche ich einen Waldweg im hintersten Wiesenzipfel und gelange so nahe des Aufstieges "Weiberrutsche" zum eigentlichen Trail.
Egal welche Richtung man wählt, es sind immer einige Tragestellen dabei. Dazwischen klappert oft loser Steinschutt unter den Pneus. Die erste Basteiaussicht:
Blick von der zweiten Aussicht Richtung Liebstadt:
Der Trail schlängelt sich um Felsblöcke:
Leider wechselt der Charakter ein kurzes Stück später völlig, und unschwer rolle ich nach Liebstadt.
Dort bin ich zunächst auf der Suche nach einem Geschäft, da ich mit halbvollen Akkus im GPS los bin und keine Ersatzakkus mit habe.
Hier ist Frischware wohl eher nicht zu haben:
Von Eingeborenen erfahre ich von der Existenz eines geöffneten Lotto-Ladens (wen wunderts) und kann meine Energiereserven auffüllen.
Das Schloß - leider geschlossen - trohnt über der eher unbelebten Stadt:
Der Plan war nun, über weitgeschwungene Serpentinen an einen Zickzack-Weg zu gelangen und diesen abzufahren. Der ganze Hang ist jedoch von unzähligen Wegen und Treppchen durchzogen, teils gut zu fahren, teils nur laufend zu überwinden.
Da ist für die OSM-Mapper noch viel zu tun. Jedenfalls erreiche ich so eine alte, aufgelassende Fahrstraße und kurbel unter alten Straßenbäumen zur Anhöhe hinauf.
Über Göppersdorf folge ich dem gelb markierten Wanderweg, welcher sich hier auch als befahrbarer Wiesenrand erweist. Der Blick schweift zu "Roter Berg" (links) und Schärfling (rechts beginnend im Vordergrund):
Um die Wegzeichen scheint sich hier keiner mehr zu kümmern, dennoch finde ich zu diesem Trail hinab in das Bahretal.
Die Bemühungen um ein Selbstauslösefoto führen leider zu einer fetten Schramme am Knie
Risikosportart "Extrem-Selfing"
Nach feldmäßiger Erstbehandlung rolle ich zum Bachbett und nach Überwindung eines trockenen Seitenlaufes gibt es doch tatsächlich zivilisatorische Kunstbauten:
Das Knacksen und Knarren beim Drüberlaufen mindert die Freude etwas, aber das mulmige Gefühl angesichts der Abwesenheit des Weges bei OSM weicht etwas.
Weiter geht es, den Wald verlassend, auf Strukturen, welche wohl von früheren Wegen künden:
Aber alles halb so wild, und zusehends wird der Wiesenweg deutlicher Sichtbar und ausgefahrener. Mitten durch ein Gehöft am Rande von Gersdorf geht es hindurch, komisch, dass da richtige Eisentore sind
Zum Glück sind diese weit offen und ein Hofhund ist auch nicht zu sehen. Gleich beginnt auch der Gegenanstieg, wo der Jagdstein auf mich wartet.
Blick zurück:
Zuvor ein kurzer Abstecher zu einem ehemaligen Steinbruch ...
... bevor ich mich auf die Such nach einem Zugang zum Jagdstein mache. Am unteren Rand einer wohl gesicherten Deponie geht es zunächst gut voran, aber dann schlage ich mich ins Unterholz, da staunt sogar Bambi und springt davon. Schließlich gelange ich - radlos - auf den Jagdstein hinauf:
Dann entdecke ich den "offiziellen" Weg mit Steinstufen und - wieder aufsitzend - superbreite Forstwege zur Landstraße. Selten, dass noch solche Lücken in OSM sind, aber nicht mehr lange ...
Weiter geht es Richtung Hochstein, wir kommen der Bäderlandschaft näher:
Auf dem Hochsteinplaetau ist ja richtig was los, ein wahres Felsenmeer!
Kostprobe:
Leider sind die Aussichten fast alle zugewachsen, aber dafür gibt es unterhalb den Rektor-John-Platz:
Auch die folgende Abfahrt ist nicht zu verachten und bietet so einige "Obstacles":
An zwei Stellen winden sich die groben Stufen so eng, dass der Fuß raus muss. Ansonsten gerne wieder, doch im schwindenden Tageslicht habe ich noch das letzte Highlight vor mir. Richtung Zwiesel und dann dem Wanderweg folgend geht es dicht an der Gottleuba entlang.
Ein Hinweisschild lässt mich zunächst ratlos in der Gegend herumblicken, doch dann nach ein paar Schritten über bemoosten Fels finde ich das hier:
Ein richtiges Strudelloch hat das Wasser hier geformt!
Dieses Naturphänomen erfordert allerdings einigen sportlichen Ehrgeiz in der Disziplin "Auf- und Abspringen vom Rad", da dieser Trail wohl doch eher was für Sohlengänger ist:
Es geht beständig hoch und runter, fahren lassen sich keine 20 m am Stück. Ist vorgemerkt für Familienausflüg , da stören einen wenigstens diese Biker nicht
Nun habe ich genug und will zurück in die Zivilisation. Ja wie denn nun
Jetzt geht es nur noch Richtung Pirna, wo mich der rote Shuttle nach Hause bringt. Es wird aber auch kalt, wenn die Sonne weg ist ...
Fazit:
Jedes Gebiet hat eine zweite Chance verdient, das gilt zumindest für die Ecke um Bad Gottleuba - Berggießhübel. Da hat es mir heute besser gefallen als beim ersten Besuch (
Tourenberichte aus Sachsen und Vogtland)
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Nur zwischen Liebstadt und Gersdorf scheint es an Trails zu mangeln, große Teile des Bahretals sind laut Karte schlicht nicht begehbar. Der gelbe Wanderweg in diesem Gebiet ist jedenfalls auf meiner "No-bike-Liste" gelandet ...
ride on!
tanztee