Ich war am Mittwoch solo in den Tafelbergen des Elbsandsteingebirges unterwegs und hab die fixe Idee einer kurzangebundenen Übernachtung im Gebirge umgesetzt, die mir im Kopf rumschwirrte. Alltag ausklinken mit Nachdruck.
Wie das immer so ist, wenn ich alleine unterwegs bin, kam ich erst ziemlich spät los... halb drei ausm Zug raus und aufs Rad... was für das geplante Streckenpensum reichen sollte. Der erste Anstieg war schweißtreibend, obwohl es nicht so warm wirkte. Bewölkt und mächtig schwül wars, der Boden zeugte überall von nicht allzu lang zurückliegendem Regen. Oben aufm Plateau des ersten Tafelberges alles beim Alten. Kurzes Fotopäuschen, stark verkürzter Stop am Frühstücksplatz und weiter.
Warmrollen by
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Die Standard-Abfahrt zeigte sich mit Windbruch gespickt und dazwischen mit Farnen und Krauten zugewuchert. Sollte man wohl in näherer Zukunft noch meiden. Dann ging es erst einmal daran, Strecke zu machen bis zum nächsten Berg, dem Quirl. Das zurückliegende Höhentrainingslager in den Alpten machte sich bemerkbar, als ich wohlgermerkt mit Übernachtungsgepäck einige Rampen bezwang, bei denen wir sonst ohne mit der Wimper zu zucken absteigen. So auch den Anstieg auf den Quirl komplett. Dafür scheiterte ich in anderen Passagen, die sonst immer gehen. Der Weg am Sockel des Quirl wurde nach dem Winter aufgeräumt, war erfreulicherweise wieder komplett passierbar und bereitete viel Freude.
Voller Optimismus wollte ich mir dann anschauen, wie der Direktanstieg zur Festung Königstein mittlerweile aussah. Als ich den im Winter auf der Karte entdeckt hatte, war eine Lichtung mit massivem Windbruch blockiert und die Überquerung jener erforderte einiges an Geduld und Mühen. Zu meiner Enttäuschung hatte sich hier nichts getan. Die Lichtung war immernoch völlig verwüstet und der Jahreszeit entsprechend nun auch noch reichhaltig mit meist stacheligem Wildwuchs garniert. Ich sah ohne Machete kein Durchkommen, kehrte um um nahm einen noch steileren Weg nach oben, den Hasenweg. Der war zwar deutlich schweißtreibender, aber immerhin zielführend. Nach der Fast-Umrundung der Festung und einer etwas zurückhaltenden Abfahrt kam ich nach Thürmsdorf, wo zu meiner Freude die Adoratio Schokoladenmanufaktur noch geöffnet hatte. Ich gönnte mir ein Täfelchen Schokolade für später. Wie oft hat man schon die Gelegenheit, Schokolade aus erster Hand zu erstehen. Und ein dunkles Schokoeis für den sofortigen Hirnfrost.
Da die Zeit nun schon recht vorangeschritten war, entschloss ich mich, den nächsten Tafelberg auf der Normalroute auszulassen und fuhr stattdessen einen unbekannten Weg, der sich als gehörig ruppige Abfahrt entpuppte.
Erkundungen by
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Offenbar stürzte hier in letzter Zeit des Öfteren reichlich Wasser den Weg hinab. Das ehemals grob gepflasterte Band glich mitunter einem trockenen Bachbett und bot dem geneigten Schussradpiloten reichlich Gelegenheiten sich spektakulär zu zerlegen, sollte der Übermut die Oberhand gewinnen. Dank Unterbrechungen für Fotos konnte ich den Übermut zügeln und kam heil unten an, wo ich nach mehreren unmarkierten Kreuzungen etwas die Orientierung verlor. Ein kleinerer Tafelberg war mein Ziel und immerhin noch vor Acht fand ich den Weg auf den Gipfel.
Hike-a-Bike by
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Ein Pärchen saß bereits oben und wartete vermutlich auf den Sonnenuntergang. Außerdem ein Mann mittleren Alters, der seinem Gepäck nach zu urteilen ebenfalls hier nächtigen wollte. Ich schlich etwas auf dem Plateau umher auf der Suche nach einem schönen Platz, nach Möglichkeit mit Blick Richtung Sonnenaufgang. Geschätzt eine Stunde blieb mir noch bis zum Einbruch der Dunkelheit, als ich mich dazu entschloss, es doch lieber auf dem Nachbarberg zu versuchen, der mir vertrauter war. Dort würde es warscheinlich einsamer sein und schon ohne Suchen zu müssen hatte ich mindestens einen schöneren Schlafplatz im Hinterkopf. Der Bergwechsel ging mit dem Rad rasch vonstatten und direkt auf dem Gipfel fand ich eine lauschige Stelle, Lager aufzuschlagen. Zeit für das Abendbrot und einen angemessenen Nachtisch.
Abendbrot by
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Guten Abend by
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Lauschig ist allerdings immer etwas relativ und eine erholsame Nacht hat man Gelegenheitsbiwakier nie sicher. Hier veranstaltete ein paar Meter weiter ein Bilch oder ähnliches die halbe Nacht lang ein gehöriges Theater, wovon hauptsächlich Gequäke und Gekeife bei mir ankam.
Gute Nacht by
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Später gab es dann aber doch noch ausreichend Ruhe für etwas Schlaf und eh ichs mir versah, graute schon der Morgen mit Nebel im Tal, der mit der Sonne nach und nach aufstieg und für tolle Stimmung sorgte. Da die Arbeit rief, blieb auch keine Zeit, lange im Schlafsack liegen zu bleiben.
Guten Morgen by
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Slunce slunct! by
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200 Höhenmeter bergab lockten zum Bahnsteig, nur die Fahrtechnik war irgendwie noch nicht wach. Am Waldausgang herrschte herrliche Stimmung. Brennnesseln und anderes den Weg bevölkerndes Kraut förderte die Durchblutung der Beine.
Abfahrt by
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\\o\iI/ by
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Und dann am Bahnsteig kam die S-Bahn zurück in den plötzlich viel entspannteren Alltag.