Denn mal ehrlich, solche situationen kommen meist recht überraschend und oft fehlt einem da dann doch bissl die gelassenheit und schlagfertigkeit cool zu reagieren.
Geht mir mitunter auch so. Zwar denke ich, dass man mit Selbstdistanz, einem reinen Gewissen und unbedingter Freundlichkeit schon mal keine Blamage oder Eskalation mehr befürchten muss. Deine Idee, sich ein Repertoire an durchdachten Antworten und Verhaltensweisen zuzulegen, ist dennoch klasse. Lass uns mal brainstormen
FoT prinzipiell ja aber zu Zeit habe ich wirklich zweifel ob ich überhaupt noch fair sein kann.
Also erstmal: FoT richtet sich keineswegs nur an Biker, sondern gerade auch an alle anderen Naturnutzer. Was freilich nicht eben einfach ist. Habt Ihr Ideen, auf welchem Wege und mit welchen Aussagen man Wanderer am besten erreichen kann?
Die Situation hier bei mir wird immer katastrophaler. Zur Zeit kann man hier kaum mehr eine Tour drehen ohne nicht wenigstens einmal in eine Konfliktsituation zu kommen.
Was Du beschreibst, ist in der Tat kein schönes Bikerleben. Ich denke, dass man sich in Ländern mit expliziten Verboten (wie die 2-Meter-Regel in BaWü) als Biker nochmal schwerer tut, weil man vergleichsweise wenig Interpretationsspielraum hat.
Radler um um die Kurve Frau läuft mitten auf dem Weg, Radler weicht nach links aus, Mecker mecker, kurze Frage warum man angemeckert wird Antwort Zone dreißig, sorry aber V<30 und Passant auf der Straße?
Es gibt mW keine Vorschrift, dass Menschen in einem Wohngebiet von der Straße verbannen würde, und auch kein Rechtsanspruch, in einer 30er Zone immer auch 30 fahren zu dürfen. Vorausschauendes Fahren mit situationsangepasster Geschwindigkeit hat immer Vorrang. Wenn Du mit Dir im reinen bist, kannst ihr das ja sagen: "Ich halte mich an die Verkehrsregeln".
Fahrt über eine teils schmalen (dürfte in BW verboten sein) Weg hallt von hinten "HALT STOP das ist verboten ich zeige Sie an"
Das ist sicher die spannendste Situation. Spielen wirs doch mal durch:
Möglichkeit 1: "Ach, das ist verboten? Oh Tschuldigung, wusst ich nicht" -- Eher blöde Variante, denn
(a) ist es nicht ehrlich und daher kaum durchzuhalten;
(b) gibt man so dem Herrn noch Bestätigung, dass er im Recht sei, und damit Ansporn, so weiter zu machen;
(c) wie will man begründen, dass man auf dem Trail weiterfährt oder am nächsten Tag dasselbe tut?
Möglichkeit 2: "Stimmt, das ist verboten, aber ich tu's trotzdem" -- die sportliche Variante für den, der sich zutraut, einem älteren Herrn zu erklären, dass es ethisch okay (wenn nicht gar Pflicht) ist, eine irrationale Rechtsnorm zu ignorieren. (Vorher vielleicht noch John Locke, Immanuel Kant oder Henry David Thoreau anlesen

)
Möglichkeit 3: Sämtliche Verweise auf die Rechtsnorm ("Aber Sie wissen doch, dass es verboten ist") konsequent ignorieren und den Blick auf die Sache lenken: "Ich tue nichts Böses". Auf "Sie machen den Weg kaputt" oder "Sie verscheuchen das Wild" könnte man antworten "ich habe mein Rad unter Kontrolle" oder "ich bewege mich auf einem öffentlichen Weg" oder vielleicht noch "ich genieße die Natur mit bester Umweltbilanz". Das ist, finde ich, eine vernünftige Möglichkeit, denn
(a) solche Aussagen sind ehrlich und korrekt,
(b) wer ihnen widersprechen will, muss wenigstens eine Runde mehr nachdenken
(c) sie sind kein aggressiver Widerspruch, wohl aber eine deutliche Relativierung des Angriffs.
Eine Erfolgsgarantie sind sie aber sicherlich auch nicht. Kann ebenso passieren, dass die Diskussion dann erst recht losgeht.
Spaziergänger die nicht zur Seite gehen und zu 5 nebeneinander laufen (auch wenn Sie einem entgegenkommen und einen somit sehen), darüber rege ich mich schon gar nicht mehr auf - das scheint zum Standard zu werden.
Stell Dir vor, Du wanderst mit vier Freunden, und alle Naslang drängelt sich ein Biker vorbei, möglicherweise gar grußlos und ohne ein Danke. Wärst Du da nach ein paar Mal nicht auch genervt und geneigt, die Biker "mal ein bisschen auszubremsen"?
Ich meine, in vielen Fällen ist das Nebeneinanderlaufen noch nicht mal ein absichtliches Ärgernwollen. Und wenn doch, dann niemals persönlich zu nehmen. Wie wärs damit: Sukzessive langsamer drauf zu fahren, freundliches Gesicht machen und grüßen. Wenn sich dann noch immer keine Gasse öffnet, absteigen und nach ein paar Worten aufwärmenden Smalltalks die Problematik abfragen, etwa: "Kommen hier viele Biker vorbei?" Vielleicht kommt man ja so in ein Gespräch, das gegenseitiges Verständnis weckt.
Wenn man einen Trail mit Flow durchfahren kann, ist das Grund zum Glücklichsein. Wenn man mal runterbremsen muss, sollte einen das aber nicht weiter beirren. Es könnte ja auch ein gestürzter Biker da liegen. Und wenn man sich an intensivem sonntäglichen Wanderverkehr auf manchen Trails stört, sucht man sich andere.
Dass übelwollende Wanderer zum Standard würden, kann ich jedenfalls nicht bestätigen. Um mal was Positives zu berichten: Wir waren gestern im Westallgäu unterwegs und sind dort stellenweise so vielen Wanderern begegnet, wie ich sonst in einem halben Jahr nicht sehe. Kein einziger hat Stress gemacht, ausnahmslos wurde zurückgegrüßt, eine Frau hat unsere Räder gelobt

, ein Ehepaar bezeichnete unser Treiben schäkernd als "modernes Pilzesuchen", eine Familie stand Spalier mit dem Ruf "lassts krachen", usw. Mag sein, dass das schöne Wetter seinen Teil dazu beitrug. Aber ich meine auch, dass unser offensives "Grrrüüüßgott" manchen Wanderer, der schon Luft geholt hatte, seinen Unmut wieder runterschlucken ließ...
Viel Erfolg!