Für wen? Die regeln stellt jeder individuell auf.
Jeder darf natürlich das Material und das Setup fahren das er will. Auch nicht jeder Pro hat einen extremen Setup. In der Vergangenheit durfte ich persönlich sehr große Lektionen in Demut erfahren. Wenn du mal mit den Top-Leuten aus dem Sport Fahrrad fahren warst, dann merkst du wie lange die Nahrungskette eigentlich ist und wie weit unten wir selbst mit jahrelanger Erfahrung und (im lokalen Vergleich) flotten/guten Fahrstil eigentlich stehen.
Es ist nur so, dass einer von uns Normal-Sterblichen nicht im Ansatz die Fähigkeiten hat in diese Geschwindigkeitsregionen vorzudringen. Dort gelten dann eben auch andere Regeln für das Bike und den Input der vom Fahrer/ der Fahrerin umgesetzt werden kann.
nur jetzt kommts, auf einer naturtrailstrecke mit wurzeln und steinen wird man dazu gar nicht kommen. denn man ist damit beschäftigt die kiste mit muskelanspannung gerade zu halten. das rad erfordert die volle konzentration.
Unterschreib ich direkt. Von generell zu kurzen Bikes (aus Mangel an längeren Alternativen) hatte ich ja auch mein Stumpjumper EVO in S für technisches Bikebergsteigen. Wenn der "Bergabtrailtail" gemeistert war gingen die Trails gerne mal in schnellere Abschnitte über. Da führt man ein ganz schönes Tänzchen auf mit dem Radel ab einer gewissen Geschwindigkeit. Der Raum für Fehler ist auch deutlich kleiner als mit einem längeren Bike. Natürlich heißt das nicht, dass das nicht auch Spaß machen würde. Ist nur gerne mal auf Messers Schneide.
Hier ein Beispiel von vor 10 Jahren mit dem Dirtbike, zweckentfremend auf einem sandigen Trail. Es hat einen entsprechend steilen Lenkwinkel, Reach unter 400 mm. Zu weit über der Front, Vorderreifen schiebt, beim Korrigieren zu viel eingelenkt, Vorderrad greift wieder, Lenkung knickt ein und blockiert. Das ist ein klassisches Crash-Muster für diese Kombination. Längere/flachere Bikes bieten hier sehr viel mehr Spielraum:
Diese Stürze sehe ich (zum Glück nicht bei mir) immer noch sehr oft. Die Leute wissen danach nichtmal was sie falsch gemacht haben. Dafür braucht es sehr viel mehr Wissen und Erfahrung. Tipps wie "nach hinten gehen", wie sie so breit propagiert werden in vielen Technik-Schulungen wirken da meiner Meinung nach verstärkend hinein. Zusätzlich wird jemand der mal so durch die Vordertür rausgeflogen ist (vielleicht auch mit ein paar mehr Steinen in der Einflugzone) tendenziell eher weiter hinten auf dem Bike stehen. Schlicht weil man Angst entwickelt. Dann muss man entweder masochistische Tendenzen haben (also das Mountainbiken als Passion betreiben) oder im schlechtesten Fall lässt man es, weil man sich vll sogar verletzt hat dabei.
und jetzt das pole. das ist im grunde ein riesen schiff im gegensatz zu meinem aber auf meinem trail kannst du dich da auf die gewichtsverteilung deines körpers voll konzentrieren weil die kiste einfach ruhig wie ein longbord über bruchharsch surft. deswegen werden auch lenk und körperbewegungen top und flink umgesetzt weil du dich darauf und nur darauf konzentrieren kannst. und das umsetzen in kehren oder sonstiges getrixe ist reine techniksache. natürlich steigt mein rad schon aufs vorderrad wenn ich die hayes nur streichle. aber beim pole kannst du halt auch grober reingreifen und hast quasi eine halbe stunde zeit bis das teil vorn überkippt.
Ich selbst würde mir auch nie ein Pole (Maschine) kaufen. Das Radel machts dir so einfach schnell zu fahren und bügelt das Gelände so weg, dass es einfach nur noch langweilig ist. Leos Ziel ist es ein möglichst schnelles Bike zu bauen. Ziel erfüllt. Für mich ist es nix. Mein Idealmaß liegt dazwischen. Allerdings ist dafür weit mehr als nur die Geo entscheidend.
im letzten teil des trails muss man über einen bach drüberheben. ich hab im eifer des gefechts das vorderrad nicht lupfen können. und eine sehr steile kehre ist mir aus gewohnheit wohl nicht gelungen.
das ist auch der grund warum für mich ein reines 29er wohl eher nicht in frage kommt. da vereint der mixed wheeler viele positive eigenschaften aus beiden welten.
Lange Bikes brauchen auf jeden Fall ein deutlich angepasstes Timing. Da arbeitet man immer gegen die Erfahrung, die man mit über all die Jahre auf dem Bike gesammelt hat. In den Muskeln ist das Timing und die Bewegung gespeichert. Das muss man neu lernen. Sonst funktioniert das nicht.
Hierzu hatte ich mal ein tolles Projekt mit einem Bike mit umgekehrter Lenkung gefunden und als Aufhänger für einen Artikel darüber genommen:
Liegen wir falsch mit unseren Vorlieben am Bike?
...derzeit spiele ich gerne mit einem WTB Vigilante - 1,3 kg schwer - 27,5x2,8....und 1,0 bar Luftdruck. (so etwa hat auch Schwalbe im Programm....Eddy Current........mit E Bike Reifen und Felgen habe ich generell sehr gute Erfahrungen gemacht....endlich so haltbar wie ich das brauche)
Reifen sind ein sehr leidiges Thema mit den moderneren Bikes. Das Norco Optic schlägt mit 140/125 und dem angepriesenen Einsatzzweck in eine ähnliche Kerbe wie das Frankentrail-Projekt:
Montiert sind bei Bryn im Video auch schon DoubleDown-Reifen. Vor ein paar Jahren (ok DD gab es damals noch nicht) wurde man mit grundsätzlich schweren Reifen auf einem Rad dieser Federwegsklasse schräg angeschaut. Man kann solche Bikes aber zwischenzeitlich verdammt hart fahren und es gibt wenige Situationen in denen ich einen Downhiller vermisse. Ein modernes Enduro-Bike kommt überall runter. Nicht mit dem allerletzten Speed und der allerletzten Sicherheit wie mit einem vollen DH-Racer – aber es geht. Gleiches tut sich gerade mit den kurzhubigeren Bikes. Bessere Suspension, haltbare Laufräder, stabile Rahmen, gute Reifen… all das zahlt darauf ein.
Lustig dabei ist, dass die Leute sich anfangen darüber zu beklagen, dass diese Bikes genau so viel wiegen wie ein Enduro oder auch ein leichtes DH-Racebike (um die 15 kg) aber was kann man von einem Bike an Dauerhaltbarkeit erwarten, wenn es so gefahren wird?