Mannomann, da sitzt man zu Hause vor seinem Rechner; plant mal eben eine Tour durch unbekanntes Terrain und denkt sich, ach was soll schon kommen. In den Bikepacking Werbevideos oder beim Bikewanderer läufts doch auch ganz lässig.
Nach meinem Ruhetag fühlte ich mich ausgeruht und war guten Mutes.
Der
Garmin zeigte einen Weg links Richtung Berge. Das passte schon mal. Es lief gut und so kurbelte ich die Schotterpiste zum Nationalpark hoch.
Irgendwann überholte mich ein Jeep der Parkranger, die mich noch nett grüßten. Nach vielen Serpentinen kam ich dann irgendwann oben an einem Aussichtspunkt und dem Einstieg in einen Trail an. Dort warteten auch die beiden Ranger. Die Beiden schauten mich freundlich an und das Gespräch lief dann ungefähr so: „Hola, was für ein schickes Rad! Und die ganze Ausrüstung; war bestimmt sehr anstrengend hier hoch zu kommen. Schade, aber hier geht es mit dem Rad nicht weiter. Prohibido!“ Egal was ich sagte, sie waren nicht davon abzubringen. Hmm, so einfach wollte ich ja nicht aufgeben. Auf der Karte hatte ich etwas tiefer noch einen Einstieg gesehen. Also wieder rauf aufs Rad und los.
Irgendetwas fühlte sich dann beim Kurbeln komisch an. Waren es meine Beine? Ich hielt an und drehte mit der Hand an der Kurbel. Sie ließ sich nur noch ganz schwergängig drehen und dann sah ich das Öl an der Seite. Ahhhh Panik. Ich erinnerte mich sofort an mein erstes altes Auto, dass mit einem kapitalen Motorschaden wegen Ölverlust das zeitliche segnete. Zum Glück machen die Jungs von Pinion keine Siesta , sondern nur Mittagspause, so dass ich ab 13 Uhr wieder jemanden erreichen konnte. Wie es dann weiterging wisst ihr ja.
Mein ursprünglicher Plan war schon wieder hin. Das war mir aber jetzt total Schnuppe, da ich nur froh war, meinen Trip überhaupt noch weiterfahren zu können. Auf der digitalen Landkarte fand ich ein Refugio (das sind so kostenlose Unterkünfte und/oder Zeltplätze für Wanderer), dass von seiner Lage und Entfernung gut aussah. Also schnell noch ein Eis von der Tanke und dann los. Nach einem kurzen Stück Straße bog ich dann auf eine Schotterpiste in den Nationalpark ein.
Das entschädigte für den miesen bisherigen Tag. Einfach nur schön, wie sich der Weg durch das Tal hinauf den Berg hinauf schlängelte.
Am Ziel angekommen war ich echt wieder erstaunt, was die Spanier hier für uns Naturfreunde hinstellen. Ich suchte mir einen schönen Platz für mein Zelt und genoss die Ruhe und Aussicht.
Als ich gegen Abend meiner Familie gute Nacht sagen wollte, gab es übrigens noch eine nette Geschichte. Rings um meinen Zeltplatz gab es kein Handynetz und so lief ich den Weg, den ich gekommen war, wieder zurück zu einer Lichtung, an der auch ein anderer Weg kreuzte. Mittlerweile war es schon schummerig und auf dem anderen Weg sah ich aus ca. 200 Metern Entfernung ein paar Autoscheinwerfer. Das Auto fuhr vorbei und setzte dann aber zurück und kam mir auf meinem Weg entgegen. Uihhh... ich hatte die ganze Zeit vorher nicht eine Menschenseele getroffen. Als das Auto neben mir stand grinste mich der Fahrer an und fragte sofort, ob alles okay sei und ob ich Hilfe bräuchte. Ich erzählte ihm vom Handynetz. Er lachte nur. Ich sollte kurz einsteigen und er zeigt mir in ein paar hundert Metern eine Stelle, wo man Empfang hat. Was soll ich sagen; wir fuhren 400 Meter zu einer Kurve und volle Lotte LTE. So konnte ich noch rechtzeitig den Kindern gute Nacht sagen.
Hasta luego
Ampel