Annapurna Circuit

Thorong Phedi (4.540 müNN) nach Thorong La (5.416 müNN) und Muktinath (3.700 müNN)
03.05.2018
16 km, 900 hm
Karte

Viele Wanderer brechen schon um 05:00 Uhr zum Pass auf. Ich wollte mir den morgendlichen Streß, die Dunkelheit und die Kälte sparen und erst deutlich nach den Wanderern starten. Auf dem Downhill würde ich sie sowieso alle überholen. Aber …

… als ich um 06:00 Uhr aus dem Fenster blicke, fällt draußen Schnee vom Himmel. Damit wäre dann zumindest die Kleidungsfrage geklärt - warm + Regenzeug.


Müsli und Kaffee zum Frühstück. Um 07:00 Uhr lässt der Schneefall nach. Auf dem Boden liegen hier etwa ein bis zwei Zentimeter. Wenn es oben nicht viel mehr ist, sollte die Querung noch möglich sein. Ich werde auf jeden Fall zum High Camp aufsteigen und dann weitersehen.


Der Abschnitt bis zum High Camp ist das steilste Stück und strengt mich wirklich an. Nach 50 hm muss die Regenjacke wieder weg. Dünne, geschlossene Schneedecke, Nebel, aber aktuell kein Niederschlag


Im High Camp eine kurze Verschnaufpause. Die meisten Wanderer gehen jedenfalls weiter. Ich will auch nicht bleiben.


Der Weg verläuft jetzt weniger steil. Dennoch kann ich keinen Meter fahren. Auf den ganz wenigen ebenen Passagen verläuft im Altschnee eine unebene, gefrorenen Spur.


Markierungsstangen im Nebel. Der Weg ist heute sowieso nicht zu verfehlen, viele Wanderer haben eine Spur getreten.


Auf 5.000 m steht noch einmal ein Teehaus und wartet auf Gäste.


"Horse Service" bis zum Pass für erschöpfte Wanderer. Gegen $, natürlich.


Auf 5.200 und 5.400 m stehen noch einmal Gebäude, die als Biwak dienen könnten. Dieses jedoch hat kein Dach mehr. Der Aufstieg ist anstrengender als ich erwartet hätte. Leichtes Kopfweh setzt erst kurz unter der Passhöhe ein, aber die dünne Luft zwingt mich alle paar Schritte zum verschnaufen.


Und dann, ganz unspektakulär, die Passhöhe. Links das berühmte Teehaus direkt am Thorong La.


Das obligatorische "Gipfel"-Foto.


Überblicksbild. Im Vordergrund das Teehaus. Ich bin von rechts nach links gequert.


Auf einen großen Pfefferminztee ins höchste Teehaus meiner Reise. Der "Wirt" kommt jeden Tag vom Thorong High Camp hier herauf und schmilzt Gletschereis, um Tee zu kochen. Yak Käse gibt es auch.
Und dann ist Schluss mit Fotos. Meine warmen Winter-Bike-Handschuhe sind vor zwei Tagen irgendwie im Tilicho Base Camp verschwunden. Ich habe noch ein paar normale, lange Fahrradhandschuhe und wasserdichte Überzieh-Fäustlinge, sicher mehr als die meisten Wanderer. Aber auf dem Fahrrad sind die Hände dauernd dem Wind ausgesetzt. Auf der Abfahrt habe ich so kalte Finger, dass ich kaum die Bremsen dosieren kann. Leichte Graupelschauer, Nebel, keine Chance die Handschuhe auszuziehen, um Bilder oder gar Selfies zu machen. Aussicht gibt es sowieso nicht. Ich bin froh, dass ich ohne Sturz runter komme.


300 hm über Muktinath gibt die hintere Bremse endgültig auf. Eigentlich wollte ich die Bremsbeläge erst heute Nachmittag wechseln, jetzt muss es auf der Strecke geschehen. Zum Glück ist es auf rund 4.000 m inzwischen wieder merklich wärmer. Die frischen Bremsen steigern den Fahrspaß auf dem verblockten Pfad nach Muktinath merklich.


In Muktinath widme ich mich erst einmal der Nahrungsaufnahme, Körper- und Wäschepflege, Aufladen aller möglichen Batterien. Dann kann es zum Sightseeing gehen.


Abends gebe ich dem nepalesischen Dal Bhat noch einmal eine Chance. Freunde werden wir nicht mehr. Zu scharf für mich.

PS: Nachträglich stellt sich natürlich die Frage, ob meine Entscheidung, den Pass bei schlechtem Wetter zu queren, richtig war. Ein Tag zuwarten hätte mir vielleicht bessere Sicht und mehr Spaß beschert. Allerdings konnte ich nicht einschätzen, wie viel Schnee dort oben fallen und den Thorong La vielleicht für mehrere Tage unpassierbar machen würde. Heute früh waren die alpinen Gefahren jedenfalls beherrschbar - nur wenig Schnee am Boden, ausreichende Sicht für die Orientierung und nicht zu kalt.
 
Ist halt immer schwer abschätzbar wie sich so weit oben die Wetterlage entwickelt. Ich denke jedenfalls Du tust nicht schlecht daran es von der sicheren Seite anzugehen.
 
Gratulation zur Pass Über“Schreitung“!

Schade wegen der Sicht, aber die Aussicht und Anblicke sind am Tilicho Lake ohnehin besser finde ich und dort hättest du ja super Wetter.
Viel Spaß noch weiterhin. Freu mich auf die nächsten Berichte und Bilder.
Finde deine Art des Reiseberichts super.

Lg aus Kathmandu,
Flocksi
Ps: wir fliegen morgen Heim
 
Gratulation zur Befahrung des Thorong La und zu Deinem wirklich toll gemachten Reisebericht. Sieht aus, als hättest Du Spass :)

Als ich den Annapurna Trek 1997 machte, war noch weit und breit kein Biker zu sehen und Internet, Strom und Kaffeemaschinen gab es auch nicht. Aber in Kathmandu konnte man sich noch überall alte englische Herrenräder mieten und damit sogar ohne grössere Angst im ganzen Kathmandu Valley herumfahren. Das würde ich mich (nachdem ich 2014 nochmals im Land war) heute definitiv nicht mehr trauen!

Freue mich schon auf weitere Beitrage von Dir!
 
Muktinath (3.700 müNN) über Lupra (2.790 müNN) nach Kagbeni (2.810 müNN)
04.05.2018
20 km, 570 hm
Karte

In der Früh' scheint wieder die Sonne über dem Thorong La. Kurzfristig ziehen Wolken auf, die sich in der Sonne jedoch rasch auflösen.


Sonnenaufgang über Muktinath.


In diesem Tal sind die Autos deutlich größer.


Der Busbahnhof von Muktinath. Die Straße von/nach Jomsom wurde teilweise asphaltiert, damit die indischen Pilger leichter heraufkommen können. Das ist das erste Stück Asphalt auf dem Annapurna Circuit, das ich unter die Räder nehme. Ganz am Ende des Parkplatzes beginnt nämlich der Lupra Trail.



Der Trail führt zunächst über karge Weideflächen …

… gut 100 hm hinauf auf den Lupra Pass …

… und fällt dann sanft und flowig in das Tal von Lupra hinab. Schöne Kurven, weicher, griffiger Sand, man muss kein @stuntzi sein, um dort Spaß zu haben.


Da lasse sogar ich mich zu einem Selfie hinreißen.


Oder zwei.


An einer kleinen Quelle hat sich eine Oase in der Wüste gebildet. Weiß sind die Salz- oder Mineralienausblühungen.


Diese Stachelpolster sind nicht gut für die Reifen.


Die Serpentinen hinunter in das Tal des Panda Khola sind schon etwas anspruchsvoller. So gut ist meine Spitzkehrentechnik leider nicht. Ein paar Mal absteigen ist aber nicht schlimm.


Der Panda Khola wird zunächst auf einer Brücke überquert …

… bevor der Weg durch den Canyon nach Lupra führt.


Mein geheimer Garten in der Wüste.




In Lupra gibt es eine Suppe für mich. Das kleine Dorf wirkt noch fast mittelalterlich. Gut 100 Einwohner betreiben Landwirtschaft und einige wenige Gasthäuser für die Wanderer. Im Flußbett führt nur eine wilde Piste hier hinauf.


Eben diese Piste kämpfe ich mich gegen den Nachmittagswind hinunter, bevor mich der gleiche Wind das Kali Gandaki Tal nach Kagbeni hinaufbläst.


Im Hotel Yak Donalds kann ich bei akzeptablem Internet zunächst meine ausstehenden Beiträge im Forum veröffentlichen, bevor noch ein kleiner Stadtrundgang ansteht. Leider ist die Sonne schon hinter den Bergen verschwunden.



 
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Posting #29, Seite 2

Training

Mein Saisonhöhepunkt liegt früh im Jahr - eine Herausforderung für das Training. Immerhin bin ich heute zum dritten Mal auf dem MTB gesessen! Allzu viele Höhenmeter habe ich nicht in den Beinen. Und sonst? Gelegentlich war ich laufen oder schwimmen, ein paar Skitouren, sonntags meist 50 km auf dem Rennrad und täglich ins Büro geradelt. Muss reichen. Die Grundlagen stimmen - immer.

Als ich das damals gelesen habe, dachte ich mir schon, uagh, das wird spannend ;)

Deine Grundkondition ist aber hervorragend, daß muß man dir lassen, denn sonst wärest du sicher nicht so weit gekommen:D
Ergo, eure (deine und Stuntzis) Berichte/Fotos sind echt super - "zwei harte Hund" - macht Riesenspaß euch mitzuverfolgen :daumen:
 
Btw... wenn alles klappt am Mesokanto, bin ich morgen Abend in Jomsom. Wenn du noch da bist, geht sicher ein Bierchen...
 
Landeskunde

Muktinath ist sowohl ein hinduistischer, als auch ein buddhistischer Wallfahrtsort. Details könnt ihr bei Wikipedia nachlesen. Die meisten Pilger (Hindu) kommen aus Indien.


Vom Flughafen in Jomsom werden sie mit Bussen und Jeeps nach Muktinath gebracht. Vom Busbahnhof aus laufen sie zu Fuß in die Stadt.


An den vielen Souvenirständen vorbei, …


… um in einem der zahlreichen Hotels von Ranipauwa zu übernachten.


Von dort werden sie mit Pferden zum Tempel gebracht.


Zumindest diejenigen, denen in 3.700 m die Luft ausgegangen ist.


Bekannt sind die 108 Wasserspeier, unter denen man sich von seinen Sünden reinwaschen kann.


Ein großen Buddha,






zahlreiche sakrale Bauwerke …

… und Glocken. Ich hätte tausende fotografieren können.


Riesige Gebetstrommeln.


Technischer Fortschritt: Gebetstrommel wird von Wasserkraft angetrieben.


Außerhalb des Tempelbezirks gibt es weitere Heiligtümer, z.B. dieses Frauenkloster.


Noch einen Buddha.




Und weitere kleinere Tempel.


Noch einige Eindrücke aus dem Ort.


Das sind keine Stromleitungen, sondern Wasserschläuche.


Reihum werden die Wassertanks auf den Dächern mit Wasser aus dem Brunnen gefüllt.


Leider geschlossen. Bei der Auslage besteht noch Optimierungspotenzial.
 
Es sieht zwar mittelalterlich aus, aber die Tempel und Heiligtümer sind immer top in Schuss. Erstaunlich sauber sehen die Straßen aus oder täuscht das?

Der Bikeshop war schon bei Stuntzi geschlossen. Vielleicht ist das eher ein Lager für die Reiseveranstalter. - Habe im Web unter anderem das hier gefunden: http://www.treknepalhimalaya.com/nepal/nepal-mountain-biking/jomsom-pokhara-biking-tour.html - Die Zeiten der wenigen Individualreisenden ist wohl bald vorbei. :-/

Klasse wieder Dein Bericht, Danke! :)
 
Kagbeni (2.810 müNN) nach Tukuche (2.590 müNN)
05.05.2018
30 km, 500 hm
Karte


Die Sonne scheint am frühen Morgen auf den Nilgiri.


Im Folgenden einige Eindrücke von meinem Stadtrundgang durch Kagbeni. Der Ort ist einladend und wäre einen längeren Aufenthalt wert, zumal auch das Hotel YakDonalds eine sehr angenehme Unterkunft war. Leider muss ich früh aufbrechen, weil ich Jomsom erreichen will, bevor der Wind aus dem Tal seine volle Stärke erreicht.


Hindu-Pilger nehmen ein rituelles Bad im Kali Gandaki Khola.


Und ein Picknick?


Die Ziegen der Stadt werden auf die Weide geführt.


Leibesübungen der Dorfjugend. Vorne Kricket, hinten Fußball.


Off Limits. Für Upper Mustang benötigt man eine besondere, teure Genehmigung. Es bleibt nur der Blick ins obere Kali Gandaki Tal vom Café Applebee.


Das Kloster.


Und eines dieser seltsamen Gebäude, die in jedem Dorf am Eingang und Ausgang stehen. Hier ist der Durchgang allerdings recht niedrig geraten.


Auf dem Weg nach Jomsom hat man die Wahl zwischen der staubigen Piste und verschiedenen Fahrspuren im Flußbett. Leider ist bei letzteren nicht immer klar, wo sie hinführen und ob man tiefe Furten queren muss. Im Vordergrund gewaltige Erdbaumaßnahmen zur Ertüchtigung der Pilgerstraße von Jomsom nach Muktinath.


Die Baumaßnahmen finden i.d.R. unter vollem Verkehr statt.


Gegen 10:30 Uhr erreiche ich Jomsom. Es gibt dort eine Landebahn …

… und einen Busbahnhof mit Werkstätten, Ticketbuden, usw. Dazwischen müssen die Pilger die Hauptstraße mit zahlreichen Souvenirshops, Restaurant, Hotels passieren.


Auf einen Kaffee und eine Zimtschnecke in die German Bakery. Nicht der Rede wert.


Ich muss weiter auf der staubigen Piste. Ohne den Gegenwind und den Staub wäre die Strecke gar nicht so schlecht. Beachte: Linksverkehr!


Wo Bäche oder Flüsse von der Seite in den Kali Gandaki einmünden sind vielerorts bewässerte Oasen in der Wüste entstanden.


Das schöne und berühmte Marpha profitiert von einer "Umgehungsstraße". Im Gegensatz zu anderen Ortschaften am Weg bleibt der Autoverkehr draußen.


Der Dhaulagiri ist nah.


Die gepflasterte Hauptstraße von Marpha ist eine Abfolge von Souvenirshops, Läden, Restaurants und Hotels. Dauernd werde ich angesprochen, doch diesen oder jenen Laden zu beehren. Ich nehme meine Nudelsuppe heute lieber im Haus und bin froh, für eine Stunde dem Wind und dem Staub zu entkommen.


Und wieder geht es weiter auf der staubigen Piste. Jedes Fahrzeug wirbelt eine riesige Staubwolke auf. Und es sind gar nicht mehr so wenige, ich schätze mal 30 bis 60 Fz/h.


Hier halten sich Gefälle und Gegenwind halbwegs die Waage; auf ebenen Stücken fahre ich im kleinen Gang, an Steigungen ist - wegen dem Wind - auch einmal schieben angesagt.


Einige km unterhalb von Marpha quert der Fußweg plötzlich den Kali Gandaki Khola und verläuft idyllisch durch einen Wald. Da hat man den Trekkern einen neuen Weg gebaut, seit der ursprüngliche Pfad der Piste zum Opfer gefallen ist.


Ein Kloster, das mit internationaler Unterstützung restauriert wird.


Angenehmer Radweg durch Chairo …

… und Chimang.


Der Weg kann auch alpin …


… und schon ist es passiert: zwei Kilometer vor meinem Tagesziel ereilt mich der erste Platten der Tour.


Aber auch andere haben Pannen. Ich bin gespannt, wie schnell der ADAC hier zu Hilfe kommt.


Um nach Tukuche zu gelangen, muss ich - bei starkem Seitenwind - den Kali Gandaki abermals auf einer Hängebrücke queren und auf der Piste weiterfahren. Auch hier erschweren Straßenbauarbeiten das Vorankommen; die Alternative für Kfz verläuft weiter unten im Flußbett.


500 m vor dem Ziel stellt sich ein letztes Hindernis in den Weg. Der Baggerführer ist jedoch freundlich und schaufelt mir den Weg frei.


So dass ich schließlich in der gemütlichen und sehr ordentlichen Dutch Bakery Quartier nehmen kann.


Auch wenn der Tag nicht viele km oder hm hatte, war er durch den miserablen Zustand der Pisten, den Wind und den Staub recht anstrengend. Ich bin froh um die heiße Dusche.
 
Es sieht zwar mittelalterlich aus, aber die Tempel und Heiligtümer sind immer top in Schuss. Erstaunlich sauber sehen die Straßen aus oder täuscht das?

Ich war von dem Tempelbezirk in Muktinath eher enttäuscht. Sicher wurde das Land schwer von dem Erdbeben 2015 getroffen und viele Bauwerke, Mauern, etc. sind noch immer beschädigt. Punktuell dann eine neue Treppe, ein Geländer, auch mal ein einzelnes, restauriertes Gebäude, vermutlich mit internationaler Unterstützung. Es ist aber überhaupt kein Konzept zur Restaurierung und zum touristischen Management dieser Kulturdenkmäler zu erkennen. Keine Zugangskontrolle, kein Eintrittspreis, keine Information, kein Service, keine Nachhaltigkeit.


Der Abfall, bzw. die fehlende Abfallentsorgung ist ein riesiges Problem in Nepal, genauso wie die fehlende Kanalisation und Reinigung von Abwässern.
 
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