2014/15 gab es tendenziell etwas mehr Enduros mit kürzeren Kettenstreben. Die Entwicklung geht halt auch weiter. Es gibt aber auch aktuelle Enduros mit kurzen Kettenstreben, siehe Cannondale Jekyll oder Kona Process. Es gibt auch dafür Fans. Mein Fall ist es nicht unbedingt, v.a. bei den neueren Bikes.
Umso länger die Fronten werden (Reach, flache Lenkwinkel) desto mehr entsteht natürlich ein Ungleichgewicht.
Das ist am Canyon noch nicht so sehr der Fall, da der Lenkwinkel für heutige Enduro-Bikes ja schon fast steil ist.
Im Test ist jetzt von "unruhig" oder "nervös" die Rede und davon dass es eher "stelzig" ist und weniger das Gefühl aufkommt "im Bike zu sitzen". Letzteres kommt natürlich daher, dass es von der Radlast ausbalanciertere Räder (mit längeren Kettenstreben) gibt.
Das nervöse oder unruhige ist, wenn es von Kettenstreben kommt, immer schwer zu karakterisieren, finde ich.
Bikes die "nur" kurze Kettenstreben haben, werden jetzt nicht wackelig, unsicher oder fangen das Tanzen an, wie Bikes mit einem zu steilen Lenkwinkel oder viel zu kurzen Radstand. Man kann damit auch geradeaus durch grobes Zeug ballern.
Die Nervosität von kurzen Kettenstreben kommt - so empfinde ich das immer- von zwei Dingen:
Einmal gibt es im Downhill bei jedem Bike seitliche Versetzer des Hinterrads. Bei sehr kurzen Kettenstreben kommt das nur mehr am Tretlager und damit beim Fahrer an, als bei langen Hecks und da der Fahrer auch mehr Last hierauf hat, spürt er es mehr. Kein riesen Nachteil, aber man bekommt einfach mehr Bewegung mit.
Zum anderen fahren sich Bikes mit kurzen Kettenstreben "spitzer". Durch etwas ungleichmäßiger Radlastverteilung kommt es zu mehr Rutschern. Kleine Rutscher sind auch nicht dramatisch aber spürbar. Bei größeren Rutschern insbesondere beim Vorderrad muss man allerdings schneller reagieren. Bikes mit längeren Kettenstreben sind einfach eine Ecke gutmütiger. Das sind so meine Erfahrungen.
Natürlich geht das Bike mit kürzeren Kettenstreben mit weniger Kraftaufwand aufs Hinterrad und zieht flotter um enge Ecken. Am Ende reine Geschmacksache. Gerade bei Bikes die fürs schnell fahren gedacht sind, geht der Trend halt aber aus nachvollziehbaren Gründen eher zu den etwas leichter beherrschbaren, ausbalancierteren Geos.
Ich selbst kann meine Kettenstreben verstellen und fahre kurze. Macht mir mehr Spaß und ich bin nicht langsamer. Aber mein Bike ist auch nach vorne noch nicht so lang und auch so gut balanciert. Bei den modernen, langen Bikes, würde ich persönlich deutlich längere Kettenstreben bevorzugen. Die Balance muss halt passen. Ich würde nie sagen, dass ich einen bestimmten Wert für die Länge der Kettenstreben bevorzuge. Die länge muss einfach zum Rest passen (Reach, Stack & LW).