Durstix - von Las Vegas nach Denver

29.06. 08:20 Im Zion Nationalpark, 1350m

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Springdale ist das Tor zum bekannten Zion-Nationalpark. Von Frühling bis Herbst sind alle offiziellen Campgrounds voll, Chancen auf einen Platz bestehen nur bei Reservierung wenigstens zwei Wochen im Voraus. Kaum zu schaffen auf einer halbwegs ungeplanten Radltour, dann schlagen wir uns halt halblegalerweise irgendwo ortsnah an den Ufern des Virgin Rivers in die Büsche. Ist eh viel schöner... toller Sternenhimmel und Blick auf die Sonnenaufgangsfelsen der Umgebung.

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Beim Frühstück in einem der vielen kleinen Cafes im Ort fallen uns fast die Augen aus dem Gesicht:

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Echtes GESCHIRR! Glaube das ist das erste Mal auf diesem Trip, dass wir beim Essen keinen Müll produzieren. Springdale ist da eher ein bisserl auf dem Ökotrip und merklich an die vielen Touristen aus aller Welt angepasst. Die Preise sind allerdings auch merklich "angepasst", teurer ist ein Cappuccino auch in der Münchner City nicht. Freilich könnte man auch zum Subway nebenan, da gibt's Styroporfrühstück für billig.

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Mit tollem Ökogewissen radln wir weiter: Direkt hinter dem Ort beginnt der Zion-Nationalpark. Wir bezahlenfreundlicherweise den Autopreis (30 Dollar) statt zweimal den Radlerpreis (2 x 20 Dollar) und schon sind wir drin. Nun sind Nationalparks mit dem Fahrrad in den USA normalerweise eine eher schwierige Angelegenheit. Die Straßen sind meistens schmal, es herrscht höllischer Durchgangsverkehr mit dicken Jeeps, SUVs, Wohnmobilen oder Wohnmobilen angehängten SUVs. Damals in Yellowstone beim Rockymountains wurde mir noch gesagt, Radler wären hier nicht unbedingt willkommen. Wir würden nur den Verkehr behindern.

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Ganz anders in Zion: Zunächst dürfen wir auf einem eigens angelegten Radlweg durch die Landschaft rollen...

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... und dabei die roten Sonnenaufgangsfelsen anstarren.

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Und wenig später in der "Kernzone" mit den "Hauptattraktionen" trauen wir unseren Augen kaum. Autos müssen doch tatsächlich draussen bleiben! Vor einigen Jahren wurde Zion komplett für Spritschlucker gesperrt, alle Blechkisteninsassen müssen am Eingang auf Shuttlebusse umsteigen und werden im Viertelstundentakt durch den Park gefahren.

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Radler sind allerdings weiterhin erlaubt. Und so cruisen wir ALLEINE auf einer der vielleicht eindrucksvollsten Straßen dieses Planeten durch faszinierend rote Felsencanyons.

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Keine Autos!

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Ab und zu kommt ein Shuttlebus vorbei, drinnen eingepfercht die "Normalos". Und selbst der Bus darf uns "for safety reasons" nicht überholen, wenn wir nicht explizit an den Straßenrand fahren und anhalten. Hab's mal probiert: Stimmt, er wartet hinter uns bis wir Platz machen.

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Wirklich keine Autos, kann's immer noch kaum glauben. Dass sowas in den USA möglich ist... wer hätte das gedacht?! Wahrscheinlich wurde Zion dermassen von Blechlawinen überrollt, dass man irgendwann die Notbremse ziehen musste. Da haben bestimmt ein Haufen Amerikaner wild dagegen protestiert, aber irgendwo hat sich die Vernunft durchgesetzt. Kann uns auf dem Radl nur recht sein, die Parkstraße gehört uns in Zion jetzt ganz alleine.
 
schläft nach dem Nickerchen noch eine Weile im Sattel weiter und streift einen bösen Kaktus

Immerhin nur mit dem Reifen. Auf Gran Canaria hab ich bei ner Abfahrt auch etwas geschlafen und dachte ich könnte durch das ankommende Gestrüpp durchfahren. Leider bestand das Gestrüpp aus einem Kaktus, die Stacheln Borten sich 2cm tief in mein Knie
 
@Fubbes, und... schon Les Terres Noires geritten? Bei vierzig Grad stell ich mir das auch sportlich vor.
Terre Noires war kein Problem, da geht es ja eher runter. Die anschließende Auffahrt zum Col de la Cine und die "freestylige" Querung (ohne Gewitter, aber bei Brutzelsonne) war mein Highlight (temperaturtechnisch). Hab viel geschoben, weil mein Körper den Takt wegen Überhitzung runtergefahren hat. Aber ich habe noch nirgendwo in den Alpen eine so geniale Brunnendichte gehabt!
Die Herbergsfrau in Thorame Basse war im Hospital, so dass uns die Familie des Braumeisters in der eigenen Wohnung bestens verköstigt hat. Das Bier war allerdings nicht so meins, objektiv. Nach Suddelbrühe aus der Radlflasche schmeckt alles andere wirklich super.
Im Kontrast der Temperaturen war der Tunnel du Parpillon eine ware Eishöhle und entsprechend für den richtigen Verkehr noch nicht zugänglich.

Wenn's gestattet ist, schreib ich im Solix-Thread ein paar mehr Eindrücke. Vielleicht nutzt es ja jemandem, der in der Provence eine Alpenüberquerung machen möchte und nicht beliebig viel Zeit hat.


Weiterhin viel Spaß in den États-Unis. Ich staune, wie ihr das freie nun zu zweit finanzieren könnt. Aber ihr werdet es schon wissen.
 
Wenn der Plastikmüll wenigstens sauber energetisch verweret wird und nicht in der Landschaft landet, ist es halbwegs erträglich. Besser, als das Öl direkt zu verbrennen? Aber irgendwie zweifele ich daran ...
 
Ab und zu kommt ein Shuttlebus vorbei, drinnen eingepfercht die "Normalos". Und selbst der Bus darf uns "for safety reasons" nicht überholen, wenn wir nicht explizit an den Straßenrand fahren und anhalten. Hab's mal probiert: Stimmt, er wartet hinter uns bis wir Platz machen.
Das wäre genau das Richtige! Solch eine "Anti Auto Verkehrsregel" sollte man auch bei uns einführen.
Würde vielleicht einige Treibstoffkutschenfahrer motivieren aufs Fahrrad/Bike umzusteigen.
Träumen darf man ja...

Tolle Fotos und Eindrücke - wie immer. Macht mächtig Freude hier bei euch Zwei mitzulesen.

RedOrbiter
www.Trail.ch
 
29.06. 09:50 Angels Landing im Zion Nationalpark, 1764m

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Und was tut man so, in Zion Nationalpark?

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Natürlich kraxeltn man auf den Signature-Berg "Angels Landing", der fette Felsklotz in der Bildmitte.

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Ist nicht besonders weit, in anderthalb Stunden...

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... sind wir schon vierhundert Meter über dem Tal auf einem schmalen Felsgrat.

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Nicht schlecht, so rein panoramatechnisch gesehen.

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Für ein Wegerl im Nationalpark wo alle möglichen und unmöglichen Leute rauf krabbeln, find ich's eigentlich erfrischend ausgesetzt.

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Gleich oben, ...

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... aber nicht stolpern jetzt!

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Mal ein Panoramatalblick ohne die ewig störenden Biker im Bild...

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... und zur Strafe gleich ein sinnloses Poserbild hinterher : - ).

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Geschafft... Angels Landing ist erreicht. Grüße von da wo's wirklich ziemlich schön ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
29.06. 13:00 Mystery Falls, Narrows, Virgin River Canyon, Zion Nationalpark, 1300m

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Nach dem ersten Signature-Hike auf Angels Landing folgt sogleich der zweite Streich im Zion Nationalpark: Wanderschluchteln im Virgin River Canyon, glaub die Passage wird "Narrows" genannt. Zunächst spaziert man auf Kinderwagenwegerln durch rotgrüne Landschaften.

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Bald schon wird's ein wenig feucht am Fuß, hoffe die Radlschuhe machen das ne Weile lang mit.

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Gemeine Wassermonster lauern auf dem Grund.

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Noch feuchter.

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Und noch feuchter.

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Und schließlich richtig feucht.

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Mystery Falls: Unser Umkehrpunkt nach einer halben Stunde Geplantsche. Man könnte noch eine ganze Weile weiter marschieren, aber schlussendlich ist der Canyon in dieser Richtung eine Sackgasse. Andersrum mit Einstieg irgendwo ganz weit oben und entsprechendem Canyoning-Equipment wird ein Schuh draus, zwei Tage lang mit Übernachtung in der Schlucht. Aber wie immer auf einer Biketour: Ich hab nix sonst dabei, andere spaßige Sportarten müssen also ausfallen. Außerdem gibt's mittlerweile für alle interessanteren Geschichten in Zion ein heftiges Permit-System mit Dreimonatsvorausbuchungsfristen, Lotterien für Folgejahre, und weiss der Geier was noch für grausame Hindernisse für Touristen. Alles unmöglich zu organisieren, wenn man eher so spontan durch die Lande strampelt. Aber hey... schön ist's trotzdem.
 
Immerhin nur mit dem Reifen. Auf Gran Canaria hab ich bei ner Abfahrt auch etwas geschlafen und dachte ich könnte durch das ankommende Gestrüpp durchfahren. Leider bestand das Gestrüpp aus einem Kaktus, die Stacheln Borten sich 2cm tief in mein Knie
Klingt schmerzhaft...
Ich hab echt keine Ahnung, wie und wo ich den Reifen zerstört habe. War ziemlich beschäftigt die slickrocks zu meistern.
 
29.06. 15:00 Temple of Sinawava im Zion Nationalpark, 1300m

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Und jetzt noch schnell die ungeschminkte, hässliche Wahrheitsfratze über Zion: Die Highlights sind allesamt GESTECKT VOLL. Auf dem Angels Landing Hike treten sich Krethi und Blethi und Hinz und Kunz gegenseitig auf die teils sehr unpassend bekleideten Füße. An den Engstellen gibt's mitunter minutenlange Wartezeiten wegen Gegenverkehr oder wegen jemand, der sich nicht weiter traut. Eine "Bergtour" ist das jedenfalls mal nicht, eher ein lustigs Happening mit eintausend Leuten aus einhundert Ländern.

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Das gleiche gilt für die Narrows-Wanderung im Canyon: Disneyland ist nix dagegen. Fühlt sich hier eher an wie ein Wasserspaßpark, als ein Nationalpark. Die Straßen selbst sind zwar wegen des Autoverbots gähnend leer und geil, aber auch mit Shuttlebussen kommen nicht weniger Touristen an die Hightlights gepilgert... vielleicht eher noch mehr. So schlimm hatte ich das jedenfalls nicht in Erinnerung, aber mein letzter Besuch hier ist auch schon ne ganze Weile her, irgendwann zwischen Abi und Studium.

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Es war ganz schön knifflig, die Fotos der letzten beiden Postings zu schießen, so ganz ohne dreihundert andere Menschen vor der Linse. Aber hey... ist halt mal ein Erlebnis der anderen Art. Und dafür sind wir jetzt immerhin in Japan berühmt, die Ladies wollten uns unbedingt für ihr "very successfull travel blog". Gern geschehen :).

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Wandern in Menschenmassen strengt auch an.
 
also ungeschminkte hässliche fratze ist aber jetzt eine unfaire bemerkung

gegenüber der dame im bild-vordergrund
;-)
 
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Nachdem sich der gmeine nur "daheimrumgurkenden" Radler immer wieder Fragen stellt zb. wie ihr es schaft nicht....
gefressen zu werden...
den Hitzetod zu sterben...
zu verdursten...
und dabei so einen "coolen" Bericht zu liefern...

Bleibt wohl trotz alledem das größte Mysterium wie diese Bluse so verdammt weiß bleibt :confused: :)

lg
Kurt
 
Wieder mal danke fürs mitnehmen auf Euer Abenteuer, eine wirklich atemberaubende Gegend. Hab Euch jeweils etwas Futter hinterlassen, macht was draus ;)
 
Man kann kaum noch glauben, dass die Bildmotive und Kommentare dazu spontan entstehen. Selbst mit Drehbuch ginge es kaum unterhaltsamer.
Was würde ich wohl für Bilder knipsen, wenn ich ein Forum unterhalten wollte, anstatt nur die persönlichen Erlebnisse der Touren zu dokumentieren?
 
Klasse Bilder,
ich war vor 10 Jahren im Zion, für mich einer der beeindruckensten NPs.
Den Touri-Wahnsinn fand ich damals nicht so extem, wohlgleich es da auch schon Shuttles gab.
Gut in Erinnerung habe ich die Flip-Flop bekleideten "Hiker" auf/zu Angels Landing. Das andere extrem waren die "full Jack Wolfskin/TNF" ausgerüsteten "Extrembergsteiger"
 
Wunderschöne Bilder, wir waren im März ( vor vielen Jahren) da, da ist es nicht ganz voll, aber die Flusswanderung fällt dann wegen kalter Füße aus
 
Tolle Bilder vom Zion - zumindest die ersten! Für mich landschaftlich einer der schönsten Nationalparks. Was @gedy sagt, kann ich bestätigen. Im März ist es z.B. längst nicht so überlaufen. Den letzten Teil zum Angels Landing habe ich mir wegen akuter Höhenangst trotzdem nicht gegeben. Wenn ich Eure Bilder sehe, weiß ich auch wieder sehr gut, wieso nicht, und bin ganz froh
:D
. Wir sind dann auf den West Rim Walk ausgewichen, das ging ganz gut.
Wünsche Euch weiterhin eine tolle Tour! Es kommen ja noch einige Highlights. Das Monument Valley liegt für Eure geplante Tour zu südlich, oder?
 
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Unfassbar wunderschön dieser Zion. Fotos und Texte wie immer hochgradig anschaubar und unterhaltsam.

Zu den vorherigen Rim- und Panorama- und Kringelflowtrails erlaube ich mir meine ganz individuell persönliche Geschmacksmeinung: auf diesen gefegten, entsteinten, planierten "Trails" würde ich mich bei allem Flow wahrscheinlich leider langweilen. Dieses ewige Dahinrollen ohne Hoppel und Polter wäre für mich nix. Ab und zu gern, aber 40 km hoch und runter ohne fahrtechnische Herausforderung ... näääähhhh. Neulich sah ich ein Video von Eric Porter, in dem er sog. Trail pods vorstellt:


Da stellen die Amis Gerätschaften an den Trail, mit denen man auch noch den letzten Kieselstein wegräumen kann. Macht das in der Masse an Trails noch Spaß zu fahren? Geschmäcker sind verschieden, aber wozu die ganze Federungsperformance heutzutage, wenn die Trails da alle kinderwagentauglich sind? Die Slickrockdinger wiederum sehen sehr lecker aus, aber die scheinen wenigstens stufig zu sein. Rein landschaftlich dagegen sind die Trails mit ihrem Panorama der Oberhammer !!!
 
@stuntzi

Boah, da ist echt was los! Wir waren 2011 mitte Oktober dort. Da war es eigtl. angenehm. Angels landing war natürlich nicht leer, aber es war nich so abartig. Narrows waren wir relativ "alleine". Vielleicht 20 Menschen oder so. Wie weit wart ihr denn drin? Das wird später schon so richtig fein eng und hoch. :)

Schön jedenfalls! Wir hatten damals keine Bikes dabei. Wäre aber sicher eine geniale Gegend! Ab zum Hoodoo Land und dort beim Red Canyon cruisen! Da hab ich mir schon selbst leid getan, so ohne Bike......
 
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