Meine Liebe zum MTB:

(ist eine etwas längere Geschichte....)
Schon als kleines Mädchen im Alter von 5, 6 Jahren war ich neidisch auf die BMX-Räder meiner Kumpels und wollte unbedingt auch so eines. Fehlanzeige. "Das ist doch kein Rad für ein Mädchen!"
Ich musste also mit meinem blauen Klapprad irgendwie über die Buckel und Hügel an unserer Straße den Jungs hinterher.
1988 kam ich in die Ausbildung und kaufte mir von meinem ersten Geld in einem Baumarkt (Schande über mein Haupt!!!

) eine Stahlesel der Marke
Challenger "Smoky" in merkwürdigem Lila mit schwarzen Decals für damals etwa 800,- DM; bis dato war das die höchste Summe, die in meiner Familie jemals jemand für ein "Fahrrad" ausgegeben hatte.
Montiert war eine Exchage 500 und GS 200-Mixtur und Biopace-Kurbeln Das Ding schien aus dem gleichen Stahl zu sein, wie die dort angebotenen Waschamaturen, aber es fuhr und ich leckte Blut. Schon die ersten Touren, die ich machte, führten mich über den Hermannsweg in Ibbenbüren, Lengerich und Bad Iburg. Heute bin ich sehr verwundert, dass die damaligen
Bremsen das überhaupt mitmachten....

Im Alter von etwa 17 Jahren fand ich beim Frisör (!!) eine alte Bike aus dem Jahr
'89, die ich sofort fasziniert durchlas und mit nach Hause nahm.
Ein Bremer Radladen hatte dort inseriert und es gab Bilder von einem
Marin "Rocky Ridge". Ich fiel augenblicklich "in love" mit dem fetten Alu, den schönen, gleichmässigen Schweissnähten und den roten, schlichten Decals.
DAS wollte ich!
Etwa zur gleichen Zeit lernte ich meinen damaligen Freund kennen und der fuhr - welch Zufall - ein Marin "Indian Fire Trail" und sein Kumpel ein Klein "Pinnacle" in schwarz mit schwarzer Rock Shox und Pinkfarbenen Aufklebern.
Für meinen Freund war das Marin nur ein Gebrauchs- und Protzgegenstand - wie ich auch, was ich später feststellen musste - und reihte sich als Statussymbol nahtlos ein neben den Fiat Spider designed by Pininfarina, den Bose-Boxen und Anlage und der Breitling. Für seinen Kumpel war es da schon eher die Liebe zum MTB und so kamen wir ins Fachsimpeln.
Mit ein bisschen mehr Ahnung rief ich damals also bei Cycle Force in Bremen an. Nichwissend, dass die damaliger Importeur für Klein, Marin, Specialized, Trek und so Lecker-Marken wie Boulder, Salsa und Yeti waren. Ich war wirklich noch grün hinter den Ohren!
Ich bestellte also mein Rocky und fand durch die Bestellung auch gleich den zukünftigen Mann für die nächsten sechs Jahre meines Lebens und Vater meines Sohnes....
Wir lernten uns besser kennen und ich das Biken und alles, was damit zu tun hatte. Ich wurde eingeführt in die Welt der Technik; der Manitou's, Grafton, Ringlé, Syncros, Tune, Hope, Formula, Answer, ....-Teile dieser Welt und nutzte die Nähe zum Chef und die Tatsache, viele der Teile zum EK zu bekommen, um meinem Rocky gleich ein Tuning zu verpassen.
Es bekam eine Mischung aus XT-XTR, eine Manitou 1, Grafton-Kurbeln in Purple, Brodie-Mag-Booster und diverse andere Leckerlies....
Nachdem ich nun wirklich Blut geleckt hatte und in Bremen mit den Jungs fuhr, die damals schon richtig nette Bikes fuhren und auch mich oft fuhren lassen, wurde es dann wirklich wild: wenn man die Möglichkeit hat, ein Nöll M5 zu fahren, ein Yeti PRO FRO, ein Yo Eddy in Grellow, ein Salsa a la Carte, dann nimmt man ein:
"Boulder Defiant". Das war
1992. Es war gelb und hatte vorne eine Mag 21 mit Long Travel-Kit. Ausgebaut aus einem Testrad für die Bike Sport News und deshalb mit einer Costumfarbe: purpletomagenta-fade. Dran waren CQP-Titan-Kurbeln, ebenso XTR-Kurbeln. Bullseye-Naben, Wurzelspeichen, Ceramic-
Felgen, aber auch mal Hügi hinten und vorne. Mal ein A-tac oder ein Control-Stem. Eine Syncros-Stütze oder eine XTR, mal ein Flite und mal ein Brooks. (sah aber bescheuert aus....) Man musste ja ein bisschen rumtüfteln, bis man die optimale Sitzposition hatte. (

)
Auch ich tüftelte in der Zeit daran, WAS ich eigentlich biken wollte; XC-Rennen? Downhill mit dem Fully? Selbst das Boulder war damals noch nicht das Non-plus-Ultra und es gab genug Strecken, da war es mir einfach zu schwammig, zu lang und nicht steif genug. Aber ich merkte, dass es mich schon immer mehr bergab rief; DOWNHILL; das war mein Ding.
Bei vielen XC-Rennen und Trainingsfahrten fuhr ich dann auch noch das
Marin "Team Marin" von meinem Partner. Es hatte noch die alte grünlila-Lackierung.
Nebenbei fing ich dann
'93 an Kurier zu fahren für Apotheken und einen kleinen Lieferservice. Dafür bekam ich dann ein:
Indian "Spear" in winzig! (Bin selbst nur knapp 1,70 cm). Ich glaube, es war ein 14 Zoll-Rahmen. Drin steckte die Manitou 1, Syncros-Vorbau und Stütze und später dann einer der ersten GoFast-Downhill-Lenker mit Verstärkungsbrücke, die es in Deutschland gab. XTR war Standard, innen war ein Tune-Titan-Lager, Hope-Naben und allerlei buntes Zeug.
Bis etwa
1997 kamen dann noch ein paar diversen Umbauten und Änderungen, die jeweils neuesten, besten und jeweils für den Einsatzzweck geeignetsten Teile dran. Ich versuchte, Hobbymässig den Einstieg in den Downhill. Wir fuhren mal nach Winterberg, aber auch schon '92 und '93 nach Kaprun, ein paar XC-Rennen in der Umgebung und norddeutsche Cups; in den Harz, nach Tabarz, ebenso tauchte ich mit meinem Kurierkumpel Thomas auf diversen Kuriermeisterschaften auf; so in
Münster 1995, glaube ich. Die habe ich noch gut in Erinnerung; war ein tolles Fest damals!
Irgendwann wurde es dann Schwierig mit Kind und Erziehung und Job und durch die Trennung von meinem Partner, der ebenfalls auch Zweiradmechaniker war, mit dem Kauf und dem Geschraube von Teilen und Rädern.
Das Boulder und das Marin mussten gehen und
2000 kam ein etwas unübliches Gefährt daher:
ein
Staiger "No Mercy Pro". Aus einem Ausverkauf konnte ich den Rahmen für 250,- DM bekommen und er gefiel mir einfach. Ein Kastenrahmen aus Alu, schöne, gleichmässige Schweißnähte, ein fettes Gusset, die Rohre konifiziert, ein Viergelenker mit fetter Schwinge hinten und das ganze in Mattschwarz gepulvert. Die Aufkleber runter, ein White Power-Dämpfer rein und der DNM raus.
Vorne federte eine wunderschöne Z1 Freeride in Alu-poliert und silber, ein Kastan-Vorbau in Silber, Syncros-Lenker und Stütze, Specialized Strongarm Kurbeln in Anthrazit, XTR-Schaltwerk, eine der ersten Louise FR-
Bremsen,
Mavic-Kompletträder; EIN TRAUM!!! Ich hatte mir wirklich alles an dieses Bike geschraubt, was mir gefiel und es fuhr sich absolut 1a! Nur etwa 2 Monate konnten mein Baby und ich den Hermannsweg rund um Bad Iburg, Georgsmarienhütte, Treppen und Parkhäuser und die BMX-Strecke in Osnabrück am Eisstadion unsicher machen. Und dann: GEKLAUT!!!!



Die Ar....löcher liessen nur das Kryptonite zersägt zurück.... Ich war wirklich unendlich traurig und es zerreisst mir noch heute das Herz, wenn ich daran denke...
Danach kamen eigentlich nur noch Übergangslösungen:
2001: ein Stevens F5 DH; Rahmen Alu poliert, ebenfalls Z1 in Orange,
Magura HS 33, White Dämpfer, XT... da ich es nicht liebte und es ohnehin nach etwa einem Jahr einen Riss hatte, nachdem mir ein Autofahrer die Vorfahrt nahm, weiß ich nicht mal mehr, was alles dran war...
2003 wurde es dann durch ein
Scott Octane FR mit Rock Shox Psylo XC,
Race Face Kurbeln, XT und ansonsten fast ab Werk ersetzt. (Ich lese schon wieder die Kommentare zur Octane-Bruchschüssel....und kann nur sagen: meines hält und hält und hält....
Ergänzt wurde auch hier der Fuhrpark noch durch ein Dirt HT für die City und zum Droppen und Jumpen, denn bedingt durch einen Umzug aus dem wunderschönen Teutoburger Wald des Studiums wegen nach Oldenburg in Oldenburg.
Hier gibt es leider keine Berge und ausser den steilen langen Treppen an der Amalienbrücke keine wirklichen DH-Herausforderungen. Also muss man sich seine Spots und Kicker eben selber suchen.
Und so wurde
2004 das fette
Last Dirtbike aus Stahl mit der Manitou Sherman, den fetten Tioga Parts, der Deore Scheibenbremse, den Sun-
Felgen und den fetten
Maxxis-2.35er-Schlappen eben gleichzeitig auch die City-Schlampe, mit der man nach oder vor dem Einkauf auch noch mal eben das Parkhaus rocken kann.


Tja. Beendet wurde meine bisherige Bike-Laufbahn durch mehrere Bandscheibenvorfälle; verursacht durch Morbus Scheuermann - eine vorzeitige Abnutzung der Wirbelsäulengelenke. Seit quasi 4 Jahren rehabilitiere ich nun vor mich hin; mal mehr, mal weniger erfolgreich. Das Scott setzte bis zu diesem Sommer nur Staub an und sollte schon - wie all die anderen Bikes, die leider nur noch in der Erinnerung oder auf Fotos existieren - verkauft werden, ABER: ich habe mich dagegen entschieden.

Es wird wieder zum Leben erweckt: geplant ist ein Fox-Stahlfeder-Dämpfer und eine Marzocchi 66 oder Z1, auch eine Manitou Sherman ginge wegen des Steuerohres beim Octane. Dies ist die Aufgabe für den Winter und im nächsten Jahr werde ich meine müden Knochen wieder auf die Trails bewegen, nachdem ich die nächsten KG- und Massageeinheiten sowie Spritzen unter MRT hinter mir habe.
Ich bin erst seit ein paar Wochen hier im Forum und vor allem das Classic-Forum begeistert mich immer wieder aufs Neue! Diese schönen alten Schätzchen aus Stahl und Alu lassen auch meine Erinnerungen wieder wachwerden an die Zeit, als die Teile noch bunt waren, man mit dem Daumen schaltete und man in Kaprun noch in grünen Neon-Jerseys reihenweise an der Schlüsselstelle vor der Asphaltauffahrt scheiterte und nur eine Missy-Giove an fast allen vorbei zog.
Darüber, dass ich so viele alte Teile und auch die Bikes verkauft habe, bin ich heute sehr traurig, aber es bleiben ja auch noch ein paar Träume und ein paar Möglichkeiten, nicht?
Wie viele, die sich erst im Alter den Traum von der Harley erfüllen, habe auch ich noch Zeit mir den Traum zu erfüllen von einem
Yeti Pro Fro in gelb-türkis, mit A-tac und Grafton-Speed-Stix,
einem
Zaskar LE mit Manitou 1 (der Optik wegen) und grünen Anbauteilen - vorzugsweise Ringlé und
Race Face
oder einem
Fat Chance Yo Eddy in grellow mit kompletter XTR, inkl. Kurbeln und sonst kompletten Syncros-Parts...oder....oder....oder....
Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Ich weiß nur, dass die Liebe zum Bike eine Liebe für das ganze Leben ist....
Liebe Grüße aus dem hohen Norden!
freeridewomen
