Also ich habe nach jahrelanger Krankengeschichte 2016 das bisherige Highlight meines Lebens geschafft (da war ich in den Mittvierzigern): Die Sellaronda Hero zu fahren. Wohlgemerkt die Strecke, nicht das Rennen (im Juni bin ich bei weitem noch nicht fit genug für so etwas). Das sind 4650 hm, die man aufgrund der grandiosen Kulisse gar nicht bemerkt hat. Verwendet wurde damals ein 301 MK9 aus 2011, natürlich 26" und dreifach.
Seit dem 301 (ohne MK, also MK1), also seit 2005 oder 2006 bin ich LV-Fan. Das damals revolutionäre Konzept verhinderte Pedalrückschlag besser als die meisten anderen, und das Bike war beim Klettern kaum zu schlagen. Genauso dann das MK9. Ich kam als Uphill-orientierter Fahrer mit dem MK9 super klar.
2018 folgte dann ein Spontan-Kauf des MK14. Ich fahre dieses seit 2 Jahren und komme immer noch nicht damit klar. Auf meiner Feierabend-Runde mit ca. 250 hm und 31 km benötige ich damit 1h 20 min gegenüber früher 1h 10 min. Das sind Welten, und ich glaube nicht, daß das ausschließlich mit Alterungsprozessen zusammenhängt. Wenn ich ein paar Berge auf dieser Strecke mehrmals fahre, kann ich aus dieser Tour z.B. 40 km / 750 hm mit 2h 28 min machen (gegenüber 2h 08 min vor ein paar Jahren), verliere dabei also schon 20 Minuten bei gut 2 Stunden Fahrzeit. Beim Absteigen bin ich trotzdem fertig wie nach 3000 hm.
Ich habe erst im Nachhinein bemerkt, daß sich Liteville beim MK14 vom (beim Kauf erwarteten) Konzept eines Touren-Bikes verabschiedet hat. Das Gewicht allein ist schon ärgerlich (o.k., einen Aufschlag für 27.5" muß man berücksichtigen), aber die Geometrie-Änderungen gehen für Leute, die bergauf fahren wollen, gar nicht. Ich komme ums Verrecken auf keine vernünftigen Kniewinkel, strenge mich an bis zum Kotzen und erfahre trotzdem kaum Vortrieb, trotz unzähliger Basteleien mit verschiedenen Vorbau-Längen, Rises und
Sattel-Stellungen.
Jetzt werde ich wohl wohl für schlappe 160 EUR die Sattelrohrstütze ohne Setback bestellen, nur um auszuprobieren, ob damit eine akzeptable Biomechanik erreicht werden kann. Dadurch wird natürlich der Reach viel kleiner, dann darf ich auch noch einen längeren Vorbau beschaffen, was schwierig und teuer wird.
Gottseidank habe ich kein MK15 gekauft. Mit diesem Gedanken hatte ich nämlich 2020 einige Wochen lang gespielt, um das MK14 dagegen auszutauschen ...
Insgesamt ist LV mir als Firma immer extrem sympathisch gewesen, und ich habe fast immer guten Support erhalten. Wo sonst kann man mal schnell in der Zentrale vorbeischauen und dort sein Bike versorgen lassen und mit dem Werkstatt-Leiter sprechen?
Aber das hilft nichts, wenn die Firma kein Bike baut, das meinem Profil entspricht, und die Spontan-Käufer veräppelt, die sich darauf verlassen, daß ein 301 eben ein 301 ist und vorher nicht die Geometrie recherchieren. Leider gehörte ich zu dieser Fraktion der Blöden. Das MK14 als Bike gefällt mir super (Optik, Stabilität, Steifigkeit, Lenker, Vorbau, Laufräder, die kleinen Goodies wie MicroAdjust etc.), aber die Geometrie ist nix für mich, weil viel zu weit weg von der ursprünglichen DNA. Das einzige Gute daran ist, daß ich meine Lektion nun gelernt habe und mich nie mehr darauf verlassen werde, daß ein neues Bike mit demselben Modellnamen im Wesentlichen die gleichen Fahreigenschaften besitzt wie die Vorgänger-Modelle.
Gerade in der Anhängerschaft der Marke Liteville gibt es viele Fahrer, die in meinem Alter sind und die der klassischen Fraktion angehören und sich die hm aufwärts erarbeiten möchten. Diese haben nicht mehr die Reflexe, die für den Bikepark oder Downhill erforderlich sind (und hatten sie nie, weil es das in ihrer Jungend nicht gab), und möchten aufgrund ihrer beruflichen und familiären Verantwortung keine unnötig hohen Risiken eingehen. Deren Interesse liegt mehr im Konditions-Training als in der Downhill-Raserei, und die genauen Details einer Federungs-Kennlinie sind für sie eher uninteressant.
Diese Klientel ist von den aktuellen Entwicklungen sehr enttäuscht. Und nein, ein Hardtail ist keine Alternative, da ein gefederter Hinterbau durchaus beim Klettern helfen kann (mehr Grip, weniger Durchdrehen), da ein gefederter Hinterbau durchaus auch das Kreuz schonen kann, und da man die hm, die man aufwärts erarbeitet hat, auch wieder herunterkommen möchte. Wie gesagt kommt es bei Letzterem aber nicht darauf an, ob die Abfahrt vom Karwendelhaus zum Ahornboden jetzt 18 Minuten oder 20 Minuten dauert.
Ich überlege derzeit ernsthaft, wieder zurückzuwechseln zu meinem MK9 mit 26" und dreifach, und mir dann in Ruhe eine alternative Marke auszusuchen.
Lords Ankündigung eines neuen 301 ist höchst erfreulich, ändert daran aber auch nichts. Erstens glaube ich nicht daran, daß seitens der Firmenleitung der "Rückschritt" zum Uphill gewünscht ist, und zweitens: Zu spät - es sei denn, die Geometrie-Daten sind bereits bekannt.