Wo sind es denn Fehlkonstruktionen?
Wo soll ich denn da anfangen?
Am Nehmer liegt die Entlüftungsbohrung genau "oben" gegenüber dem Leitungsanschluss. Das heißt, das Öl fließt von der Spritze quasi direkt in die Leitung. Der Bremssattel wird beim Entlüften nicht durchströmt.
Noch schlimmer am Geber: Die MT Bremsen sind die einzigen, die ich kenne, bei denen die Entlüftungsbohrung nicht am Ausgleichsbehälter sitzt, sondern am Kolben. Dadurch wird der Ausgleichsbehälter beim Entlüften nicht durchströmt. Beide "toten" Stellen im System kann man also nur passiv durch Unterdruck bilden und Hebelpumpen/-schnalzen-lassen entlüften und hoffen, dass sich alle Bläschen lösen, bzw. dass durch den Unterdruck nicht wieder neue Luft ins System kommt. Die Membran ist je nach Bremse bei den MTs auch nicht toll und oft undicht (was aber auch an den Kunstoff-Gebern liegt, nicht unbedingt an der Membran). Da der Ausgleichsbehälter auch seitlich sitzt und die Schnüffelbohrungen mittig in den Behälter gehen, gibt es viele tote Winkel auch an deutlich höherer Position in der zwangsläufig Luft hängen bleibt.
Wer seine Bremse schnell so einigermaßen entlüften will, kann das mit der Magura gut machen. Wer eine wirklich 100% entlüftete Bremse will, der kann schier verzweifeln. Der schwammig Druckpunkt quasi jeder MT die ich bislang in den Fingern hatte, ist bester Beweis dafür. Ich würde behaupten, ich habe es geschafft, aber der Aufwand dafür ist wirklich groß. Es ist die am schlechtesten entlüftbare Bremse auf dem Markt.
Der Kunststoffgeber ist der nächste Fehler. Ich habe lange genug sowohl in Konstruktion als auch Qualitätssicherung und -Management von technischen Kunststoffteilen (auch faserverstärkt) gearbeitet, um sagen zu können, dass ein faserverstärkter Kunststoff das falsche Material für einen Bremsengeber ist. Gerade im Bereich technischer Kunsstoffteile sind die gewünschten Toleranzen sehr oft frommer Wunsch und Absicht. Meine Meinung: Die notwendigen Toleranzen für so ein Bauteil mit vielen Dicht- und Gleitflächen ist dauerhaft in der Produktion eigentlich nicht erreichbar. Das ist auch der Grund, weshalb manche hoch zufrieden sind und nie Probleme haben, während andere eine Dauerbaustellen-MT haben. Mich würde in dem Zusammenhang auch mal interessieren, wie oft Magura die Werkzeuge erneuert. Carbonfaser-Material ist im Spritzguss sehr abrasiv. Ich denke, wenn sie das einigermaßen oft machen, sparen sie mit dem Spritzgussteil auch nicht wirklich Geld, gegenüber einem geschmiedeten Alu-teil.
Dazu kommt, die nicht gerade hohe Steifigkeit, welche ebenfalls zu einem schwammigen Druckpunkt beiträgt. Etwas verbessert wird es, wenn man die Geber mit dem vorgegebenen (recht hohen) Drehmoment am Lenker festschraubt. Dann sitzt er aber auch so fest, dass sich bei einem Sturz garantiert nichts verdreht, sondern eher abbricht. Dennoch ist er aber weicher als ein ordentliches Aluteil.
Des weiteren sind schneidende Schrauben (bei so einem Kunsstoffteil notwendig) mehr als unschön, bei einem Teil, an dem man gelegentlich herum schraubt.
Der Lüftspalt zwischen Belägen und Scheiben ist dazu bein Magura MT7 sehr klein. Dazu ist die Gängigkeit der Kolben sehr unterschiedlich. Kann man alles gängig machen, sagt aber einiges über die Fertigungsqualität aus und kann sich zum Dauerthema entwickeln. Zwar sind auch bei anderen Herstellern gerade bei 4-Kolbenbremsen nicht alle Kolben perfekt gleich gängig (Rühmliche Ausnahme Hayes), aber Magura stellt da echt das Schlusslicht da, von den Bremsen, die mir unter gekommen sind.
Dementsprechend ist sie auch eher schwierig beim Thema dauerhafter Schleiffreiheit.
Die ach so hohe Standfestigkeit kann ich nur teilweise bestätigen. Ja sie gehört zu den standfesteren, aber auf hohem Niveau gemeckert, hat meine etwas gurgelnde Scheiben (mit Storm HC 203mm) und leichte Druckpunktverhärtung gezeigt. Auch neigen sowohl performance als auch race Beläge zu einer leichten Verglasungstendenz bei solchen Aktionen, selbst wenn sie vorher sehr gut eingebremst waren.
Die Einzelbeläge sind eh nicht gerade sinnig (Kippen).
Bremsleistung der MT7 ist super, aber gerade in Sachen Hebelgefühl und Dosierbarkeit gibt es viel bessere.
Dazu harmonieren die zu hohen Geber nicht gut mit so manchen Schalthebeln. Ist seit Jahren so, wird nicht geändert.
Klappernde Hebel gehören 2020 mMn auch nicht mehr an ein Topmodel für den Preis.
Ist jetzt böses Gebashe, ich weiß. Ich war mal großer Fan von Magura, weil sie mal super Bremsen hatten. Aber sie haben sich mMn seit Jahren verrannt und jetzt werden ständig neue Hebelchen und Scheiben gebastelt, statt die inzwischen auch schon alte Grundkonstruktion, deren Schwachstellen gut bekannt sind, zu optimieren. Das finde ich für eine innovative, deutsche Firma einfach enttäuschend.
Allein, dass eine Bremse so oft mit anderen Hebeln gefahren wird, dass sich eigenen Namen von Shigura über Trigura bis Forgura entwickeln ist schon echt bezeichnend und sollte eine Hersteller eigentlich auch mal zum Überlegen anregen.