Hallo,
ich fahre ein Propain Hugene mit
Rockshox Fahrwerk und bin/war mit der Performance nie so richtig zufrieden. Jetzt wollte ich Gabel und Dämpfer mal einen Service gönnen und dabei auch gleich etwas tunen. Da erschlägt mich aber die Menge an Optionen und ich wollte fragen, wie man mit dem Thema anfängt.
Mein Profil:
- Gewicht: 80kg Fahrer mit leichter Ausrüstung
- Bike: Propain Hugene 2021
- Gabel: Rock Shox Lyrik Ultimate Charger 3 RC2 150mm von 2023
- Dämpfer: Rock Shox Deluxe Ultimate RCT von 2023
Ich habe das Bike als light Trail Bike aufgebaut mit einem zweiten Laufradsatz für den Bikepark. Ich fahre oft Touren, relativ leichtes Gelände in und um Berlin und eigentlich nur im Urlaub fahre ich auch mal gröbere Strecken in Bikeparks oder den Alpen. Mein Können ist irgendwo in der Mitte angesiedelt, bin eher gemütlich unterwegs ohne große Sprünge, Gaps oder Stufen.
Der erste Schritt ist natürlich ein großer Service, bei dem die Federelemente auch geprüft werden. Jetzt wollte ich aber fragen, welche Tunings hier helfen können und welche Angebote zu mir passen. Ich denke mal mein Setup geht Richtung "Anti-Race".
Was bisher geschah:
- Viel am Setup rumprobiert, aber so wirklich zufrieden war ich nie
- Wenig Komfort, bei geringen Geschwindigkeiten fühlt sich das Fahrwerk wie im Lockout an
- Inkonsistentes Verhalten: auf der einen Strecke top, auf der nächsten reißt es mir den Lenker aus den Händen
- Immerhin wird der Federweg hinten und vorne gleichermaßen genutzt und es bleiben so 15% übrig, wenn ich eine normale Hausrunde fahre.
- Das Fahrwerk funktioniert ganz ok bei wenigen und großen Hindernissen und eher schlecht bei vielen, kleinen Hindernissen. z.B. Bremswellen in Le Gets und Leogang waren die Hölle für die Hände, eine längere Wurzelpassage in Thale hat mich so durchgerüttelt, dass ich kurzzeitig nix mehr gesehen habe.
- Insgesamt fühlt sich das Bike oft nervös und holperig an, es klebt nicht am Boden sondern prallt von diesem ab.
Wo will ich hin?
- Möglichst hoher Komfort, auch wenn man nicht ballert
- Federweg besser ausnutzen
- Ein sensibles Fahrwerk, das schnell reagiert und nicht verhärtet
Ich bin für alle Tipps dankbar,
Basti
Dazu würde mir Folgendes einfallen:
1) Service und dabei checken, ob evtl. zu viel mechanische Reibung im Spiel ist. Wenn das alles passt, weiß man schon mal, dass man sich der Fahrwerksabstimmung widmen kann.
2) Zum Punkt “viel rumprobiert”: War das im klassischen Vorgehen mit Bracketing oder eher mal so und mal so? Im ersten Fall wären Ausgangswerte, also z.B. Factory Setting, und dann, wo es hinging beim Bracketing, aussagekräftig. Im zweiten Fall, also mal so und mal so, kann man nicht wissen, ob nicht erst mal noch einiges Potential im Fahrwerk ohne spezielles Tuning drin wäre.
3) So Aussagen wie “mehr Komfort” ist schwierig, ohne das genauer zu spezifizieren. Ist schon klar, dass Dir wohl manchmal zu viel am Lenker ankommt, aber das kann liegen an zu harter Feder, zu viel Druckstufendämpfung oder zu wenig Zugstufendämpfung. Kann alles jeweils zu härteren Schlägen führen, aber halt in unterschiedlichen Situationen. Vielleicht hast du auch zu viel Zugstufendämpfung und die Gabel kommt nicht mehr aus dem Federweg und wird erst dann “unkomfortabel”. Umso exakter du beschreiben kannst, wann dich was stört oder wann was besser werden soll, umso eher kann ein Tuner eine Verbesserung erreichen.
4) Hausrunde vs Maximalfall: Ich denke, mir würden viele hier zustimmen, wenn ich sage, dass man das Fahrwerk eher auf die höheren Ansprüche abstimmen sollte und dann im zahmeren Gelände damit lebt, dass man den Federweg nicht voll ausnutzt. Man kann natürlich auch auf die Hausrunde aka täglichen Gebrauch abstimmen und dann im Urlaub auf gröberes Gelände eigens neu abstimmen, aber erstens geht dann wertvolle Urlaubszeit fürs Abstimmen drauf und zweitens muss man sich an die andere Abstimmung auch erst gewöhnen. Wenn’s also keine wichtigen Gründe wie etwa körperliche Probleme gibt, würde ich die Abstimmung für die Hausrunde eher lassen (kleine Anpassungen vor allem in der Druckstufe und eventuell auch in der Feder, was viele z.B. auch zwischen Sommer und Winter machen, mal außen vor).
5) Wo wir bei Strecken sind: Wenn du mit einem Tuner sprichst, der z.B. aus Bayern kommt, ist die Chance hoch, dass er die Strecken in Leogang gut kennt. Wenn du ihm dann detailliert zu einer bekannten Strecke deine Eindrücke und Probleme schildern kannst, dann hilft das mehr, als wenn es immer im Allgemeinen bleibt. Dazu vielleicht noch mal genau erinnern, wie es war, und dabei natürlich möglichst objektiv schildern. Da hilft es evtl. auch wenn man an belebten Tagen sagen kann, wo man da im Vergleich stand. Klar, das Niveau in einem Park ändert sich von Tag zu Tag, aber eine Tendenz gibt es doch und da ist ein Vergleich manchmal erhellender als nur persönliche Eindrücke.
Und dann nach dieser Liste zu einem der bekannten Tuner gehen, das Problem und den Wunsch möglichst gut und detailliert schildern und entsprechend um einen Vorschlag bitten. Da sollte dann eine Analyse und ein Lösungsvorschlag kommen inklusive Kosten, und wenn dir das zusagt, würde ich die Teile hinschicken für Service und Check hinsichtlich Buchsen etc., um Probleme mit Reibung auszuschließen. Wenn es da größere Auffälligkeiten gibt, eh diese beseitigen lassen und evtl. erst mal ohne Tuning schicken lassen, um die Situation neu zu bewerten. Wenn alles passt, Tuning implementieren lassen, dann gezielt und systematisch feinabstimmen - da sollte es dann auch vom Tuner idealerweise eine Anweisung geben - und dann sollte eigentlich das Ergebnis so sein, dass du viel Spaß mit deinem Rad haben wirst.