Eine komplett lineare Kennlinie ist gar nicht erstrebenswert. Ein Fehlen einer Endprogression ist der Nachteil einer Stahlfeder und der Vorteil einer Luftfeder. Bei der Stahlfeder wird ja auch inzwischen oder schon länger versucht, diesen Nachteil auf unterschiedliche Arten zu kompensieren. Der Klassiker ist ein hydraulischer Durchschlagschutz, neuere Systeme ala Push ASC3 mit Stahlfeder mit Luftfeder, die ab der Hälfte mitarbeitet, wären da zu nennen, oder die progressiven Nachrüstfedern für die Boxxer, die gerne im WC gefahren werden.
Der Nachteil der Luftfeder ist, wie du richtig schreibst der mittlere Bereich, in dem die Kurve durchhängt. Um den zu beeinflussen brauche ich aber, wenn man es richtig macht, keine zusätzliche Kammer ala AWK. Auch eine Stahlnegativfeder ist nicht die beste Lösung. Die hat zwei Nachteile. Zum einen passt sie sich nicht dem Luftdruck an (eigentlich bräuchte man dann viele unterschiedliche) und eine Vorspannung kann das nur im gewissen maß ausgleichen und sorgt irgendwann für ruppige Übergänge. Zum anderen ist das Problem der Luftfeder, dass Sie am Anfang des Hubes stark degressiv arbeitet. Dadurch kommt das Durchhängen in der Mitte. Moderne Luftgabeln arbeiten hinten raus nahezu linear ohne Volume Spacer. Alle Versuche auf den hinteren Teil Einfluss zu nehmen, egal mit welchem Ansatz (AWK, Spacer, ... ) lösen die Ursache des Durchhängen nicht. Nämlich das degressive Verhalten am Anfang des Hubes. Setze ich jetzt eine (lineare) Negativfeder der Degression entgegen, dann vermindere ich sie insgesamt, ändere aber ein degressives Verhalten nicht. Dazu habe ich nochmal ein kleines Durchsacken, wenn die Feder nicht mehr wirkt. Der Übergang ist nicht so harmonisch, wie bei einer Luftnegativfeder.
Um die Degression in ein gewünschtes lineares Verhalten zu verwandeln benötigt man eine deutlich progressive Negativfeder. Eine Luft-Negativfeder ist progressiv und daher ideal. Problem ist nur, dass die Negativkammer bei beinahe sämtlichen Herstellern immer noch zu klein ist, auch wenn sie da Debon oder EVol drauf schreiben. Wenn diese das erste Viertel bis Drittel des Hubes komplett plattbügelt, gibt es auch kein durchsacken in der Mitte mehr. Dann ist man da bereits längst im Linearen Bereich großvolumiger Luftkammern. Ein gutes Beispiel sind die Intend Gabeln. Da ist die Negativkammer immer noch um die Hälfte nochmal größer, als bei den "großen" Herstellern. Intend ist nur nicht linear, weil sie bewusst Endprogression hat. In der Mitte durchhängen tut da eigentlich nix.
Schaut man sich die Graphen aus der Messung des letztjährigen Bike-Tests an, dann deckt sich das ziemlich.
http://www.bike-magazin.de/komponen...nduro-mtb-federgabeln/a37289-page3.html#start
Bei der DVO sieht man genau die Übergänge der Stahlfeder, genauso bei der Formula. Hier ist die Feder zusätzlich viel zu Kurz und sie sackt durch. Auffällig das extrem niedrige Losbrechmoment hier durch die Negativfeder, aber daraus folgt halt auch der Rest.
Fox ist schon nicht so übel, und 2016 sollte das noch etwas besser aussehen mit der Evol kammer.
Intend ist nach dem Losbrechmoment sofort komplett linear, ab halben Federweg beginnt die Progression. Sehr gute Kennlinie.
Marzochhi mit Titanfeder. Komplett liniear mit Endprogression wahrscheinlich durch Luftvolumen im Casting. Perfekte Kennlinie. Leider nicht der beste Dämpfer bei der Gabel.
Die Öhlins macht hier gar keinen guten Eindruck. Aber da war die Doppelkammer auch sicher nicht passend abgestimmt. Die Lyrik sieht eigentlich gar nicht sooo übel aus und mit Debon ist das sicher noch besser geworden.
Kurzum ich bin bei den Testern hier von mtb-News: Das Problem bei der Gabel ist weniger die Lufkammer wie der Dämpfer. Ich bin auch schon Stahlfedergabeln gefahren, bei denen der Dämpfer grottig war und die sind durchgesackt ohne Ende. Hier geht es sicherlich in eine ähnliche Richtung.