Das thema
reverb war halt grade aktuell und ist in der lagerung sicher billiger als das rahmenbeispiel. Fand halt nur wenn man Erfahrungen mit Rock Shox unzuverlässigkeit hat, dass man dann halt direkt eine größere Menge ordert. Sagt euch ja keiner dass Rock Shox die nächsten Termine auch einhält.
Mit dieser "Ossi"-Mentalität (ich bin selbst betroffen - gebürtiger Erfurter) schlage ich mich als Logistikplaner quasi tagtäglich rum.
Solche Aussagen helfen keinem Unternehmen weiter. Nur weil ich erwarte, dass es Probleme gibt gleich mal pauschal mehr zu ordern macht definitiv keinen Sinn. Hier sprechen wir von Lagerkosten, Transportkosten, Investitionskosten mit denen man in Vorleistung geht ... da legt man sich schlicht nur die Menge auf Lager, die man in absehbarer Zeit auch losbekommt. Wenn ich so was höre, stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Jetzt stell dir mal vor:
- gewöhnliche Wiederbeschaffungszeit einer Charge x (bspw. 50 St.) eines Produktes (bspw. RS
Reverb) liegt bei 3 Wochen.
- meine benötigte Wochenmenge: 15 St. (bedeutet Charge x [50 St.] hat eine Reichweite von 3,33 Wochen).
- Wenn jetzt mein Einkaufspreis bei bspw. 50€ liegt, bedeutet eine Lieferung nunmal 2500 € Investkosten (zzgl. Transport). Diese setze ich innerhalb von 3,33 Wochen in Geld um.
-> ich bestelle als ca. zu Hälfte der ersten Woche meine nächste Lieferung und pünktlich zum Auslauf meines aktuellen Bestandes kommt Nachschub.
+ Optimal natürlich, wenn du deine Beschaffungsmengen direkt an die Nachfragemengen angleichst. Eine solche Pull-Steuerung ist im Grunde optimal, weil du dir gerade nichts auf Halde legst.
-> Erhöhe ich aber die Beschaffungsmenge auf bspw. 100 St. (weil ich Qualitätsprobleme vermute - die ich aber auch nicht mal 100pro vorhersagen kann) muss ich direkt 5000 € vorschießen, die mich bspw. für andere Komponenten in Liqiditätsprobleme bringen können, weil ich ja zu viel in ein einziges Teil investiert habe.
-> Weiterhin entstehen Lagerkosten, da ich mir überlegen muss, wie ich den Mist, der mehr als sonst rumliegt unterbringe.
-> Die Transportkosten gehen hoch, weil ich mir ja die doppelte Menge kommen lasse und da möchte auch der Transporteur besser bezahlt werden.
-> Jetzt kalkulier mal, was das bedeutet, wenn nicht nur 1 sondern 100 Teile betroffen sind! -> Du brauchst alleine 'ne Halle die mind. doppelt so groß ist, bedeutet mehr Investkosten für das Grundstück, Gebäude, Steuern, Ausrüstung der Halle, etc. etc. etc ... willst du, dass ich weiter mache? Wir planen gerade den Neubau eines Logistikzentrum im Automotive-Bereich und versuchen unser Dispo an genau diese Stelle zu bringen, sich strikt an die Nachfrage des Kunden zu hängen ... da kommt genau so was auf.
Wovon wir jetzt mal nicht reden ist der verfälschte Nachfrageeffekt (Bull-Whip-Effekt) zum Großhändler oder gar zum Hersteller. Dort schlagen die erhöhten Nachfragemengen - im dem Fall, das es mehrere Händler/OEMs so machen - direkt multipliziert auf, um lieferfähig zu bleiben.