wie verarbeitet ihr Unfälle oder Beinahe-Unfälle?

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ich hatte dieses Jahr aber bereits 2x so richtig Dusel und bin äußerlich unversehrt davongekommen. jedes Mal krasses Fehlverhalten des Kraftwagenverkehrs. hätte beides endlich ausgehen können, schlimmsten Vorfälle der letzten Jahre (inkl. eigener Stürze). steckt mir aber so richtig in den Knochen.

wie verarbeitet ihr denn Unfälle mit Verletzungen oder auch "nur" Beinaheunfälle die hätten arg ausgehen können?

ich meine jetzt nicht die so alltäglichen Nickligkeiten, denen mal als Radfahrer ausgesetzt ist und wo man hier und da sowieso mal vorausschauend zurückstecken muss. sondern die krassere Variante?
 
was soll man da schon groß verarbeiten, wenn nichts passiert ist?

wenn ich von stürzen beim biken ausgehe, reflektiere ich die situation und versuch herauszufinden, wie das passieren konnte, was ich falsch gemacht hab. da in deinem fall die alleinschuld ja angeblich beim autofahrer liegt, nutzt das natürlich nichts. konsequenz? nicht mehr am straßenverkehr teilnehmen?

ich hatte auch schon situationen bei denen es knapp am tot vorbei ging ohne das aber tatsächlich was passiert wäre. dann grübelt man halt ein bisschen, wie das hätte ausgehen können, wenn und hätte und würde... bringt einen aber letzendlich nicht weiter. wenn du jetzt aufgrund deiner beinaheunfälle an einer PTBS leidest, musst du halt zum psychologen. wenn du keine PTBS hast, versteh ich dein anliegen nicht wirklich.

schwamm drüber, in zukunft die augen offen halten, immer mit fehlverhalten der anderen verkehrsteilnehmer rechnen und der käse ist gegessen.
 
wie verarbeitet ihr denn Unfälle

Reha ist schon mal ein guter Anfang.
Wenn die Knochen so weit mal eingerichtet sind und der erste Schreck verdaut.
Naja, ich habe jetzt größten Respekt bei Stopschildern.
Wobei es bei mir ein Sonderfall war.
Hatte Vorfahrt, schau der Tussi noch in die Augen und in dem Moment, wo ich vor Ihrer Motorhaube war, gibt sie Gas.
Folge ist ein leichter Vertrauensverlust gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern.
Der wird wohl bleiben.
 
Bei Unfällen ist das Maß halt irgendwann voll. Habe gerade ein Interview mit Gerhard Berger gelesen, der konnte nicht genug kriegen von Risiko. Andere sind da anders. Weicheier oder klüger, je nach dem.

Mir haben eine Zeit lang Skinnys Spaß gemacht. Jetzt nicht mehr. Hab einfach meinen Teil davon gehabt.

Ansonsten hilft nur, sich immer weiter an das (neue) Limit heran tasten. Direkt da wieder einsteigen, wo man aufgehört hat, ist nicht sinnvoll. Denn da, wo man aufgehört hat, gab's halt den Crash.

Bei Unfällen ohne Selbstverschulden an die Statistik denken. Man wird z.B. eher vom Blitz erschlagen las dass man im Flieger vom Himmel fällt. Also gelassen mit der Flugangst umgehen.
 
Ich hatte kürzlich noch einen Unfall mit einem Auto; wohl eher selbstverschuldet. :oops:
Ich bin dabei seitlich über die Motorhaube vom Auto geflogen und mehr oder weniger kopfüber an der anderen Seite wieder heruntergekommen. Ich kann froh sein, nur mit einer leichten Gehirnerschütterung und obligatorischen blauen Flecken und Kratzern davongekommen zu sein.
Ergebnis: im Straßenverkehr fahre ich nun sehr vorsichtig und habe die ganze Zeit Schiss vor Autos. :o
Auf dem Trail fühle ich mich genauso wie vorher und fahre am liebsten auf fussgängerfernen DH Strecken.
 
Die Erkenntnis meiner 4 Unfälle mit Rad gegen PKW ist, daß man sich auf nichts verlassen kann. Auch dann nicht, wenn einen die Autofahrer wirklich gesehen haben und die Vorfahrtslage völlig eindeutig ist. Das hindert manche dennoch nicht, loszufahren. Sei es, weil sie völlig in Trance waren oder weil sie das Recht des Stärkeren in Anspruch nehmen. Daraus lernen kann man eigentlich nur, daß man Unfälle nie völlig verhindern kann, egal wie sehr man mitdenkt. Und daß man immer wieder bremsen üben muß. Auf jedem Untergrund aus jeder Geschwindigkeit.
 
Meine Highlights: Ich stehe an einer roten Ampel an erster Stelle auf einer Linksabbiegerspur, die Autofahrerin hinter mir fängt beim Abbiegen an zu überholen, nur daß der Platz in der engen Nebenstraße dafür nicht reicht. Anstatt den Überholvorgang abzubrechen, drückt sie mich einfach in die parkenden Autos. Ihre Aussage danach "Ich habe sie nicht gesehen!". Ich stand mindestens eine Minute lang direkt vor ihrer Motorhaube an der roten Ampel.
Highlight 2: Ein Autofahrer überholt mich auf der Fahrbahn, will 10 Sekunden später rechts abbiegen, hält auch artig mit Schulterblick an der Ecke. Und fährt los, als ich direkt neben ihm bin. Die Aussage: "Ich habe Sie nicht gesehen!". Fahrrad Totalschaden.
Crash Nr. 3 genauso, nur daß wir beide an der Ampel gemeinsam gewartet haben, ich direkt neben seiner Motorhaube. Wir fahren beide los, er biegt einfach ab und bringt mich zum Sturz. Hat mich wohl "nicht gesehen", direkt im Blickfeld zur Ampel mit roter Jacke.
Crash Nr. 4 auf hellerleuchetem Radweg. Ich fahre mit ca. 12 km/h bergauf. Reflektoren, rote Jacke, Scheinwerfer mit 60 Lux. Ein Auto wartet ca. eineinhalb Minuten in einer Nebenstraße, die ganze Zeit bin ich im Sichtfeld. Und fährt los, als ich direkt vor der Stoßstange bin. "Ich habe Sie nicht gesehen!". So doof kann man gar nicht denken, wie manche Leute Autofahren.
 
Bis jetzt blieben mir ernsthafte Verletzungen erspart. Jedoch brenzlige Situationen, welche eventuell enorme gesundheitliche Folgen für mich gehabt hätten, erlebe ich erschreckend oft. Ich fahre mindestens fünf Tage die Woche jeweils 3500 Meter zur Schule. Ich bin immer in etwa 07:15 im Verkehr. Um diese Uhrzeit sind viele Menschen unterwegs zur Arbeit. Auf dem Weg dorthin holen sie sich meist Lebensmittel bei einer Bäckerei. Genau diese Straße in dem der Bäcker sein Geschäft hat fahre ich auf meinem Schulweg. Diese ist durchschnittlich breit. Allerdings parken diese, noch müden und vom Schlaf benebelten Menschen, ihre Autos auf die rechte Seite der Straße. Zudem kommt noch Gegenverkehr hinzu, wodurch die Fahrbahn für mich immer enger wird. Und da die Menschen um diese Uhrzeit noch nicht die Fähigkeit besitzen auch nur halbwegs klar zu denken und dementsprechend zu handeln, reisen sie ihre Autotür, ohne Blick nach hinten, auf.:mad: Auf diese gefährliche Stelle folgt eine Kreuzung, aufgrund dessen, dass jeder dritte die Vorfahrtsregeln nicht kennt, ist auch hier eine Katastrophe vorprogrammiert. Das Problem ist dabei, dass ich meine Vorfahrt wahrnehme, aber all zu oft irgendjemand dies nicht respektiert und sich das Recht des Stärkeren raus nimmt.>:( Folglich müssen wir beide dann mitten auf der Kreuzung anhalten und ich schaue nur in das Gesicht völlig unschuldig dreinblickender Bürger. Die Unfähigkeit steht denen ins Gesicht geschrieben. Auf dem Heimweg passiert relativ selten etwas. Jedoch lebt ein älterer Mann direkt gegenüber der Bäckerei in einem Haus mit einer Garage. Allerdings liegt vor der Garage ein üblicher Bürgersteig. Um von diesen runterfahren zu können, hat er sich zwei Rampen aus Holz zusammengebaut. Bis hierhin kein Problem. Doch lässt er diese Rampen auf der rechten Straßenseite liegen bis er wiederkommt.:wut: Ich habe schon viele Autofahrer gesehen die über diese Rampen gefahren sind und sich erschreckt haben oder Autofahrer die die Rampen erst kurz vor einer Kollision gesehen haben und panisch sowie unkontrolliert ausgewichen sind. Mir wäre es fast einmal selber passiert. Da diese ganzen Fallen auf meinem täglichen Weg liegen, weiß ich ganz gut bescheid und bin vorbereitet. Allerdings weiß man nie wozu die anderen Verkehrsteilnehmer noch fähig sind.
 
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Zum Thema "ich habe sie nicht gesehen": hat mir auch mal ein Autofahrer gesagt, der aus der Ausfahrt rauskam ohne schauen (erst auf die Straße hat er dann geachtet). Sein Kopf hat sich zwar nicht in meine Richtung bewegt, dass er mich nicht sehen konnte, lag aber an meiner schwarzen Kleidung...
(Zum Glück kein Zusammenstoß)

Zum Thema "rosa Wattebällchen überfahren": Ich hab mal eine Ratte überfahren, die aus dem Gebüsch raus gerannt ist. Ist kein Spaß... Die war auch nicht gleich tot sondern hat gequiekt wie aufgespießt.

Ansonsten hatte ich mich dem Fahrrad bisher nur "Beinahe-" Unfälle.

Mit dem Motorrad bin ich dagegen mal mit 70 auf der Landstraße in eine Motorhaube geknallt. Der Fahrer hat nur nach rechts geschaut, als er nach links in meine Straße abgebogen ist. Bis auf die üblichen Prellungen, HWS, Knöchel verstaucht, ist mir da glücklicherweise nichts passiert. War halt viel Glück: Gerade auf nem Supersportler unterwegs (Lenker weit unten) und Motorhaube statt A-/B-/C-Säule/Tür etc. erwitscht -> riesiger Salto über die Haube, sauberer Aufschlag auf der Straße, mit Lederkombi, Stiefel, Integralhelm unterwegs und kein Gegenverkehr!
Daran knabbere ich heute noch wenn ich mit dem Moped unterwegs bin, obwohl es sieben Jahre her ist.
Wie ich damit umgehe? Noch defensiver fahren und ähnliche Situationen meiden* bzw. IMMER IMMER IMMER damit rechnen, dass Autofahrer nicht halten und einen nicht sehen. Deshalb habe ich vielleicht auch mit dem Radl noch keinen Unfall gehabt, obwohl ich seit vier Jahren wieder intensiv fahre und seitdem so um die 30.000 KM zurückgelegt habe.

*war an einem Feiertag am Abend. Die Leute kommen da vollgefressen und evt. leicht alkoholisiert wieder nach Hause, sind schläfrig usw. Deshalb meide ich jetzt sonnige Feiertage mit dem Motorrad.
 
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