Nein, es ist einfach eine gute Erfindung die einem jede Menge Vorteile und Freiheiten bringt, die halt der ÖPNV nicht haben kann und niemals haben wird und das Elekroauto hat noch zuviele Nachteile dagegen. Deshalb will das auch noch kaum einer. Wenn etwas gut ist setzt es sich auch von alleine durch, so wie das Auto eben. Schlechte, uneffektive Dinge müssen subventioniert werden um zu überleben, Windkraft beispielsweise..
Du meinst "gut" weil man damit schnell, bequem und trocken zu jeder Tageszeit von A nach B kommt? Weil man damit fast überall hin fahren kann? Weil man es fast überall abstellen kann?
Nur weil das für den Konsumenten auf den ersten Blick "jede Menge Vorteile und Freiheiten" bringt, heißt es nicht, dass es auch so ist. Es ist unglaublich teuer diese riesige Auto-Infrastruktur zu finanzieren. Es ist auch extrem teuer die Infrastruktur zur Kraftstoffversorgung am Laufen zu halten. Abgesehen davon machen sich viele Länder (wie Deutschland) politisch abhängig von teilweise fraglichen Staaten, da dieser Kraftstoff nunmal bei uns nicht vorhanden ist. Dazu kommt noch, dass Autos riesige Umweltschäden verursachen, die wir schon seit Jahrzehnten mit bezahlen. Aber in Deutschland hält es sich verhältnismäßig noch in Grenzen mit den Umweltschäden. In Afrika haben französische Öl-Konzerne durch Bestechungen in politisch schwachen Staaten Bohrrechte erlangt von denen die Menschen dort dann kaum etwas hatten. Und nachdem das Öl weg war, waren auch die Franzosen weg. Ohne aufzuräumen. Dort waten jetzt Jugendliche im Ölschlamm und raffinieren mit abenteuerlichen Öfen Rohöl, dass sie vom Wasser abschöpfen. Auch in Sibirien gibt es Fälle von Ölpest. Das bekannteste Beispiel in den letzten Jahren war die Deepwater Horizon Bohrinsel von BP. Damals sind zwischen 500 und 800 Millionen Liter Erdöl ausgetreten. Und das war nur ein Zwischenfall. "Glücklicherweise" ist das ganz in der nähe eines der größten Industriestaaten der Welt passiert, nicht in irgendeinem "unwichtigen" dritte Welt Land. Daher wurden in diesem Fall viele Milliarden Dollar in die Hand genommen um die Folgen zu verringern. Allen BP hat dafür 41 Milliarden $ eingeplant. Abgesehen von diesen Schäden von denen wir in Deutschland im Alltag nichts mitbekommen verursachen Verbrenner bekanntlich allerlei verschiedene Abgase unter denen wir alle leiden. Leute die sich in Städten aufhalten mehr. In der öffentlichen Diskussion wird meist nur dieser Punkt besprochen.
Wasserstoff- oder Elektroautos sind nicht das Allheilmittel, aber das kleinere Übel. Sie verursachen weniger Lärm und weniger Dreck. Klar, zur Herstellung von den Batterien braucht man derzeit noch allerhand seltene Rohstoffe. Aber, nicht vergessen: Auch für Verbrenner braucht man seltene Erden. Platin für Katalysatoren, ebenfalls Lithium oder sogar Blei für Autobatterien, auch Kobalt. Jedoch kann man Batterien, im Gegensatz zu Benzin, welches verbrannt wird, ziemlich gut recyceln. Beim Recycling von Lithium-Akkus kann man Lithium in so hoher Qualität gewinnen, dass man daraus wieder neue Akkus herstellen kann. Die Vision von den (Auto-)Akkuherstellern ist, dass in einigen Jahren die Akkus nur noch aus alten Akkus hergestellt werden. Heute geht das noch nicht, weil noch nicht genügend Elektroautos verschrottet werden. Aber irgendwann kommt man an einen Punkt an dem gleich viel oder mehr Elektroautos verschrottet werden als neue hergestellt werden. Somit hat man automatisch irgendwann einen Rohstoffkreislauf von dem man bei Verbrennern nur träumen kann.
Man darf auch nicht vergessen, dass an Verbrennungsmotoren nun seit über hundert Jahren mit einer riesigen Schaffenskraft auf der ganzen Welt geforscht wurde. Viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben den Verbrennungsmotor hundert Jahre lang weiterentwickelt und immer wieder verbessert. Der Verbrennungsmotor for Autos hat kaum noch Potenzial sich bedeutend weiter zu entwickeln. Der Elektromotor bei Autos wurde, obwohl es ihn auch schon seit über hundert Jahren gibt, lang nicht mit so einem Entwicklungsland-Aufwand vorangetrieben. Da sind die Forscher und Unternehmen erst so richtig seit zehn Jahren dran. Das heißt es gibt da noch ein riesiges Potenzial. Allein Tesla/Panansonic konnte den Kobalt-Gehalt seiner Akkus von 2009 bis 2018 um 60% reduzieren. Derzeit wird ein Akku ohne Kobalt entwickelt.
Elektroautos werden übrigens nicht deswegen nicht gekauft weil die Technik keiner will. Beispiel bei VW: Der e-Golf fängt bei 31000€ an, der ID.3 startet bei knapp 30000€, der äquivalente Verbrenner startet bei 24500€ an. Die sind derzeit einfach noch teurer als Verbrenner. Finanziell lohnt sich das einfach für die meisten noch nicht. Nur wenn man sehr viel fährt und den höheren Einkaufspreis durch die niedrigeren Kosten pro Kilometer wieder reinfährt.
So, jetzt bin ich etwas ausschweifend geworden.
Eigentlich wollte ich nur klar machen, dass wirklich gut nicht bedeutet, dass wir in Deutschland als Benutzer durch irgendwas Komfort oder Unterstützung oder sonstwas erfahren. Damit etwas gut ist muss man immer, wenn möglich, alle Auswirkungen betrachten.
Elektroautos sind derzeit einfach unsere beste Idee für Individualverkehr über größere Strecken. Am unteren Ende bieten Fahrräder die bessere Alternative, wobei es noch viel bessere und mehr Radinfrastruktur braucht damit das Funktioniert. Am oberen Ende sollte die Bahn die Alternative sein. Aber da fehlen auch mehr Investitionen. Die Bahn wurde seit Jahrzehnten vernachlässigt. In der Stadt ist der ÖPNV die beste Alternative. Autos in der Innenstadt machen, wenn man ehrlich ist, für niemanden Sinn.