Glacier Cycles Baguette: High Pivot-Stahlross aus den französischen Alpen

Glacier Cycles Baguette: High Pivot-Stahlross aus den französischen Alpen

High Pivot-Mountainbikes liegen aktuell voll im Trend – und einen besonders spannenden, hierzulande aber noch ziemlich unbekannten Vertreter dieser Gattung bieten die Franzosen von Glacier Cycles an. Alle Infos zum Enduro-Bike aus Reynolds 853-Stahl findet ihr hier!

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Glacier Cycles Baguette: High Pivot-Stahlross aus den französischen Alpen

Wie gefällt dir das Baguette von Glacier Cycles?
 
Wie auch immer; für solche Fragen haben wir einen Schweissfachingieneur (nein, nicht ich). Jedenfalls bin ich erstaunt, dass die Schrumpfspannung auf dem kurzen Röhrchen weniger kritisch ist als auf dem langen Oberrohr.
 

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Re: Glacier Cycles Baguette: High Pivot-Stahlross aus den französischen Alpen
Insgesamt gefällt mir die Optik des Radls sehr gut. Lediglich mit der Delle in der Kettenstrebe (z. B. Bild #5 und #6) kann ich mich nicht anfreunden.

Verstrebung: Da z. B. BTR oder Gotic ebenfalls mit Streben arbeiten, gehe ich ganz naiv und vertrauensvoll davon aus, dass die Verbindung mehr Vor- als Nachteile bietet. Immerhin hängt der Erfolg und das finanzielle Überleben solch kleiner Hersteller in hohem Maße von der Haltbarkeit ihrer edlen Schöpfungen ab. Starling verbindet an der Stelle halt mit seinen typischen Blechzwickel, was mir persönlich auch gut gefällt, aber auch nicht jedermanns Sache ist.
 
Wie auch immer; für solche Fragen haben wir einen Schweissfachingieneur (nein, nicht ich).
Der soll hier mitschreiben! Hat der denn keine Zeit? :D
Wär wirklich cool die Meinung von Fachleuten zu Fachthemen zu lesen. Ich schreib ja auch nur aus meinen Erfahrungen und Beobachtungen und etwas Theorie.
Jedenfalls bin ich erstaunt, dass die Schrumpfspannung auf dem kurzen Röhrchen weniger kritisch ist als auf dem langen Oberrohr.
Hab ich nirgends gelesen :ka:

Viele Grüße,
Thom.
 
Ganz ehrlich: Wollte mich eigentlich raushalten, weil ich eher Konkurrenz bin und finde, dass es sich nicht gehört die Produkte zu kommentieren.

Hier geht es aber irgendwie seit zwei Seiten nicht mehr um dieses, sondern alle driften in die Theorie ab;)

Die Themen, die hier besprochen werden haben alle ihre Richtigkeit. Auch ich finde einige Dinge an vielen Rädern "komisch" gelöst.

Ich glaube aber, dass ihr hier ein paar Dinge etwas zu eng seht: Ihr habt absolut recht, dass Spannungen und Verzug eigentlich nie gut sind.

In der Realität sind diese aber meist nicht vermeidbar.

Fast alle Rahmen müssen nach dem Durchschweißen gerichtet werden, weil es fast unmöglich ist, einen perfekten Rahmen zu bauen. Daher hat jeder Rahmen schon ein bisschen Kaltverformung hinter sich, bevor er auf die Welt losgelassen wird.

Thema größere Abstände: Das macht eigentlich alles nur schlimmer, weil eine dickere Schweißnaht aufgebracht und damit mehr Hitze in einen größeren Bereich eingebracht wird. Dieser zieht sich danach auch stärker zusammen.

Was mMn. im Vergleich zu massivem Stahlbau oft vergessen wird: CrMo ist ein eher verzeihender Stahl. Die Konstruktionen sind ziemlich dünnwandig und die Verbindungen, gemessen an der Steifigkeit der verbindende Rohre, relativ weit voneinander entfernt. Daher kann die Konstruktion interne Spannungen sehr gut auf die ganze Länge der Rohre abbauen. (Schaut mal wie sich der Rahmen verzieht, wenn ihr euch auf ein Pedal stellt)

Die typischen Stellen für Brüche (Unterrohr&Steuerrohr / Verbindung Sitzstreben) haben eher eine konstruktive Natur (Kerbe). Und meist wenig mit dem Schweißverfahren zutun.

Wo ihr vollkomen richtig seid: Bei Fullys kann man sich diese Art Fehler auch an anderer Stelle einbauen, weil es mehr Probleme zu beachten gibt und die Konstruktion wesentlich komplexer ist. Stichwort: Wo und in welche Richtung greifen Kräfte und Momente eigentlich an?

Alles sehr schwierig, weshalb für kleine Klitschen:winken: meine Devise ist: Leichtbau ist nicht drin und ausgiebig testen Pflicht.


Bin kein Mann der Schreibkünste, bitte verzeihen:ka:
 
Ich bin nur Hobbyschweißer...zumindest finde ich, dass Aluminium sehr viel schwieriger sauber zu scheißen ist, als Stahl oder Edelstahl. Mit einem einigermaßen vernünftigen WIG-Gerät bekommt man bei gut gereinigtem Stahl auch als "Laie" ganz gute Ergebnisse hin. In diesem Kontext finde ich die Schweißnähte auf dem Baguette auch nicht so berauschend und das verwundert mich auch...
 
Simulierst du deine Rahmen eigentlich im Konstruktionsprogramm? Also wo welche Kräfte wie wirken?

Die Rahmen, die bisher entstanden sind waren von den Umlenkungen relativ einfach gehalten. Das kriegt man alles mit schriftlichen Berechnungen oder Kräftedreiecken berechnet.
Das hilft aber nur, um eine Idee für die Richtungen und Verhältnisse zu bekommen.

FEM ist nur die halbe Wahrheit. Es geht nichts über TTesten.

FEM Analysen haben wir haben bisher bei einzelnen Bauteilen durchgeführt.
Das bringt aber mehr etwas um konstruktive Schwächen zu identifizieren. Ohne Testen hilft das alles nichts, weil man einfach nicht wirtschaftlich alle Last-fälle und -größen abbilden.
Trotzdem macht es Sinn, sich mal kurz anzeigen zu lassen, ob das Bauteil sinnvoll konstruiert ist oder irgendwo Material fehlt oder sinnlos ist.

So, jetzt aber mal arbeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, aber dennoch muss das irgendwie gefügt werden. Es gab hier die Idee mit Muffen und Löten, das ist gar nicht schlecht, weil die Temperaturen nicht ganz so hoch sind wie beim Schweißen - ein bisschen Spannungsarm glühen tut dem Gefüge aber dennoch gut.

Am Ende muss der Konstrukteur immer einen Kompromis finden, ich finde es aber spannend, wie unterschiedlich doch gefertigt wird. Das finde ich auch bei Atheron Bikes geil: Carbonrohre in Titanmuffen.
Kann Stahl durch glühen nicht auch Festigkeit verlieren? Also beim Härten sind die Temperaturen und der Abkühlungsprozess je nach dem welche Eigenschaften man ereichen will genau vorgegeben. Und, Achtung wieder aus dem Karosseriebau, beim Richten von Unfallwagen darf man nur kaltverformen weil das Blech sonst zu weich wird
Also Erwärmen kann ich mir vorstellen, glühen eher nicht.
Soweit ich mich erinnere ist Hartlöten auch deshalb gut weil sich zwischen bzw. an der Oberfläche der Werkstücke eine Legierung bildet.
 
Kann Stahl durch glühen nicht auch Festigkeit verlieren?
Reines Glühen? Das kommt stark darauf an, was du erreichen möchtest. Aussage dazu gibt dir dazu das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm.
Stahl hat je nach Legierung unterschiedliche Gefüge(gitter). Mit zunehmender Hitze (Glühen) fangen diese Gitter an sich zu bewegen, sie "schwimmen" quasi - das ist nötig um es z.B. beim Schmieden verformen zu können. Kühlst du sie ab, gehen sie wieder nah dem Ausgangszustand.

Wenn die Platten beweglich sind, kann z.B. ein Kohlenstoffatom dazwischen huschen und das Gitter "verstopfen". Kühlst du es jetzt schlagartig ab (Wasserbad, Stickstoff etc.), dann kann das Atom nicht schnell genug raus, die Gitter umkreisen es , und das Material wird "härter" weil die Oberfläche verdichtet ist. Das kann man so weit treiben, bis die Oberfläche so spröde ist, das sie bei plötzlichem harten Kontakt zerspringt. Fräswerkzeuge sind z.B. so - lässt du die fallen, platzen die Hartmetallplatten. Nutzt du sie aber kontrolliert, können sie weicheres Material abtragen.

Wird jetzt geschweißt oder gelötet, dann wandern die Platten auch ein wenig, aber die lange Abkühlphase verhindert ein starkes spröde werden. Dennoch gibt es eine Plattenverschiebung, das sind dann die s.g. Spannungen. Wird das Material jetzt einfach nur weichgeglüht, und langsam abgekühlt, so bewegt sich das Gefüge und die Spannungen lösen sich.

Industriell wird das gerne angewandt um bestimmte Eigenschaften für Bauteile zu erreichen. Für den Fahrradbau ist das wohl etwas Overkill. Rein technologisch ist das Gebiet aber echt spannend. Dadurch das Stahl immer wieder verwendet werden kann, ist es ein sehr nachhaltiger Werkstoff.
 
Ja ich kenne das noch vom härten von Stempeln für Crimpwerkzeuge ,die sollten eine harte Oberfläche und einen weichen Kern haben, damit die sich nicht zu schnell abnutzen aber beim Pressen nicht zerspringen.
Ist wirklich ein interessantes Thema und schon sehr lange her ,dass ich damit zu tun hatte. Ich habe doch einiges vergessen oder falsch in Erinnerung.
Gestern nach fast 40 Jahren die Bücher aus der Berufsschule rausgesucht..🙂
 
Die gut härtbaren Stähle haben so einen hohen Kohlenstoffgehalt, dass sie sich nicht vernünftig schweissen lassen. @xxz hat das martensitische Gefüge sehr gut beschrieben, ohne es beim Namen zu nennen. Für Rahmen ist CrMo 4130 üblich. Umgeschlüsselt auf ISO entspricht er dem 25CrMo4. Das ist auch ein Vergütungsstahl. Aber bei weitem nicht so gut härtbar wie z. B. 42CrMo4. Der eignet sich wegen seines Kohlenstoffgehalts nämlich nicht mehr unbedingt zum Schweissen.
Egal in welchem Lieferzustand (also ob und wie vergütet) ich den 25CrMo4 schweisse, ich mache beim Schweissen in der Wärmeeinflusszone die Wärmebehandlung kaputt. Das heißt, ausgerechnet da wo die Post abgeht, ist der Stahl unvergütet. Die Martensitbildung lässt sich durch langsames Abkühlen zwar unterbinden. Die umworbene Wärmebehandlung liegt aber nur noch dort vor, wo ich sie nicht brauche. Der Grundwerkstoff bringt allerdings so gute Festigkeitswerte mit, dass man darauf verzichten kann. Wer nicht darauf verzichten will, sollte darauf achten, daß der Rahmen nach dem Schweissen vergütet wurde.
Back to Topic: Bei Stahl erwarte ich schlanke elegante Rahmen. Damit kann das Baguette nicht dienen. Das Bike ist eher was für Nicolai-Fans, die Bock auf Stahl haben.
 
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