Sind jetzt ein paar mehr Wochen. Magst du mal berichten?
Sehr gern. Wird ja auch langsam Zeit.
Erstmal die Ausgangssituation:
Ich fahre meistens auf den Trails um Freiburg, am liebsten bin ich aber auf möglichst natürlichen Endurotrails in den Alpen unterwegs. Fahren habe ich auf dem Hardtail gelernt, daher fahre ich im Zweifel die smoothere Linie und halte nicht voll drauf.
Vorher hatte ich eine Intend Hero in dem Rad, außerdem bin ich im Sommer öfters mit einem unserer Leihbikes einem Giant Reign E+ 2 unterwegs gewesen. In dem steckt eine Fox 36 Float Rhythm GRIP.
Die Fox ist einfach und gut, spricht sensibel an und an dem 25kg E-Panzer bügelt sie alles weg. Wenn es sehr ruppig wird stößt die Gabel aber an ihre Grenzen und rauscht bei härteren Schlägen zu schnell durch den Federweg. Vielleicht würde etwas mehr Progression helfen. Da es nicht mein eigens Rad ist, habe ich die Gabel aber auf Werkseinstellung gelassen.
Bei der Hero musste ich mich erstmal an die Gabel gewöhnen. Während sie auf den flowigen Strecken des MTB Freiburg e.v. von Anfang an einfach nur genial war, hatte ich bei Umsetzen und Stolpern anfänglich ziemliche Probleme. Wenn ich mit 100kg Fahrergewicht in eine Kurve gestolpert bin, dann hat mich die geringere Verwindungssteifigkeit verunsichert. Nach einigen Abfahrten hatte ich mich dann daran gewöhnt und ich muss sagen, dass die Hero die wahrscheinlich beste Gabel ist, die ich je gefahren bin.
Die Hände bleiben entspannt, ich kann länger und besser fahren und auf einem Highspeedstück in der Umgebung habe ich einen neuen persönlichen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Keine 150mm Gabel konnte mein Vorderrad je so beruhigen. Die Verwindungssteifigkeit war dann auch nie mehr problematisch, da sie vorhersehbar ist und somit in den tiefen des Unterbewusstseins verschwindet. Motorisches Lernen sei Dank.
Die Hero spricht gefühlt etwas sensibler an als die Fox und vermittelt mehr Sicherheit, wenn es richtig knallt. Leichte Schläge nimmt die Hero auch besser raus. Vielleicht ist es aber auch eben gerade die geringere Verwindungssteifigkeit, die kleine Schläge etwas dämpft. Da kann ich nicht mit Gewissheit sagen, woran es liegt. Ich habe aber 2015 das Gegenteil bei einem Cannondale Trigger Black ink erlebt. Carbonlefty mit Enve LRS und Cockpit. Das war quasi unendlich Steif und obwohl die Gabel genial ansprach, blieb das Cockpit dauerhaft nervös und machte keinen Spaß.
Nun aber endlich zur Ebonite:
Ich habe die Gabel im September eingebaut und bin dann ohne Testfahrt damit in den Urlaub gefahren. Eine Woche Trails in der Toskana und eine Woche Trails auf Elba. Seit Oktober bin ich mit der Gabel auf den Trails in und um Freiburg Unterwegs. Die Gabel hat 160 mm Federweg, ist an einem Ibis Ripmo AF verbaut und ich fahre eine 29x2,4 Conti Kaiser.
Die Gabel war in kürzester Zeit eingestellt. Die Druckstufe fahre ich ganz offen. Das habe ich mir in der Vergangenheit angeeignet und fahre damit am besten. Nur wenn es mal sehr stolperig und steil wird drehe ich die etwas zu.
Die Luftkammer ist die gleiche, wie bei der Hero. Da gab es keine Überraschungen. Die Ebonite (Achtung, ausgelutschte Formulierung) steht super im Federweg. Sie gibt den Federweg frei, ohne durch diesen durch zu rauschen oder zu progressiv / bockelig zu sein. Durchgeschlagen bin ich bisher noch nicht, sondern habe immer noch gute 2 mm Notreserve.
Die Gabel spricht auf kleinere Unebenheiten gut und sensibel an. Sie kann dabei nicht ganz mit der Hero mithalten. Mit der Fox aber allemal.
Wird es ruppig und schnell, ist es kein Problem saubere Linien zu treffen. Ich merke dabei, dass die Gabel deutlich verwindungssteifer als die Hero ist. Ja, das fährt sich intuitiver, ob ich das besser finde, weiß ich noch nicht. Mit der Hero hatte ich nicht das Gefühl schwammig rumzueiern und das direktere Fahrgefühl braucht mehr Kraft. Dabei meckere ich auf hohem Niveau. Wäre ich vorher nicht die Hero gefahren, wäre mir das im Vergleich zur 36er oder einer Lyrik nie aufgefallen.
Das erstaunlichste an der Ebonite bleibt wohl die Tatsache, wie wenig sie auffällt. Einstellorgien bleiben aus, mir fällt nichts negativ auf und das Design ist so schlicht wie schön. Ich glaube etwas besseres kann man über eine Gabel nicht sagen. Man macht sich einfach keine Gedanken um sie. Ich kann fahren gehen wie und wo ich will, die Gabel macht alles mit und zickt nicht rum.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Gabel definitiv auf höchstem Niveau arbeitet. Mehr Spaß als mit einer Fox Factory oder RS Ultimate werde ich damit beim Fahren aber auch nicht haben. Bei meinem zweiten Hobby "colle Bikes haben" sehen Fox und Co aber alt aus. Die Ebonite ist einfach schön gemacht und ich freue mich jedesmal drüber, wenn ich aus Bike steige, daran schraube oder es putze.
So, ich hoffe, die wichtigsten Fragen beantwortet zu haben.