Ich war mit zwei Freunden am Montag - 10.09.2012 - dort und hätte es drei Tage vorher nicht vermutet...war recht spontan...

Kurzes vorgezogenes Fazit: goil!
Wir sind Sonntag gegen 15:30 in der Nähe von Wernigerode gestartet, hatten vorher schon im Schlosshotel in Raspenava ein Zimmer für drei Leute gebucht. Wir sind dort nach ruhiger Fahrt ca. 19:45 Uhr aufgeschlagen, haben die Sachen auf das Zimmer vefrachtet und unten gespeist. Knödelgerichte gab es leider nicht, war aber auch so gut. Zimmer ganz hervorragend, alles neu und schön renoviert, sauber, ansprechend. Kosten: 21,00 EUR je Nase inkl. Frühstück, für drei Essen und drei Biere haben wir inkl. Trinkgeld 25 EUR bezahlt.
Morgens waren wir die ersten, gleich kurz nach sieben beim Frühstück. Auch das völlig okay was Umfang und Angebot angeht. Sachen packen, auschecken und ab nach Nove Mesto pod Smrkem. Als wir dort eintreffen, sind wir die ersten auf dem Parkplatz...die Sonne legt gerade richtig los.
Da es noch vor neun Uhr ist, bleibt die Tür des Trailhead noch zu. Ich hole derweil Wasser für meine Trinkblase aus einem Wasserhahn vor der öffentlichen Toilette unterhalb des Trailheads, da ist auch ein kleiner Laden für Badegäste drin, aber auch noch geschlossen. Auf jeden Fall beschlieÃen wir schon, nach dem Trail in den See zu hopsen...
Der Laden öffnet dann, ich hole noch etwas Fahrtproviant und dann geht es los. Wir fahren zunächst den nördlichen Teil, also die Loops "Hrebenac" und "Obora" (blau und rot). Auf der Karte sieht man schon, das es kaum Höhenunterschiede gibt, die Trails verlaufen also ziemlich eben ohne groÃe Up- oder Downhills.
Wir hatten uns fest vorgenommen, einfach einen netten Tag zu erwarten und keine groÃe Gedanken an die Strecke zu verschwenden, um nicht enttäuscht zu werden. wir sind eher Enduro oder AM-Fahrer, gern auch mal technische oder schnelle Sachen und der Singltrek wird ja explizit als "CC-Trail" beworben.
Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Es ist ein Pumptrack, wie schon geschrieben wurde, der nicht aufhört. Die beiden ersten Strecken, als der groÃe Loop im Norden, ist in einer guten Stunde geschafft und wir stehen wieder am Trailhead. Mit dem ersten Grinsen im Gesicht...
Die beiden Abschnitte sind mit einem Hardtail gut zu fahren, auch mit einem CC. Unsere 150mm Enduros hätten es nicht zwingend sein müssen, Riesenspaà macht es trotzdem. Das ständige auf und ab, rechts und links verleitet zum permanenten Pushen und macht die Strecke anstrengender, das sie aussieht. Technisch schwierig ist sie in keinster Weise, immer fair und sehr viel Vertrauen weckend. AuÃerdem ist es immer EinbahnstraÃe und auch kein Wanderweg, man kann es also auch bei unübersichtlichen Kurven guten Gewissens krachen lassen.
Diese erste Stunde erwies sich als sehr guter Einstieg in den Singltrek.
Nach einem zweiten Frühstück und einem ersten kurzen Gespräch mit Tomá KvasniÄka, dem Initiator des Singltrek und Betreiber des Trailhead, schauen wir auf die Karte und beschlieÃen den weiteren Verlauf unserer Tagestour. Wir nehmen die zentralen, südlich des Startpunktes gelegenen Strecken und sparen den östlichen Teil, die polnischen Abschnitte, erst mal aus.
Nach "Rapicky okruh", einer normalen, roten Strecke, geht es erst Mal steil eine schmale AsphaltstraÃe hinauf. Dann kommt ein Loop namens "Okolo Medence", als schwarz markiert. Hier wird es jetzt noch spaÃiger! Die Höhenunterschiede sind gröÃer, die Kurven enger, die Huckel heftiger - und der Spaà gröÃer! Ich fühle mich auf meinem eigentlich etwas zu kleinen Enduro pudelwohl. Mit einem handlichen Bike ist es leichter, die engen Kurven schnell zu fahren. Und nur daraus besteht der Singltrek!
Circa 90% der gesamten Trails muss in die Pedale getreten werden. Das darf man nicht unterschätzen! Es kommen auch etliche Höhenmeter zusammen, obwohl es nur ein paar mal am Stück wirklich bergauf geht. Ich hatte auch zwei Tage danach leichten Muskelkater im Oberarm- und Halsbereich, nicht in den Beinen. das sind halt andere Belastungen als im Harz.
An einigen Stellen werden Hindernisse oder rumplige Kurven durch sehr schön gemachte Stege entschärft. Auch ist der Trail gröÃtenteils mit Kies befestigt, nur selten gibt es Schlammlöcher. Dafür ein ganz dickes Lob!
Okolo Medence und der folgende Loop namens "Libverdska Strana" (rot) sind schlicht episch. Der Trail lässt alles weg, was kein Spaà macht und konzentriert sich auf horizontale und vertikale Kurven. Die Schwierigkeit der Strecke richtet sich auch nach der gefahrenen Geschwindigkeit....aber das ist ja ein alter Hut...
Die Hütte vor Lazne Libverda ist leider geschlossen, deshalb fahren wir die Treppe hinunter in den Ort. Dort gibt es sowas wie einen kleinen Kurpark mit zwei Cafés, in einem gibt es auch Snacks wie Hotdogs. Der ideale Ort nach einem epischen Trail. Oblaten aus der Region sind in zahlreichen Varianten verfügbar.
Auf dem letzten Stück zurück nach Nove Mesto und dem Trailhead müssen dann auch mal ein paar Höhenmeter per Forstautobahn erledigt werden, damit es wieder gewohnt flowig weitergehen kann. Den polnischen Loop schaffen wir zeitlich und muskulär nicht, 53km reichen heute.
Am Trailhead haben wir noch ein sehr nettes und aufschlussreiches Gespräch mit Tomá KvasniÄka. Dazu später mehr. Auf jeden Fall gehen wir noch kurz in den See - kaaalt - und dann Duschen, das kostet 1 EUR für drei Minuten.
Nach einem Bier zum Anschluss des Tages und Abschied von Tomá geht es dann zurück.
Die ganze Aktion inkl. 850km Autofahrt, 53km Biken und Ãbernachtung hat 32 Stunden gedauert. Also nicht mal einen und einen halben Tag. Trotzdem war es stressfrei und absolut lohnenswert. Der Singltrek pod Smrkem ist es so besonders und spaÃig, das wir definitiv wiederkommen werden. Dann vielleicht für zwei Tage, an Tag eins wieder den nördlichen und den südlichen Loop, an Tag zwei dann noch einmal den südlichen und im Anschluà den östlichen, polnischen Loop. Mittlerweile sind 75km ausgebaut.
Als Bike für alle Loops würde ich auf jeden Fall wieder ein handliches AM oder Enduro nehmen, ab 130mm Federweg und nicht zu schwer. Es geht auch mit CCs und auch mit 29ern, aber wer würde mit einem 29er HT auf den Pumptrack gehen?! Dann eher ein Dirtbike mit Schaltung, das sollte auch Spaà machen.
Finanziert wird das alles über behördliche Gelder als Tourismusprojekt. Sinnvoller kann man solche Gelder kaum anlegen, die Hotels in der Region Isergebirge werden sicher die Nachfrage von Mountainbikern spüren.
Tomá hat übrigens vom ersten Gespräch mit einem Beamten über das Projekt bis zum Bau der ersten Strecken acht Jahre kämpfen müssen. Der Mann hat unseren tiefsten Respekt und dank für den Singltrek!