Tja......, das ist eben der Irrsinn hier.
Du darfst im Wald nicht radfahren, weil dadurch der Boden zerstört wird.
Man darf aber alle paar Jahre mit einem tonnenschweren Harvester rein um Holz zu ernten.
Die Spuren sieht man noch nach 10 Jahren, während Dein Abdruck vom Fahrradreifen schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen ist.
Zum Glück kann man Wald wirtschaftlich nutzen und damit Geld verdienen. Sonst hätte man den warscheinlich schon längst abgeschafft.
Mir platzt jedes Mal fast der Kragen wenn ich an die Situation hier bei uns in B-W denke.
Um das vorweg zu sagen; Ich mag unsere Wälder grundsätzlich sehr. Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag zur natürlichen Ökologie des Planeten und bieten dem Menschen einen fantastischen Erholungs- und Freizeitwert. Und ich bin der Meinung, dass wir mehr tun müssten um natürliche Waldökologie vor Raubbau und sonstiger Zerstörung zu schützen und bereits bestehende Schäden zu reparieren. Ich bin selbst Waldbesitzer und habe zusammen mit anderen in den vergangen Jahren hunderte Bäume gepflanzt um Brachland aufzuforsten - alles nach einem durchdachten, wissenschaftlich fundierten und an die Region angepassten ökologischen Diversitätskonzept.
Aber zu dem Begriff "Wald": Das was wir hierzulande in großen Teilen vorfinden ist kein wirklicher Wald. Es ist eigentlich Unsinn, diese durch regelmäßige wirtschaftliche, jagdliche, touristische und sportliche Nutzung und die Anlegung von Wegen und sonstiger Infrastruktur durchurbanisierten, mit Fichten-Monokulturen bepflanzten Landstriche überhaupt als Wald zu bezeichnen.
Das einzige, was das mit Wald zu tun hat, ist dass da halt zufälligerweise auch ein paar Bäume stehen. Eine aus biologischer Sicht tatsächlich intakte und schützenswerte Waldökologie, die diese Bezeichnung auch verdient, ist im Großteil aller intensiv bewirtschafteten Kulturwälder nicht vorhanden. Das was wir in großen Teilen haben, wenn wir hier von "Wald" sprechen, sind schon lange keine Wälder mehr, das sind aus biologischer Sicht grün verkleidete Industriegebiete.
Und genau deshalb ärgert mich die Scheinheiligkeit der Rechtslage in puncto Betretungsrecht so sehr - und das sage ich nicht nur als leidenschaftlicher Biker sondern wie gesagt auch als Waldbesitzer dem sehr an einem natürlichen ökologischen Gleichgewicht gelegen ist - denn in beiderlei Hinsicht ist die derzeitige Situation nicht zufriedenstellend.
Extrem straffes bewirtschaften ist ok, bejagen ist ok, allgemeines Betreten zu Zwecken von Tourismus , Naherholung oder Sport ist ok, aber Biken soll nicht ok sein? Blödsinn. Ich habe bis zum heutigen Tag kein einziges stichhaltiges Argument gehört, vermöge dessen man glaub- und ernsthaft die Position vertreten kann, dass Biken verboten sein müsste wo wirtschaftliche, sportliche und touristischen Nutzung gestattet sein können. Nicht ein einziges. Von keiner der Interessengruppen, die sich kategorisch gegen das Mountainbike sperren.
Ausgewiesene Naturschutzgebiete sind natürlich nochmal ein anderes Thema; ich denke wir können alle einsehen, dass es natürlich auch Gebiete gibt in denen der Natur- und Artenschutzgedanke einen Rang von überragender Wichtigkeit einnimmt und deshalb die Nutzung zu Freizeit- und Naherholungszwecken sowie die wirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt werden oder ganz verboten sein sollte. Das Problem ist aber, dass dieses Natur- und Tierschutzargument ganz oft dafür herangezogen wird um das Verbot von Mountainbiken in Gebieten zu rechtfertigen, die anderweitig sehr stark genutzt werden. Diese "alle dürfen reinkommen, nur ihr müsst draußen bleiben"-Doppelstandards regen mich einfach auf.
Schlussendlich denke ich, dass mit klaren, sinnvollen Regeln beides machbar ist: Mehr Naturschutz und mehr naturverträgliche Nutzung zu Freizeitzwecken (u.a. Mountainbiken) und ich hoffe wirklich, dass sich das neue BWaldG für 2024 dahingehend verändert.