Komme aus der Betriebsfestigkeit und möchte zu dem Thema Haarrisse mal meine Einschätzung geben und bestimmte Ding erläutern, die bereits angesprochen wurden:
Wenn SW schreibt, dass sie in Anlehnung an die DIN getestet haben, dann vermute ich, dass der Versuchsaufbau möglicherweise nicht vergleichbar mit den Tests von Woom war. So ein Test läuft prinzipiell so ab, dass ein Hydraulikzylinder eine definierte Kraft einleitet. Sinnvollerweise müsste das vom Abstand her die Mitte vom Pedal sein. Wenn der Kraftangriffspunkt weiter nach innen oder außen wandert, dann ändert sich auch das eingeleitete Biegemoment, das für die Risse verantwortlich ist. Ob jetzt im Abstand von 3cm oder 6cm die Kraft eingeleitet wird, macht
100% Unterschied aus.
Ein anderer Punkt ist die Aufspannung des Prüflings. Je nach Steifigkeit des Aufbaus können unterschiedliche Ergebnisse zustande kommen.
Es wurde auf einem Lasthorizont geprüft, in diesem Fall bei 700N. Die angesprochenen 100.000 Zyklen liegen im Bereich der Zeitfestigkeit, wobei aber nicht bekannt ist wie viel die Kurbeln dauerfest ertragen können. Dazu wird üblicherweise auf einem zweiten Horizont getestet, um eine sog. Wöhlerlinie zu ermitteln. Diese wird maßgeblich durch die Neigung definiert. Es ist durchaus möglich, dass eine Kurbel, die den 100.000 er Test bestanden hat, eine geringere Dauerfestigkeit hat als eine Kurbel, die die 100.000 Lastwechsel bei 700N nicht bestanden hat. Hier spielt die Geometrie, und die Fertigungsqualität eine entscheidende Rolle.
Ob es dann im Feld zu Ausfälle kommt, ist eine Kombination der Belastbarkeit und des tatsächlichen Lastkollektivs.
Bei 45000 und bei ca. 5000 Lastwechseln sind Risse aufgetreten. Das ist eine recht hohe Streuung. Da die Kurbeln gegossen werden, wird hier der Fertigungsprozess suboptimal sein. Das kann auf schlechtes Material bzw. einen schlechten Abkühlprozess hinweisen. Ich kenne viele Fälle, wo die Fertigung nach China oder Indien autgesourced wurde und dann genau diese Probleme auftauchten, nur um wenige Cent pro Teil zu sparen.
Weil hier das Argument kam, dass es ja nur Risse waren und nichts abgebrochen ist: Diese Prüfungen haben ein definiertes Abschaltkriterium, wie z. B. x% Steifigkeitsabfall. Wenn dieser Wert erreicht ist, wird der Versuch abgebrochen und die Teile werden begutachtet. Meistens sind dann mit Hilfsmitteln Risse zu sehen. Wie schnell oder langsam das Risswachstum dann aber fortschreitet, ist wieder unterschiedlich. Manche Teile laufen auch mit Riss noch ewig weiter.
Es kommt oft vor, dass Teile bei der Prüfung auffällig sind, doch im Feld keine Probleme auftreten. Bei geringen Stûckzahlen geht man dieses Risiko, nicht nachzuarbeiten öfters ein, da die Garantiekosten im Vergleich zu den Kosten der Änderung gering sind.
Ich sehe die ganze Problematik relativ entspannt und kann die Reaktion von Woom nachvollziehen. Nichts wird plötzlich abfallen. Falls im seltensten Fall wirklich etwas mal kaputt geht, kündigt es sich an und dann würde ja die 10 Jahre Garantie greifen, die es nun gibt, auch für früher vekaufte Fahrräder. Wobei 10 Jahre auf Kinderfahrräder so eine Sache sind

. Bei gibt die Tochter das Fahrrad an den Bruder weiter, dann sind 4 Jahre rum..
Was mich eher beunruhigt sind die Schadstoffe im
Sattel. Da würde ich mir wünschen, dass der
Sattel mal aus Kulanz getauscht wird. Das wird die Firma sicher nicht ruinieren.