Voll Stahl Fully - I got 99 problems, but steel ain't one...

Sehr span(n)end - bin echt beeindruckt, vollster Respekt meinerseits đź‘Ťđź‘Ś
Bitte weiter so genial dokumentieren

Merci
Roman
 

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Re: Voll Stahl Fully - I got 99 problems, but steel ain't one...
Moin Moin,

ich mache auch regelmäßig solche Lagersitze, aber sehe tunlichst zu, daß ich erst das äußere Rohr verschweiße und dann zuletzt den Einsatz einlöte. Zumindest bei dünnwandigen Teilen 1mm oder weniger ist das Verschweißen sonst nicht ganz ohne und man hat auch Verzug.

Viele GrĂĽĂźe,
Georg
 
Vielleicht bau ich aus den extra Teile nochmal einen kleinen Rahmen ;) Wäre schon interessant zu hören wie sich das dann mit geringerer Körpergröße fährt.

Aber vorher mĂĽssen noch ein paar Baustellen abgearbeitet werden. Heute der rechte Hauptlagerknoten, nachdem letzes mal ja der Linke fertig wurde. Es geht um dieses Teil:

Was schätzt du wie lange du für die Baustellen brauchst 🤔 :D ;)
 
ich mache auch regelmäßig solche Lagersitze, aber sehe tunlichst zu, daß ich erst das äußere Rohr verschweiße und dann zuletzt den Einsatz einlöte. Zumindest bei dünnwandigen Teilen 1mm oder weniger ist das Verschweißen sonst nicht ganz ohne und man hat auch Verzug.
Hm ja verstehe, und dann nach dem Einlöten nochmal nachreiben oder verzieht sich da nichts mehr? Ich habe ziemlich viel Material stehen lassen, bzw das Gewinde hängt eh frei damit es nicht verzogen wird. Ich hoffe, dass sich da nicht mehr viel tut wenn ich die windigen CrMo Röhrchen dranschweisse. Was für Lagersitze lötest du ein, für Kugellager?

MPr cut.JPG



Was schätzt du wie lange du für die Baustellen brauchst 🤔
Wär schon schön innerhalb der nächsten Monate mit dem Rahmen fahren zu können. Die Spielereien wären dann aber wohl eher ein Winterprojekt, im Sommer muss ich ja auch ab und an mal aufs Radl und nicht nur bauen ;)

Apropos, es hat leider die Elektronik der Drehbank zerlegt. Ersatz ist schon unterwegs, aber bis dahin geht nicht so viel weiter. Irgendwie brauche ich die Drehbank öfter als gedacht...
IMG_20210608_215423.jpg

Zumindest konnte ich Zeit und Wetter nutzen und ein bisschen biken mit dem alten Rad. AuĂźerdem habe ich aus der Not heraus mit dem Yoke angefangen. Vielleicht bekomme ich da die Tage noch einen kleinen Bericht fertig.
 
Hm ja verstehe, und dann nach dem Einlöten nochmal nachreiben oder verzieht sich da nichts mehr? Ich habe ziemlich viel Material stehen lassen, bzw das Gewinde hängt eh frei damit es nicht verzogen wird. Ich hoffe, dass sich da nicht mehr viel tut wenn ich die windigen CrMo Röhrchen dranschweisse. Was für Lagersitze lötest du ein, für Kugellager?

Ja, fĂĽr Kugellager. Gleitlager an gefederten Hinterbauten habe ich 1992 aufgegeben. :)

Danach auf jeden Fall nochmal nachreiben, wenn möglich. Je präziser der Sitz, desto länger hält das Lager. Meist ist es beim Fahrrad sinnvoller, auf irgendwelche Anlageschultern zu verzichten, um den Sitz nacharbeiten zu können. Die seitlichen Kräfte sind gering und haben praktisch immer auch hohe Normalkräfte zur Folge, so daß sich Lager seltenst seitlich verschieben.

Viele GrĂĽĂźe,
Georg
 
Hallo zusammen,

heute geht es ein bisschen weiter! Die Drehbank ist wieder einsatzbereit und nach einem kleinen Auto-Zwischenprojekt konnte ich Zeit finden das Hinterbau-Yoke vorzubereiten. Dieses Teil hier, bei einem Hardtail heisst es auf alle Fälle Yoke:
Yoke_00.JPG

Bei einem Fully bin ich mir gar nicht ganz sicher, aber ich nenne es einfach mal so.

Die Konstruktion ist von den beiden Prototypen übernommen und wurde damals so gewählt, weil sie relativ einfach herzustellen und gleichzeitig trotzdem richtig leicht ist. Ich habe zwar schon ein paar andere Ideen, aber da es bisher problemlos funktioniert bleibt es erstmal wie es ist.

1. Aller Anfang ist Flach
Das Element, das auf der rechten Seite dem Kettenblatt Platz machen soll, beginnt als 25CrMo4 Flachstahl.
yoke_01.JPG


Da die Kanten super grob geschnitten sind wird im ersten Schritt die Fräse angeworfen und eine Seite plangefräst.
yoke_02.jpg


Jetzt ist zumindest schonmal eine Kante vorhanden an der man den Winkel anlegen kann. Quer durchgeschnitten macht das aus eins viele.
yoke_03.jpg


Anschließend die andere Kante planfräsen ...
yoke_04.jpg


... und ein bisschen feilen, schon sieht das Teil nicht mehr aus als hätte ich es in der letzten Ecke der Werkstatt gefunden.
yoke_05.jpg


Eine Rundung muss dran, das ist mit einem Rohr gut anzuzeichnen. Einmal ...
yoke_06.jpg


... und wie oben vielmal.
yoke_07.jpg


Der Bandschleifer macht kurzen Prozess mit der Ecke und ist fĂĽr diesen Einsatz exakt genug.
yoke_08.jpg


2. Rum ums Eck
Der Knick soll gebogen werden. Leider sind meine schwächlichen Oberarme mit 6mm CrMo überfordert. Also musste ich ein bisschen schummeln. Dazu wird eine 90° Nut in das Blech gefräst ...
yoke_09.jpg


... und anschließend fein säuberlich geschliffen und gereinigt.
yoke_10.jpg


Im Schraubstock und um einen Radius herum lässt sich das Blech so biegen und der Knick wird gleichzeitig schön gleichmäßig. 30° ist Soll, 1° gebe ich drauf weil sich das Blech im nächsten Schritt etwas zurückziehen wird.
yoke_11.jpg


Passt soweit.
yoke_12.jpg


Der angesprochene nächste Schritt bedarf eines schönen Spielzeuges! Das letze mal Schweissen ist etwas her, darum habe ich vor den eigentlichen Teilen noch ein bisschen geübt. Die folgenden Bilder sind teilweise vom Übungsstück, dort ist die Nut geflext. Das war mir aber schlussendlich zu wenig wiederholbar, darum das Fräsen wie oben beschrieben.
yoke_13.jpg


Das ist jetzt natürlich eine denkbar schlechte Stelle für eine Schweissnaht. Genau an der (zumindest optisch) dünnsten Stelle in der dynamisch stark belasteten Kettenstrebe. Dann auch noch 25CrMo4, was beim Schweissen (zumindest theoretisch) verspröden kann und das wäre an dieser Stelle ganz besonders schlecht.
Dem versuche ich mit den Zusatzmaterialien und der Konstruktion entgegenzuwirken. Zum einen ist die erste ...
yoke_14.jpg


... und die zweite Naht mit einem 25CrMo4 FĂĽller geschweisst, ...
yoke_15.jpg


... die letze Naht allerdings mit einem WSG2 FĂĽller, also quasi ein Baustahl.
yoke_16.jpg


Damit ist das Material im Kern etwas fester und am Rand etwas duktiler, was der Dauerfestigkeit zugute kommen sollte. Das ist natürlich auch ein bisschen Theoretisiererei, aber da es von namhaften Stahlherstellern so empfohlen wird und ich mich an sowas ähnliches aus der Schweisstechnik-Vorlesung erinnere sollte es auch nicht schaden. Hoffe ich mal. Ich nehm es auf alle Fälle mit, ist ja kein Mehraufwand .

3. Käsefräse
Die zweite, konstruktive, Maßnahme umfasst Ausparungen in der Platte. Dazu muss nochmal die Fräse ...
yoke_17.jpg

yoke_18.jpg


... und anschlieĂźend die Feile ran.
yoke_19.jpg


Hierbei ist die Idee, die Region um den Knick im Verhältnis steifer zu machen und damit die Dehnung bei Belastung in dieser Region zu reduzieren. Außerdem spart man als Nebeneffekt einen Haufen Gewicht, ich glaube ich habe etwa die Hälfte des Materials weggefräst.

gleich gehts weiter ->
 
Zuletzt bearbeitet:
-> hier gehts weiter

4. Aus drei mach eins

Neben der Yoke Platte fehlen noch zwei andere, allerdings deutlich simplere Einzelteile. Ein Stück Rohr und eine Endkappe. Das Rohr hat nur 0.8mm Wandstärke und das ist auch was mir an der Konstruktion so gut gefällt: Viel Steifigkeit bei wenig Material ohne allzuviel Fräserei.
yoke_20.jpg


Das Rohr wird an die Platte geheftet.
yoke_21.jpg


Und durchgeschweisst.
yoke_22.jpg


Die Kappe bekommt noch ein Entlüftungsloch …
yoke_23.jpg


… wir ebenfalls angeheftet …
yoke_24.jpg


… und geschweisst.
yoke_25.jpg


StĂĽck fĂĽr StĂĽck in kleinen Abschnitten damit es nicht zu heiss wird,
yoke_26.jpg


bis alle fertig sind.
yoke_27.jpg


5. Der Frevel kommt zum Schluss!

Wer Schweißnähte mag muss jetzt wegschauen. Die ganze Schweißerei habe ich im letzten Schritt wieder plangeschliffen. An das Yoke kommen ja noch einige Rohre dran und da stören die Schweißnähte, darum mussten sie dran glauben.
yoke_28.jpg


Damit es nicht ganz so weh tut habe ich extra ein unscharfes Bild zum Schluss ;) Es sieht in echt aber nicht so schlimm aus wie auf den Fotos, die Schleifspuren werden durch die Kamera ĂĽbertrieben hervorgehoben.
yoke_29.jpg


Zusammenfassend würde ich sagen: Schweissen macht Spaß, aber ich brauche noch ein bisschen Übung um wieder voll reinzukommen. Außerdem hat mein Schweißgerät nicht genug Gasnachlaufzeit, das ist etwas störend. Ich zünde manchmal nochmal kurz extra um noch ein paar Sekunden länger Gas zu haben, aber toll ist das nicht. Jemand ne Idee welchen Widerstand man da in so nem China-Schweissgerät anpassen muss :p ?

Vllt sollte ich auch noch mit den größeren Gaslinsen rumprobieren, besonders für die Rohr-zu-Rohr Verbindungen kann man da bestimmt noch besser abschirmen. Naja, kommt Zeit, kommt Übung

Bis zum nächsten mal!
 
Sehr geil! Vor allem wie du das ganze dabei noch dokumentierst!

Planst du 7 Rahmen oder machst du einfach nur ein paar mehr Teile wo du grad schon dabei bist?
 
Die Laufradgrößenfrage kann ich nicht endgültig beantworten, darum mache ich einfach beides. 27“ und 29“. Auf 27“ habe ich richtig Lust, schnell und wendig, gut in der Luft.

Die Geometrie birgt keine Ăśberraschungen. Nicht allzu lang, das mag ich nicht.

Wenn du allzu lang nicht magst (auch wenn Du hier den Radstand meinst) und es wendig möchtest, würde ich dir raten, über 26er Laufräder nachzudenken.
Wie in dieser Tabelle schön aufgeführt ist, ist der Unterschied des Gesamt-Außendurchmessers zwischen 27,5 und 29 - ja nach Reifen - kaum vorhanden, zu 26 aber deutlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrradbereifung#Zoll-Angabe
Ansonsten Respekt! đź‘Ť đź‘Ť đź‘Ť
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn du allzu lang nicht magst (auch wenn Du hier den Radstand meinst) und es wendig möchtest, würde ich dir raten, über 26er Laufräder nachzudenken.
Wie in dieser Tabelle schön aufgeführt ist, ist der Unterschied des Gesamt-Außendurchmessers zwischen 27,5 und 29 - ja nach Reifen - kaum vorhanden, zu 26 aber deutlich.

Ansonsten Respekt! đź‘Ť đź‘Ť đź‘Ť
Welche Tabelle?

Die Aussage an sich ist aber doch auch nicht korrekt?
Die folgenden MaĂźe entsprechen dem Innendurchmesser der Reifen:

26" = 559 mm
27.5" = 584 mm (4,4% größer als 26")
29" = 622 mm (6,5% größer als 27.5")

Damit ist der Unterschied von 27.5 zu 29 sowohl absolut als auch relativ größer als der von 26 zu 27.5.
Wenn die Tabelle nun irgendwelche 27.5+ Reifen mit ausweist, ist das ja kein richtiger Vergleich, da ich immer die gleichen Reifen je Laufradgröße vergleichen würde, um auch ein ähnliches Verhalten der Reifen zu haben.
Alleine auf Grund der schlechteren Teileverfügbarkeit würde ich nicht mehr 26" wählen, wenn ich einen Rahmen darauf auslege.

Richtig gute Dokumentation in diesem Thread hier, macht SpaĂź reinzuschauen!
 
Nun ja, da wird 26x2,125 mit 27,5x3 und 29x2,35 verglichen, sofern Du dich auf die maximalen Außendurchmesser beziehst. Bei gleicher Reifenhöhe ist die Differenz zwischen 27.5" und 26" kleiner, als die zwischen 29" und 27.5".

Schon wieder dieses moderne Märchen - hatten wir doch schon dutzendfach.
Nenne es Märchen, aber ich habe bei Defekten im Urlaub durchaus die Erfahrung gemacht, dass ich in 26" vor Ort und kurzfristig keine Ersatzteile erhalten hätte, während ich in 27.5" oder 29" bisher noch immer eine Lösung gefunden habe.

Weiter möchte ich das nun nicht in diesem Thread ausführen, aber ohne Zwang den Rahmen auf 26" auslegen ergibt für mich einfach keinen Sinn.
 
Hier MUSS ich als alter Metaller ein Abo dalassen. Bisher richtig geil und vielen Dank fĂĽr die klasse Doku!
 
In kleinen Schritten voran

Danke erstmal an alle für das Feedback! Ich hänge ein bisschen mit der Dokumentation hinterher, aber wenn ich den Tenor hier richtig deute nehme ich mir lieber die Zeit Schritt für Schritt und mit vielen Bildern zu dokumentieren ;)

Erstmal @CDRacer: Die Laufradgröße ist bereits entschieden, alle Teile liegen in einer großen Kiste im Keller bereit. 27" it is - aus diversen Gründen, aber ich möchte hier niemanden irgendeine Laufradgröße schlecht reden.

1. Ein weiteres Bauteil
Heute gibt es nicht viel, aber jede Kleinigkeit bringt das Projekt ein bisschen weiter. Das nächste unscheinbare Teil des Hinterbaus muss vorbereitet werden, nämlich die Verbindung zwischen den Sitzstreben.
00_CAD.JPG

Diese Verbindung wird später die Verschränkung zwischen den Hinterbauhälften auffangen, z.b. bei scharf gefahrenen Kurven oder schrägen Landungen. Darum sind hier zwei Halbkreise vorgesehen, die wie ein X die Schubkräfte auffangen können.

2. Aus rund macht gebogen
01_rohrbieger.jpg

Dazu verwende ich einen gĂĽnstigen Rohrbieger, in diesem Fall ist es sogar gewollt dass das Rohr ein wenig oval gedrĂĽckt wird.

3. Radius passt
02_rohr gebogen.jpg

- auch wenn es auf dem Foto nicht so aussieht. Das Rohr verdeckt die eigentlich Linie der Zeichung, der kleinere Radius ist derjenige des Yokes. So ein Zufall, als hätte ich das CAD Modell an den Rohrbiegerradius angepasst...

4. Absägen und Anschleifen
03_Anschleifen.jpg

Der Bandschleifer leisten ein weiteres mal wertvolle Dienste.

5. Fest festheften
05_Heften.jpg


6. Und StĂĽck fĂĽr StĂĽck ...
06_Schweissen1.jpg


7. ... Durchschweissen
06_Schweissen1.jpg


Ich hatte ein wenig Probleme mit grauen Nähten. Habe viel rumprobiert mit mehr und weniger Gas sowie verschiedenen Gaslinsengrößen. Die letzten 10mm der Naht sind super glänzend, so wie es sein soll. Aber der Bereich der zuerst geschweisst wurde und dann beim weiterziehen aus dem Schutzgas rauskommt ist leicht grau geworden. Mit der Drahtbürste drüber und alles sieht super aus, aber so ganz genügt es meinen Ansprüchen irgendwie nicht. Haben die Schweissexperten hier irgend eine Idee? Größere Gaslinse/Pyrex cup für solche I-Nähte? Im Bereich der Kehlnaht hatte ich keine Probleme, darum vermute ich, dass das Gas im flachen Bereich einfach zu schnell weggeströmt ist?

8. Passt erstmal
IMG_20210728_215205.jpg


Wieder einen Schritt weiter - mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Viel fehlt nicht mehr und die Hinterbauten können zusammengebaut werden. Das wird dann sicher nochmal spannend - aber für heute ist es erstmal genug ;)

Bis dann, schönen Abend
 
Sehr geil! Vor allem wie du das ganze dabei noch dokumentierst!

Planst du 7 Rahmen oder machst du einfach nur ein paar mehr Teile wo du grad schon dabei bist?
Ich schaue immer dass ich ein paar Teile extra mache - falls ich mal was verbocke oder später noch einen Rahmen mehr bauen will
Keine 7 ;)

Aber wenn wir schon dabei sind - was letzte Forenpreis? :D
Da geht leider erstmal nichts ohne offizielle Tests seitens eines unabhängigen Prüflabors - wenn ich die Rahmen selbst fahre habe ich zumindest immer ein Auge drauf und mir bricht nicht plötzlich das Steuerrohr ab oder so. Da würde ich schon erstmal auf Nummer sicher gehen wollen, bevor ich jemand Dritten gefährde. Sorry erstmal :bier:
 
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