Compostix - Bergradlpilgern von München nach Santiago

19.07. 13:00 Passo Uomo, 2220m

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Runter von der Lukmanier-Straße, rauf auf die Piste. Einmal kurz um den Stausee auf Passhöhe gestrampelt...

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... und dann die gnadenlosen dreihundert Grobschottersteilmeter hochgeschoben. Mit extrem hartem Powerwadlgewürge könnte man hier eventuell auch grad noch fahren, aber das muss ja nicht sein.

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Der Passo Uomo selbst...

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... ist dann auch nicht unbedingt ein dramatisches Highlight. Aber immerhin scheints bergab auf die andere Seite ins Tessin einen Trail zu geben, den gehen wir jetzt mal suchen.
 

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Re: Compostix - Bergradlpilgern von München nach Santiago
19.07. 15:10 Baita Cadagno, 1919m

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Der Singletrack vom Passo Uomo zu den Lagi Cadagno und Ritom ist jetzt nicht unbedingt ein Riesenhit. Oben ein bisserl schottrig, dann wiesig aber undefiniert und ein wenig verblockt. Kann man schon fahren, aber der Flowhammer ist's nicht gerade.

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Untenrum wird's etwas netter, auch wenn dann teilweise das Gefälle fehlt.

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Aber gut... am Ende springt doch eine halbwegs brauchbare Abfahrt dabei raus.

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Pause auf halbem Weg an der Baita Cadagno.
 
Wenn ihr über den San Giacomo Pass fahrt, kommt ihr auf der italienischen Seite am Rifugio Maria Luisa vorbei. Die haben prima Essen und so viel ich weiß kann man dort auch Zelten. Den Weg hoch zum San Giacomo Pass kenne ich allerdings nicht wirklich. Wir sind da im Winter mit den Ski hoch. Laut Karte könnte die Variante von All'Acqua über Stabbiascio evtl. sogar fahrbar sein.
 
19.07. 20:00 Neubauruine bei Airolo, 1260m

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Nach der Lasagnepause am Lago Cagadno wird der Lago Ritom umrundet. Stausee logischerweise, was sonst. Natürlich gewachsen ist in den Schweizer Alpen gar nix mehr : - ).

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Natürlich oder handgemacht... erst mal egal. Jedenfalls führt von der Staumauer ein ziemlich schmackofatziger Trail auf einem uralten Säumerweg steil hinab nach Airolo im Val Bedretto.

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Selbstauslöser... oder doch Goldkettleauslöser?

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Alte Häuserl unterwegs kommen immer gut.

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Airolo im Blick.

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Und fast da. Das Val Bedretto ist wohl eins der grusligsten Alpentäler überhaupt. Halbwegs schmal und doch vollgestopft mit der Gotthard-Autobahn, Landstraßen, mehrspurigen Bahngleisen, alles was der moderne innereuropäische Schwerlastverkehr so verlangt. Die Geräuschkulisse im Tal ist entsprechend. Nix mehr mit alpiner Einsamkeit. Egal... wir müssen nur die Vorräte aufstocken und irgendwo einen Platz zum übernachten finden.

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Goldkettle als Hausbesetzer? Passt schon... es blitzt und donnert gewaltig, als wir uns kurz außerhalb der Stadt eine Wiese am Fluss zum zelten suchen wollten.

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Bei dem Wetter nehmen wir doch lieber die Variante "aufgegebener Neubau", die sich zufällig am Wegesrand ergibt. Vier feste Wände und ein Dach sind bei Höllengewitter besser für die Laune.

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Darauf ein Calanda... Prost!

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Und dann naturlich die Tür versperrt... nicht dass uns noch ein paar andere Hausbesetzer stören... : - ).

Fazit zum Passo Uomo? Trail oben so la la, könnte man mit S2 taggen und der Bemerkung "etwas mühsam" versehen. Ab der Staumauer dann S1 und geil... bis ganz runter nach Airolo. Alles in allem macht dieser Übergang absolut Sinn... kommt in die Suppe!
 
was hat es mit den häusern auf sich? übungsobjekte für feuerwehr/militär/sprayer? das geländer unterm fenster sieht ja absichtlich hinmontiert aus und das gesamte erscheinungsbild macht nicht den eindruck von privatbau.:confused:
Das sind Häuserkampf Übung-Anlagen der Schweizer Armee und gehören zur nahen Militär Kaserne Airolo.

Militärkaserne Fort Airolo

RedOrbiter
www.Trail.ch
 
Zuletzt bearbeitet:
Und fast da. Das Val Bedretto ist wohl eins der grusligsten Alpentäler überhaupt. Halbwegs schmal und doch vollgestopft mit der Gotthard-Autobahn, Landstraßen, mehrspurigen Bahngleisen, alles was der moderne innereuropäische Schwerlastverkehr so verlangt. Die Geräuschkulisse im Tal ist entsprechend. Nix mehr mit alpiner Einsamkeit. Egal... wir müssen nur die Vorräte aufstocken und irgendwo einen Platz zum übernachten finden.
Korex
Du meinst das Tal der Leventina. Da geht der ganze Gotthard Verkehr durch.
Das Bedrettotal ist das Tal von Airolo hinauf zum Nufenenpass.


RedOrbiter
www.Trail.ch
 
Hmm... hab mich schon über die Türen gewundert... und warum die Häuslein als "Bauruine" innen fast geschleckt sauber waren. Sachen gibts... :)
 
13.07. 20:20 einen Platz zum wildzelten gefunden. Ja klar... ganz legal ist das nicht... nirgends in Europa... ausser in der Schweiz über zweitausend Metern. Aber ein paar "abgebrannten Pilgern" wird man's schon nachsehen... ist einfach deutlich cooler als eine Hoteltour.
In Schweden, Norwegen und Finnland ist es legal :p Dänemark arbeitet glaube ich auch am Jedermannsrecht.
 
20.07. 13:00 Passo San Giacomo, 2313m

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Kein militärischer Übungsangriff auf unsere Behausung stört die Nacht, das Schweizer Bundesheer scheint gnädig mit zwei durchreisenden Radlpilgern. Dafür stört der Regen am nächsten Morgen um so mehr. Wohin ist das schöne Wetter der letzten Tage verschwunden? Bei nasskalter Nieselei strampeln wir eine Weile teervermeidend auf einem Isohypsentrail das Val Bedretto bergauf und wechseln später auf die andere Talseite zur Nufenenpassstraße. Wenig los, genau wie schon am Lukmanier. Wer Schweizer Alpenpässe befahren will... früh am Morgen ist der richtige Zeitpunkt.

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Nach sechshundert Höhenmetern fällt die Kaffeepause heute ein wenig ungemütlich aus. Zudem schmeiß ich den Milchtopf um... und dann geht auch noch das Gas aus. Bleibt nur lauwarme Brühe im kalten Regen. Hmpf.

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Die verbleibenden guten vierhundert Klettermeter...

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... auf einem uralten Säumerweg (der Walser?) sind jetzt auch eher nicht für Bergradler gemacht. Etwas verwahrlost und zugewachsen... Schilder hat's auch keine... das kenn ich sonst anders in der Schweiz. Aber im Tessin ist man ja auch schon fast Italien, da sieht man das vielleicht etwas lockerer.

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Jedenfalls ist von diesem Anstieg auf den Passo San Giacomo kein einziger Meter fahrbar. Unten zu verwachsen, oben zu steil. Wie ein Schweizer im Internet da von "wir haben etwa die Hälfte geschoben" sprechen kann, erschließt sich mit absolut nicht. Der Bericht wurde wahrscheinlich mit ner rosa Sonnenbrille und erst nach dem Genuss einiger Kräutlein von der eigenen Fensterbank erstellt... oder meinte er vielleicht halb geschoben und halb getragen?

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Egal... hatte anhand der Karte eigentlich auch nix anderes erwartet. Wanderwege bergauf funktionieren fast nie... und ein bisserl schieben hat noch niemand geschadet. Hauptsache oben... und RAUS AUS DER SCHWEIZ :).
 
Solange man nicht auf der Autobahn herum fährt ...
Neben den horrenden Mautkosten in Italien habe ich an der Autobahn auch schon 1,80 € für den Liter Super erlebt (zeitgleich in Österreich 1,14).

Der Passo San Giacomo kommt nicht gut weg. Gibt es auch andere Meinungen?
 
20.07. 13:30 Rifugio Maria Luisa am Lago del Toggia, 2150m

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Von der italienischen Seite führt eine bequeme Piste bis hinauf zum Passo San Giacomo. So gesehen wäre dieser Übergang sicher eher was für die andere Richtung. Aber hilft ja nix, Spanien liegt nun mal im Westen. Angedacht hatten wir statt dem Giacomo ja auch mal Nufenen und Griespass, mit ähnlichem Ziel aber mehr möglichen Singletrack... und etwa vierhundert weiteren zu kletternden Höhenmetern. Das Wetter heute ist allerdings nicht wirklich danach... da freut man sich auch mal über nicht ganz so hohe Pässe. Obwohl... kaum rollen wir bergab nach Italien, scheint auch schon die Sonne.

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Erster Stopp und erster Cappucco bei erster Möglichkeit im Rifugio Maria Luisa am Toggia-Stausee. Einsfuffzich... da machen Pausen wieder Spaß. Ich wein der Schweiz keine Träne nach... und freu mich schon auf den Spritz heut Abend.

Der Compostix ist endlich in Italien! :)
 
Solange man nicht auf der Autobahn herum fährt ...
Neben den horrenden Mautkosten in Italien habe ich an der Autobahn auch schon 1,80 € für den Liter Super erlebt (zeitgleich in Österreich 1,14).

Der Passo San Giacomo kommt nicht gut weg. Gibt es auch andere Meinungen?
Autofahrer haben in der Tat eine andere Sicht auf die Schweiz. Pickerl und Sprit sind günstig... und du kannst dir deinen VW-Bus bis zur Oberkante mit Lebensmitteln aus Deutschland vollstopfen... dann geht quasi kein Fränkli für hochpreisiges Futter drauf.

Den San Giacomo kannst du auch "von oben" anfahren, vom Nufenen/Capana Gries. Dann passt der schon... hab ich mehr oder weniger bei The Snake gemacht... mit Abfahrt nach Airolo.

Der direkte Anstieg von Airolo ist dagegen halt etwas mühsam... wohl auf jedem der drei(?) möglichen Wege. Wir haben den mit dem höchsten Einstieg an der Nufenenstraße gewählt.
 
20.07. 14:30 Cascata del Toce bei Riale im Val Formazza, 1680m

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Kein Pass ohne Singletrack, das gilt auch für den San Giacomo. Hinter dem Rifugio Luisa kann man die vielen Kehren der Piste ins Hüttendorf "Riale" auf einem stufigem und reichlich steilem Wanderweg abkürzen.

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Knackig, ...

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... aber irgendwie geil. Könnte mal jemand mit S3 auf der Karte taggen... dann weiss man zukünftig, woran man ist.

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Der Trail spuckt uns hinab ins "Val Formazza", ein in Deutschland wohl eher unbekanntes und schwer zu erreichendes Platzerl an der Grenze zwischen Ost- und Westalpen. War hier auch noch nie... ist aber ausgesprochen hübsch hier... mit dutzenden riesiger Wasserfälle von links und rechts und in der Mitte. Die "Cascata del Toce" sind ein besonders eindrucksvolles Exemplar.
 
Die letzten beiden Tage waren echt super! Ich hadere immer noch mit meiner Tempohärte beim uphill, aber die Trails runter der letzten Tage waren echt Klasse!!

Der Uphill zum Lukmanier-Pass war gut zu fahren. Dank dem frühen Aufbruch aus dem Kloster (Alternative wäre der Morgengottesdienst gewesen) hielt sich der Verkehr in Grenzen. Zum Passo del Uomo habe ich getragen (ich finde tragen meist angenehmer als schieben). Der obere Downhill war kompliziert, bin irgendwie nicht und Rollen gekommen. Der Säumerweg runter nach Airolo macht dafür echt Laune. Nicht nur optisch. An manchen Stellen ziemlich ausgesetzt und ein paar Stufen schiebe ich lieber. Aber der Trail ist super-klasse, ich könnte laut jauchzen! Alles dabei was mein MTB-Herz begehrt, in toller Kulisse!

Airolo ist nicht so toll, aber unsere Hausbesetzer-Aktion ist cool! Habe zunächst kurz Bedenken, mit den Schweizern ist nicht zu spassen, aber wir stellen nix an, und es beschert uns eine trockene Nacht!

Der Uphill am nächsten Morgen ist erst Straße, und dann 400hm tragen. Leider schlechtes Wetter und kaum Sicht, der Wanderweg ist sehr schmal, und ziemlich zugewachsen. Oben an Pass ziehen wir alles an, was wir dabei haben, aber auf der italienischen Seite kommt schnell die Sonne raus! Bella Italia! Bei Maria Luisa gibt es dann den ersten italienischen Cappuccino, bevor wir 2.000hm größtenteils auf Teer nach Domodossola rollen. Eigentlich eine Schande, die mühsam "erarbeiteten" Höhenmeter auf Teer zu verschwenden. Aber heute passt's! In Domodossola gibt es noch ein Sprizz und dann ab ins Bett! Ich bin platt!
 
20.07. 20:30 Hotel Domodossola in Domodossola, 280m

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Im Val Formazza gäbe es durchaus noch den einen oder anderen straßenbegleitenden Singletrack zu entdecken. Leider wird hier gerade heftig gebaut...

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... und die Wanderwegerl sind im Moment größtenteils verschwunden.

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Rollen wir halt die Straße runter. Ist jetzt auch nicht unbedingt hässlich.

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Historische...

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... und moderne Walserdörflein unterwegs...

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... werden garniert mit leckeren Brotzeitpausen.

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Durch den engen Schlund...

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... in den noch engeren Slotcanyon.

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Orridi di Uriezzo, nettes Feature am Wegesrand.

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Eher nicht so zum biken geeignet... aber S5-Fahrer könnten sich durchaus herausgefordert fühlen. Wären auch nur fünfzig Tiefenmeter, das geht schon.

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Wasserkraftwerke waren auch schon mal hässlicher... finde diese Ecke des Piemont bisher wirklich ausgesprochen hübsch.

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Abends rollen wir in Domodossola ein, quasi die erste richtige "Stadt" auf der Tour... und gleichzeitig bisheriger "Tiefpunkt": nur noch 280m über dem Meer.

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Prost... oder so.

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Der bisherige Verlauf des Compostix... eigentlich recht schön auf Santiago ausgerichtet. Klar waren jetzt nicht die allerbesten Pässe dabei, Kunststück, die kenn ich ja alle schon : - ). Aber mit Plasseggen, Uomo und San Giacomo hatten wir doch ein paar interessante Übergänge... und die Rheinschlucht fand ich auch sehr nett und sehr trailig.

Jetzt steh ich allerdings etwas auf dem Schlauch, was den weiteren Routenverlauf angeht. Wie kommen wir halbwegs vernünftig weiter nach Westen? Hatte gedacht, in den Bergen nebendran dann schon irgendwas zu finden. Aber ausser Macugnaga und dem Colle Turlo, gefolgt von der Skigebietstraverse bei Alagna springt mir jetzt nix ins Auge. Hatte ich beim Abruzzix schon in der Gegenrichtung... und selbst da war der Turlo schon ein Schlauch. Von Osten nach Westen ist er noch viel brutaler... wären wohl an die vier bis fünf Stunden rauftragen mit Abfahrt auf holprigem Karrenweg als Belohnung. Könnte man schon machen, aber ich würde lieber was neues sehen. Weiss bloss nicht was.

Auf Straße runter zum Lago di Orta und dann irgendwie nach Westen durch unbekannte Berge ins Aostatal, fällt dazu jemand was ein? Oder irgendwas neben dem Turlo? Und neben den Skigebieten von Alagna? Ich hab im Moment echt keinen Peil... man könnte auch Straße mäßig um Turin rum und dahinter erst wieder in die Berge einsteigen... oder so.... oder anders... aber wie denn nun?
 
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