Compostix - Bergradlpilgern von München nach Santiago

Als ein auf diesem Trip noch stiller Mitleser schreibe ich mal was, in der Hoffnung, dass es heute wieder ein Update von Stuntzi und Goldkettle gibt.
Mit Tips oder Geschichten aus den Pyrenäen kann ich leider nicht dienen. Die Bilder machen auf jeden Fall Lust auf einen Trip dahin. Vielleicht wird das ja irgendwann mal was.
Bis dahin freue ich ich auf jedes Update und evtl. neue iXe.
Ein paar Bier gehen auf jeden Fall auf mich.
 

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Re: Compostix - Bergradlpilgern von München nach Santiago
Heute ist Sonntag, da macht Stuntzi in Anbetracht der geringen Ressonanz aus dem Forum an diesem Wochentag mal Wochenende und damit frei. Ich rechne nicht mit einem Posting von ihm heute, aber einen Tag in der Woche ohne Livebericht, das haben sich Kettle und Stuntzi auch verdient!
 
19.08. 13:15 Sierra Casa über Torla, 1900m

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Nach dem harten Trailbrot auf dem "Camino del Gato" von gestern schiebt Goldkettle heut mal eine etwas ruhigere Kugel und radlt unten im Tal von Broto über das Touristendorf Torla hinauf zum Rifugio Bujaruelo. Wollt ich eigentlich auch, aber dann springt mir beim Frühstück auf der Karte ein Trail ins Gesicht, der diesen Tag ein wenig spannender gestalten könnte. Also strample ich halt statt der gemütlichen Route westlich von Torla etwa eintausend Höhenmeter auf den Berg.

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Schöne Aussicht rüber in den Nationalpark, sowohl am höchsten Punkt als auch während des gesamten Uphills. Wenn jetzt der Single hinab in die Bujarueloschlucht auch noch halbwegs leistet, hat sich der kleine Umweg durch die "Sierra Casa" absolut gelohnt.
 
19.08. 15:30 Refugio Bujaruelo, 1330m

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Meine kleine Extratour fängt eigentlich ganz lecker an. Wie üblich gibt's in den Pyrenäen keinerlei Schwierigkeitseinstufungen auf OpenStreetMap, da sind die Spanier echt faul. Klar könnte man jetzt drei bis fünf Webseiten nach der Tour durchsuchen und dann mühsam irgendwas aus ner katalanisch oder baskisch verfassten Beschreibung mit obercoolem Slang rausdestillieren... aber echt... wie gestrig ist das denn?! Tourensites waren im letzten Jahrtausend hip und sollten heutzutage alle sterben gehen... zugunsten von OSM. Alles andere ist unterwegs gruslig wie kalter Kaffee. Just my two cents.

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Jedenfalls hab ich keine Ahnung was mich erwartet. Quasi ein Überraschungstrail.

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Und die Überraschung gelingt. Größtenteils fluffig, manchmal steil, immer cool... fliege ich hinab...

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... in die sackrattenscharfe Schlucht von Bujaruelo.

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Dem wiesigen Beginn folgen spannende Passagen...

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... an steilen Felswänden. Auf sowas steh ich total.

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Der Jakobsweg ist überall.

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Gemütlich "ausflowen", dann noch hundert Höhenmeterchen auf der Schluchtstraße klettern...

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... zur Belohnung am Refugio Bujaruelo. Gesunde Sportlernahrung wird immer gern genommen!

Fazit zur kleinen Extratour? Siebenhundert Tiefenmeter saugeiler S1-S2-Trail... viel angenehmer als das Dings von gestern. Kommt in die Compostix-Suppe!
 
19.08. 21:00 Camp im Valle Otal, 1600m

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Das Rifugio Bujaruelo ist mit dem Auto zu erreichen und außerdem ein ziemlich beliebtes Ausflugsziel für Wochenendspanier. Ist aber auch echt hübsch... ein perfekter Badefluss, malerische Römerbrücken, das Hütterl für Futterversorgung gleich ums Eck. Gegen Futter haben wir auch nix, gute Burger, Spezi zum selber mischen, "bocadillos para llevar", alles was der Biker braucht. Ansonsten ist uns hier aber am Samstag Nachmittag deutlich zu viel Rummel, also nix wie weg.

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Schwer beladen mit Vierundzwanzigstundenfutter strampeln wir linkerhand auf den Berg. Im "Valle Otal" ists nicht weniger hübsch, aber deutlich ruhiger.

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Ein Platz fürs Zelt ist schnell gefunden. Abendsonne, Chance auf Morgensonne, ein leise gurgelndes Flüsserl direkt daneben, Kuhglocken bimmeln, idyllisch wie im Film.

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Mit den letzten Sonnenstrahlen werden die Pläne für morgen festgezurrt: Nur siebenhundert Schiebetragemeterchen auf den Colle Tendeñera, sollte zu schaffen sein. Abfahrt... keine Ahnung... aus dem spanischen Gequatsche auf den Tourportalen werd ich einfach nicht richtig schlau. Aber angeblich ist da mal einer mit Packtaschen drüber, dann wird's schon nicht so schlimm werden.

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Sonne weg, Zelt her.

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Sonne ganz weg, ab ins Bett.

Fazit zu heute: Sehr geiler Trailtag bei mir, sehr relaxter Halbruhebadetag bei Kettle. Zweitbeste Bergpanoramen des Trips (nach gestern). Beste Campsite des Trips. Sagt was ihr wollt... Ostpyrenäen schön und gut... Canigou... Nuria... aber so richtig geil wird dieses Gebirge erst in der Mitte... und dann vorzugsweise auf der spanischen Seite.

Buenas noches, chicas y chicos.
 
Mei, zuckersüß lieblichst mit dem Bacherl bei Abendstimmung, wie nett. Das könnt ja vom Spitzweg gemalt sein. Muss sagen, das, was ich hier die letzten Tage gesehen habe, zählt für mich landschaftlich zu dem Gemütlichsten und Schönsten, was ich aus Deinen Reiseberichten bisher gesehen habe, zumindest Europaweit. Muchas Gracias und Gratulation zum Surprise-Trail.
 
20.08. 14:00 Cuello de Tendenera, 2340m

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Von neugierigen Kühen geweckt...

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... (oder sind's doch Kampfstiere?), ...

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... stellen wir uns der Gefahr und durchqueren todesmutig die Weide...

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... bis zur Piste auf der anderen Seite.

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Selbige ist jedoch nach ein paar Minuten zu Ende, fortan wird geschoben und getragen.

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Und zwar nicht zu knapp. Wegweiser oder Markierungen gibt's keine, Trampelpfade führen in alle möglichen Richtungen, Steilstufen wollen überwunden werden. Der Anstieg zum Colle Tendeñera ist wahrlich kein besonders schmackhaftes Frühstück.

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Die wilden spanischen Kampfstiere von heut morgen verfolgen uns übrigens immer noch und attackieren ein ums andere Mal fies aus dem Hinterhalt.

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Andere Bergbewohner sind da wesentlich freundlicher...

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... und gucken nur.

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Maxxisdistel...

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... und Kaffeeschlafpause...

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... vor dem letzten Aufschwung zum Colle Tendeñera. Ganz schöner Trageschlauch, das Ding. Aber das Pyrenäenpanorama leistet mal wieder.
 
Zuletzt bearbeitet:
Großen Respekt noch mal für Euch beide und natürlich besonders für Herz-Dame, so einen Tragemarathon kann ganz unschön auf die Knie und noch viel schlimmer aufs Gemüt gehen...
Tolle Bilder. Und lustig mit den braven Kühen - ihr zieht wahrscheinlich eine Salzgeruchsfahne hinter euch her, da stehen die Viecher drauf. Wenn ich früher den "Leckstein" (hieß bei meinem Bauern so) zu den Tieren gebracht habe, konnte ich mich vor dem Ansturm kaum retten.
 
Großen Respekt noch mal für Euch beide und natürlich besonders für Herz-Dame, so einen Tragemarathon kann ganz unschön auf die Knie und noch viel schlimmer aufs Gemüt gehen...
Tolle Bilder. Und lustig mit den braven Kühen - ihr zieht wahrscheinlich eine Salzgeruchsfahne hinter euch her, da stehen die Viecher drauf. Wenn ich früher den "Leckstein" (hieß bei meinem Bauern so) zu den Tieren gebracht habe, konnte ich mich vor dem Ansturm kaum retten.
Das kenne ich auch! Aber ich denke, die Viecher waren durstig und wir haben den Weg zum Bach versperrt. Außerdem sind Kühe sehr neugierig... :)
 
20.08. 14:40 Auf dem Tendenera-Trail, 2250m

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Abfahrt vom Colle Tendeñera... ob sich die ganze Schlepperei wohl gelohnt hat? Einen gebauten Weg nach "Alpenstandard" scheints jedenfalls nur auf den ersten paar Metern zu geben. Der Übergang ist weder Teil der HRP (Haute Route Pyrenees), noch führt der spanische GR11 Weitwanderweg hier drüber, geschweige denn ein Jakobspilgerweg. Schlechte Vorraussetzungen.

tendenera-trail2.jpg

Schon bald tendiert der Downhill dann auch eher in Richtung "freestylen" auf felsdurchsetzter Lochwiese. Zorro der Könner surft zunächst mal sehr elegant und selbstsicher bergab, ...

tendenera-fall1.jpg

... bis das Vorderrad ganz kurz an einem kleinen, fiesen Felserl hängen bleibt. Schon ist's vorbei mit der Eleganz und ich muss etwas unfreiwillig über den Lenker.

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Aber hey... so lange man auf den Füßen landet und es einem dabei das Bike nicht von hinten zwischen die Beine zwirbelt, ist alles in Butter.
 
20.08. 14:40 Auf dem Tendenera-Trail, 2250m


Abfahrt vom Colle Tendeñera... ob sich die ganze Schlepperei wohl gelohnt hat? Einen gebauten Weg nach "Alpenstandard" scheints jedenfalls nur auf den ersten paar Metern zu geben. Der Übergang ist weder Teil der HRP (Haute Route Pyrenees), noch führt der spanische GR11 Weitwanderweg hier drüber, geschweige denn ein Jakobspilgerweg. Schlechte Vorraussetzungen.


Schon bald tendiert der Downhill dann auch eher in Richtung "freestylen" auf felsdurchsetzter Lochwiese. Zorro der Könner surft zunächst mal sehr elegant und selbstsicher bergab, ...

tendenera-fall1.jpg

... bis das Vorderrad ganz kurz an einem kleinen, fiesen Felserl hängen bleibt. Schon ist's vorbei mit der Eleganz und ich muss etwas unfreiwillig über den Lenker.

Aber hey... so lange man auf den Füßen landet und es einem dabei das Bike nicht von hinten zwischen die Beine zwirbelt, ist alles in Butter.

Super pariert, Stuntzi :daumen:
 
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