Geht es bei zentral & ausbalanciert nicht um gleicher Druck/Gewicht auf Vorder- und Hinterrad?
Ich würde sagen, das ist kontextabhängig und deshalb nicht so eindeutig.
Bezieht man „ausbalanciert“ auf die Stellung des Fahrers auf dem Fahrrad, dann würde ich sagen, dass damit gemeint ist, dass der Schwerpunkt des Fahrers über dem Tretlager ist (wäre dann gleichbedeutend mit „light hands, heavy feet“). „Über“ ist hier senkrecht oberhalb in Bezug auf die Erdoberfläche (nicht Untergrund). Gegebenenfalls muss man die Position dann noch um Einflüsse durch Fahraktionen korrigieren, um ausbalanciert zu sein (beim
Bremsen nach hinten verschoben, beim Kurvenfahren nach innen).
Das Fahrrad wiederum ist ausbalanciert, wenn auf Vorder- und Hinterrad gleich viel Gewicht lastet. Das würde ich als ausbalanciert bezeichnen, weil dann die Reibung an Vorder- und Hinterrad gleich ist und entsprechend z.B. Kurvenfahrten oder Bremsmanöver am effektivsten gestaltet werden können.
Der Idealfall ist, dass der Fahrer ausbalanciert auf dem Fahrrad steht und dabei das Fahrrad ebenfalls ausbalanciert ist. Dass dies bei modernen Geometrien und einigem Gefälle bei gleichmäßiger Fahrt durchaus der Fall ist, hat in einem Thread nebenan mal jemand ganz gut ausgerechnet (ich weiß aber leider gerade nicht mehr, wo das genau war).
“Zentral“ ist wiederum ein Begriff, den manche synonym zu „ausbalanciert“ verwenden, andere allerdings eher als Ortsbezeichnung des Fahrers in Bezug zum Fahrrad(rahmen). „Zentral“ könnte dann etwa bedeuten, so auf dem Fahrrad zu stehen, wie man stünde, wenn man in der Ebene ausbalanciert im obigen Sinne ist. Steht man in diesem Sinne „zentral“ in einer steilen Abfahrt, ist man natürlich nicht mehr ausbalanciert. (Offensichtlich ist hier großes Potential für Missverständnisse.)
Wird es sehr steil, lässt es sich auch mit „modernsten“ Geometrien nicht vermeiden lassen, sich „hinter den
Sattel“ zu begeben, wenn man noch ausbalanciert stehen will. Das führt dann aber irgendwann dazu, dass man in seiner Beweglichkeit sehr eingeschränkt wird, weil man nur noch mit extrem gestreckten Armen überhaupt den Lenker erreicht. Bei modernen Geometrien habe ich dann aber die Möglichkeit, etwas weiter mit dem Körperschwerpunkt vorne zu bleiben. Man ist zwar dann nicht mehr ausbalanciert auf dem Rad und muss Gewicht mit den Armen abstützen - das Rad ist dann auch nicht mehr ausbalanciert, aber nicht so sehr, dass man über den Lenker geht - hat dafür aber noch Bewegungsspielraum, was je nach Untergrund eventuell wichtiger ist. Bei älteren Geometrien gibt es die Möglichkeit dagegen vielleicht nicht, weil dann das Rad so weit aus der Balance ist, dass man OTB geht. Versteht man nun „zentral“ im Sinne einer Ortsangabe in Bezug zum Rahmen, kann man also sagen, dass man auf einem Bike mit moderner Geometrie im Steilen „zentraler stehen“ kann als auf einem Bike mit einer „herkömmlichen Geometrie“.