Hallo an alle (aus dem Urlaub, deswegen die verzögerte Antwort). Gerne nehme ich wie folgt Stellung:
1. Ich kann mich nicht an eine Korrespondenz erinnern, in der von 7 Nm die Rede war und kann auch keine finden. Deshalb kann ich darauf jetzt keine Antwort geben. Oder war es die Mail eines Fxxx Wxxx? In dieser Zuschrift war aber von 6 Nm die Rede.
2. Ich habe dem TE drei mögliche Ursachen für das Versagen der Scheibe genannt. Die wichtigste ist der konische/tellerförmige Flansch an der Nabe. Meine Frage, welche Nabe er verwendet hätte und ob er das überprüft hätte, hat er nie beantwortet.
Nun ganz allgemein zum Thema:
Bisher waren von dem Problem 8 (acht) Bremsscheiben betroffen, alles 203er. Mit den 140er, 160er und 180er haben wir dieses Problem noch gar nie gehabt. Die ersten defekten Bremsscheiben waren mit Aluminiumschrauben mit 4 Nm festgeschraubt. Daraufhin haben wir die Verwendung von Aluminiumschrauben verboten und das Anzugsmoment auf 8 Nm festgelegt. Bei den Fahrern (die nicht Kunden waren, sondern von uns unterstützte Rennfahrer), die damals betroffen waren, sind seither keine Scheiben mehr kaputt gegangen.
Danach trat das Problem an zwei Tandems auf. In Absprache mit dem Tandemhersteller und Erstausrüster wurden auch dort die Anzugsmomente auf 8 Nm erhöht, und seither kamen keine Reklamationen mehr.
Das nächste mal, als das Problem auftrat, war an unserem eigenen Test-Bike (dem von Bommelmaster erwähnten GT), das wir für unsere Tests verwenden. Dort gingen zwei Scheiben in kurzer Folge kaputt. Nach dem Umspeichen auf XT-Centerlocknabe (alle anderen Parameter blieben unverändert) ist das Problem nicht mehr aufgetaucht, auch nicht bei Verwendung mit einer
Shimano-
Saint-Bremse.
Ach wenn dies hier angezweifelt wird, so ist und bleibt es dennoch eine Tatsache, dass
- es kegelig gedrehte (niemals gefräste!) Nabenflansche gibt. Und zwar auch auch bei DT 240- und bei Hope-Naben (beides persönlich erlebt, bei DT bei 6 Exemplaren!), aber auch bei diversen Taiwan-Naben.
- eine von einem kegeligem Nabenflansch in eine Tellerform gedrückte Scheibe - genau wie von Bommelmaster sehr gut beschrieben - durch eine mittig wirkende Kraft seitlich beansprucht wird und dieser Beanspruchung durch seitliches Wegknicken der Stege nachgibt.
Die höchstmögliche Belastung für eine Bremsscheibe ist eine extrem hohe, impulsartig auftretende Bremskraft. Dies simulieren wir durch ein entsprechendes Testprocedere. So, wie wir das simulieren, würde nie, nie, nie jemand in der Praxis
bremsen, weil das zum sofortigen Abflug über den Lenker führen würde. Bei korrekter Montage (planer Nabenflansch bzw. Verwendung eines Centerlockadapters, ausreichendes Anzugsmoment der Schrauben) versagt unsere 203er Scheibe auch bei diesem Test nicht - und die kleineren Scheiben ohnehin nicht. Bezeichnend ist ja auch, dass unsere Scheiben im bike-Test überleben, während die von
Shimano schmelzen und die von
Avid sich verziehen.
Dennoch sind wir - wie ich meine - bei berechtigten und begründeten Reklamationen kulant. Dies wurde in diesem Thread auch schon bestätigt. Wenn ich aber in einem Reklamationsfall auf meine Rückfrage zur Klärung der Einsatzbedingungen nicht einmal eine Antwort bekomme, sondern stattdessen hier im Forum eine Diskussion vom Zaun gebrochen wird, ohne dass ich jemals eine Kulanzregelung abgelehnt hätte, so finde ich das nicht fair.
Ich muss mir hier wirklich nicht vorwerfen lassen, fahrlässig die Gesundheit unserer Kunden auf's Spiel zu setzen. Ich weiß - vermutlich besser als die meisten hier - dass wir sicherheitsrelevante Produkte herstellen. Ich hafte mit meinem gesamten persönlichen Vermögen und meiner Reputation für unsere Produkte. Ich teste alle unsere Produkte unter Einsatz meiner eigenen Gesundheit (klingt hochtrabend, ist aber so!) selbst.
Zur Frage eines Forumsteilnehmers, ob er die 180er Scheibe bedenkenlos verwenden könne: Ja, das kann er. Genau wie auch die 203er!
So, und jetzt mach ich wieder Urlaub. Gute Nacht, Klaus Liedler