Tag 5 (1/2): Raus aus dem Tal! Zur höchsten Baustelle der Alpen.
17. September 2020
Goldrain - Pfossental - Eisjöchl
Die Männer aka meine Retter wollen Richtung Reschenpass - dort scheint die Sonne. Ich möcht Richtung Naturns - dort ist es wolkenverhangen und es regnet wohl auch.
Na los!
Runter nach Staben bei 16°C.
Man beachte die Veränderung der Landschaft im Laufe des Tages - insbesondere angesichts dieses "Anfangs-Bildes".
Dann links weg (nach Norden, das Schnalstal hinein) und auf zu einem Tag, der nur aus "bergauf" bestehen wird! Es geht zum Eisjöchl. Dort oben steht die Stettiner Hütte. Und dort möcht ich heut auch übernachten.
Als erstes gehts durch einen 1,x km langen Tunnel. Boooaah, Hitze! Aber zum Glück scheint die Sonne! Sah ja nicht so aus, als wenn ich das Glück haben würde. (Abends wird jemand in der Hütte erzählen, dass es geregnet hat!)
Und die Straße hoch. Und hoch. Und hoch. Ha, lustig, da hat einer das Kennzeichen meines Zuhause-Landkreises! Und weiter hoch. Und hoch. Huch, die Nase blutet. Ich blut grad eben den Seitenstreifen voll.
Und weiter. Und hoch.
Wohin fahr ich eigentlich? Nach Karthaus? Na bestimmt. Immer|gerade|aus!
Oh, das Pfossental geht hier rechts weg. Woooah, so wie die Autos dort hoch fahren, also wie "schräg" sie dabei sind, bin ich echt froh, dass ich nicht da hoch muss!
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Oh, ich m u s s da hoch! * kurzer Moment des Innehaltens *
20%!! Zum Glück hab ich einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Rucksackladung an Klamotten/Waschmaschine/
Dämpferpumpe bei Schotti gelassen, der überaus dankenswerterweise mein Zeug mitnimmt!
Von dort unten komme ich...
Puh... Erstmal n Joghurt. 500 Gramm, hihi. Hab mich im Tal noch mit Mampf eingedeckt! Brot, Käse, Kekse.
Zwei E-Biker kommen vorbei. Hm, bei dem einen ist der
Sattel zu tief.
Weiter gehts! Wer rastet, der rostet! Und zack, werd ich von einem Biker eingeholt. Woah, was es hier nicht so gibt! N Radfahrer!! Aufm Mounti!!
Wir kommen ins Gespräch. Er macht alleine Urlaub. Hat er von seiner Frau geschenkt bekommen. Heute dreht er ne Runde übers Eisjöchl und fährt denn über Leonard im Passeier und Meran wieder zurück zu seiner Unterkunft ins Vinschgau.
-- Vinschgau. Mir wird so langsam bewusst, dass ich so gar keine Lust mehr auf das Tal habe. Was heute kommt ist mein Ding! --
Wir quatschen noch ein bisschen. Ich sag ihm irgendwann, wie kurzweilig und angenehm das ist, wenn man mit jemanden fährt und sich unterhält, als wenn man, also ich, alleine fährt und nur drüber nachdenkt, wann man denn endlich oben ist. "Genau das hab ich auch gedacht!" Also kurz und knapp: Es hat gefunkt.
Doch dann stehen da die beiden E-Biker auf der Straße und meine Begleitung spricht sie an. Die beiden jungen Männer sind auch auf einer Rundtour übers Eisjöchl. Einer von den beiden (Marco) ist den fünften (!!!) Tag auf einem Mounti unterwegs! Sonst ist er Wanderer. Aber sein Kumpel wollte eben mal Radfahren. Wenn man solch einen Freund hat, braucht man keinen Feind!
"Und dann hast du ihm [Marco] noch nicht mal die richtige Sattelhöhe eingestellt!" - Das muss ich ihm auch noch vorwerfen.
Jedenfalls sollen die E-Bikes sie über diese Strecke, die bis auf 3000 m hoch führt, tragen.....
Ich kann das Tempo der drei nicht halten und lass abreißen. :/
Die Straße endet an der Jägerrast, wo zahlreiche Autos parken. Der Spazierweg bis zum Eishof beginnt.
Jaaaaa, es geht loooos!!!!
Aber hier gibts einfach nur sooo nette Wanderer!
"Respekt!"
"Wart, ich mach's Tor auf!" (und auch wieder zu!)
"Super!"
Alle sind so freundlich und zuvorkommend. Woooaaah, so macht das Spaß!!!
Den Biker hab ich dann noch einmal wieder getroffen. Dann war er weg.
Der Eishof von "oberhalb" gesehen.
Ab dem Eishof, wo ich vorerst zum letzten Mal die beiden E-Biker sehe (wir winken uns zu), werden die Leute rarer, die Landschaft karger. Ich fang an, viel zu schieben.
Jauchz! Wenn man nicht mal mehr erkennt, wo der Weg entlang führt, bin ich richtig!
Schroffe Felsen, Sonne, kein Regen voraus * jubilier *! Womit hab ich das verdient??
Ah, kaltes, klares Wasser direkt aus der, äh, Leitung.
Aaaah, so ein kleiner, schmaler Weg. Und diese Mauer/Wegbefestigung. Sind doch einfach nur magisch anziehen, oder?!
Habt Ihr drauf geachtet, wie die Landschaft sich ändert? Und schaut mal, wie karg die Gipfel voran erscheinen. Aber hier gibts zumindest noch was Grünes.
Kann mich nicht satt sehen!! Irgendwo da muss ich, glaube ich, rüber.
Ziegen kommen mir so nah wie selten. Während einer Stullenpause wollen sie an mein trockenes Brot ran. Na, die Begegung wär was für Kharma gewesen!
Stundenlang lauf ich nach oben. Und ich kann's genießen. Was soll ich denn oben? Warum ankommen, wenn ich stattdessen auch unterwegs sein kann.
Lauf. Lauf. Lauf. Lauf. Lauf. Lauf. Kurbel. Lauf. Lauf. Lauf.
Fortsetzung folgt!
Und weiter zu Tag 5 Teil 2.