Da das Thema Luft oder Coil im Coal/Glen aktuelle wieder ein Thema ist, schildere ich nochmal
meine persönlichen Erfahrungen und Meinung. Ich habe seit letztem Herbst insgesamt die folgenden drei Dämpfer im Coal V3 MX gegeneinander probegefahren:
- Fox Float X2 (2022) mit von Fox reduzierter Druckstufe, 135 psi
- Fox DHX2 (2021) mit identischem Tune des Float X2, Sprindex 340 lbs
- Intend Hover mit stark reduzierter Druckstufe und verkleinerter Negativkammer, 255 psi in der Positivkammer, 305 psi in der Negativkammer, der Dämpfer zieht sich gerade so zusammen
Mein Fahrerprofil ist im Bereich Enduro anzusiedeln, mit mittelgroßen, natürlichen bzw. selbstgebauten Sprüngen und Drops (was auch immer das heißen mag, auf jeden Fall kein Park) und ich wiege fahrfertig 65 kg. Die Federhärte wurde bei allen Dämpfern auf den
gleichen Sag eingestellt.
Was aufgefallen ist, ist das die beiden Luftdämpfer wesentlich entspannter zu fahren sind. Die Nutzung des Hub ist wesentlich effizienter bzw. die dynamische Federwergausnutzung größer. Der Coil verhält sich ähnlich zum Float X2, nur muss hier schon ordentlich und aktiv gegenhalten werden, um genauso gut in den Federweg zu kommen bzw. ihn zu nutzen, also eine eher betont hecklastige Fahrweise. Der Hover mit der verkleinerten Negativkammer ist richtig aktiv und Frist alle Unebenheiten einfach weg, bietet aber mit der jetzigen Abstimmung noch nicht ganz so viel Support wie der X2, hängt also dynamisch tendenziell etwas tiefer im Federweg.
Bezüglich des Coil habe ich auch schon niedrigere Federraten ausprobiert. Das macht das ganze durch die somit auch flachere Federkennlinie plüschiger und weniger anstrengend aber man hängt halt immer tief im Federweg und die Durchschlagfestigkeit wird ohne HBO auch nicht verbessert und der berühmte Pop geht auch etwas verloren. Eine bessere Alternative ist hier zusätzlich die Vorspannung (ja ich weiß, ultra böse) zu erhöhen, bei mir waren es dann 325 lbs und min. 2 Umdrehungen. So hat man eine flachere Kennlinie und hängt nicht so tief durch.
Am Ende ist natürlich alles (auch gut) fahrbar, aber es gibt für das Coal, bezogen auf einen definierten Einsatzzweck (hier Enduro), schon ein theoretisches Optimum, und das ist nach meiner persönlichen Meinung eine Luftfeder (mit leicht durchhängender) Federkennlinie.
Bezüglich der Intend Flash, mit der ich im Sommer auch im Vergleich zu den Stahlfüchsen, sehr zufrieden war, ist mir ab Herbst mit viel Laub und rutschigen Bedingungen aufgefallen, dass es etwas an Feinfühligkeit im oberen Federweg gemangelt hat. Das Ansprechverhalten war zu jeder Zeit tadellos, also Null Losbrechkraft, nur der genutzte Hub im oberen Federweg war im Vergleich zur Stahlfeder einfach zu gering um auf dem wenig Halt bietendem Untergrund vergleichbar fahren zu können. Abhilfe hat jetzt der Einbau des Linearizer geschaffen (also zweite Positivkammer), woran ich selber nicht ganz so geglaubt habe, nach eher durchwachsenen Erfahrungen mit einer AWK in einer 2016 Lyrik. Aber ehrlich gesagt ist die Federkennlinie im Praxiseinsatz jetzt identisch mit der Stahlfeder. Im Sommer bin ich in die Flash so mit ca. 65 psi gefahren, jetzt mit Linearizer sind es 52,5 und 105 psi. Aber trotzdem werde ich im Sommer eventuell wieder auf die Einfachpositivkammer wechseln, denn wenn der Untergrund genug Gegenhalt ermöglicht, so ist das einfach entspannter zu fahren, da die dynamische Federwegsausnutzug besser ist. So eine lineare Kennlinie in der Gabel erfordert schon ordentlich Kraft ab dem mittleren Federweg, bzw. kann die einen schon ordentlich „verprügeln“ wenn man, bezogen auf den Einsatzzweck, eine vernünftige Federrate wählt und keine rollendes Sofa, das einem ständig wegtaucht.
Bezüglich des Switchgrade sei noch angemerkt, dass der bei Kälte fast den Dienst quittiert hat. Das aufgetragene Werksfett war so zäh geworden, dass der Verstellmechanismus nur noch sehr langsam eingerastet ist und so eine Bedienung während der Fahrt fast nicht möglich geworden war. Ich habe das Teil dann zerlegt und normales Lagerfett aufgetragen, jetzt funktioniert das Teil auch bei Nullgrad noch richtig und das satte Klacken ist auch wieder da. Ansonsten ist das Teil eine absolute Wohltat am Coal und sehr zu empfehlen.
Ansonsten wünsche ich allen ein frohes und gesundes Jahr 2023.
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