Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (8/8): Der Fahreindruck – was kann der Prototyp? Das große Finale!

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (8/8): Der Fahreindruck – was kann der Prototyp? Das große Finale!

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Nach all der Theorie über Mountainbike-Geometrie galt es, alle Erkenntnisse im Frankentrail-Prototypen umzusetzen: Wie fuhr sich das Rad? Um das zu beantworten, flog ich mit einem Koffer vollgepackt mit Bike-Komponenten in die USA, um dort den Prototyp aufzubauen und das erste Mal zu fahren. Die Eindrücke aller Testfahrten von Jens Staudt und insgesamt knapp 40 anderen Testern findet ihr hier!

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (8/8): Der Fahreindruck – was kann der Prototyp? Das große Finale!
 
@Grinsekater
Ich ziehe mich nochmal an den 10 Prozent mehr Leistung hoch.
Für mich ist das der Knackpunkt an dem ansonsten hervorragend recherchiertem Bericht.
Hiese ja, ich kaufe mir ein Racebike mit einer 2 cm längeren Kettenstrebe als mein jetziges Bike und dominiere damit den XCO-Worldcup?
Oder ich teste selbst: Ist Jemand mit einem Racefully mit ca. 455mm Kettenstreben (gibts das überhaupt) in Größe M in der Nähe von Erfurt bereit zu einem Test? Mein Bike (Cannondale Scalpel) hat 435 mm KS und wiegt 10,2 Kilo. PM-Pedal vorhanden.
 
Du entlastest den Hinterbau mit der längeren Strebe und "kippst" somit das Gewicht nach vorn in Richtung Lenker.
OK, ich glaube langsam klingelts.
In meinen Worten zusammengefasst: zum einen sinkt das Rad wohl etwas weniger den Sag (korrigiert mich, falls ich falsch liege), zum anderen muss der Oberkörper weniger Haltearbeit leisten, wegen des Schwerpunkts weiter vorne.

10% kommen mir dennoch enorm viel vor. Aber sehr spannend -- wär interessant zu hören, was MTB-Hersteller dazu sagen.

EDIT: Ein Gedanke noch: wenn man vorne eine gröberen und somit schwerer rollenden Reifen nutzt, würde wohl ein Teil des Vorteils wieder aufgefressen werden.
 
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Oder ich teste selbst: Ist Jemand mit einem Racefully mit ca. 455mm Kettenstreben (gibts das überhaupt) in Größe M in der Nähe von Erfurt bereit zu einem Test? Mein Bike (Cannondale Scalpel) hat 435 mm KS und wiegt 10,2 Kilo. PM-Pedal vorhanden.
Das hätte nur Sinn, wenn alle anderen Maße gleich wären, besonders bspw. der Sitzwinkel. (und alle Teile, besonders Reifen)

Ich hatte bis vor kurzem tatsächlich ein Racefully mit 455mm Kettenstreben: Salsa Spearfish 2012. Allerdings war der Sitzwinkel recht flach.
 
@FloImSchnee
Das fällt mir auch beim Titan im Vergleich zum Rune extrem auf. Man kann es schwer beschreiben, aber man spürt die längeren KS bergauf deutlich (437mm vs ca 454mm oder so in der flachen Einstellung). Du merkst, dass der Oberkörper entlastet wird bergauf. Man arbeitet hauptsächlich aus den Beinen. Klar sitze ich ich aufrechter am Titan, weil der Stack etwas höher ist, aber das ginge nicht, wären die KS kürzer. Bei technischen Anstiegen fällt dieses am Sattel rutschen, Arme abwinkeln und viel mit dem Vorderrad arbeiten fast weg. Das Titan mit den langen Streben frisst sich durch deine Beinkraft spurtreu nach oben, auch wenn es sehr steil wird. Mit dem Rune bleibe ich bei einer bestimmten Stelle fast stehen, hebe das VR drüber, trete ordentlich an, entlaste hinten komplett und muss quasi einen kleinen Hüpfer nach vorne machen. Dann kurbel ich weiter. Mit dem Titan kurbelt man so etwas ohne viel Turnerei durch. Klar machen die großen Laufräder hier auch viel aus, aber einen sehr großen Teil schiebe ich hier auch auf die langen KS (und durch meine 84er Schrittlänge ist der Sitzwinkel recht steil - > hinten also noch länger....)
Das hat mir auf jeden Fall für's Verständnis geholfen, danke.
Aber der Vergleich ist doch recht schief -- da wirken recht viele Faktoren zusammen.
 
Das hätte nur Sinn, wenn alle anderen Maße gleich wären, besonders bspw. der Sitzwinkel. (und alle Teile, besonders Reifen)

Ich hatte bis vor kurzem tatsächlich ein Racefully mit 455mm Kettenstreben: Salsa Spearfish 2012. Allerdings war der Sitzwinkel recht flach.
Stimmt. Aber um eine grobe Richtung hinzukriegen, wäre dasGewicht am wichtigsten. Reifen fahren wir ja eh alle in Richtung Racing Ralph und Konsorten.
 
Ich bin überzeugt, dass die Geometrie (nach den Reifen) mehr ausmacht als das Gewicht.
(ganz besonders, da es dir hier ja um den Einfluss der Kettenstrebenlänge geht -- da muss dann alles andere gleich sein, sonst misst du irgendwas)

Aber ich bin ganz bei dir -- Ninos Spark RC müsste demzufolge nächstes Jahr 450er-Kettenstreben statt 435er haben.
 
Die Frage ist eigentlich, wie muss die optimale Achslastverteilung, abhängig von der Steigung sein, damit der Uphill am ergonomischten ist.
Bei dieser Fragestellung frohlocken die Sportstudenten und Doktoranten, damit sie wieder ein Forschungsthema haben.
Hier würde sich ein "Laufband" mit einstellbarer Neigung (https://images.app.goo.gl/YvXP3VpkpVibLMvr6) empfehlen, damit man halbwegs objektive Messungen machen kann. Die andere Fragestellung ist, welche Muskelgruppen muss ich trainieren, damit die Haltearbeit effektiver wird.
 
Ich bin überzeugt, dass die Geometrie (nach den Reifen) mehr ausmacht als das Gewicht.
(ganz besonders, da es dir hier ja um den Einfluss der Kettenstrebenlänge geht -- da muss dann alles andere gleich sein, sonst misst du irgendwas)

Aber ich bin ganz bei dir -- Ninos Spark RC müsste demzufolge nächstes Jahr 450er-Kettenstreben statt 435er haben.
Sicher? Es ist halt auch vorne viel kürzer und niedriger. Der hat den Schwerpunkt eh schon so weit vorne.
 
Aber ich bin ganz bei dir -- Ninos Spark RC müsste demzufolge nächstes Jahr 450er-Kettenstreben statt 435er haben.

Ich vermute, dass ein Schurter im XC-Worldcup doch ganz anders fährt und bei 450mm mit massiven Schlupfproblemen zu kämpfen hätte.
 
Die Frage ist eigentlich, wie muss die optimale Achslastverteilung, abhängig von der Steigung sein, damit der Uphill am ergonomischten ist.
Bei dieser Fragestellung frohlocken die Sportstudenten und Doktoranten, damit sie wieder ein Forschungsthema haben.
Hier würde sich ein "Laufband" mit einstellbarer Neigung (https://images.app.goo.gl/YvXP3VpkpVibLMvr6) empfehlen, damit man halbwegs objektive Messungen machen kann. Die andere Fragestellung ist, welche Muskelgruppen muss ich trainieren, damit die Haltearbeit effektiver wird.
Das ist Unsinn, weil es mit der Realität nichts zu tun hat. Dann kämen ja MTB raus, wie die umgebauten Motorräder für Hillclimb Wettbewerbe.

Irgendwann muss ich ja mal mit einem MTB einen ultra steilen Stich rauf, meine Schaltung gibt nur XY her (zB 30 auf 46), und ich laviere mich zwischen glitschigen Steinen und Wurzeln durch dabei . Z.B. Auffahrt zur Lausche von Waltersdorfer Wache.

So etwas testet man lieber an einem passenden Ort, lies dazu mal die Tests auf NSMB.com, die testen vor ihrer Haustür in Vancouver die Uphill Fähigkeiten. Immer die gleichen Trails.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Grinsekater
Dein Bike hat ja einen flacheren Lenkwinkel und mehr Länge als das z.B. angesprochene G15.
Eigentlich alles kontraproduktiv wenn es um Handlichkeit geht, wieso denkt Ihr (Pivot/Du) liegt Euer Bike trotzdem wendiger und handlicher auf dem Trail? Den Vergleich hattest Du ja angesprochen, nur eigentlich widerspricht es sich ja von den reinen Werten her gesehen...

Ansonsten tolle Serie!
Jetzt haste mir nur mein geplantes nächstes Bike mit 435mm Kettenstreben und 1253mm Radstand etwas madig gemacht...
:p
 
Das ist Unsinn, weil es mit der Realität nichts zu tun hat. Dann kämen ja MTB raus, wie die umgebauten Motorräder für Hillclimb Wettbewerbe.

Irgendwann muss ich ja mal mit einem MTB einen ultra steilen Stich rauf, meine Schaltung gibt nur XY her (zB 30 auf 46), und ich laviere mich zwischen glitschigen Steinen und Wurzeln durch dabei . Z.B. Auffahrt zur Lausche von Waltersdorfer Wache.

So etwas testet man lieber an einem passenden Ort, lies dazu mal die Tests auf NSMB.com, die testen vor ihrer Haustür in Vancouver die Uphill Fähigkeiten. Immer die gleichen Trails.
Nein, das ist kein Unsinn. Wenn man das Thema mal systematisch und wissenschaftlich aufgleisen möchte ist das genau der richtige Ansatz, den man dann auf die Praxis umlegen kann. Bei Steigungen bis max. 20% sollten die Geometrien noch in einem vernünftigen bereich bleiben. Nach der Ergonomie Betrachtung kommt dann die Tracktionsbetrachtung am angetriebenen Hinterrad und anschließend das Gesamtfahrverhalten. Bei der TdF wurde übrigens in der Vergangenheit zum letzten Anstieg gerne mal das Rad gewechselt.
 
Das ist Unsinn, weil es mit der Realität nichts zu tun hat. Dann kämen ja MTB raus, wie die umgebauten Motorräder für Hillclimb Wettbewerbe.
Was es bei E-Bikes ja teilweise gibt. lol
Ein Focus Sam2 hat da schon 455mm, ist aber glaub eher normal als lang.

Wenn ich das Frankentrail in M nehme, ist das garnicht mehr so extrem. Radstand +50mm, Reach +25mm, dafür kürzerer Vorbau, Kettenstrebe 0-20mm länger, wobei man da fragen kann ob 450mm bei 1,78m Größe für die Radlastverteilung nötig ist.
Meine Gabel ist natürlich viel steiler, hat aber ebenfalls kurze 44mm Rake
Klingt also gleich ab draufsetzen fahrbar, das ging mir beim Umstieg aufs aktuelle Bike vom kurzen ollen Hardtail auch so, trotz deutlichem Längenzuwachs.
 
Ich will mich nicht an den kolportierten 10% aufhängen und kann mir jedenfalls zumindest laienhaft vorstellen dass die längeren Kettenstreben den Jens im Uphill auf seinen Frankentrail-Bike tatsächlich schneller gemacht haben. Ob und inwieweit dies auf andere Bikes übertragbar ist, tja.. Möglicherweise erkauft man sich diesen einen spezifischen Vorteil mit gravierenden Nachteilen auf anderen Ebenen. Das Bike wird unhandlicher, es lässt sich nicht mehr so leicht vorne entlasten, etc. pp.

Tatsache ist, daß man in einer aufrechten Sitzposition am effektivsten die Kraft übertragen kann. Wozu ein steiler Sitzwinkel und nicht zu kurze Kettenstreben schon mal grundsätzlich nicht so verkehrt sind.
 
Die Usache für die Δ 10% mal außer acht gelassen.

Vielleicht wird der Sachverhalt nachvollziehbarer, wenn man von "normal - 10%" ausgeht und nicht von "normal + 10%"

Gerade bei gewöhnten oder gar trainierten Fahrern dürfte jede Abweichung vom Gewohnten zu spürbaren Leistungsverlusten führen.
Eine Performancereduktion von 10% habe ich jedenfalls schon durch alle möglichen Ursachen selbst erlebt - und manchmal wäre ich froh gewesen, wenn es nur 10% gewesen wären.

... Für so einen Leistungszuwachs würde ich als XC-Racer ja glatt meine Mutter verkaufen! ...

Deine Mutter würde mir zustimmen
 
Schafft der es Bunny Hops zu machen mit der Fusstellung ?

Ich verstehe es nicht, ich habe die Füße (ja ich hab zwei davon) immer gleich positioniert, am Enduro, AM, XC - immer genauso wie wenn Klicks drunter wären. Achse des Pedals kurz hinter Ballen (links Fuß mehr zu den Zehen wg. Nervenschaden, rechts mehr zum Mittelfuß).

Wie soll man denn bergab reagieren können, wenn man voll mit dem Mittelfuß aufm Pedal steht - Bunnyhops, kurze Stiche rauf...?

PS ich laufe im Sommer viel barfuß, und mit dem Mittelfuß trete ich NIE auf. Wenn dann rolle ich Ferse zu Zehen ab. Wie soll sich das auf den Stand auf dem Pedal übertragen lassen?
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PS ich laufe im Sommer viel barfuß, und mit dem Mittelfuß trete ich NIE auf. Wenn dann rolle ich Ferse zu Zehen ab. Wie soll sich das auf den Stand auf dem Pedal übertragen lassen?

Das ist leider überhaupt nicht förderlich für deine Gelenke.
Wenn die Ferse zuerst auf den Boden auftritt kann der Fuß keinerlei Stoßfämpfung bewirken.
Richtig ist -je nach aktueller Geschwindigkeit, Trainingslevel, Gelände, etc.-
irgendwas zwischen Vorfuß- und Mittelfuß-Lauf.
Beim zügigen gehen (nicht joggen) kann auch mal zuerst die Ferse leicht den Boden berühren,
aber mit dem vollen Gewicht tritt man nie mit der Ferse zuerst auf.
 
Das ist leider überhaupt nicht förderlich für deine Gelenke.
Wenn die Ferse zuerst auf den Boden auftritt kann der Fuß keinerlei Stoßfämpfung bewirken.
Richtig ist -je nach aktueller Geschwindigkeit, Trainingslevel, Gelände, etc.-
irgendwas zwischen Vorfuß- und Mittelfuß-Lauf.
Beim zügigen gehen (nicht joggen) kann auch mal zuerst die Ferse leicht den Boden berühren,
aber mit dem vollen Gewicht tritt man nie mit der Ferse zuerst auf.
Das ist mir schon klar. Wo hier schon Wortklauberei zu "laufen" (schwäbisch für langsames Gehen) betrieben wird. :)
Mich interessierte Pedal und Fuß, da fand ich das letzte Foto hilfreich und ich werds mal versuchen.
 
Auch von mir vielen Dank für die Artikelserie, erstaunlich, wie schnell 7 Wochen rumgingen.
Chapeau, was ein interessierter Privatmann so auf die Beine stellen kann, ich fürchte, bis auf wenige Spezialisten macht sich niemand in der Branche so tiefgründige Gedanken.
Ich wäre auch auf die Nerd-Version gespannt, die müsste man dann wahrscheinlich langsamer und mehrfach lesen.
Sehr interessante Einblicke, wenn auch bei mir vom Fahrprofil her etwas Perlen vor die Säue (Hardtail und eher Forststraßen) :)

Aber es ist erstaunlich, das die vor 10 Jahren als CC-Raketen gebauten Cannondale Flash ~73° Sitzwinkel haben, während es zur Zeit im Fully Segment eher Richtung fast 80° geht, und der Lenkwinkel 70° war, wo jetzt die Reise Richtung 65° und darunter geht. Und all das soll zu sowohl besseren Up- als auch Downhillverhalten führen.
Was haben sich die Entwickler dann damals nur dabei gedacht? Nen Rahmen schweißen und was ausprobieren ist ja für einen Volumenhersteller kein großer Aufwand.

Schade auch, dass Du der Zeit offenbar immernoch voraus bist (oder deine Untersuchung eine zu kleine Nische abdeck), denn Pivot hat ja nun 3 Jahre Zeit gehabt, das Konzept zu testen und ggf. zu übernehmen. Die einzigen Bikes auf dem Markt mit 62° Lenkwinkel haben alle ~200mm Federweg. Aber hoffentlich haben sie Dir für das Versuchsbike einen guten Kurs gemacht, als Gegenleistung für die Denkanstöße.


So, dann bleiben noch die 10% Uphillspeed. Das wird in eurem Test dann auch so gewesen sein (in 80% der Fälle, also waren es im Mittel auch weniger als 10%). Allerdings war es ja sicher kein Doppelblindtest und damit ist ja die Erwartungshaltung, dass mit lang alles besser ist und dementsprechend fährt man dann auch.
In der Theorie braucht eine aktivere Haltemuskulatur sozusagen 5 Pulsschläge, die dann für den Vortrieb fehlen, da im Versuchsaufbau der Puls konstant sein sollte.
Dass die Haltemuskulatur auch ein wenig Energie verbraucht ist klar, aber bei 20mm Strebenlängenunterschied wir da nichts im Bereich 10% = 30W Unterschied rauskommen (Ich geb Dir mal pauschal ~3W/kg bei 95kg macht rund 300W :) )

Da wären noch weitere Testreihen interessant, falls jemand ein Banshee Rune mit wechselbaren Ausfallenden oder ein Fixi mit Verstellung hat lässt sich da ja auch was basteln, aber das ist natürlich nun kein Druck auf Dich, das auch noch zu machen (echt nicht :D).


Hier mal ein Bildchen von meinem Cannondals Flash mit 15° Steigung, und einmal um 2 bzw. um das Extrem zu sehen 50 cm verlängerter Kettenstrebe. Das hat auf die Sitzposition erstmal keinen Einfluss, wie man sieht.
Zumindest auf Asphalt (und demzufolge in dem Winkelbereich endlos Grip) und mit Starrbike wird sicher niemand einen Unterschied erwarten, oder? Wie das dann mit Gripabriss (weswegen man dann nach hinten müsste, um Druck aufs Hinterrad zu bringen) und Federung aussieht (dürfte vorne mehr und hinten weniger einfedern bei steigender Strebenlänge), ist sicher eine deutlich kompliziertere Situation.

15Grad-Kettenstrebenlänge.jpg
 
Danke. Musst du nicht, bzw bringt das nichts.
Die Frage und weil Jens ja an seinem Bike die Kettenstrebenlänge verstellen kann: Bringt da von kurz auf lang wirklich so viel? Also steiler Sitzwinkel plus kurze Kettenstreben vs. steiler Sitzwinkel plus lange Kettenstreben.
@Grinsekater
Ich ziehe mich nochmal an den 10 Prozent mehr Leistung hoch.
Für mich ist das der Knackpunkt an dem ansonsten hervorragend recherchiertem Bericht.
Hiese ja, ich kaufe mir ein Racebike mit einer 2 cm längeren Kettenstrebe als mein jetziges Bike und dominiere damit den XCO-Worldcup?
Oder ich teste selbst: Ist Jemand mit einem Racefully mit ca. 455mm Kettenstreben (gibts das überhaupt) in Größe M in der Nähe von Erfurt bereit zu einem Test? Mein Bike (Cannondale Scalpel) hat 435 mm KS und wiegt 10,2 Kilo. PM-Pedal vorhanden.
Durch die Bank war ich im Uphill eigentlich immer schnell und komfortabel unterwegs mit längeren Kettenstreben. Hierfür gibt es noch eine spannende Lektüre bei der mehrere Jahrgänge des Specialized Camber verglichen wurden.

OK, ich glaube langsam klingelts.
In meinen Worten zusammengefasst: zum einen sinkt das Rad wohl etwas weniger den Sag (korrigiert mich, falls ich falsch liege), zum anderen muss der Oberkörper weniger Haltearbeit leisten, wegen des Schwerpunkts weiter vorne.

10% kommen mir dennoch enorm viel vor. Aber sehr spannend -- wär interessant zu hören, was MTB-Hersteller dazu sagen.

Ich kann natürlich nur die Ergebnisse hier posten und das was ich von Leuten die sich beruflich mit dem Thema beschäftigen an Hintergrundinformationen bekommen habe. Es sind – wie immer am Bike – eher die Summe aller Teile als ein einzelner Faktor.


Ich vermute, dass ein Schurter im XC-Worldcup doch ganz anders fährt und bei 450mm mit massiven Schlupfproblemen zu kämpfen hätte.
Das ist wirklich ein drastischer Unterschied. Wir haben hier Kalkstein und Lehm. Bei Nässe zeigt sich da schnell in manchen Anstiegen welches Radel dir mehr Traktion bietet. Das Frankentrail braucht da auf jeden Fall einen Reifen mit mehr Profil als so manch anderes Bike.

@Grinsekater
Dein Bike hat ja einen flacheren Lenkwinkel und mehr Länge als das z.B. angesprochene G15.
Eigentlich alles kontraproduktiv wenn es um Handlichkeit geht, wieso denkt Ihr (Pivot/Du) liegt Euer Bike trotzdem wendiger und handlicher auf dem Trail? Den Vergleich hattest Du ja angesprochen, nur eigentlich widerspricht es sich ja von den reinen Werten her gesehen...
Die Aussage kommt nur von meinen Erfahrungen. Ich wage zu behaupten, dass Nicolai in der Abstimmung eher das satte Fahrgefühl haben möchte. Hinterbauten von Pivot oder besser gesagt die Hinterbauten die ich von Dave Weagle kenne sind etwas strammer. Somit geben sie dir mehr Gegenhalt wenn du aktiv mit dem Bike arbeitest, Richtungswechsel einleitest, springst etc. Ich habe mich sehr ausgiebig mit Linkage beschäftigt und viele Gespräche mit Dave Weagle und anderen Fahrwerksentwicklern geführt um möglichst tief in die Thematik einzusteigen.

Leider spielen da, wie immer, sehr viele Faktoren mit hinein und man kann nicht die "beste Kurve" generieren und dann davon ausgehen, dass das Bike sich phänomenal auf dem Trail anfühlt. Ähnlich wie mit Geometrie-Tabellen werden diese Werte betrachtet und es entstehen Meinungen. Ich schaue mir im Idealfall bei Tests nichtmal die Geometriewerte an bis ich nicht paarmal mit dem Bike auf dem Trail war. Sonst hat man eine vorbelastete Meinung. Gleiches gilt für die Kurven des Hinterbaus. Nach einer (Blind-)Testfahrt kann man versuchen das was man gespürt hat in den Kurven wiederzufinden. Das wird nicht immer an der Stelle sein wo man es vermutet.

Am liebsten wäre mir ein DW6 Hinterbau für das Projekt gewesen aber die Gründe, warum das nicht geklappt hat, hatte ich ja schon erwähnt.

Was es bei E-Bikes ja teilweise gibt. lol
Ein Focus Sam2 hat da schon 455mm, ist aber glaub eher normal als lang.
Zuerst lag die Kettenstrebenlänge an den konstruktionsbedingten Einschränkungen durch den Bauraum der ersten Motoren. Geklettert sich die Teile aber wie die Hölle. E-Bikes mit kürzeren Kettenstreben neigen auch bei wirklich steilen Abschnitten deutlich schneller zum Steigen. Spannendes Thema. Aber eigentlich gehört das an eine andere Stelle.

Tatsache ist, daß man in einer aufrechten Sitzposition am effektivsten die Kraft übertragen kann. Wozu ein steiler Sitzwinkel und nicht zu kurze Kettenstreben schon mal grundsätzlich nicht so verkehrt sind.
Spannt man die Beinmuskulatur vor über eine eher gestreckte Sitzposition, kann die Kraftentfaltung aber auch besser werden. Es gibt hier auch keine schwarz oder weiss.

Aber es ist erstaunlich, das die vor 10 Jahren als CC-Raketen gebauten Cannondale Flash ~73° Sitzwinkel haben, während es zur Zeit im Fully Segment eher Richtung fast 80° geht, und der Lenkwinkel 70° war, wo jetzt die Reise Richtung 65° und darunter geht. Und all das soll zu sowohl besseren Up- als auch Downhillverhalten führen.
Was haben sich die Entwickler dann damals nur dabei gedacht? Nen Rahmen schweißen und was ausprobieren ist ja für einen Volumenhersteller kein großer Aufwand.
Wenn du anfängst den echten Sitzwinkel – nämlich den im Sag – zu messen, dann wird es erst richtig spannend. ;)

Schade auch, dass Du der Zeit offenbar immernoch voraus bist (oder deine Untersuchung eine zu kleine Nische abdeck), denn Pivot hat ja nun 3 Jahre Zeit gehabt, das Konzept zu testen und ggf. zu übernehmen.
Es gilt wie immer der angedachte Einsatzzweck. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass (egal welcher Hersteller) die Bikes mit am besten dort funktionieren wo die Firma sie primär testet. In Arizona ist man mit komplett anderem Gelände konfrontiert als hier in Deutschland. Auf den extrem technischen Uphills mit hohen Stufen die fast schon Trialfähigkeiten benötigen tue ich mir dann mit einem "regulären" Pivot auch leichter. Sprich die Art das Bike zu bewegen ist eine andere. Ich fühle mich auch nicht zwangsläufig unsicher auf einem Bike mit kurzen Kettenstreben. Ich muss es nur anders fahren. Im Statement von Chris Cocalis kommt ja auch rüber, dass er da einen anderen Ansatz verfolgt.

Hier mal ein Bildchen von meinem Cannondals Flash mit 15° Steigung, und einmal um 2 bzw. um das Extrem zu sehen 50 cm verlängerter Kettenstrebe. Das hat auf die Sitzposition erstmal keinen Einfluss, wie man sieht.
Zumindest auf Asphalt (und demzufolge in dem Winkelbereich endlos Grip) und mit Starrbike wird sicher niemand einen Unterschied erwarten, oder? Wie das dann mit Gripabriss (weswegen man dann nach hinten müsste, um Druck aufs Hinterrad zu bringen) und Federung aussieht (dürfte vorne mehr und hinten weniger einfedern bei steigender Strebenlänge), ist sicher eine deutlich kompliziertere Situation.
Ein Hardtail und ein Fully ist im Uphill schwer vergleichbar, weil sich der Sag am Heck durch die jeweilige Steigung ändert. Dadurch ändert sich auch die komplette Geometrie.
 
Aber es ist erstaunlich, das die vor 10 Jahren als CC-Raketen gebauten Cannondale Flash ~73° Sitzwinkel haben, während es zur Zeit im Fully Segment eher Richtung fast 80° geht, und der Lenkwinkel 70° war, wo jetzt die Reise Richtung 65° und darunter geht. Und all das soll zu sowohl besseren Up- als auch Downhillverhalten führen.
Was haben sich die Entwickler dann damals nur dabei gedacht? Nen Rahmen schweißen und was ausprobieren ist ja für einen Volumenhersteller kein großer Aufwand.
Du musst auch beachten, wieviel Federweg ein Rahmen hat, je mehr Federweg vor allem hinten, desto mehr flachen die Winkel beim steil Hochfahren ab. Wenn dann ein Winkel bei einem 160mm Hinterbau optimal zum Hochfahren ist, darf bei derselben Kettenstrebenlänge der Winkel beim 100mm Hinterbau ein bis zwei Grad flacher sein, um eine ähnliche Schwerpunktlage ohne eine Änderung der Körperhaltung relativ zum Bike zu erreichen. Zudem ist, wie schon angesprochen, bei Racebikes auch die Traktion am Hinterrad ein Thema, da dort viel weniger griffige Reifen verwendet werden, die bei zu steilem Sitzwinkel und weniger Gewicht auf dem Hinterrad schneller durchdrehen.

Ich denke auch, dass die meisten Hersteller sich nicht trauen, ein Bike mit komplett unorthodoxer Geometrie auf den Markt zu bringen, aus Angst, dass es deswegen schlecht verkauft wird. Die meisten Hersteller sind in der heutigen kurzlebigen Zeit wohl auch damit beschäftigt, die neuen Modelle rechtzeitig halbwegs serienreif zu bekommen und nehmen sich keine Zeit für Experimente.
Welcher Entwickler bekommt vom Management schon freie Hand, Geld und Zeit zu investieren, um "verrückte" Ideen zu testen? Gerade in der heutigen Zeit, wo viele Hersteller mehr und mehr optimieren, um mit möglichst kleinem Aufwand möglichst grossen Gewinn zu machen.

Meist sind es dann sehr kleine oder kleine, eher unabhängige Hersteller, die sich an solche Experimente wagen, weil sie ihren Beruf aus Liebe ausüben und wirklich viel versuchen, um ein gutes Bike besser zu machen, auch mit dem Risiko, dass man halt manchmal Zeit und Geld investiert, "nur" um zu erfahren, was nicht gut ist - aber genau das macht die "Tüftler" besser: Auch unübliche Wege gehen, testen und Erfahrung daraus mitnehmen und in Zukunft darauf aufbauen.

So, dann bleiben noch die 10% Uphillspeed. Das wird in eurem Test dann auch so gewesen sein (in 80% der Fälle, also waren es im Mittel auch weniger als 10%). Allerdings war es ja sicher kein Doppelblindtest und damit ist ja die Erwartungshaltung, dass mit lang alles besser ist und dementsprechend fährt man dann auch.
In der Theorie braucht eine aktivere Haltemuskulatur sozusagen 5 Pulsschläge, die dann für den Vortrieb fehlen, da im Versuchsaufbau der Puls konstant sein sollte.
Dass die Haltemuskulatur auch ein wenig Energie verbraucht ist klar, aber bei 20mm Strebenlängenunterschied wir da nichts im Bereich 10% = 30W Unterschied rauskommen (Ich geb Dir mal pauschal ~3W/kg bei 95kg macht rund 300W :) )
Im Artikel steht: "Insbesondere im steilen Abschnitt waren die getretenen Watt bei gleichem Puls höher. Unabhängig ob die Fahrt mit der langen Kettenstrebe die erste oder die zweite Fahrt am selben Tag war."
Das zeigt für mich klar, dass es wirklich um die Gewichtsverlagerung auf dem Bike geht, um bei der steilen Steigung das Vorderrad am Boden halten zu können. Bei kurzer Kettenstrebe ist der Körperschwerpunkt ohne Gewichtsverlagerung relativ zum Bike schneller über der Hinterradachse als bei langer Kettenstrebe. Also muss man sich bei der kurzen Strebe nach vorne beugen, wenn man mit der langen Strebe noch enspannt und aufrechter treten kann. Mit der aufrechten Sitzposition ist die Atmung besser und es braucht weniger Arm - und Rumpfmuskulatur.
Erwartungshaltung spielt bei gemessener Herzfrequenz und gemessener Leistung wohl kaum eine Rolle. Dass man allenfalls grössere Kräfte mobilisiert durch die Erwartungshaltung, das kann ich nachvollziehen, aber das geht meiner Meinung nach dann auch mit höherer Herzfrequenz einher.
Je höher der Fahrerschwerpunkt (grosser Fahrer), desto eher wird sich eine Verlängerung der Kettenstrebe positiv bemerkbar machen, weil der höhere Schwerpunkt schneller hinter die Hinterradachse "kippt" bei steilen Auffahrten als der tiefe Körperschwerpunkt. Ich denke auch, dass es für jede Konfiguration eine kritische Steigung gibt, ab welcher der Schwerpunkt verlagert werden muss, um die Linie halten zu können - ab dieser Steigung wird dann die längere Kettenstrebe effizienter sein.
 
Danke für die Rennrad Infos! Ich glaube die brauchen auch einen Grinsekater.......


@FloImSchnee
Das fällt mir auch beim Titan im Vergleich zum Rune extrem auf. Man kann es schwer beschreiben, aber man spürt die längeren KS bergauf deutlich (437mm vs ca 454mm oder so in der flachen Einstellung). Du merkst, dass der Oberkörper entlastet wird bergauf. Man arbeitet hauptsächlich aus den Beinen. Klar sitze ich ich aufrechter am Titan, weil der Stack etwas höher ist, aber das ginge nicht, wären die KS kürzer. Bei technischen Anstiegen fällt dieses am Sattel rutschen, Arme abwinkeln und viel mit dem Vorderrad arbeiten fast weg. Das Titan mit den langen Streben frisst sich durch deine Beinkraft spurtreu nach oben, auch wenn es sehr steil wird. Mit dem Rune bleibe ich bei einer bestimmten Stelle fast stehen, hebe das VR drüber, trete ordentlich an, entlaste hinten komplett und muss quasi einen kleinen Hüpfer nach vorne machen. Dann kurbel ich weiter. Mit dem Titan kurbelt man so etwas ohne viel Turnerei durch. Klar machen die großen Laufräder hier auch viel aus, aber einen sehr großen Teil schiebe ich hier auch auf die langen KS (und durch meine 84er Schrittlänge ist der Sitzwinkel recht steil - > hinten also noch länger....)

wie wirken sich die langen KS sonst noch aus? also nicht nur nach oben? Hier denke ich ja auch, dass beim Titan die Streben schon auf der eher langen Seite sind - speziell bei Größe M

@Grinsekater: danke für die Artikelserie. Trift alle Punkte, über die ich mir gerade Gedanken mache. Das mit Grippverlust bei langen KS hatte ich aber nicht auf dem Schirm - nur Klettern, Manualtauglichkeit und Balance im Rad. Danke dafür
 
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