Und nun? Soll man deswegen die Dinge nicht beim Namen nennen dürfen?
Natürlich stimmt es dass das Problem im Leistungssport an sich steckt. Aber - wie schwierig bis unmöglich es ist das Thema grundsätzlich „auszutrocknen“ sollte klar sein.
Und das eine rechtfertigt das persönliche Vergehen nicht.
Es handelt sich um eine erwachsene mündige Frau, die irgend wann mal ganz bewusst eine Entscheidung getroffen und einen Weg eingeschlagen hat.
Wir leben Gottseidank weder in der DDR, noch in Russland oder China. Es wird sie niemand gezwungen oder heimlich etwas untergejubelt haben.
Das war eine ganz bewusste persönliche Entscheidung zum Betrügen, unter dem Bewusstsein aller Risiken - sei es körperlich, juristisch, finanziell und gesellschaftlich. Und dazu bedarf es mM ein nicht unerhebliches Maß an krimineller Energie.
Davon ab - Leistungssport ist nicht alternativlos. Wie für alle anderen gibt es auch für Athleten die Möglichkeit anders Geld zu verdienen, wenn man meint an einem Punkt angelangt zu sein an dem man „so“ nicht mehr weiterkommt.
Daher - Kritik ist da völlig legitim. Dem “Mensch sein lassen“ oder „wer noch nie, der werfe den ersten Stein“ entgegenzustellen ist Unsinn.
Nur um mal einen kleinen Denkanstoß zu geben versetz dich mal in eine Situation:
Seitdem du klein bist gehst du deiner absoluten Leidenschaft nach, jede freie Minute verbringst du damit. Du bist durchaus gut darin und hast viel Ehrgeiz. Es ergibt sich die Möglichkeit für dich daraus eine Karriere zu machen, dafür bleiben Freunde, Familie und ein geregelter Alltag auf der Strecke, aber du hast die Chance deinen Traum zu verwirklichen. Du schaffst es in die Profimannschaft, wirst gefördert.
Du wirst vom Mannschaftsarzt auf Leistungssteigerung angesprochen, du weißt, dass das dein Team dies bereits seit längerer Zeit macht... du kannst davon ausgehen, dass deine Spitzenkonkurrenten es auch allesamt machen.
Du wirst für die Wahl gestellt beim Dopingprogramm mitzumachen oder nicht mehr gefördert zu werden bzw aus dem Tesm auszuscheiden.
Also machst du entweder mit oder gibst deinen Lebenstraum auf.
Dir wird gesagt "das machen alle so, keiner wird erwischt"
Der Mannschaftsarzt hat sich bei deinem Plan um zwei Wochen vertan, du wirst positiv getestet... deine Karriere ist vorbei, dein Lebenstraum auch.
Wenn du das Doping verweigert hättest, wären 10 andere bereitgestanden, die es trotzdem auf sich nehmen.
Ja, es ist richtig, dass sie bestraft wird, denn es war auch ihre Entscheidung und es ist ihr Körper... aber um das Thema Doping zu bremsen (aufhalten wird man es nicht können) muss das System hinterfragt werden, die Verantwortlichen müssen hier mal hart bestraft werden. Der einzelne Sportler ist relativ leicht für das Team zu ersetzen... beim erfahrenen Arzt wird das schon schwieriger, ein geschlossenes Labor wäre sehr kostspielig für das Team.
Aber es ist für alle viel einfacher die Einzelperson heauszuziehen und auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Für das Team, für die Presse... und auch für die Fans.
Ich finde die vierjährige Strafe absolut gerechtfertigt... und trotzdem tut mir das Mädchen leid, weil ihr gsrantierr neben dem Druck auch Versprechungen gemacht wurden alà "das wird nicht auffallen, wir haben jede Menge Erfahrung..."
...und auf einen Schlag bricht deine komplette Welt zusammen und du wirst von allem Seiten eiskalt fallen gelassen.
Team, Fans, sogar die Stelle bei der Bundeswehr hat sie verloren.
Ich hoffe sie hat einen starken Familien- und Freundekreis, der sie nun unterstützt.