Für Radfahrer in aller Welt ist er zum Inbegriff von Qualität und Innovation geworden. Auch Lance Armstrong, der frisch gebackene fünfmalige Gewinner der Tour de France, fährt buchstäblich darauf ab. Die Rede ist von Shimano. Der japanische Familienbetrieb und Co-Sponsor von Armstrong hat sich zu einem weltweit führenden Hersteller von Fahrradkomponenten entwickelt und beflügelt nicht nur den Amerikaner, sondern auch die Erwartungen der Investoren. Als Armstrong seinen fünften Titel einfuhr, schoss die Aktie der seit 1973 börsennotierten Unternehmens auf ein Zweieinhalb-Jahreshoch von 2140 Yen.

Self-Made-Ingenieur

Den Grundstein für den Aufstieg des Familienunternehmens zu einer Welt-AG mit Sitz in der japanischen Stadt Sakai, auch „die Stadt der Fahrräder“ genannt, legte Shozaburo Shimano. Statt wie sein Vater Farmer zu werden, zog es Shozaburo in die Fertigungsindustrie. Er verdingte sich in verschiedenen Fabriken und erlernte so den Beruf des Mechanikers, bevor er sich mit 26 Jahren selbstständig machte. Nachdem das Fahrrad im 19. Jahrhundert nach Japan gelangt war, gründete Shimano 1921 die Shimano Iron Works und legte damit das Fundament für den heutigen Konzern. „Er war ein Self-Made-Ingenieur“, erzählt sein Sohn Yoshizo. Der 68-Jährige ist heute Vorstandsvorsitzender der Shimano Inc, einem Unternehmen mit weltweit 5.500 Mitarbeitern und 24 Niederlassungen in 17 Ländern.

Familienunternehmen

Yoshizo Shimano, ein dynamisch wirkender Mann mit gebräuntem Gesicht, flott nach hinten gestrichenen grauen Haaren und kurzem Vollbart, hält stolz an der Philosophie seines Vaters fest: „Qualität, Technologie und Verantwortung“. Shimano ist der jüngste von drei Brüdern, die ebenfalls in das Geschäft ihres Vaters eintraten. Nach Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der japanischen Elite-Universität Keio und einer kurzen Beschäftigung bei Tokyo Nissan Motor Sales kam er 1958 in das Unternehmen seines Vaters.

Expansion wegen Stagnation im Inland

Da der japanische Markt Anfang der 60er Jahre stagnierte, beschloss Shimano, sein Geschäft aufs Ausland auszuweiten und schickte seinen jüngsten Sohn Yoshizo nach Amerika. 1965 wurde Yoshizo Shimano dort zum Präsidenten der ersten Auslandstochter, der Shimano American Corporation, berufen. Im Zuge des global wachsenden Geschäfts übernahm er diese Rolle 1972 auch für Europa. 1995 wurde Yoshizo Shimano zum Präsidenten des Gesamtunternehmens, bevor er 2001 seinen heutigen Posten als Vorstandsvorsitzender übernahm.

Große Produktpalette

Inzwischen stellt Shimano jedoch nicht mehr nur Fahrradkomponenten wie Bremsen, Schaltungen und Tretlager her, sondern ist auch im Geschäft mit Angelgerät, Snowboards und Golfschlägern. Für das bis Dezember laufende Geschäftsjahr hat Shimano seine Ertragsprognosen gerade erst angehoben. Man erwarte jetzt einen Gruppenumsatz von 143 Milliarden Yen (rund eine Mrd Euro), so Shimano. Das entspricht einem Zuwachs zum Vorjahr von sechs Prozent.

Auch Japan trifft Wirtschaftsflaute

Der operative Gewinn soll um sieben Prozent auf 19,5 Milliarden Yen und der Nettogewinn um 42 Prozent auf 11,5 Milliarden Yen zulegen. Dennoch bekommt das Unternehmen, das zunehmend auch in China tätig ist, die andauernde Wirtschaftsflaute im eigenen Land zu spüren, vor allem bei Angelgerät. Es gebe immer weniger Fischer, sagt Shimano. Eine der größten Sorgen aber bereitet dem Unternehmer, der auch Präsident des japanischen Fahrradverbandes ist, die oft äußerst schlechte Qualität auf dem Fahrradmarkt. 11 Millionen Räder wurden im vergangenen Jahr in Japan verkauft, das entspricht einem Fahrrad für etwa jeden zehnten Bewohner und rund zehn Prozent der Weltproduktion.

Mehr Sicherheitsstandards für Räder

Fast 8 Millionen der 11 Millionen Räder seien importiert worden, während die Inlandsproduktion auch in diesem Jahr weiter zurückgehe. Viele importierte Räder seien jedoch von mieser Qualität, so Shimano. Man führe deshalb Gespräche mit den Zuständigen in China wie auch mit der eigenen Regierung, um diese dazu zu bewegen, einen Sicherheitsstandard für Fahrräder einzuführen. Im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland sei Japan das einzige Land, das über keinen solchen Sicherheitsstandard verfüge, beklagt Shimano. Selbst ganze Fahrräder zu produzieren, statt nur Komponenten dafür, kommt für ihn jedoch nicht in Frage. Shimano hält sich an die Devise, die einst sein Vater formuliert hatte: „Konkurriere niemals mit dem Kunden“.

quelle: stern

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