Seit mehreren Jahren gehört „Hoppe“ zu der Dirt- und Park-Elite Deutschlands. Nun hat der Duisburger Trick-Spezialist eine eigene Bike-Marke gegründet, was ihn jedoch nicht daran hindert täglich zu Biken.

Marius kann auch mit Schnittprogramm und Kamera kreativ sein

Wie man in den gängigen Magazinen lesen konnte, bist du unter die Rahmenbauer gegangen (Dirt-Rahmenmarke „Beddo“). Planst du schon für die Zeit nach deiner Karriere oder ging es dir einfach darum, dein eigenes Bike fahren zu können?

In erster Linie war es einfach ein Traum von mir, seit ich angefangen habe mit Rad fahren. Ich habe mir schon immer Gedanken über mein Fahrrad gemacht und mir die Frage gestellt, wie ich es verbessern kann. Nach meiner Knie-OP und während der darauf folgenden Regenerationszeit, Anfang des Jahres, hatte ich viel Zeit mir Gedanken über alles mögliche zu machen. In dieser Zeit ist mir auch wieder aufgefallen, dass mir Fahrrad fahren in der Vergangenheit sehr viel gegeben hat!

Zum einem habe ich durch das fahren gelernt, wie der Zyklus von Anstrengung, Frustration, Aufopferung und Erfolg funktioniert, was mich in all meinen Lebensbereichen weiter gebracht hat.

Desweiteren, war Radfahren aber auch meine Motivation, andere Aufgaben fertig zu bekommen, weil es immer das Ziel gab, wenn ich dieses und jenes geschafft habe, kann ich endlich Rad fahren gehen.

Wenn ich mal Ärger mit meinen Eltern hatte oder frustriert war, hat mir Radfahren geholfen wieder klare Gedanken zu fassen, mich ab zu reagieren und mir gezeigt, wie schön doch eigentlich alles sein kann.

Und was noch oben darauf kam war, dass ich, wie ich schon oft gesagt habe, so viele Leute getroffen habe, die aus den verschiedensten Bereichen kamen und verschiedenste Ansichten hatten und Orte besucht habe, bei denen ich sonst niemals auf die Idee gekommen wäre dort hin zu fahren, was auch mein Weltbild in einem großen Bereich geprägt hat.

All das sind Dinge, von denen ich glaube, dass sie jedem etwas bringen. Deshalb habe ich mich entschieden nicht nur während sondern auch nach meiner aktivsten Zeit mich für Rad fahren einzusetzen und diesen, meinem liebsten Sport weiterzuentwickeln. Mit Beddo will ich die geilen Teile für’s Mountainbike bauen, die ich mir schon immer gewünscht habe und damit auch Mountainbike fahren im Extrembereich voran bringen.

Soll es bei dem einen Modell bleiben oder gibt es Ambitionen für mehr (z.B. Slopestyle-Fullys etc.)?

Natürlich hätte ich auch gerne eine gute Idee ein Fully zu bauen, was alles bisher da gewesen revolutioniert nur ist das zur Zeit nicht so. Ich möchte kein Fully produzieren, nur um zu sagen: „He Leute, es gibt jetzt auch ein Beddo Fully!“

Es macht für mich keine Sinn die 100. identischen Plastikpedalen auf den Markt zu bringen, nur um welche im Programm zu haben. Der Sinn von Beddo ist es Produkte an den Start zu bringen, die neu sind und mit denen man noch mehr Spaß am Rad fahren haben kann. Das ist das, was ich gut kann, weil ich selbst so viel Zeit damit verbringe auf dem Rad zu sitzen und weiß was ich brauche und vermisse. Um einfache 08/15 Teile an den Start zu bringen, kannst du sonst wohl jeden Fragen…

Dein Zeitplan müsste ja jetzt noch enger geworden sein. Hast du 2010 noch vor bei Dirtjump- oder Slopestyle Wettkämpfen zu starten?

Auf jeden Fall! Auch wenn ich nebenbei noch etwas zu tun habe, bin ich zu Radfahr-süchtig, um es sein zu lassen! Auch jetzt sitze ich fast jeden Tag viele Stunden auf dem Rad und bleibe nur an den Tagen zuhause, an denen ich mich wegen Muskelkater und Überanstrengung nicht richtig bewegen kann.

Wie beurteilst die Wettkämpfe im Freestyle-Bereich? Hast Bock auf so etwas oder stresst das eher?

Das ist eine schwierige Sache für mich!

Einerseits ist es gute Werbung für den Sport, wenn Kids auf Contests gehen und danach sagen, dass sie auch bock darauf hätten so etwas zu können. Außerdem ist es meistens die einzige Möglichkeit viele abgebrühte Pros zu motivieren, wenn man sie mit Ergebnissen und Preisen lockt.

Andererseits ist Contest fahren so weit von dem eigentlichem Rad fahren und dem damit verbundenem Spirit entfernt, dass es meiner Meinung gar keinen Sinn macht das Gefühl zu vermitteln, dass man mit den gängigen Contest Formaten am Ende den besten Fahrer oben auf dem Siegertreppchen stehen hat.

Ich kenne keinen, der wenn er normal fahren geht, sich eine halbe Stunde hin stellt und wartet und dann einen Lauf lang Vollgas gibt, in dem alles klappen muss und dann wieder ne halbe Stunde wartet. Aber das fordert leider ein Contest von dir.

Um so etwas zu überstehen gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Du scheißt drauf, dass du einen flüssigen Lauf haben sollst und probierst wie gewöhnlich das ein oder andere zwar riskante, dafür aber auch geile aus und wirst mit großer Wahrscheinlichkeit stürzten und einen schlechten Platz bekommen.

Oder du studierst langweilig bestimmte Lines und Tricks ein, die du auf Abruf abspulen kannst. Dann wird man zwar nicht viel neues von einem Contest zum nächsten sehen, aber du bist immer vorne mit dabei.

Wenn du dir jetzt vorstellst, dass jeder nur noch studiert und Wert darauf legt nur Tricks zu üben, von denen er ausgeht, dass er sie im nächstem Jahr in einem Contest so sicher beherrscht, dass er sie dort raus hauen kann, ohne in Gefahr zu laufen zu stürzen, kannst du dir leicht vorstellen, wie langweilig es werden würde.

Ich versuche für mich ein Zwischending zu finden und trotzdem auch Sachen üben, die ich mit großer Wahrscheinlichkeit niemals in einem Contest zeigen werde. Für mich gehören sie aber einfach zum Rad fahren dazu und auch wenn ich damit bei offiziellen Veranstaltungen wenig Lorbeeren ernten werde. *******gal! Ist der kleine Rebell in mir!

Perfektion in der Luft – Marius Hoppensack zeigt einen 360-Nohander:

(Foto: Tim Dalhoff)

Du hast mehrmals betont, dass dir kreative Projekte sehr wichtig sind. Letztes Jahr warst du unterwegs auf der „TorTour“. Ist für kommendes Jahr schon etwas neues in diese Richtung geplant?

Ja, solche Dinge sind mir in der Tat sehr wichtig, um die Kids aufzurütteln und ihnen zu zeigen, dass es nicht nur darum geht Contests zu fahren und Backflips zu machen. Mountainbike fahren ist so viel mehr als das und auch wenn sich ein paar bei der TorTour an ein Reality Show erinnert fühlen, scheint es für mich trotzdem ein guter Weg zu sein Fahrern die Augen für neues zu öffnen. Da nehme ich auch gern Kritik in Kauf!

Für das kommende Jahr wird es so etwas auch auf jeden Fall wieder geben. Keine TorTour und wahrscheinlich auch keine „Dummie Jam“, aber es wird wieder was mit Rad fahren zu tun haben. Genaues wird es später erst geben. Auch das habe ich bei der TorTour gemerkt_ Niemals zu früh etwas ankündigen, auf das man noch zu lange warten müsste…

Du hast mit einem selbst gefilmten und geschnittenen Online-Film den Wettbewerb „The Quest“ gewonnen. Bleibt bei deinen anderen Projekten noch Zeit zum selber filmen ala Aaron Chase oder engagierst du da lieber Vollprofis für?

Hehe, gute Frage! Erst kürzlich hab ich zusammen mit Hendrik Tafel und Jonas Berndt (siehe Video unter der Antwort) ein bisschen in einer Skatehalle gefilmt und wir wollten einen kleinen Trip daraus machen…

Ich sage es mal so: Ich filme immer noch wirklich gerne und mache mir Gedanken über Blickwinkel und Aufnahmen, wenn ich mal eben einen Freund bei einem Trick filmen soll. Mich selbst filmen mache ich aber immer weniger. Ich merke, dass mir meine Film-Projekte einen kleinen Vorteil verschafft haben, wenn ich mit einem Film-Profi versuche einen Trick festzuhalten, weil ich mich gut austauschen kann und auch etwas von Schnitt verstehe.

Im Sommer musste ich aber feststellen, dass ich entweder dieses Gebiet mit Vollgas angehen sollte oder es eben ganz lasse, als ich mit Lukas Tielke für Dirty Dreams gefilmt habe. Lukas geht mit so viel Hingabe an so einen Film ran und macht sich so ehrgeizig Gedanken darüber, wie er einen Shot umsetzten könnte. Meine Filme im Gegensatz dazu ähneln eher den Filmen die Papa im Urlaub mit seiner neuen Handycam macht, die er zu Weihnachten bekommen hat.

Das aktuelle Video mit Marius Hoppensack, Hendrik Tafel und Jonas Berndt:

Fährst du manchmal auch XC, Touren oder Freeriding im Wald?

Dieses Jahr beim Gardasee Festival haben Simon Kirchmann, Peter Henke und ich uns sowas von krasse Leichtbau Enduro-Räder ausgeliehen, dass es mir tatsächlich wirklich Spaß gemacht hat dort ein wenig die Berge hoch zu strampeln und den ein oder anderen Singeltrail wieder runter zu fahren.

Zuhause habe ich aber leider nur ein Fahrrad und das ist mein Hardtail, was sich auf Grund des niedrigen Sattels nur eher Semi für solche Touren eignet.

Aber um ganz ehrlich zu sein: Ich mag die Natur und freue mich auch über schöne Sonnenauf- und Untergänge in den Bergen oder auf Autobahnen, aber wenn ich mich zwischen Springen und Touren fahren entscheiden müsste, dann würde ich mich wohl fast jeden Tag für’s Springen entscheiden. Auch wenn ich gerne neue Erfahrungen mach, wie am Gardasee, hänge ich doch auf lange Sicht zu sehr am Dirt- und Skatepark fahren.

Interessiert dich Racing im Gravity-Bereich? Langsam wärst du bergab doch bestimmt nicht.

Auch das habe ich nach und während dem ein oder anderem Contest in den Bergen mal ausprobiert und hatte große Freude daran den Berg mit Downhill-Boliden runter zu shreddern. Auch konnte ich an solchen Tagen kaum genug davon bekommen und habe mich immer wieder in den Lift gesetzt, bis die Sonne weg war. Im letzten Winter habe ich dann noch mit meinem Hardtail mit Skateparkbereifung und nur einer Hinterradbremse an einen Underground-Downhill-Race mit Schnee, Laub, Matsch und Wurzeln teilgenommen. Dabei hatte ich riesigen Spaß, auch wenn ich dabei echt am Limit war!

Wenn ich irgendwo wohnen würde, wo es Berge gäbe und ich ein Rad dafür hätte, würde ich auch sicher das ein oder andere Mal etwas bergab fahren gehen, nur sind bei mir in Duisburg die Strecken ziemlich begrenzt.

Hattest du als Dirt-Kid früher Vorbilder zu denen du aufgeschaut hast?

Na klar! Je Menge! Ich wollte zum Beispiel immer 360er können wie John Cowan und so kompromisslos sein wie Joscha Forstreuter mit seinen Gaps und Cancans. Dann wollte ich so Park fahren wie Hendrik Tafel und so viel Radkontrolle haben wie Timo Pritzel. Ich hatte für fast alles jemanden als Vorbild und das hat sich bis heute nicht geändert.

Nun auch als Rahmenanbieter im Business:

(Foto von Bartosz Galus)

Glaubst du, dass du selber für viele Kids ein Held bist, der eine Vorbildfunktion hat (siehe Protektoren tragen)?

Ich lese das schonmal auf Online-Portalen oder bekomme Mails, in denen so etwas drin steht. Ich finde es aber nicht berechtigt, weil ich doch auch einfach nur gerne Rad fahre und wenn man das eben sieben Jahre lang fast jeden Tag tut, weiß man irgendwann wie der Hase läuft bzw. wie das Rad fährt.

Links: www.beddo.de & www.marius-hoppensack.de

Vielen Dank für das Interview und viel Spaß & Erfolg für 2009

  1. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    (...)macht bei der IBC-Umfrage im DDD-Bereich mit und entscheidet mit, welche beiden Tricks Marius in seinen Videos erklären soll.

    Hier seht ihr nun die Ergebnisse, thanks für eure Teilnahme am Voting:

    How-to Barspin
    :
    [ame="http://www.vimeo.com/11622300"]thinkBIG How to... barspin on Vimeo[/ame]

    How-to Tailwhip:
    [ame="http://www.vimeo.com/11623588"]thinkBIG How to... tailwhip on Vimeo[/ame]

    Ride on,
    Marc
  2. benutzerbild

    Dirt_Jumper29

    dabei seit 12/2015

    Ich blicke aber auf der Beddo Hompage irgendwie nicht durch. Wenn ich dann auf Produkte gehe, wo eigentlich sein Rahmen erscheinen sollte ,erscheint bei mir immer nur sein Steuersatz.Geht das bei euch auch so oder ist das anders?

  3. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Aktuelles Interview mit Marius:

    [ame="http://vimeo.com/11669346"]Marius Hoppensack on Vimeo[/ame]

  4. benutzerbild

    SuperT

    dabei seit 12/2015

    Er schweisst die Rahmen ja nicht selber. Seine jahrelange Erfahrung macht ihn zu einem Experten, sodass sich an dem Rahmen Beddo "Tabbuh" eine bewährte Geometrie und schlaue Detail-Lösungen finden. Beispiele:

    - Integrierte Sattelklemme mit austauschbarem Gewinde
    - Langloch-Bremsaufnahme
    - integrierter Steuersatz

    Leicht ist das Gerät auch noch sehrsmilie

    Das hat fasst jeder andere Hersteller im Programm! ich habs mir gekauft und werde es auch wieder verkaufen smilie
  5. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Hoppe aktuell unterwegs in Südfrankreich:

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