Schaltungstechnisch brachten die vergangenen Jahre wenig neues. Während auf dem Bereich von Bremsen und Federung ein riesengroßer Unterschied zwischen Modellen von 2000 und 2010 liegt, funktioniert eine Shimano XTR von vor 10 Jahren heute immer noch ähnlich gut wie das aktuelle Modell. Doch 2X10 ist für mich endlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Was soll an 20 Gängen besser sein als an 27? Waren wir da früher mit 3X7 nicht näher dran? Und sind weniger Gänge nicht ein klarer Rückschritt?
Nein.
Denn obwohl die Übersetzungsbandbreite von der Sram XX mit 28/42 Zähnen vorne und 11-36 oder nur 11-32 hinten mit 480% nicht an die 610% einer klassischen 22-32-44 in Kombination mit 11-32 Schaltung heranlangt, macht sie mehr Sinn. Denn, Hand aufs Herz, wer fährt in den kleinsten 4 Gängen seiner Kettenschaltung umher? Und wer, liebe IBC-User, tritt dauernd 44 auf 11 bei Tempo 50+ durch die Gegend? Wie ich höre, nur die wenigsten – und das geht mir nicht anders.
Rechnet man die Gänge, die wegen einer vermurxten Kettenlinie oder identischer Übersetzung herausfallen, heraus so bleiben bei der vermeintlichen 27 Gang Alternative nur noch effektiv 14 Gänge. Bei den 2X10er Kombinationen kommt man, wegen keiner unmöglichen Kombination auf, wer hätte es gedacht, ebenfalls 14 Gänge. Diese sind wegen der schmaleren Bandbreite auch noch enger gestuft, man hat also immer den richtigen Gang. Bergauf muss man, wegen den nicht vorhandenen minimalen Gängen, etwas kräftiger rein treten und eventuell öfter schieben – aber bei 3km/h ist das auch schneller. Und den größten Gang vermisse ich zumindest nie.
Damit wäre bewiesen, dass 2X10 kein Nachteil ist. Warum es aber sogar ein Vorteil ist, komm jetzt:
Auf dem 42er Blatt kann man fast immer fahren, da einem das ganze Ritzelpaket zur Verfügung steht. Dort schaltet man sehr schnell und auch unter Last. Die kompletten 10 Gänge lassen sich mit in zwei 5er-Schritten durchschalten, keine großen Sprünge, keine Zugkraftunterbrechung – die XX-Kassette und Schaltwerk bieten die meiste Schaltperformance, die ich bisher erlebt habe. Der Vorteil ist also: Der Umwerfer wird nur noch wesentlich seltener verwendet, nur noch an echten Anstiegen. Und da funktioniert der Schaltvorgang dank vielen Steighilfen und einem stark ausgeformten großen Kettenblatt hervorragend und zeitnah. Srams XX ist also nicht nur leichter als herkömmliche Schaltungen, sie spart durch weniger Gangwechsel vorne Zeit und bietet eine sinnvollere Übersetzungsbandbreite. Durch die insgesamt größeren Ritzel und die stramme Schaltwerksfeder springt die Kette darüber hinaus seltener ab und der Wirkungsgrad ist, zumindest theoretisch, höher.
Schneller, leichter, sinnvoller: Das sind die Gründe, warum 2011 auch Shimano und die anderen Sram Gruppen als 2X10 erhältlich sind. 3X10 macht meiner Meinung nach nicht übermäßig viel Sinn, obwohl auch hier der Gesamtumfang der Übersetzung durch ein größeres kleinstes und ein kleineres Größtes Kettenblatt sinnvoller gestaltet wurde. Dann können sich die allermeisten Mountainbiker den Zwischenschritt aber auch gleich sparen und vorne Zweifach fahren.
Die Kettenschaltung bleibt also zumindest für den Großteil der Mountainbiker das Maß der Dinge – Kraftübertragung und Übersetzungsvariation in einem – das kann kein anderes Getriebe. Nabenschaltungen wie die Rohloff Speedhub oder die Neue Alfine werden and Hardtails, Stadträdern und ähnlichem eine immer größere Bedeutung gewinnen, Getriebe und Nabenschaltungen im Rahmen bleiben aber (noch) ein Nieschenprodukt.
Seid Ihr ähnlich begeistert von 2X10 wie ich? Ja? Nein? Alles hierher. Und wer glaubt außer mir, dass nächstes Jahr Shimano eine elektronische Schaltung vorstellt? Und wer weiß, was eigentlich aus 5Rot geworden ist?
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