Feldbeobachtung #2: Familientag beim X-Hardt-Race in Bergisch Gladbach

Feldbeobachtung #2 Familientag beim X-Hardt-Race in Bergisch Gladbach

23. Juni 2010 (aktualisiert: 8. Dezember 2014)

X-Hardt Bike Festival Bergisch Gladbach 2010: im IBC TV ansehen

(Video: Christoph Litschetzki / Ride-Downhill.de)

Im Vergleich zum Marathon in Willingen war die familiäre Veranstaltung in der Nähe von Köln ein paar Hausnummern kleiner. Trotzdem bot das X-Hardt-Event nicht nur für die teilnehmenden Racer eine Menge Unterhaltung. Da für eine fette Dirtline ausreichend Platz und Budget fehlten, brachte Sprung-Ass Marius Hoppensack eine zusammsteckbare Holy-Wood-Rampe mit. Die hatte am Vorabend bei einer Großveranstaltung im Ruhrpott schon für schöne Action gesorgt und katapultierte während der kleinen Sideshows den Kölner Bike-Pro Simon Kirchmann in den bewölkten Himmel über Bergisch Gladbach.

„The Churchman“ zeigt einen schönen Tuck-Nohander:

(Foto: David Brodesser)

Der Scott-Teamfahrer hatte noch seinen Kollegen Jannis mitgebracht, der trotz seines jungen Alters ganz schön routiniert durch die Luft flog. „Hoppe“ sorgte während der Sprungshow, an der sich auch der Trial-Akrobat Felix Mücke beteiligte, für Stimmung im Publikum, da er sich nach einer Verletzung im Frühjahr noch schonen muss.

X-Hardt Bensberg: Interview mit Simon und Marius: im IBC TV ansehen

(Video: Johannes Herden aka Freesoul)

Doch nun zu meinem persönlichen Erfahrungsbericht (betont subjektiv):

Neben meiner „Recherche“ während des Rennens stand für mich noch die Betreuung des Kids-Parcours auf dem Programm. Die kleinen Nachwuchs-Biker sind ganz schön ehrgeizig und versuchen sich ohne Zögern auch an den kniffeligeren Hindernissen. Noch ehrgeiziger jedoch erscheinen mir die „Young Guns“ im Feld der Jugend-Racer. „Holy Sh**!“, denke ich mir, als die Teenage-Rennfahrer nach dem Startschuss ihres Rennens wie die Berserker lossprinten! Die Jungs geben alles und betreiben ihren Sport anscheinend auf einem sehr hohen Niveau – Sorgen um den deutschen XC-Nachwuchs mache ich mir also erstmal nicht mehr.

Aus Fehlern lernen – Fruktose-Overkill vor dem Start…

Für meine Rennteilnahme habe ich mir eigentlich nur vorgenommen, Spaß zu haben und die Strecke zu genießen. Doch mein Vater (Rennrad-Freak und Tempobolzer) fordert mich zu einem familieninternen Duell heraus. Den Wunsch kann ich ihm nicht abschlagen, nachdem er mir so viel im Vorfeld der Veranstaltung logistisch geholfen hat. Während der Aufbauarbeiten am frühen Morgen vergaß ich Schlaukopf richtig zu frühstücken. In Sachen Professionalität scheine ich von den anderen Race-Teilnehmern bei den Herren weit entfernt zu sein. Aber egal, jetzt müssen ordentlich Kohlenhydrate gescheffelt werden, damit ich gleich beim Rennstart nicht verkacke! Eine Banane und ein Obstsalat sind in greifbarer Nähe sind dementsprechend schnell in meinem gierigen Schlund verschwunden – lecker lecker! Jetzt noch etwas Warmfahren und dann kann es losgehen, denke ich mir und begebe mich frohen Mutes zum Startbereich. Mein Vater wartet schon und ist auf seine XC-Premiere gespannt. Oha, er fährt viel mehr als ich und battlet sich auch gerne mit seinen Schmalspur-Kollegen auf dem Rennrad… Der recht flache X-Hardt-Kurs könnte ihm liegen, meine Chance sehe ich eher bei steilen Bergauf-Passagen, wo ich etwas explosiver fahren kann (liegt wohl am Alter). Doch soweit kommt es leider gar nicht erst. Direkt in der ersten Runde fährt mir der alte Gauner davon, während mein Magen gegen die Obstkur vor dem Start rebelliert. Wie eine Schnecke quäle ich mich fast zwei Runden durch die schöne Hardt, die trotz des Regens in der Nacht erstaunlich trockene Bodenbedingungen bietet. Nach der zweiten Runde fühle ich mich besser, doch für eine Aufholjagd ist es jetzt zu spät. Also doch lieber die Strecke genießen und die Mitstreiter beobachten…

Für Wheelies hat es noch so gereicht:

Höfliche Höllen-Heizer als Herz des Sportes

Das Starterfeld bei einem regionalen Cross-Country-Race kann einen als normalen Touren-Fahrer schon abschrecken: Die engaliegenden Race-Klamotten sind mit vielen Sponsoren-Logos verziert und betonen durch ihren sportlichen Schnitt die muskelbepackten Beine der Sprint-Asse. Eine Stunde Fahrzeit bedeuten 60 Minuten Vollgas. Für Otto-Normal-Biker eine ungewohnte Sache, die man vielleicht vorher mal simulieren sollte. Für das nächste mal, werde ich diese Hatz jedenfalls etwas trainieren. Der Umgang unter den Fahrern ist nach meinen Erfahrungen besser als in Willingen, so kündigen die Racer ihre Überholmanöver immer an und viele bedanken sich auch höflich.

Los geht’s: Temporeicher Turbo-Boost am Start:

(Foto: David Brodesser)

Sehr auffällig sind auch die vielen Jugendfahrer, die echt ziemlich abgehen. An der Strecke beobachte ich mehmals Szenen, wie die jungen Wilden von ihren Betreuern (Eltern?) angefeuert und versorgt werden – die eigene Familie als persönlicher Fan-Club und Support-Team in einem! Diese Konstellation scheint ein gängiges Erfolgsmodell zu sein. Es macht Freude zu sehen, wie Cross Country Racing von den vielen Hobby- und Nachwuchsfahrern gelebt wird und ich hoffe, dass die meisten von ihnen dem MTB-Sport lange treu bleiben. Für klasse Race-Action sind sie auf jeden Fall unersetzlich! Das Gleiche gilt natürlich auch für die ausrichtenden Vereine, die durch ihr ehrenamtliches Engagement solche Veranstaltungen erst möglich machen.

Es folgen weitere Impressionen vom X-Hardt-Event:

Jannis fliegt mit Rückenschutz: Vorbildlich!