Leerer Blick aber das Podium im Sicht: Ich (nuts) um 6 Uhr morgens!

„Das war’s dann“, denk ich mir, als Chris am Ende der Downhillsektion zu Boden geht und das Rad mächtig mit der Kette rasselt, als er wieder losfahren will… glücklicherweise haben wir die Nachtszenen in der Nacht nach dem Rennen gedreht, weshalb dieser Ausfall ohne Folgen bleibt. Doch auch das Rennen an sich hat einige spannende Momente für uns bereit gehalten. Nach meinem gelungenen 24h Rennen Auftakt im letzten [Bericht & Video] ist klar gewesen, dass ich auch 2010 wieder am Start sein würden. Und es hat sich erneut gelohnt:

Rennvideo – 24h von Finale Ligure 2010: im IBC TV ansehen

Das Höhenprofil der Strecke

Das Organisatorenteam um Lorenzo und Riccardo hat sich mächtig ins Zeug gelegt und durch eine Streckenverlängerung um 3km dafür gesorgt, dass das Problem mit dem Überholen etwas besser geworden sein sollte. Schließlich haben sich auf dem Campingplatz oberhalb von Finale Ligure an diesem Wochenende wieder 1800 Starterinnen und Starter eingefunden, die gegeneinander Fahren und miteinander feiern wollen. Wie gewohnt macht das ganze Rennen nicht wirklich den Eindruck eines harten Wettkampfs und nach wie vor ist die Strecke teilweise sehr gefährlich. Nicht ohne Grund werden die 24h von Finale unter Solofahrern als das härteste 24h Rennen gewertet.

Und dann geht es los. Als kleines Schmankerl, und um die Stadt Finale Ligure noch ein bisschen mehr einzubinden, hat in diesem Jahr der Start der Teams direkt im Zentrum von Finale stattgefunden und so darf unser Startfahrer gleich mal eine kleine Bergetappe fahren, bevor es auf die eigentliche Runde losgeht. Also Schwalbes Furious Fred mit fünf Bar montiert und als fünfter aus dem Tal gekommen – ein gelungener Start. Doch dann schon das erste Problem: Ein Streckenposten schickt Tobi auf die Runde und nicht durch Start/Ziel. Das Ergebnis: Eine Runde umsonst gefahren und auf den 97 Platz gerutscht. Und das alles, bevor die erste reguläre Runde gefahren ist… schon jetzt wird es Zeit, anzugreifen. Während Tobi mit den Organisatoren diskutiert, brettern Tom und dann Flo über die Strecke und Flo zieht es dank plattem Reifen vor, die letzten sechs Kilometer der Runde zu rennen. Ziemlich erfolgreich wie sich zeigt, denn seine Rundenzeit ist gar nicht mal viel schlechter, als die anderen Zeiten. Insgesamt sind die Rundenzeiten durch die verlängerte Strecke deutlich nach oben gegangen und liegen am Ende bei durchschnittlich 36:48min. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und der Start ist holprig.

Als ich von meiner ersten Runde komme, könnte ich spontan verzweifeln. Der Verkehr auf der Strecke ist trotz Verlängerung extrem gewesen, in allen schnellen Passagen sind noch viel mehr langsame Fahrer gewesen und schlimmer noch bin ich die komplette Runde hinter einem extrem schnellen anderen Fahrer hergejagt. Das Ergebnis: Ich huste, huste und huste. Einmal mehr zeigt sich Finale Ligure als staubiges Pflaster und wer das Video anschaut, wird einen Eindruck von den Bedingungen bekommen. Oder habe ich vielleicht auf’s falsche Pferd gesetzt? Nach dem Hardtailritt im letzten Jahr habe ich dieses Jahr ein Yeti ASR 5 Carbon als fahrbaren Untersatz gewählt. 130mm am Heck sollten der Strecke die Ruppigkeit nehmen und andererseits sind 11,1kg (mit Reset Racing Pedalen) noch nicht zu viel Gewicht. Vorerst heißt es aber Abwarten – noch sind erst sieben Stunden vergangen. Und tatsächlich: Als es wieder in die Nacht geht, haben wir uns auf den 8. Platz bei den Achterteams nach vorne gearbeitet und jetzt geht es richtig los. Der Plan ist es, bis um Mitternacht in der gewohnten Reihenfolge zu starten und dann unsere schnellsten Fahrer für das Finale am nächsten Tag zu schonen, während vier von uns die Nacht zum Tag machen und voll attackieren.

Thomas Fritsch unterwegs in der Nacht der grellen Lampen!

Die Nacht scheint uns zu mögen. Kurz vor dem Rennen hat Harald Philipp mir in München ein schweres Paket mit Lupine Lampen vorbei gebracht und was sonst am Lenker von interessierten Kunden hängt, brennt uns nun durch Nacht und Staub. Im Gegensatz zum Tag regelt sich der Verkehr so von alleine und die Rundenzeiten sind teilweise besser als am Tag. Am frühen Morgen staunen Tom, Chris, Hanne und ich nicht schlecht, als wir den Pfingstsonntag zwar mit leerem Tunnelblick aber auf dem zweiten Platz bei den Achterteams beginnen. Jetzt ist auch klar, dass das Yeti genau das richtige Rad ist. Für die Nacht ist auch Tom auf das leichte, handliche und vor allem Fehler verzeihende Bike umgestiegen. Einziger Haken scheinen die Schwalbe Fat Alberts gewesen sein, denn der starke Grip kann gar nicht genutzt werden, wenn zu viele langsame Fahrer die Ideallinie blockieren. Der Rest des Teams fährt Nobby Nics und Rocket Rons mit Ghetto-Tubeless Lösung. So blubbert es zwar munter nach der Runde aber wir haben keinen weiteren Platten zu verzeichnen und profitieren vom deutlich geringeren Gewicht dieser Lösung.

Am Ende der Nacht sind wir wieder ganz vorne angekommen und sogar die Temperaturen passen.

Also rein ins Finale, die letzten Stunden stehen an und beginnen gleich mit einem schweren Crash, der zu einer kurzfristigen Streckensperrung führt. Im Stau hinter der Unfallstelle sammeln sich immer mehr Radler und schnell erkennt unser Flo auch die Startnummern der hinter uns fahrenden Teams. Neustart nach 20 Stunden – wer hätte das gebraucht? Jetzt geht der Fight erst Recht weiter aber Überholpech, zwei weitere Crashes von Tobi und extrem stark auffahrende Gegner sorgen dafür, dass wir um 13 Uhr wie schon im letzten Jahr als drittes Team bei den Achterteams über die Ziellinie kommen.

Knappe drei Minuten hinter dem gleich Team, dass uns schon im letzten Jahr schlagen konnte. Staubig, zerschlagen und voller Schürfwunden. Und überglücklich. In der Gesamtwertung liegen wir auf dem siebten Platz und sind auch damit mehr als zufrieden. Den ersten Platz hat sich das Team „MTB University of Finale“ mit erdrückender Überlegenheit gesichert. Ehemalige Straßenrennfahrer, die Tour Etappen gewonnen haben, Mountainbikeprofis… deren Tempo ist so unglaublich, dass ich nichts weiter dazu schreibe.

Wie sieht’s bei euch aus? Wer von euch ist auch in Finale dabei gewesen? Nach den Erfahrungen aus diesem Jahr steht jedenfalls fest, dass wir auch nächstes Jahr wieder am Start sein werden!

Team Lokomotive Stuttgart – Chris, Chris, Flo, Hanne, Jo, Tobi, Tobi und Tom

Bilder von Johannes Merg (hanne87), Tobias Stahl (nuts), René Wagner und dem Sportograf Team.

Video von Tobias Stahl (nuts), Musik: Scomber – Shadow Dance (ccmixter.org)

Weitere Information auf 24hfinale.com

  1. benutzerbild

    zischi

    dabei seit 04/2010

    Servus Ihr Hobbits und Orks usw,
    auch ich/wir waren dabei und es war erstklassig! Für mich war es das 2.mal und es ist bestimmt nicht das letzte mal gewesen. Die Strecke ist fantastisch gewesen und die Organisation einfach locker. Für uns galt es nicht um den Sieg zu fahren, doch konnten wir das Rennen gut durchfahren. Der olympische Gedanke zählte! Leider hatten wir schon vor Beginn einen Ausfall (Mitfahrer mit Schnubbe) zu verzeichnen, so daß wir nur zu dritt waren. Deshalb lautete unser Motto, bloß nicht letzter werden, was auch geklappt hat smilie. Unter den Hobbyisten waren wir nachher 4.
    Fürs nächste Jahr müssen wir terminlich wieder schauen, aber wenns hin haut, dann sehen wir uns wieder.

    Grüße aus Ammerbuch

  2. benutzerbild

    Athabaske

    dabei seit 08/2008

    Zwar bin ich nur als Touri am "day after" die Strecke geradelt, aber ich bin immer noch begeistert davon - vom Video bekomme ich fast schon Gänsehaut!

    Im Verlauf des Urlaubs bin ich die Runde dann fast ein halbes Dutzend mal gefahren und allein die Streckenführung wäre für mich ein Grund beim Rennen mitzumachen und mitzuleiden.

    Allergrößten Respekt an die Einzelfahrer, die eine derart anspruchsvolle Runde in solchen Durchschnittszeiten zurücklegen!

  3. benutzerbild

    cännondäler__

    dabei seit 10/2003

    ....übrigens noch ein kleines Detail unserer Renntaktik, welches ich gerne verrate und zur Nachahmung empfehle:
    Gebt eurem Startfahrer für die Warterei in Finale vor dem Massenstart 2-3Euro mit für Eis aus dem genialen Eiscafe auf der linken Seite des Platzes und er wird es Euch mit einer fulminaten Startrunde danken!
    cännondäler

  4. benutzerbild

    Mishima

    dabei seit 11/2007

    JaJa - diese Eisdiele!
    Ist das I Tüpferl an dem ganzen Wochenende smilie, und man kann praktisch essen soviel man will, als Einzelsterter sowieso!

    Und mit dem Eis geht man dann gegenüber zu dem kleinen Radladen in der Gasse und schaut sich Edelracer auf lightweight an - Guten Appetit smilie


    smilie

  5. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!