Schlammig, stickig, fast wie Kleber. Zu kurz springen, über den Lenker gehen, abschmieren. Champery bleibt Champery und das Rennen am heutigen Samstag war ein Freudenfest für jeden Zuschauer (mit dem kleinen Abstrich, dass ein extrem nerviger Fan sein blödes „PEDAL“ Plakat direkt vor der letzten Kamera vor dem Ziel in den Himmel recken musste…).

Weniger erfreulich sah die Leistung teilweise bei den Damen aus. Sie hatten durch die Bank extrem mit den Bedingungen zu Kämpfen, denn ohne weiteren Regen wurde der Matsch des Vortages extrem klebrig und trotz der Steilheit schienen die Räder nicht wirklich rollen zu wollen. Immerhin blieben die heftigen Stürze aus und die Abstände fielen etwas kleiner aus, als bei der Qualifikation. Nicht wirklich gut lief das Rennen von Nicole Beege, die zwar dank Claudio richtig ausgesprochen wurde aber mit über zwei Minuten Rückstand 18. wurde und es als einzige Deutsche ins Finale geschafft hatte. Doch Downhill ist bei den Damen momentan ohnehin Sache der Französinnen. Erneut stehen auf dem Podest vier von ihnen schön aufgereiht, Tracy Moseley kann als fünfte immerhin auf 12 Sekunden an die Siegzeit heranfahren. Vor ihr liegt auf Platz drei Myriam Nicole, die eine fantastische Qualifikation gefahren hatte (16 Sekunden Vorsprung), im Rennen jedoch nicht fehlerfrei bleiben konnte und sich mit den klebrigen Bedingungen deutlich schwerer tat als die Worldcup Führende Sabrina Jonnier, die fünf Sekunden vor ihr auf den zweiten Platz fährt und dabei selbst noch satte fünf Sekunden hinter der Weltmeisterin Emmeline Ragot (natürlich ebenfalls aus Frankreich) zurückbleibt. Auch wenn einige männliche Zuschauer (vor dem heimeligen Computerbildschirm) kein Verständnis für die Leistung der Damen zu haben schienen muss ganz klar gesagt werden, dass diese Strecke unter diesen Bedingungen eine unglaubliche Herausforderung darstellt. Im Hinblick auf die eigene Gesundheit und das Wohl aller ist es dann nur vernünftig, das Tempo zu drosseln und zumindest bei seinem Fahrrad zu bleiben.

Die kompletten Ergebnisse der Damen findet ihr hier.

Unser Video vom Finale

World Cup 2010 # 4 – Champery – Finale: im IBC TV ansehen

Etwas weniger vernünftig gingen da schon einige Herren zur Sache – selten hat man so viel Aktion jenseits des Limit zu sehen bekommen. Trauriges Negativereignis: Nico Vink musste vom Helikopter abgeholt werden; die diagnostizierte Wirbelstauchung ist jedoch weniger schlimm als erwartet und am Ende des Tages wurde er schon wieder auf den Beinen gesehen. Ebenfalls nicht bis ins Ziel kam Joris Bigoni, dem bei einem Crash der Lenker brach und der deshalb nicht weiterfahren konnte. Die erste saubere Leistung im Rennen lieferte dann gleich Ben Cathro. Als gefühlt letzter Fahrer, der noch auf einem Orange unterwegs ist, eröffnete der riesige Brite das Finale der Herren und schoss sich am Ende auf den 37. Platz. Während viele sich an seiner Zeit die Zähne auszubeißen schienen, pulverisierte Ruaridh Cunningham diese Zeit um über 15 Sekunden und blieb am Ende auf Platz 10, obwohl er schon als 26. auf die Strecke begeben hatte. Auch er durfte lange im Hotseat bleiben, da weder Benny Strasser (62.), noch Mick Hannah (54.), Justin Leov (44.), Cameron Cole (35.) noch der als fünfter unglaublich gut qualifizierte Wyn Masters an dieser Zeit etwas rütteln können. Auf Platz 29 landet Stylemaschine Cedric Gracia. Seine Fans strecken ihm entblößte Hintern entgegen, er zieht lockere One Foot Tabletops über den dicksten Sprung am Ende der Strecke – genial und eine echte Bereicherung für den Worldcup. Ähnlich beliebt aber dieses Jahr nicht wirklich erfolgreich wird später noch Steve Peat auf Platz 18 fahren.

Nun aber zu denen, die an der Zeit von Cunningham rütteln können. Da wäre einerseits Chris Kovarik, der nach Crash am Morgen zwar nicht laufen kann, aber sich auf den neunten Platz schiebt. Direkt vor ihn kommt Aaron Gwin von Yeti, der glücklicherweise trotz Disqualifikation starten konnte und einen sauberen Run auf Platz acht ablieferte. Vor ihm landen Damien Spagnolo (5.), Brook Macdonald (6., Rennen seines Lebens) und Fabien Pedemanaud (7., zeigte schon in Maribor, dass auf solchen Strecken mit ihm zu rechnen ist).

Doch dann kommt der Fight um die Spitze. Greg Minnaar startete schon weit vor den Top 10 und pulverisierte die Zeit von Aaron Gwin um satte 8 Sekunden. Unglaublich nochmal dieser Schritt doch am Berg stehen noch einige Fahrer, denen alles zuzutrauen ist. Sam Blenkinsop hatte die Qualifikation gewonnen und ist ein Technikass, schafft jedoch keinen Fehlerfreien Lauf und muss sich knapp geschlagen geben. Noch knapper verpasst Brendan Fairclough den Griff nach derm ersten Sieg seiner Karriere. Der Brite fährt geniale Lines und scheint dauerhaft grinsen zu müssen, verliert jedoch am Ende fast fünf Sekunden auf den Mann, der alle anderen wegtritt: Gee Atherton.

Mit einer extrem sauberen Fahrt bringt er fast drei Sekunden zwischen sich und Greg Minnaar, wodurch der Abstand an der Spitze des Klassements ein wenig kleiner wird und sich die beiden dennoch weiter von den direkten Verfolgern hinter ihnen absetzen. Der Zweikampf der Saison 2010 wird so munter weitergehen und ich wüsste zu gerne, wo Sam Hill in dieser Konstellation stehen würde, wenn er sich nicht in Fort William zerschossen hätte. Den Auskünften aus dem Fahrerlager zu Folge dürfen wir frühstens zur Weltmeisterschaft mit einem Comeback rechnen, eher jedoch noch danach. Die Revanche für Val di Sole wird dem verletzten Australier also auch noch genommen…

Die kompletten Ergebnisse der Herren findet ihr hier.

Traurig verlief der Rennlauf von Romain Paulhan. Der französische Meister, der sich mit der besten Zeit im gezeiteten Training überhaupt erst bemerkbar gemacht hatte und sehr gut unterwegs war, crashte und hatte danach mit seinem Visir zu kämpfen. Trotz energischer Schläge gegen das Plastikteil musste er nach dem Crash erneut anhalten, den Helm abnehmen und landete so auf einem enttäuschenden 77. Platz. Da wäre deutlich mehr drinnen gewesen – mal sehen, was er in Val di Sole reißen kann! Ebenfalls nicht gut lief der Lauf von Ex-Junior Danny Hart. Danny fährt eine bislang extrem saubere Saison mit hervorragendem Style, konnte sich jedoch nur auf den 22. Platz stylen und wird mit Sicherheit ebenfalls beim nächsten Lauf wieder in den Top 10 erwartet werden dürfen.

Alles in Allem also ein sehr ereignisreiches Worldcup Rennen auf der wohl schwersten Strecke der Saison und auch der letzten Jahre. Erfreulich war die Freecasterübertragung mit Rob Warner, die zwar nicht immer ein Bild liefern konnte, jedoch fundiert und gewohnt lässig das Rennen kommentierte.

Bilder gibt es endlich wieder von Hoshi Yoshida, der unmittelbar vor dem Herrenfinale mit Ersatzkamera doch noch Champery erreicht hat und der uns in dieser Saison bislang immer mit hervorragenden Bildern versorgt hat. Für alle, die es nicht mitbekommen haben sollten: Sein gesamtes Equipment ist vor dem Rennen geklaut worden. Videos werden in den kommenden Stunden online gehen.

  1. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    CRC Team-Video:

  2. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    [ame="http://vimeo.com/13631620"]World Cup 2010 # 4 - Champery - finals on Vimeo[/ame]

  3. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Team-Video Mondraker in Champery:

  4. benutzerbild

    sxrider

    dabei seit 11/2007

    ich bin die strecke gefahren... omg das ist einfach nur krass, leider hatte ich kein fallschirm dabei

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