Der bayerische Jung aus Bad Aibling hat sich vor allem als Dirtjump-Ass einen Namen gemacht. Doch genauso gerne wie auf seinen heimischen Sprunghügeln bewegt der Giant-Teamfahrer sein Bike auf hochalpinen Trails oder im Bikepark. Im IBC-Interview spricht er über seine Pläne für 2011 und die hiesige Dirtjump-Szene.
(Aufmacherfoto von David Ulrich)
Die Saison nähert sich ihrem Ende und die letzten Tage auf den Outdoor-Dirtlines stehen bevor. Wie sieht dein Training im Winter aus, bereitest du dich gezielt auf die nächste Saison vor, zum Beispiel mit neuen Tricks? Geht es in den warmen Süden oder hast du andere Alternativen zu der geschlossenen Halle in Emmering?
Die geschlossene Halle in Emmering ist schon ein trauriger Punkt. Aber ja, ich bereite mich klar gezielt auf die nächste Saison vor. Mir ist nach jedem Jahr auch immer ein Cut wichtig, der so aussieht, dass ich die Bikes erstmal komplett auf die Seite stelle und mich dem Fitness-Training im Studio und vor allem dem Skifahren und Eishockey spielen widme. Ab Januar/Februar steige ich dann mit voller Motivation wieder auf mein Rad. Diesen Winter werde auf jeden Fall in den Süden fliegen, um dort trainieren zu können. Eventuell geht es auch mal für ein paar Wochen in’s Camp Woodward, um progressiv neue Tricks lernen zu können.
Nimmst du auch an der Homegrown-Tour vom Rider Mag teil? Reizt dich dieses Format oder fehlen dir da die größeren Sprünge?
Ich bin schon mal in München bei einem Stopp der Homegrown-Tour mitgefahren und das lief sogar ganz gut – aber grundsätzlich liegt mir das Format nicht so sehr. Ich bin zugegebenerweise kein Held im Skatepark fahren, sondern nutze die Zeit neben dem Dirtjumpen lieber, um in die Berge zum Freeriden zu gehen und richtig Mountainbike zu fahren.
Wallrides gehören zu den Lieblings-Moves von Mr. Wittman:
(Foto: Trailmaster Wildkogel)
Amir Kabbani trainiert auch viel im Fitnessstudio. Arbeitest du auch am Muskelaufbau als Schutz vor Verletzungen und Dysbalancen oder wird es dir beim Eisenstemmen schnell zu langweilig?
Amir im Fitnessstudio? Kaum zu glauben (grinst). Nein, Spaß beiseite – es ist für jeden von uns wichtig, ins Studio zu gehen und es macht auch Spaß, wenn man nicht gerade allein trainieren geht. Es ist definitiv ein Schutz vor Verletzungen. Ich will nicht wissen, wie mein Sturz in Saalbach dieses Jahr ohne Training in der Sportschule Puch FFB ausgegangen wäre.
Wie bist du bei deinen Anfängen auf den Bikesport aufmerksam geworden? Gibt es da ein besonderes Schlüsselerlebnis?
Durch Freunde, die damit anfangen haben – das hat mich motiviert mir auch ein Bike zu kaufen und nachdem Sportarten wie Fußball, Tennis und Co auf Dauer langweilig wurden, war das Biken der erste Sport, der mich nicht mehr losließ.
Mittlerweile bist du ein bekannter Bikeprofi. Wie hat dieser Job deine Einstellung zum Fahren verändert?
Eigentlich nicht viel. Ich gehe wie jeder dann fahren, wenn ich Lust darauf habe – was zum Glück fast immer der Fall ist. Das einzige was mir manchmal auffällt ist, dass stylische Tricks durch die krasse Progression der technischen Tricks, etwas auf der Strecke bleiben und man solche eigentlich viel zu wenig macht. Style ist immer noch das Wichtigste bei unserem Sport!
Du hast deine kaufmännische Ausbildung mittlerweile beendet. Was steht als nächstes an – der Full-Time-Job als Bikeprofi oder doch eher ein Studium?
Ja, dank meinem Ex-Klamotten-Sponsor Maloja konnte ich meine Ausbildung im Frühjahr erfolgreich beenden und bin seitdem Full-Time mit dem Bike unterwegs. Das funktioniert im Moment ganz gut und da für nächstes Jahr noch einiges neues ansteht, könnt ihr gespannt sein…
Der Corked 720 hat Andi den Best-Trick-Award beim Vienna Air King beschert:
(Foto von Lars Scharl)
Dieses Jahr hast du mit deinem Corked 720 bei Wettkämpfen viel Aufmerksamkeit bekommen. Planst du schon den nächsten ultimativen Trick für 2011?
Klar, die Konkurrenz schläft ja auch nicht. Ich übe schon fleißig auf dem Trampolin, aber dazu mag ich noch nicht zu viel verraten.
Für deinen 720 kam die Inspiration vom Freestyle-Skiing. Welche Sportarten verfolgst du ebenfalls, um deren Einflüsse auch auf deinen Fahrstil wirken zu lassen?
Ja genau, der Freeskier Bene Mayr hat mir die Bewegung beigebracht. Freeskiing ist wirklich die perfekte Sportart um sich neue Tricks abzuschauen.
Dirtbiker sind auch auf heftigen Contests häufig nur mit Halbschalenhelm, T-Shirt und Knieschonern unterwegs. Nur wenige Fahrer tragen Full-Face-Helm und/oder einen Lett Breace (z.B. Mike Montgomery). Wie handhabst du die Protektorenfrage? Macht zuviel Schutzkleidung übermütig oder sieht es einfach nur uncool aus?
Ich fahre immer mit Helm, Knie-, Schienbein-, Sprunggelenk- und Ellenbogenschonern. Bei krassen Events trage ich dann durchaus auch noch eine Protektorenhose und einen Fullface-Helm.
Fullface-Helme fahre ich auch im Gelände, in der Natur, also dort, wo es auch durch äußere Einflüsse mal einen Crash geben kann. Beim Dirtjumpen ist alles sehr definiert und kontrolliert, da ist mir das größere Sichtfeld viel wert. Meine Meinung: Protektoren sind nie uncool! Lieber zu viele, als zu wenig!
Beim Crankworx-Slopestyle in Colorado gab es mehrere schwere Verletzungen u.a. auch Wirbelfrakturen. Wie gehst du mit den Risiken deines Sportes um? Beschäftigen dich Worst-Case-Gedanken manchmal und hast du eine spezielle Versicherung abgeschlossen (Berufsunfähigkeit oder ähnliches)?
Das Risiko gehört dazu, aber es ist auf keinen Fall immer in meinem Kopf drin. Blöd gehen kann es immer und überall und mir ist bei allem was ich mache verdammt wichtig, dass es kontrolliert und sicher ist und immer einen Ausweg gibt (z.B. vom Bike absteigen etc.), um sich zu retten. So eine Versicherung habe ich natürlich abgeschlossen, wie gesagt, blöd ausgehen kann es immer mal.
Was geht in deinem Kopf vor, wenn du die riesigen Gaps und Drops bei Slopestyle-Contests siehst? Sind dir saubere Dirtjump-Lines lieber als die dicken Stunts im Crankworx-Stil?
Nein, ich bin Fan von großen Sprüngen. Der Unterschied ist, dass oft große Sprünge gebaut werden, die noch dazu echt scatchy zu fahren sind und genau dann wird es gefährlich.
Markus Greber von Skyshot hat mit seiner Drohne tolle Aufnahmen von Andis Contest gefilmt:
Mit der „Bavaria Super Session“ stellst du auch ein eigenes Dirtjump-Event auf die Beine. Machst du dabei bewusst einiges anders als die Veranstalter der üblichen Wettkämpfe, weil du als Fahrer besser beide Perspektiven kennst?
Genau auf den Punkt getroffen! Bei meinem Event geht es ganz klar um den Spaß am Fahren und um kreative Ideen, welche die Fotografen und Filmer shooten sollen. Dieses gutes Material können sie dann veröffentlichen. Dieses Jahr war es wieder super, alles hat perfekt gepasst. Vielen Dank nochmal an alle Helfer und an Red Bull, die das ganze ermöglicht haben.
Wie würdest du die Dirt- und Slopestyle-Szene in Deutschland beschreiben? Sind die Fahrer wie eine große Familie oder prägt der Wettkampfgedanke die Sessions bei den großen Contests?
Klar, im Prinzip sind wir eine große Familie: Jeder macht annähernd das Gleiche und jeder hat die selben oder ähnlichen Ziele vor Augen. Für mich ist ein wichtiger Punkt, dass sich alle Sportler gegenseitig akzeptieren, respektieren und vor allem jedem anderen Fahrer seine Erfolge gönnen und mit ihm feiern können. Der Spaß sollte im Vordergrund stehen: „When you’re having fun, that’s when the medals come!“
IBC-User BKM-SE war mit seiner Kamera bei Andis Contest „Bavarian Super Session“ dabei:
Bavarian Super Session: im IBC TV ansehen | |
Wenn du dir die Szenen und Spots in Großbritannien, Frankreich und Polen anschaust – was können wir uns von unseren Nachbarn abgucken? Unterscheiden sich die Trails dort merklich von den Spots bei uns?
Ja, auf jeden Fall – ich kenne vor allem Spots in Großbritannien und Frankreich, die einfach mehr dem Ursprung unseres Sports entsprechen. Speziell natürlich die Dirtjump-Trails sind einfach noch technischer und sehr im „Trails Style“ – bei uns werden meistens Autobahnen gebaut um möglichst alle „Big Tricks“ in eine Line zu packen. Ich vermisse ein bisschen die technischen Trails. Richtig gut ist der Fahrer, der die „Big Tricks“ auch in diesen auspacken kann.
Letzte Frage: Welche Fahrtechnik-Tipps würdest du einem Dirtanfänger geben, damit er von Anfang an viel Spaß beim Dreckspringen hat?
Klein anfangen: Also erst auf Tables gehen und die Basics lernen. Wenn das sitzt, dann heisst es erstmal: Fahren, fahren, fahren – denn nur so kriegt man Style und Sicherheit. Dann kann mit den Tricks beginnen!
Danke für das Interview und viel Spaß während der Off-Season!
Ich sage danke und bis bald auf den Trails oder in den Bergen, Servus!
Bis die neue Homepage fertig ist gibt es Andis News HIER
13 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDer 720er Cork ist echt unglaublich gut. Wer hätte vor einigen Jahren gedacht das sowas geht...
Jordie Lunn in 2006 und Atze Etzold 2008 (zumindest so ähnlich sah das aus)
Andis neuer Film "Framed" kommt in Kürze online. Bilder vom Dreh:
http://andiwittmann.blogspot.com/2010/11/framed-videoproject.html
Should be good!
Andis neuer Film "Framed" feiert seine Premiere heute Abend ab 19 Uhr im Vice (München) im Rahmen der Foto Vernissage.
Andi ist ins Global Freeride Team bei Giant aufgestiegen!
Zur Meldung Giant Freeride Team
Ride on,
Marc
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: