Red Bull District Ride 2011 – das Super-Event aus einer etwas anderen Blickweise
Fast mittig liegt sie im Freistaat, die über 500.000 Einwohner fassende, mittelfränkische Stadt Nürnberg. Erbaut wurde sie vor knapp 1000 Jahren, im Mittelalter, 100 Jahre bevor sich Ritterturniere als unterhaltsame Großveranstaltung im Volk etablierten. Dienten sie einst nur dem Kräftemessen und der Unterhaltung des Adels, so wollte das Volk zunehmend gleichermaßen, von den dort aufgebotenen Kämpfen unterhalten werden. Wie die bis heute erhaltenen, eindrucksvollen Bauwerke dieser Epoche zeigen, war der Adel in Nürnberg durchaus gut vertreten, was darauf schließen lässt, dass wohl auch hier das eine oder andere Ritterturnier stattgefunden haben muss. Die tollkühne Ritterschaft jener Zeit waren Helden für das meist so arme Volk. Für ein paar wenige Stunden ließen die Turniere das Volk seinen tristen Alltag vergessen. Knapp 1000 Jahre später hat sich an diesem Prinzip im Wesentlichen nicht viel geändert. Zwar ist das Volk nicht mehr arm, auch kann es sich kaum noch über einen tristen Alltag beschweren, dennoch verlangt es nach Idolen. Idole, die dafür sorgen, das Volk vom Alltag abzulenken.
Aus diesem, soeben beschriebenen Grund kommen auch heute noch Massen an Menschen an einem Ort zusammen, um ihre Helden zu feiern und sich von ihrem Handeln begeistern zu lassen. So auch in Nürnberg, jener mittelalterlichen Stadt, in der sich knapp 70.000 begeisterte Zuseher von einer Art modernem Ritterturnier in dessen Bann ziehen ließen. Die Ritter, die Helden, die Idole der Moderne, sie hören auf die Namen Pilgrim, Söderström, Semenuk und Kabbani. Nicht zu vergessen, der Ritter aus den eigenen Reihen des Nürnberger Volkes, Tobi Wrobel. Sie und viele weitere, aus allen Herren Ländern angereist, boten dem Volk eine Vorstellung, dass es so schnell wohl nicht mehr vergessen wird. Die einst so wertvollen und unverzichtbaren Pferde mussten weichen. Mountainbikes dienen den Bikern, den Rittern der heutigen Zeit, nun als Gefährt. Ihre Turnierplätze, in der Altstadt verteilte Holzrampen, sogenannte Districts. Umrahmt von dieser urbanen Kulisse zeigten die Biker dem unterhaltungslüsternen Volk atemberaubende Sprünge. Über Distanzen bis zu 15 Metern schießen sie sich in eine Höhe von 10 Metern über dem Boden und vollführen dabei Tricks wie den Superman, den Tailwhip oder auch den Backflip. Die Mutigsten von ihnen wagen sogar Kombinationen über die lange Distanz, Backflip-Tailwhip, Backflip-Nohand oder gar einen Backflip-Superman-Seatgrap.
In Scharen strömte das sensationsgierige Volk durch die Gassen der Altstadt, um sich die besten Plätze am Rand des Turnierplatzes zu sichern. Gespannt wartete die Menge auf ihre Helden, von denen gar unvorstellbare Leistungen erwartet wurden. Laute Musik heizte das Publikum an und brachte die Stimmung zum kochen. Der Beifall des wartenden Publikums übertönte jedoch jegliches Geräusch im Umkreis der Innenstadt, als sich endlich der erste tollkühne Held von der Burgmauer ins Spektakel stürzte. Ein District nach dem Anderen wurde in Angriff genommen, ständig umrahmt von Tausenden, die sich an der gezeigten Luft-Akrobatik kaum sattsehen konnten. Einer nach dem Anderen flog an den Massen vorbei und löste bei diesen gar unüberhörbaren Applaus aus. Sichtlich genossen diese modernen Ritter den Beifall, der ihnen gespendet wurde. Doch wie es sich für einen Wettkampf gehört, kann nur einer die Gunst des Publikums erlangen – der Sieger. Hart wurde um den Sieg gekämpft und oft mussten die Protagonisten dies mit ihrem eigenem Blut bezahlen. Doch gab es auch jene, die den Platz des Ruhmes ohne Blessuren verlassen konnte, und dennoch die irrwitzigsten Kombinationen zeigten – das erwartet man eben von einem Sieger. So stand gegen Ende ein Mann ganz oben, gefeiert von den Massen, geschätzt von den Mittbewerbern – Sam Pilgrim. Der zahnlose Recke von jenseits des Ärmelkanals – ein Ritter, der dem Volk wohl so nahe ist wie sonst keiner. So gingen die Spiele zu Ende, und nur wenige Stunden später war von diesem gigantischen Spektakel kaum mehr etwas zu sehen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Volk vor Begeisterung nach einer Wiederholung verlangt.
Wer dieses gigantische Spektakel verpasst hat, der solle einen Blick auf folgende bewegte Bilder werfen – viel Spaß dabei!
RedBull DistrictRide 2011 – MTB-News Edit von crossie auf MTB-News.de
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