MTB-News: Jasper Jauch – der Name geht flüssig über die Lippen. Dennoch kennen Dich vermutlich viele User noch nicht. Stell Dich doch erstmal kurz vor!

„Ich bin 20 Jahre alt, wohne derzeit in Hannover und habe im Juni diesen Jahres mein Abitur abgeschlossen. Ich fahre seit 2008 aktiv Mountainbike. Begonnen hat bei mir alles mit einem Baumarktrad auf der Straße, erst durch viel Unterstützung von Stephan Mangelsdorff kam es dann zu einem richtigen Mountainbike. Nach dem Abi beschloss ich mir ein Jahr Zeit zu nehmen, es in der Fahrrad Branche vielleicht als „Profi“ zu versuchen. Derzeit bin ich vor allem für Liteville, Magura und Fluid 24 unterwegs.“

Das heißt Du wirst jetzt Profi?

„Profi ist man, wenn man davon leben kann. Im Moment kann ich das noch nicht und es sieht auch nicht so aus, als ob sich das in geraumer Zeit ändern wird. Meine Sponsoren unterstützen mich vor allem materiell, was leider für eine eigene Wohnung und ein schnelles Auto nicht ausreicht …“

Neulich habe ich einen Artikel über Dich im Süddeutsche Zeitung Magazin gelesen – das schaffen die wenigsten Biker, angehende Jungprofis schon gar nicht. Wie kam es dazu?

„Die Zusammenarbeit ist vor 7 Jahren entstanden. Damals habe ich noch nicht mal an Mountainbiken gedacht und der Bericht hat damit auch eigentlich wenig zu tun. Er befasst sich viel mehr mit meinem Privatleben und meiner Lebensgeschichte. Heute ist MTB somit der größte Teil meines Lebens und gehört somit auch in diesen Artikel.“

Laut dem Bericht hast Du drei Jahre zu einem Stundenlohn von 5€ für dein erstes DH-Bike gearbeitet – das nenne ich mal Dedication. Hätte es ein günstigeres Rad nicht auch getan?

„Wie immer ist die Zeitung nicht ganz genau gewesen. Es waren mehrere Fahrräder. Erst das Hardtail, dann das Fully, das nicht lange lebte. Darauf folgte dann ein weiteres Fully und dazu gehören ja auch jede Menge Anbauteile. Die Summe ergab dann 3 Jahre Arbeit.“

Was für ein Rad war denn dein erstes Mountainbike?

„Das Hardtail war ein CMP Firestorm. Damit bin so ziemlich alles gefahren und gesprungen was mir unter die Augen kam. Mein erstes Fully war dann ein Fusion Whiplash, das sich nach dem ersten Baumstumpfkontakt auch schon wieder verabschiedete. Wohl gemerkt bevor es abgearbeitet war. Es musste ein neues Rad her, und so kam ich über ein Co-Sponsoring zu Alutech. Dadurch bin ich auch direkt Lizenzfahrer geworden.“

Wie siehst Du denn die Förderung im DH-Sport in Deutschland allgemein?

Interessantes Thema. Ich habe sehr viel Förderung vor allem von Freunden bekommen. Die Förderung allgemein finde ich „ausbaufähig“. So ist die Zusammenarbeit mit dem BDR zwar besser geworden, aber in manchen Sachen immer noch schwierig. Geld gibt es in Deutschland für Downhiller sowieso keines. Weder von Sponsoren, noch vom BDR, geschweige denn beachtliche Preisgelder. Aber ich denke der Sport ist auf einem guten Weg und es wird sich wieder ändern.

MTB-News: Was müsste sich in Deutschland ändern, damit unsere Downhiller ganz nach vorne fahren?

„Dabei spielen viele Faktoren ein Rolle. Es gibt in Deutschland eine einzige Firma, die Profis im Gravity Bereich anstellt und das, obwohl wir in Deutschland einen sehr großen Fahrradmarkt haben. Ein Faktor wäre, das es mehr Fahrer bräuchte, die dafür bezahlt werden und dementsprechend härter trainieren und dann nach vorne fahren. Allerdings gibt es da noch sehr viel mehr Faktoren wie beispielweise die Mentalität etc.“

Der Downhill Sport bekommt in den Medien derzeit etwas mehr Aufmerksamkeit, wie findest du das?

„Generell ist das natürlich nur wünschenswert, allerdings bin ich derzeit nicht ganz glücklich damit. In den meisten Berichten sind wir nur kranke Adrenalin-Junkies, die sich hirnlos über waghalsige Sprünge schanzen. Ähm was machen denn dann Abfahrts-skifahrer? Ich finde es müsste viel mehr auch als Leistungssport dargestellt werden. Jeder, der mal ein Rennen gefahren ist, weiß wie hart diese 3 Minuten sind, die man „nur bergab rollt“. Ein guter Downhiller muss nicht nur wie ein Rennradfahrer gut trainiert sein, er muss nebenbei noch die Strecke auswendig lernen, das richtige Material und Set Up wählen, seine Linie Treffen und dabei noch Sturzfrei bleiben. Die Fahrtechnik wird in Kombination mit der Ausdauer oft unterschätzt, leider.“

Rennergebnisse zählen bei den Sponsoren scheinbar nur, wenn man im Weltcup in die Top20 fährt – wie kommst Du finanziell klar?

„Wie schon erwähnt lebe ich derzeit von der Hand in den Mund und das meistens auf „Pump“. Das reimt sich sogar.“

Lieber im Weltcup 80. werden oder beim IXS-Cup ganz weit nach vorne fahren?

Beides! Die Erfahrung vom Worldcup sind unglaublich hilfreich für die Rennen des IXS CUP. Top 80 im Worldcup ist schon ziemlich schwer, auch für die Fahrer, die im IXS CUP schon weit nach vorne gefahren sind.

Manche Fahrer konzentrieren sich eher auf Filmsegmente oder werden Fotofahrer – ist das was für Dich, oder bist Du Racer durch und durch?

Derzeit bin ich unglaublich viel am Filmen, wie unten erkennbar. Man kann mich für fast alles begeistern. Racen ist mir natürlich immer noch am liebsten. Um das Mountainbiken jedoch auf irgendeine Weise beruflich oder „professionell“ zu betreiben, braucht man mehr als nur gute Ergebnisse, sodass man da eh nicht drum herum käme.
MTB-News: Wenn Du ein Segment drehen dürftest – an welchem Spot wölltest Du fahren?
Mich reizt ja immer noch so ein kanadischer Wald mit einem ganz frischen Downhill Track, fette Kurven, dicke Sprünge und anspruchsvolle Wurzelpassagen. North-Shore style halt.

MTB-News: Hannover ist nicht gerade als MTB-Mekka bekannt. Wo fährst Du hauptsächlich?

Das denken die meisten, aber Hannover ist ein ziemliches MTB-Mekka. So gut wie wir im Deister fahren können, kann man es fast nirgends in Deutschland. Ich habe nun ja auch schon einiges an Home-Trails gesehen und bin dadurch von meinem Trainingsgelände noch mehr überzeugt. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Während der Saison schaffe ich es jedoch recht selten dort zu fahren, weil ich entweder auf irgend einem Event bin oder eben im Auto auf dem Weg dort hin.

Lieblingsstrecke? Auf was für Streckentypen stehst Du?

„Bad Wildbad, schnell und rumpelich.“

Liteville ist nicht der typische Sponsor für DH-Racer – wie kommst Du an die Räder aus Tacherting?

„Bei einem Besuch auf La Palma hat mich Daniel Schäfer mit an Board geholt. Die Freeride Bikes sind durchaus Downhill tauglich und das Gewicht spricht ja nun für sich.“

Du bist einen Tag im Bikepark – die ganze Zeit auf der DH-Strecke oder auch mal Droppen, NorthShores fahren und Jumplines durchflowen?

„Am liebsten den ganzen Bikepark nutzen. Ich würde alles einmal ausprobieren und die geilsten Lines kombinieren.“

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MTB-News: Gehst Du denn viel DirtJumpen?

„Leider nein, So Mekka ist dann Hannover doch wieder nicht, uns fehlt es an einem vernünftigen Dirtspot oder Pumptrack. Aber ich mache es eigentlich sehr gerne.“

In La Bresse haben wir einen Onefooted Tabletop von dir gesehen – was gibt dein Trickrepertoire her?

„Naja, also viel mehr ist da auch nicht drin. Ich mache noch ganz gern nen X-up oder Onehand. Zudem bin ich die ganze Zeit am 360° dran, aber irgendwie scheine ich nicht die Eier zu haben das Ding mal auf einem ordentlichen Dirt raus zu hauen. „

Wie sieht denn dein Trainingsplan aus? Und was macht überhaupt einen guten DH-Racer?

„Viel Fahren und viel Racen. Viele Rennen sind eine gute Grundlage für einen „Racer“ ;). Natürlich sollte man auch nicht zu engstirnig unterwegs sein und denken, dass wenn man nur Downhill fährt man am schnellsten fährt. Keine Scheu vor Cross-Country, Enduro oder Dirt und Street. Umso mehr man das Radfahren im Unterbewusstsein beherrscht, desto besser kann man sich auf die Linie und Geschwindigkeit konzentrieren. Ich versuche ziemlich abwechslungsreich unterwegs zu sein und auch mal Ruhepausen einzulegen. Ohne Regeneration keine Leistungssteigerung.“

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MTB-News: Was macht ein gutes Rennwochenende?

Viel Spaß und ein gutes Ergebnis?

Was ein schlechtes?

Wenig Spaß und ein schlechtes Ergebnis? (lacht)

Der beste Sport neben Biken?

Badminton und Laufen.

Was ist wichtiger auf Rennen: Ein eigener Fotograph oder ein eigener Mechaniker?

Für mich wäre ein eigener Fotograf wichtiger, sodass man nach dem Rennen seinen Sponsoren einen Bericht mit benutzbaren Bildern liefern kann. Das Werkeln am Rad bekomme ich bis Dato auch ganz gut alleine hin. Und ob der Mechaniker schraubt und ich warte, weil kein Bike da ist, oder ich selbst Hand anlege, ist zeitlich gesehen kein Unterschied.

Die drei besten Bike-Movies?

Sprung 5, Earthed 5, 3 minute gaps

Ein Fahrer, der Dich besonders inspiriert?

Vom Fahrtstil würde ich Daniel Schäfer, vom Racen Greg Minnar antworten.

Deine sportlichen Ziele für 2012?

So viele Worlcups wie möglich und zu den Top 5 in Deutschland gehören.

Wenn die Sache mit dem Profi-Dasein nichts wird, was gehst Du als nächstes an?

„Ich möchte ein Sportstudium auf Lehramt anfangen. Das ist ein solider Job, von dem ich denke, dass er mir am meisten Freude bereiten könnte. Zudem kann man mit einem Sportstudium auch mal Alternativen zum Lehramt gehen.“

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MTB-News: Wenn du unseren Usern zum Abschluss noch einen Tipp geben würdest, um im Rennen weiter nach vorne zu fahren, welcher wäre es?

„So viel Strecken wie möglich fahren, zum Beispiel mal den 601 am Gardasee. Das bringt einem noch mehr Kontrolle über das Rad. Und Enduro ist auch ne tolle Sache, sprich auch mal 7-10 Minuten Trails mit kleinen Anstiegen oder flachen Stücken Vollgas durchfahren. Übrigens schauen die meisten auch noch zu nah vors Vorderrad, also lieber wie beim Autofahren, vorausschauendes Fahren. Denke das hilft ;)“

Ein paar Schnellschüsse:

Twentyniner sind… noch experimentell.

E-Bikes findest Du… schwul, außer für alte Menschen.

Steve Peat ist… eine Legende im Downhillsport.

Getriebebikes sind… nicht die Zukunft.

Partytyp oder Trainingstier? Partytyp mit Gewissen.

Print oder Digital? Digital.

iPhone oder Android? I don’t care.

MTB-News: Nach so viel Informationen hast Du gerade auch noch was neues für die Augen am Start – mit wem hast Du gefilmt, was gibt es zu sehen?

„Daniel Schäfer stellte den Kontakt zwischen Jan Zander und mir her. Begründung: „Wir könnten uns verstehen.“ Man traf sich mal für ein paar Aufnahmen und nach ein bisschen rumalbern entstand die Idee eines Fahrerprofils. Und genau das kann man nun sehen. Wir sind jetzt seit Mitte des Jahres am Filmen und Jan und Ich haben versucht alle Facetten des Radfahrens einzufangen, die ich so lebe. Magura ist dann als Hauptsponsor mit an Board gekommen, sodass die ein oder andere Idee durch finanziellen Hintergrund umsetzbar gemacht wurde. Ich hoffe es bereitet euch Freude und dem Herrn Zander gelingt dadurch der Durchbruch nach Hollywood…“

Vielen Dank für das Interview – wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg – bevor wir uns den Clip anschauen, gehören die letzten Worte Dir!

„Ja auch ich bedanke mich für das Interview. Ich hoffe es hat euch gefallen. Ride on!“


Dario Jasper Jauch – Der Edit von soul_ride auf MTB-News.de

  1. benutzerbild

    Spirit_Moon

    dabei seit 09/2010

  2. benutzerbild

    hoerman2201

    dabei seit 06/2005

    sehr angenehmer zeitgenosse und ein schönes interview.

    eine sache muss ich allerdings etwas revidieren:
    "bike mekka HANNOVER" ist deutlich übertrieben...

    hab schon einige städte bereist und bis auf den bayerischen wald (was keine stadt ist), gibt es nur ein bike mekka und das ist freiburg..

    letztlich die einzige deutsche stadt, wo du mehrere bis zu 1250m hohe berge direkt vor der haustür hast. was ich in hannover gesehen habe, war sehr liebevoll gebaut, aber kommt keineswegs an den schwarzwald hier ran. hier radel ich aus der garage in 20 min zum hometrail, ohne auto

    grüße

    so lange ???
    der großteil der biker wohnt am waldrand oder in der unmittelbaren nähe zum deister.
    wir brauchen 5 min zum homespot.
    und die vielzahl der trails spricht nunmal für sich .
    wir nennen unser revier liebevoll klein-pds , da sich ein trail an den anderen anschließt.

    das wir von den höhenmetern begrenzt sind, ist klar.
    aber auf so einer relativ kleinen fläche sucht die trailhäufigkeit seinesgleichen.
  3. benutzerbild

    illstuff

    dabei seit 06/2006

    Jasper steht nun auch zur Wahl zum Mountainbiker des Jahres, finde das sollte unterstützt werden, meine Stimme hat er bereits:
    http://www.actionsportsawards.de/Mountainbiken.htm

  4. benutzerbild

    stefan1981

    dabei seit 09/2010

    so lange ???
    der großteil der biker wohnt am waldrand oder in der unmittelbaren nähe zum deister.
    wir brauchen 5 min zum homespot.
    und die vielzahl der trails spricht nunmal für sich .
    wir nennen unser revier liebevoll klein-pds , da sich ein trail an den anderen anschließt.

    das wir von den höhenmetern begrenzt sind, ist klar.
    aber auf so einer relativ kleinen fläche sucht die trailhäufigkeit seinesgleichen.

    aber nur bis zum ausgangsmilie
  5. benutzerbild

    Dimanh

    dabei seit 11/2012

    hallo,
    Ich wohne ebenfalls in Hannover und fahre Dirtbike... am nördlichen Rand von Hannover ist ein eine echt geile dirt Strecke.. man kann.immer im kreis fahren muss also nicht absteigen oder erstmal wieder zum start fahren.oder schieben smilie
    wer Intresse hat mal mit zu kommen kann mir ruhig schreiben smilie
    mfg.

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